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Achillesferse Software

Krankenhäuser sollten E-Rezepte ausstellen können - können es aber meistens nicht

Das Universitätsklinikum Münster steht für Spitzenmedizin in der deutschen Krankenhauslandschaft. Ein großes Spektrum von A wie Atemwege bis Z wie Zähne wird dort abgedeckt. Spitzenforschung wird dort sicher ebenfalls betrieben. Das schließt aber nicht aus, dass es an den kleinen alltäglichen Dingen ziemlich hapert. Das betrifft zum Beispiel das Ausstellen von E-Rezepten, was jede Arztpraxis um die Ecke inzwischen auf die Reihe bekommt. Das nervt übrigens nicht nur die Patient*innen und Patienten, sondern auch das ärztliche Personal. Erkundigt man sich bei der Pressestelle, woran es denn liegen könnte, bekommt man zunächst die Auskunft, dass das UKM technisch sehr wohl in der Lage ist, E-Rezepte auszustellen. Eigentlich. Aber, wir zitieren hier die Antwort 1:1: „Aufgrund der doch sehr unterschiedlichen Anforderungen für die über 40 Kliniken und Institute, befinden wir uns derzeit im sukzessiven Roll-Out. Dafür bedarf es einer engen Abstimmung mit den Mitarbeitenden der einzelnen Abteilungen, denn die Technik bedarf in jedem Einzelfall einer Feinjustierung und Einbindung in die von Klinik zu Klinik unterschiedlichen prozessualen Anforderungen". Ein Universitätsklinikum könne man nicht mit einer kleinen Arztpraxis mit wenigen Mitarbeitenden vergleichen. Weiter schreibt das UKM: „Derzeit können wir ein Datum für ein Ende noch nicht absehen". Soweit so schlecht. Verständlich, dass das UKM nicht so gerne auf das Thema angesprochen wird. Wenn man solche Probleme nicht in den Griff bekommt, wirft das kein gutes Licht auf das Haus insgesamt. Da kann die Aussicht vom Cafe Bistro 21 noch so schön sein.

Dabei arbeitet das UKM schon länger an der Umsetzung. Schon im Juli 2021 wurden die Ärzteschaft des UKM aufgefordert, sich einen elektronischen Arztausweis (eHBA) ausstellen zu lassen. Nach damaligen Stand habe es eine Vorgabe an alle Krankenhäuser gegeben, dass zum Stichtag 1. Januar 2022 der eHBA sowohl für E-Rezepte als auch für das Ausstellen von E-AUs verpflichtend benötigt würde. Das habe sich in der Umsetzung bundesweit verzögert.

Für die Kosten mussten die Ärzte in Vorleistung gehen. Allerdings erfolgte am UKM die Rückerstattung der Kosten über die Gehaltsabrechnung. Inzwischen ist der eHBA teilweise schon wieder abgelaufen, und muss verlängert werden. Die ohnedies überlastete Ärzteschaft nimmt das nur noch murrend zu Kenntnis.

Das UKM steht mit seinen Software-Problemen in Münsters Krankenhauslandschaft nicht alleine da. Anderswo werden diese offen kommuniziert. So bekamen wir von der Pressestelle des St. Franziskus-Hospitals diese Auskunft: „Aktuell laufen, wie in vielen anderen Krankenhäusern auch, noch die komplexen Software-Vorbereitungen. Die System-Umsetzungen sind noch nicht final abgeschlossen. Im St. Franziskus-Hospital können daher momentan noch keine e-Rezepte ausgestellt werden. Wir rechnen mit dem Start zum 1. Quartal 2025".

Aus dem Clemenshospital und anderen Einrichtungen der Alexianer ist ein „Wir arbeiten dran" zu vernehmen. Es hapert also noch gehörig an der Digitalisierung des Gesundheitswesens. Beruhigend für die Patienten dass sie auch noch mit dem guten alten Papierrezept dem „rosa Zettel" die Medikamente bekommen, die sie benötigen, um ihre gesundheitlichen Probleme in der Griff zu bekommen. Bedauerlich für die ja oft von weit her kommenden Patienten. Die Vorteile des E-Rezepts, zum Beispiel das unkomplizierte Bestellen von Wiederholungsrezepten, können sie nicht Anspruch nehmen.

P.S.: Wir haben nach Redaktionsschluß noch eine ausführliche Info von Sven Lindenau, Betriebsleiter Alexianer Krankenhäuser für Klinische Systeme, eHealth, Anforderungs- & Projektmanagement der Alexianer Krankenhäuser bekommen, der detailliert die ganze Vielfalt der Probleme mit dem E-Rezent auflistet, die für den Laien kaum noch nachvollziehbar sind. Unterm Strich bleibt auch dort das Resumée trotz einiger Erfolge in kleineren Einheiten:Technische und organisatorische Herausforderungen verhindern den großen Rollout!

Bild: Das Universitätsklinikum Münster (2020). Foto: Frank Biermann

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