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Wo ist hier der Krach?

Warum ist das Musikangebot im deutschen Radio so, wie es eben ist: fantasielos, überdreht, langweilig, gefangen in der Endlosschleife. Und warum sagen Programmchef*innen von ARD-Radios Sachen wie: Wir brauchen mehr Mainstream und mehr Durchhörbarkeit im öffentlich-rechtlichen Radio. (Vgl. Mira Seidel, DASDING-Programmchefin im DWDL Interview, August 2022 (Öffnet in neuem Fenster))

Diese Fragen beschäftigen mich schon sehr lange. Die privaten Sender seien hier aber mal ausgeklammert. Die müssen sich bestimmten Regeln unterwerfen, um Werbung zu verkaufen. Das verstehe ich. Aber warum gibt es von Seiten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks (ÖRR) kein echtes alternatives Angebot? Warum gleichen sich die Popwellen des ÖRR immer mehr den Privaten und untereinander an, werden auf Mainstream getrimmt und austauschbarer? Es ist Zeit etwas zu tun! Es geht schließlich um zwei Dinge, die mir sehr am Herzen liegen: den öffentlich-rechtlichen Rundfunk und Musik abseits des Plastik-Mainstreams. 

Zusammen mit meiner Kollegin Melanie Gollin (Öffnet in neuem Fenster) plane ich die Revolution! Erster Schritt: Faktencheck. Entspricht unser Gefühl tatsächlich der Wahrheit? Läuft im öffentlich-rechtlichen Radio wirklich so viel Mainstream und so wenig alternative Popmusik, oder bekommen wir sie nur einfach nicht mit? Das wollen wir empirisch und mit Fakten belegbar machen. Leider scheitert dieser erste Schritt aber an den Sendern selbst: Niemand möchte uns auf Nachfrage Daten zur Verfügung stellen. Schade.

Also nehmen wir die gefühlten Fakten erstmal so hin. Statt zu erklären, was hier falsch läuft, schauen wir lieber, was woanders richtig läuft. Plan B: Eine Interviewreihe mit Blick ins Ausland.

Ähnlich wie mit dem Tempolimit verhält es sich nämlich auch mit den öffentlich-rechtlichen Musikradios. In anderen Ländern ist das kein Problem, ja sogar völlig normal. In Deutschland ist es unvorstellbar. Wir packen unsere Rucksäcke und fahren in die weite Welt (= klappen die MacBooks auf und starten die Zoom-App) und fragen mal da nach, wo es schon gute öffentlich-rechtliche Musikradios gibt: Bei FM4 in Österreich, Double J in Australien, FIP in Frankreich, Radio Promin in der Ukraine, P6 Beat in Dänemark und BBC Radio 6 Music in UK. 

Aus diesen Interviews ist die Reihe "Wo ist hier der Krach?" entstanden. Die Gespräche mit den sechs Programmmacher*innern/ Senderchef*innen dieser Radiostationen könnt ihr auf der Homepage

www.woisthierderkrach.de (Öffnet in neuem Fenster)

nachlesen.

Was ich hier schon spoilern kann: Es geht. Öffentlich-rechtliches Musikradio aus der Nische funktioniert, wenn man nicht nur auf Quote schielt (was der ÖRR ja ohnehin eigentlich nicht müsste), wenn man sich ernsthaft mit dem Kulturgut “Musik” auseinandersetzt und einen Raum schafft, in dem dieses stattfinden kann.


Ich würde mich riesig freuen, wenn ihr reinlest. Denn: zusammen können wir was ändern und die Diskussion, ob es mehr Nische und Subkultur im ÖR-Radio braucht, am Laufen halten. Es ist höchste Zeit!

Martin



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