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Was tragen Cis-Männer zur Abtreibungsdebatte bei?

Der weibliche Aufschrei nach dem Fall von Roe vs. Wade

von Natalia Mleczko (Öffnet in neuem Fenster)

Dieser Artikel soll keine Anklage sein. Es soll eine Mahnung sein. Eine Mahnung, dass Frauen und Menschen, die gebären können, jede nur mögliche Unterstützung brauchen. Die progressive männliche Stimme und ihre Solidarität sind essenziell für einen Kampf, der in vielen westlichen Staaten als gesetzt galt und nun in immer mehr Staaten zu erodieren droht. Erst vor wenigen Wochen fiel bei Wade vs. Roe ein Urteil, dass Abtreibung auf der Bundesebene in den Vereinigten Staaten legalisierte. Nun fiel dieses wegweisende Gesetz unter einer Mehrheit konservativer Richter und Richterinnen am Supreme Court. Die Folge ist, dass amerikanische Bundesstaaten nun selbst entscheiden können, wie sie mit dem Thema Abtreibungen umgehen. Das heißt: als Folge dessen, entsteht ein Flickenteppich mit unterschiedlichen Gesetzgebungen. Einige Bundesstaaten arbeiten an neuen Gesetzgebungen. Was die Zukunft bringt, wissen wir noch nicht. Doch eines wissen wir bereits, dass wenn der Zugang zu professionell durchgeführten Schwangerschaftsabbrüchen erschwert oder gar verboten wird, steigt die Anzahl an Todesopfern, die einen unsicheren Schwangerschaftsabbruch durchführen lässt. Studien haben ebenfalls bewiesen, dass ein Abtreibungsverbot Abtreibungen nicht verhindern, sondern dass diese Eingriffe im Verborgenen durchgeführt werden. Die USA stehen mit diesem Trend nicht allein da. In vielen Staaten versuchen Abtreibungsgegner die Politik und die Gesetzgebung zu beeinflussen, um reproduktive Rechte zur restriktiveren. Beispiele sind für diesen Trend, Polen, Malta, Nigeria und viele andere Staaten um den Globus herum.

Ja, die Lage ist ernst. Doch was jetzt?

Nach wie vor gilt die Stimme von weißen Cis-Männern als richtungsweisend, weil Politikgestaltung und Entscheidungsfindung sich um diese Zielgruppe nach wie vor unverändert gravitiert. Was Cis-Männer wollen und gut finden, kriegen sie zumeist. Andere soziale Gruppen kämpfen jahrzehntelang um ihre Ziele, oftmals mit mäßigem Erfolg. Ein Kampf, der viele aktivistische Gruppen wütend macht, aufreibt, ermüdet und teils zum Aufhören zwingt. Eine Beobachtung ist bei diesem Thema, dass Cis-Männer sich mit diesem Thema oftmals sehr wenig, bis überhaupt nicht auskennen. Es wird als "Frauenthema" abgespeist. Es wird als ein Nischenthema behandelt. Hier liegt das große Problem. Während es fundamental wichtig ist, dass Frauen und weiblich gelesene Menschen über ihren eigenen Körper frei entscheiden sollen, ist es dennoch immens wichtig, dass Männer und männlich gelesen Personen, die Entscheidungsfreiheit der anderen Hälfte der Bevölkerung verstehen und unterstützen. Es ist zentral wichtig, dass Cis-Männer wissen, welche Bandbreite dieses Thema hat und sich damit insgesamt differenziert auseinandersetzt. Man nennt diese Form der Unterstützung: Allyship.

Cis-Männer müssen Verbündete werden. Damit würde der Kampf um Gleichstellung erfolgreich sein.

Ein Schwangerschaftsabbruch ist kein "Frauenthema". Es ist ein medizinisches Thema und eine adäquate gesundheitliche Vorsorge - es betrifft uns alle. Während in vielen Ländern erneut Rückschritte beobachtet werden, gibt es aber auch erfreuliche Entwicklungen. In Deutschland wurde der 219a-Paragraf vor wenigen Monaten abgeschafft. Dieser hat bisher die Informationsweitergabe zu Schwangerschaftsabbrüchen auf Internetseiten von Ärzten und Ärztinnen verboten. Jedoch ist eine Abtreibung auch in Deutschland nach wie vor rechtswidrig, bleibt aber unter bestimmten Bedingungen straffrei. Es zeigt sich auch hier der Trend, progressivere Regierungen liberalisieren in aller Regel den Zugang zu sicheren Schwangerschaften. Was sich bisher nicht ändert: Frauen und als Frauen gelesene Personen sind immer noch abhängig vom (politischen) Willen der Cis-Männer. Das muss sich ändern.

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Quellen (Öffnet in neuem Fenster) & Foto (Öffnet in neuem Fenster)

Kategorie Frauen*rechte
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