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1250 Jahre Westfalen- LWL-Kulturstiftung fördert in Münster acht Kulturprojekte mit rund 356.000 Euro
Gefördert werden u.a. Projekte von Thomas Nufer, dem Verein Linse, der Verein RESET mit „Baddabäm. Show für parapolitische Abendunterhaltung" und eigene Projekte des LWL, an die 116.000 Euro der Gesamtfördersumme fließen.
Die Kulturstiftung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) vergibt eine Förderung in Höhe von 356.234 Euro an acht Projekte in Münster. Davon gehen 70.000 Euro an das LWL-Museum für Kunst und Kultur für die Sonderausstellung „Otto Mueller" und 286.234 Euro an Projekte des Förderschwerpunktes „1250 Jahre Westfalen", die das Jahr 2025 mit ihren Kulturveranstaltungen und -angeboten bereichern.
„Das Westfalenjubiläum steht im kommenden Jahr im Mittelpunkt unserer Aktivitäten. Wir freuen uns über die vielfältigen Projekte. Kultur kann ein Anker in diesen unruhigen Zeiten sein. Gemeinsam wollen wir die Geschichte der Region von verschiedenen Seiten beleuchten, sie in den gegenwärtigen Kontext stellen und Impulse für die Zukunft setzen. Würdigen und feiern möchten wir das Jubiläum mit den Menschen vor Ort, denn sie sind Westfalen", sagt Dr. Georg Lunemann, in seiner Doppelfunktion als Direktor des LWL und Vorstandsvorsitzender der LWL-Kulturstiftung.
In der aktuellen Vergaberunde unterstützt die Stiftung insgesamt 30 Kulturprojekte in Westfalen-Lippe mit rund einer Million Euro, darunter Ausstellungen, Veranstaltungsreihen aus den Sparten Literatur, Kunst, Kabarett und Kulinarik sowie Medienprojekte und Vorhaben zur Landeskunde. Zur ersten Antragsfrist 2024 setzte die Stiftung einen Schwerpunkt auf das Thema "1250 Jahre Westfalen": So tragen 29 der bewilligten Projekte nun zum Projektportfolio für das Westfalen-Festjahr bei. Zusammen mit bereits 15 zuvor zugesagten Vorhaben vervollständigen sie das Kulturprogramm zum Jubiläumsjahr 2025 „1250 Jahre Westfalen", für das sogar Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Schirmherrschaft übernommen hat. Die Stiftung der Sparkasse Münsterland Ost fördert das Kulturprogramm im Rahmen ausgewählter Projekte in Münster und im Kreis Warendorf. Dem Kuratorium der LWL-Kulturstiftung lagen in der vergangenen Sitzung 47 Anträge auf Projektförderung vor.
Wie wurden Westfälinnen und Westfalen und die Kultur der Region im Laufe der Jahrzehnte im Film wiedergegeben? Welche Geschichten und Stereotype transportierten Filme? Wie veränderten sich westfälische Filme über die Jahrzehnte? Anlässlich des Jubiläums „1250 Jahre Westfalen" widmet sich die Filmreihe „Drehbuch Geschichte: Typisch westfälisch? Filme aus und über Westfalen" der Darstellung Westfalens im Film. Der Verein Die Linse erhält dafür 8.300 Euro. Acht moderierte Filmforen zeigen mit ausgewählten Beispielen die Breite und Qualität des Filmschaffens in und über Westfalen und nehmen Filmproduktionen in den Blick, die Westfalen darstellen oder in der Region entstanden sind.
Die an vier Orten in Westfalen zu sehende „Baddabäm! Show für parapolitische Abendunterhaltung" vom Verein Reset wird mit 47.394 Euro unterstützt. Das Team unter der Leitung von Ruth Messing und Jonas Riemer greift gesellschaftlich relevante Themen auf, bricht global-gesellschaftliche Diskurse auf einen regionalen Kontext herunter und regt zeitgenössische Debatten an: u.a. „From Bocholt to Bangladesh. Produktionsbedingungen und Konsum der Mode" und „Reichtum in Westfalen. Wie gerecht ist erben?". Die Bühnenshow verbindet kreativ und innovativ Journalismus, Wissenschaft, Politik, Kabarett und Kunst. So sollen die szenischen, musikalischen, literarischen, tänzerischen oder multimedialen Beiträge informieren und unterhalten, aber auch zum Nachdenken und zur eigenen Meinungsbildung anregen.
Welche Gesichter und Geschichten prägen die Münsterländer, Sauerländer, Südwestfalen, Ostwestfalen, Lipper und „Pottis"? Was ist typisch westfälisch? Der mit 11.900 Euro geförderte Podcast „Genau! Westfalen!" der LWL-Kulturabteilung setzt sich mit der westfälischen Identität auseinander. Moderatorin Claudia Linzel interviewt in dem Special der Podcast-Reihe „Die Leichtigkeit der Kunst" Menschen, die aus Westfalen-Lippe kommen oder dort wirken. Jede Folge vertieft durch ein Gespräch mit Expertinnen oder Experten einen Aspekt von „Industrie & Transport" über „Kunst & Kultur" bis hin zu „Natur & Tourismus".
Etwas auf die Ohren gibt es auch bei der Podcast-Serie „Untold Stories - Westfalens verborgene Geschichte(n) erzählen", für die das LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte 46.140 Euro erhält. Wissenschaftlich fundiert widmen sich die zwölf Folgen in Werkstatt- und Vorort-Gesprächen mit Kulturschaffenden wenig bekannten Geschichten, die gesellschaftliche Fragen und gegenwärtige Debatten aufgreifen. Im LWL-Medienzentrum entstehen Erzählungen, die zwischen Interview und Feature wechseln und für eine breite Hörerschaft konzipiert sind: für interessierte Laien und Fachleute, die Impulse zum Weiterdenken, aber keinen reinen Wissenschafts-Podcast erwarten.
