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Eine Reise in Vergangenheit und Gegenwart zugleich

Eines Tages hatte ich etwas Zeit übrig. Eine meiner Verastaltungen fiel aus. Also setzte ich mich spontan in eine Gastvorlesung. Irgendetwas mit Kora stand auf dem Aushang. Ein Mädchenname soll irgendwas mit Musik zu tun haben? Das klang zugleich spannend wie komisch. Im Saal dann präsentierte sich eine Frau mit einem ungewöhnlichen Instrument und einer faszinierenden Ausstrahlung. Die Gastdozentin - Sona Jobarteh. Nachdem sie ausführlich sich und das Instrument vorstellte und von der Tradition des Instrumetenspiels erzählte, Fragen beatwortete etc, zeigte sie endlich wie das Instrument gespielt wird.

Als die ersten Töne erklangen, wurde es ganz still im Saal. Stiller als vorher schon. Aus gespanntem Zuhören wurde fasziniertes Lauschen. Einige, inklusive mir, legten sogar verträumt den Kopf in die Arme. So wie bei sehr guten GeschichtenerzählerInnen, die von zauberhaften Welten berichten. Verzaubert von einem einzigen Instrument - der Kora.

Die Künstlerin

Die Dozentin, Sona Jobarteh, ist eine hochengagierte Musikerin und Gründerin der Schule The Gambia Academie, in der Schüler/innen neben den normalen Schulfächern auch speziellen kulturell-historischen Unterricht bekommen. Wie das genau aussieht kann man hier erfahren:

https://sonajobarteh.com/the-gambia-academy (Öffnet in neuem Fenster)

Sona wuchs in einer durch und durch von Musik geprägten Familie auf. Einer Griot-Familie. Griots sind traditionell gambische/westafrikanische Musiker, die das kulturelle Wissen durch eine Art musikalische Geschichtenerzählung und den Bau von Koras weitergeben. Dieser Beruf kann quasi ausschließlich vererbt werden. Normalerweise wird diese Rolle nur vom Vater zum Sohn übertragen. Mit Sona wurde mit dieser strikten Tradition ein kleines bisschen gebrochen um wiederum die Tradition zu erhalten und natürlich weil sie das Kora spielen unbedingt erlernen wollte. Genau das lernte sie von ihrem, in Westafrika berühmten, Großvater Amadou Bansang Jobarteh (Öffnet in neuem Fenster), ebenfalls ein sehr bekannter und spannender Kora Musiker.

https://www.youtube.com/watch?v=AKUli8v4i54 (Öffnet in neuem Fenster)

Die Kora - Das Instrument

Die Kora wird aufgrund der Bau- und Spielweise zur Gattung der Harfeninstrumente gezählt. Sie besteht aus einem großen Kürbis/Kalebasse als Klangkörper, der mit einem Fell überspannt ist. Über einen langen Steg sind die Saiten gespannt, ähnlich wie bei einer Gitarre. Zwei kürzere Holzstege links und rechts der Saiten dienen als Halterung für die Hände. Positioniert wird das Instrument auf dem Schoß, die Saiten schauen dabei zum/r Spieler/in, die Hände an den kurzen Stegen. Gespielt wird mit allen Zehn Fingern. Welche Finger genau was spielen kann ich nicht mehr mit Sicherheit wiedergeben. Aber grob lässt sich sagen, einige Finger spielen die Basslinie, aka Basso Continuo, einige die Grundmelodie und andere wiederum improvisieren darüber eine weitere Melodie. Das erfordert natürlich eine gute Konzentrationsfähigkeit und viel Übung.

Das Album  Fasiya = das Erbe (VÖ 2014)

Im Grunde ist das ganze Album eine zusammenhängende Erzählung über die kulturellen und sozialen Zusammenhänge von Gambia. Mit der Intention Gambier in ihrer Kultur zu bestärken und alle anderen auf die kulturelle Schönheit des Landes aufmerksam zu machen. Das erste Lied fungiert dabei als Prolog und das letzte als Epilog. Die Sprache ist vermutlich Mandinka, die dort am häufigsten gesprochene Sprache.

Zu hören sind Gesang, Kora und eine Band aus modernen Instrumenten: E-Gitarre, Drums, E-Bass, und einer größeren Bandbreite an traditionellen afrikanischen Instrumenten: Foulani (Flöte), Balafon (ähnlich Xylofon), verschieden Trommeln/Djembes, Udu (spezielle Trommel aus Ton), Kalebasse (Shaker), Nyanyero (Kürbisgeige mit einzelner Saite), Karinyan (metallischer Klangstab).

Von der Schönheit, Stärke und Sanftheit Sonas Stimme nicht zu schweigen, klingt das gesamte Album wie eine unendliche Geschichte, Sommer in Gedanken, Sommer im Herzen - am Lagerfeuer. Alles in allem wirkt es wie magisch.

Eine kleine Anekdote zum Schluss: Eines gemütlichen Abends mit Freunden spielte ich die CD im Player auf Repeat - ohne es jemanden zu sagen. Niemand bemerkte die Wiederholungen. Jeder empfand die Musik als sehr, sehr angenehm und es wurde einer der harmonischsten Abende  aller Zeiten.

Mehr Infos und Anhören: sonajobarteh.com (Öffnet in neuem Fenster) und auf discogs.com (Öffnet in neuem Fenster) oder auf Youtube (Öffnet in neuem Fenster)

https://music.youtube.com/watch?v=Vr_Q8Ns3gb8&list=OLAK5uy_lpMtGuPhwqlGNIldjdc8ED-8cpwnWkdx8 (Öffnet in neuem Fenster)

Habt einen guten Sommer!

Joe

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