Der Montag danach.
Ein Beachvolleyball-Turnier ist wie eine atemberaubende Reise durch eine Welt voller Emotionen – und dann ist sie plötzlich zu Ende.
von Ninja Priesterjahn
Ich wache auf. Stille. Kurz sortieren. Irgendetwas fehlt. In meinem Bauch spüre ich nicht mehr dieses leichte Kribbeln. Vorfreude und Anspannung sind einer gewissen Leere gewichen. Jetzt bloß nicht ganz wach werden. Ich schließe die Augen wieder und sehe den Sand, das Netz, spüre den Wind und höre die Musik.
Ein paar Tage im hier und jetzt
„Achtung auf lange Bälle, deine Mitte, weht zu mir, du Kopf.“ Die Taktiken vom Vortag schwirren durch die Gehirnwindungen. Momentaufnahmen spielen sich wie eine Diashow im Kopf ab: Der eine Ball, der eigentlich unerreichbar schien, und den man trotzdem noch bekommen hat, der Augenblick, indem dein Partner den entscheidenden Ball zum Punkt verwandelt und du so dankbar warst, dass du ihn in deiner Umarmung fast zerquetschst hast.
Nach einem Beachvolleyball-Turnier ist der Kopf voller Szenen. Das gilt für die German Beach Tour mit ihren Geschichten aus Düsseldorf und die FIVB World Tour in Xiamen genauso wie für das Fun-Turnier vor der eigenen Haustür. So viele Emotionen haben Bauch und Herz aufgewühlt und jetzt ist Montag und wir sollen einfach in den Alltag übergehen?
Es ist egal, ob wir als Spielerin, Schiedsrichter, Turnierveranstalter, Stadionsprecherin, DJ, Fotograf, Ballkind, Kommentatorin oder als Zuschauende dabei sind. Wir alle leben für eine Weile ganz und gar in der Gegenwart. Es gibt keine To-Do-Liste, keine mittel-bis langfristige Lebensplanung. Es gibt nur den Moment. Als Zuschauer starren wir gebannt auf das Geschehen und fiebern dem Ende des Ballwechsels entgegen, während wir uns als DJ bereits überlegen, welches Lied wohl zu dieser Aktion passen könnte. Als Schiedsrichter sind wir hoch konzentriert, immer bestrebt, das Spiel souverän und fehlerfrei zu leiten und als Journalistin sauge ich die Szenen in all ihren Facetten auf, um sie in die Worte zu fassen, die dem Augenblick in seiner Gesamtheit gerecht werden könnten.
Wie eine Klassenfahrt, die zu Ende geht
Dann ist es vorbei. Während der Abend noch von einer bleiernden aber zufriedenen Müdigkeit begleitet wird, schwingt am Tag danach eine gewisse Traurigkeit mit. Ich scrolle durch Instagram und die vielen Einträge zeigen mir, dass es euch genauso geht. Mit unseren Posts, Fotos und Videos versuchen wir, die emotionalen Erlebnisse zu konservieren.
Ich drehe mich im Bett noch einmal um. Bloß nicht aufstehen. In dem Moment, in dem ich mir das Frühstück zubereite und meinen Laptop öffne, nähere ich mich unweigerlich der Realität: Wochenplanung, E-Mails und Calls drängen die Gefühle, die mir gestern noch ein breites Lächeln aufs Gesicht gezaubert haben, vehement zur Seite. Es ist ein bisschen so wie als Schulkind, wenn die Klassenfahrt beendet war. Wo seid ihr alle? Lasst uns bald wieder losfahren!

Foto: Janine Braun
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