Die vom Münsteraner Thomas Nufer initiierte Veranstaltungsreihe „Die Nacht der toten Dichter" des Vereins Fiktiver Alltag lädt zu Open-Air-Veranstaltungen in der Abenddämmerung ein: Schauspielerinnen und Schauspieler geben verstorbenen westfälischen Dichterinnen und Dichtern eine Stimme: In Kostümen mischen sie sich unter das Publikum und rezitieren im Schein von Fackeln, Kerzen und Petroleumlampen Texte von Annette von Droste-Hülshoff, Hermann Landois, Peter Hille und Christian Dietrich Grabbe. Ein scheinbar ungeladener KI-Replikant aus dem Jahr 2035 gesellt sich dazu und erzählt vom Westfalen der Zukunft. Eine der mit 18.000 Euro geförderten Veranstaltungen findet im LWL-Museum für Naturkunde in Münster statt.
Zeitgenössische künstlerische Positionen und facettenreiche Blicke auf die Region bieten die „LWL-Kulturstipendien 2025 - neue Impulse aus der Freien Szene für Westfalen-Lippe". Für die Realisierung der fünf zehnmonatigen Stipendien für freie Kulturschaffende erhält die LWL-Kulturabteilung 75.000 Euro. Eine ausgewählte Fachjury vergibt die Stipendien spartenübergreifend und nach den Kriterien der Vielfalt sowie einer möglichst ausgewogenen Verteilung zwischen Stadt und Land innerhalb der Region. Die Stipendienzeit ist flankiert von einem Artist Talk, Besuchen von Einrichtungen der Freien Szene und Ateliers sowie einer Abschlusspräsentation, bei der die Stipendiatinnen und Stipendiaten ihre Arbeiten und ihre persönlichen und künstlerischen Perspektiven auf Westfalen zeigen.
Das Theaterpädagogik-Kollektiv Mensch: Theater! - unterwegs (Kappelrodeck) und das Tanztheater bodytalk (Münster) entwickeln gemeinsam mit Mitwirkenden aus dem ländlichen Raum das Musical "Westfalen Side Story", das mit 79.500 Euro unterstützt wird. Dabei fungieren die beiden Compagnien als Expertinnen für Theaterproduktion und die etwa 20 Teilnehmenden als Experten für das Leben junger Menschen außerhalb der urbanen Zentren. Beide Gruppen erarbeiten die Produktion gleichberechtigt, die vom Leben junger Menschen auf dem Land handelt. Das Musical "Westfalen Side Story" wird 2025 - auch in Auszügen - in ganz Westfalen und insbesondere im ländlichen Raum aufgeführt.
Die Ausstellung „Otto Mueller", für die das LWL-Museum für Kunst und Kultur eine Fördersumme von 70.000 Euro erhält, wirft von September 2024 bis Februar 2025 einen neuen, kritischen Blick auf das Werk des expressionistischen Künstlers Otto Mueller (1874-1930). Obwohl seine Arbeiten heute in vielen internationalen Kunstsammlungen vertreten sind, fehlte bisher eine kritisch-analytische Gesamtschau seines Schaffens. Anlass der Ausstellung ist der 150. Geburtstag des in Schlesien geborenen Künstlers am 15. Oktober 2024. Zu sehen sind alle Schaffensphasen und Themen des Malers und Lithografen. Ergänzend zu Muellers Werken werden Künstlerinnen und Künstler gezeigt, die sich kritisch mit Muellers Schaffen auseinandergesetzt haben und eine andere Perspektive einnehmen.
Bei der LWL-Kulturstiftung können zu zwei Terminen im Jahr Anträge auf Projektförderung gestellt werden. Die Antragsfristen sind der 28. Februar und der 31. August eines jeden Jahres. Kulturschaffenden wird eine vorherige Beratung empfohlen, die auch telefonisch und als Online-Meeting angeboten wird. Eine Auflistung aller geförderten Projekte bietet die Internetseite der LWL-Kulturstiftung: http://www.lwl-kulturstiftung.de. (Öffnet in neuem Fenster)
Hintergrund
Seit 2004 hat die LWL-Kulturstiftung 463 Projekte mit rund 40,3 Millionen Euro unterstützt. Seit 2021 ergänzt die Stiftung ihre Fördertätigkeit mit inhaltlichen Sonderprogrammen zu aktuellen und kultur- und gesellschaftsrelevanten Schwerpunkten. Im Fokus der Stiftung stehen grundsätzlich spartenübergreifende Netzwerkprojekte aus den Bereichen Bildende Kunst, Musik, Theater, Literatur, Film, Digitales und landeskundliche Forschung. Mit ihren Förderungen stärkt die LWL-Kulturstiftung Kunst und Kultur in Westfalen-Lippe, unterstützt Kooperationen und schafft kulturelle Mehrwerte in der und für die Region. Aufgrund ihrer fördernden und beratenden Tätigkeit ist die Stiftung zu einer starken Partnerin für Kulturverantwortliche und Kulturschaffende in Westfalen-Lippe geworden.
Bild: Selbstreferentielle Förderung?: Gefördert aus den Mitteln der LWL-Kulturstiftung werden u.a. eine Ausstellung das LWL-Museums für Kunst und Kultur über Otto Müller, ein Podcast des LWL-Instituts für westfälische Regionalgeschichte und ein weiterer Podcast „Genau Westfälisch!" der LWL-Kulturabteilung