Ein Wort, wie ich es höre
Dieses Wort ist verachtend, es fühlte sich furchtbar an, das zu hören und dann noch zu versuchen drüberzuhören und weiterzuspielen.
Mixed Volleyball ist ein schwieriges Terrain. Mann und Frau spielen gegen Mann und Frau. Es gibt Ressentiments, Unsicherheiten, Überlegenheiten und viele unausgesprochene Regeln, die Spielraum für Interpretationen lassen. Die Ansichten können sowohl zwischen den Teams als auch innerhalb eines Teams unterschiedlich ausfallen. Wenn ich an einem Mixed-Turnier im Beachvolleyball teilnehme, weiß ich, dass es Situationen geben wird, die mich, meinen Partner und auch das gegnerische Team herausfordern. Irgendjemand ärgert sich eigentlich immer, sei es, weil der Mann zu viele zweite Bälle gespielt hat, weil er auf die Frau gespielt hat, weil er nicht auf die Frau gespielt hat oder auch, weil er aufgehört hat zu spielen, nachdem er aus Versehen die Frau getroffen hat.
Ich dachte, ich hätte mich verhört
Ich glaube, für Männer ist Mixed Volleyball mindestens so schwierig wie für uns Frauen. Meistens gehe ich am Ende mit einem Schmunzeln vom Feld und kann die Begegnungen relativ schnell abhaken, denn ich weiß: Alle geben ihr Bestes und im Eifer des Wettbewerbs kann es einem schonmal davontragen. Dieses Mal habe ich leider etwas erlebt, das ich nicht weg schmunzeln kann, das in meinem System weiterarbeitet und das ich aufschreiben muss, weil ich hoffe, dadurch ein Bewusstsein zu schaffen, damit so etwas nicht noch einmal passiert – egal ob auf dem Beachvolleyball-Feld oder anderswo: Unsere Gegner hatten ein sehr gutes Verteidigungssystem, also habe ich mir überlegt, Bälle einzustreuen, die außerhalb des gewohnten Systems laufen.
Zwei Mal spielte ich aus einer längeren Rally einen zweiten Ball rüber, beide Male war es ein Punkt. Mein Verdacht, dass das Team außerhalb des geordneten Rhythmus etwas schlechter organisiert ist, bestätigte sich. Als ich den Ball ein drittes Mal probierte, sagte der Mann im gegnerischen Team: „So ein Fotzenball.“ Ich dachte, ich hätte mich verhört.
Ein Wort, das etwas auslöst
Mal abgesehen davon, dass dieser Ausdruck in keinem Verhältnis zu dem steht, was wir da machen, während wir bei einem Fun-Turnier zocken, ist das ein Wort, das einiges auslöst. Nach dem Spiel sprach ich ihn darauf an. Er entschuldigte sich nicht, sondern erklärte mir, dass er ja nur den Ball gemeint hatte und nicht mich und ich das eigentlich auch als Kompliment verstehen könne. Weil mich das sehr irritiert hat und ich auch von anderen Personen die Rückmeldung bekam, da müsse ich „drüberstehen“ oder solle es einfach „abhaken“, möchte ich gern etwas näher erläutern, was bei mir passiert, wenn ich dieses Wort – so wie es gesagt wurde – höre: Dieses Wort ist ein grobes Schimpfwort gegen Frauen und eine sexistische Beleidigung. Es drückt größtmögliche Abwertung aus. Ein Mann, den ich überhaupt nicht kenne, benutzt während eines Spiels, indem er mir als Frau zudem körperlich überlegen ist, diese abwertende Bezeichnung meines Geschlechtsorgans, um mich (oder wie er sagt, ja nur den Ball, den ich gespielt habe) zu beleidigen, auch wenn er behauptete, darin ein Lob versteckt zu haben. Tut mir leid, ich kann es nicht finde. Ich habe diese Aussage als übergriffig und degradierend empfunden. Dieses Wort ist verachtend, es fühlte sich furchtbar an, das zu hören und dann noch zu versuchen drüberzuhören und weiterzuspielen.
Eigentlich wollte ich in dem Moment nur noch weg und am schlimmsten finde ich, dass ich erstmal den Mund gehalten habe, und versucht habe, das während des Spiels mit mir selbst auszumachen, während in mir ganz viele Gefühle miteinander stritten, unter anderem eines, das sagte, ich würde übertreiben. Dieses Gefühl meldete sich auch, als ich ihn nach dem Spiel ansprach und eben keine reflektierte Entschuldigung, sondern die oben genannten Plattitüden als Reaktion erhielt.
Ein Gefühl sagte, ich übertreibe
Es ist mir egal, ob wer auch immer das liest, so eine Ausdrucksweise als normal erachtet. Es ist nicht ok und ich bin nicht bereit, das einfach passieren zu lassen ohne es zu kommentieren. Abwertende Bezeichnungen wie „Fotze“ und „Schlampe“ sind als Beleidigung vom § 185 des Strafgesetzbuches abgedeckt. Wenn jemand dieses Wort in der Öffentlichkeit benutzt, so dass es auch andere Menschen hören können, ist das laut Gesetz ein Straftatbestand der Beleidigung. Es ist nicht ok. Es gehört weder auf den Sportplatz noch sonst irgendwohin. Wenn ihr so etwas hört, sagt bitte direkt etwas. Vertraut dem Gefühl, das sich in euch regt, dass ihr euch dadurch abgewertet und beleidigt fühlt. Und zum Abschluss möchte ich mich bei der Spielpartnerin des Mannes bedanken, denn sie hat direkt etwas zu ihm gesagt und sich später auch noch einmal entschuldigt. Das fand ich sehr schön und ziemlich traurig zugleich.