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Vielleicht ist es wichtig.

vorlesen lassen.

Viel zu viel Arbeit und zu wenig Zeit.
Studiert, praktiziert bringt Erhabenheit.
Leidende Seelen in kranken Körpern,
Ärzte sehen sie täglich.
Dass sie mich nicht hören,
verstehe ich wirklich.
Und trotzdem: Es stört mich.

Wiederholt fülle ich dieselben Formulare aus,
beantworte die immer gleichen Fragen,
auch wenn ich merke, dass meine Antworten die
verschiedenen Ohren nur im Vorbeigehen streifen.
Ich spüre, dass ich noch andere Antworten geben möchte.

Antworten auf Fragen, die nicht gestellt werden.
Die nicht gestellt werden können.
Denn all das Studieren, Praktizieren und Erhaben sein ersetzt nicht das Wissen, das ich über meinen Körper habe und das in meinem Leben, in diesem Moment vielleicht den Unterschied macht.

Vielleicht ist es nicht wichtig.

Viel zu viel Arbeit und zu wenig Zeit.
Ich verstehe das wirklich.
Und trotzdem:
Es stört mich.

Ich liege im Bett mit zwei Plastiktüten.
Jemand rollt uns zum Aufzug,
wir fahren hinauf.
Angst beginnt in meinem Herzen zu wüten.
Wir stehen im Gang,
jemand drückt einen Knopf
und die Tür springt auf.

Ernste Augen blicken mich an.
Eine Stimme spricht, sie ist eindringlich sanft:
„Was ich sage ist wichtig und du bist es auch.
Ich bin für dich da. Wenn du mich brauchst.“

All das sagt diese Stimme, nur durch ihren Klang.
Ihre Worte erklären mir, was jetzt geschieht.
Entscheiden darf ich,
auch wenn das, was ich will
nicht ist, was sie mir riet.

Zwei Augen blicken mich mitfühlend an.
Vorsichtig, fast schon wie zufällig,
streicht eine Hand meine Wange entlang
und trocknet die Tränen auf meinem Gesicht.

Es wäre so leicht, mir nicht zuzuhören.
Und meine Angst einfach abzutun.
Ich könnte das total verstehen.
Diese Stimme, Augen und Hände haben all das
ja schon so oft gesehen.

Viel zu viel Arbeit und zu wenig Zeit.
Doch keine Spur von Erhabenheit.
Die Stimme stellt sich nicht über mich.
Sie stellt sich neben mich, hinter mich.
Spannt ein Schutzschild um mich herum.
So als wär das, was ich fühle ganz sicher nicht dumm.

Manchmal reicht es, wenn nur eine Person Sicherheit schenkt
in einer Situation größter Unsicherheit.

Liebe Ärzte und Ärztinnen, bitte denkt daran, gerade in Krankenhäusern.

Manchmal ist es wichtiger, sich gehört, gesehen und verstanden zu fühlen, als eine perfekt ausformulierte Diagnose zu erhalten.

Disclaimer

Ich habe schon viele unschöne Erfahrungen in Krankenhäusern und Arztpraxen gemacht. Es wäre leicht, sie hier zu teilen, damit wir uns gemeinsam darüber empören können. Ich teile diese Erfahrung, weil sie zeigt: Es kann auch anders sein.
Kategorie everyday stories

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