Mehr Empowerment
von Natalia Mleczko (Öffnet in neuem Fenster)
Ich schreibe diesen Beitrag aus genau einem Punkt, weil ich glaube, dass es nicht nur mir so geht, sondern ganz vielen Frauen da draußen und deswegen möchte ich gern meine kleine aber doch trotzdem wichtige Erkenntnis mit euch teilen. Ich würde mich schona als selbstbewusst einschätzen. Doch letztens wieder hat mich das Gefühl des "Nicht Genügens" gepackt. Klar, das Gefühl kennen sicherlich viele und es ist total natürlich ab und an so zu fühlen. Auslöser dieses Gefühls war eine Anfrage für die Teilnahme an einem Audio-Format. Mein erster Gedanke: "Geil! Das mache ich 100%-ig". Nachdem ich zugesagt habe, war da sofort diese kleine Stimme aus dem Off, die mir sagte:
Was, wenn du versagst? Was ist, wenn du nichts Spannendes zu sagen hast?
Auch klar, dass viele vor solchen Formaten etwas Respekt haben, vor allem, wenn man da noch wenig Erfahrung hat. Doch das "davor" hat mich eigentlich nicht gestört, sondern, die fiesen etwas größeren Stimmen, nachdem die Sendung aufgenommen wurde haben mich wirklich etwas erschrocken. Der Podcast ist an sich gut verlaufen und ich habe meiner Meinung nach nicht so viel Unsinn gesprochen, aber... . Ja genau das "aber" beschäftigt mich.
Warum sind anstelle von Erleichterung eher größere Zweifel gekommen? Warum ereilt mich das Gefühl des Nicht-Genügens und ist dieses Gefühl ein typisch weibliches Gefühl?
Aus Interesse und Neugier habe ich einen Bekannten gefragt, der für genau dasselbe Projekt auch schon vor dem Mikro stand, ob es ihm genauso danach ging und der sagte mir ganz locker und flockig: Nöp. Ihn haben danach keine Zweifel und Gefühle des Ungenügens gepackt. Die repräsentative Umfrage des Instituts GfK Marktforschung aus dem Jahr 2010 fand heraus, dass jede fünfte Frau sich davor fürchtet in irgendeinem Bereich zu versagen. Bei Männern hingegen nur jeder Siebte. Auch zeigt diese Studie, dass Frauen die Meinungen von anderen Menschen wichtiger sind. Weiterhin enthüllt die Umfrage, dass Frauen Kritik mehr zu setzt, als dass es bei Männern der Fall wäre. Aber warum ist das so? Warum sind wir Frauen nicht mehr von uns überzeugt? Gute Frage, leider keine Antwort. Auch Google hilft da nicht weiter. Doch ich habe einen spannenden Artikel gefunden über das sogenannte "Honest overconfidence". Ein Phänomen, das besonders häufig an Männern beobachtbar ist. Es ist ein ehrliches und übermäßiges Selbstvertrauen. Frauen hingegen neigen eher zum "imposter syndrome". Das Wort bedeutet im Deutschen "Betrüger". Das Syndrom beschreibt, dass Frauen sich öfter dabei erwischen, das sie sich als eine Betrügerin zu fühlen, sei dies im Job, in der Beziehung oder als Elternteil. Auch Frauen die es "geschafft" haben, berichten wiederholt, sich so zu fühlen. Zum Beispiel Facebook-Chefin Sheryl Sandberg spricht offen über ihre Versagensängste und eben über dieses diffuse Gefühl sich ab und an als eine Betrügerin zu fühlen und sich zu fragen, wann die Kollegen es merken, dass man fehl am Platz ist.
Wow, auch eine Sheryl Sandberg fühlt so! Niederschmetternd.
Das bedeutet nämlich im Umkehrschluss: egal wie viel ich tun und machen werde, um diesem Gefühl zu entkommen, es wird mich wahrscheinlich immer wieder einholen. Doch eine Aussicht auf Linderung für dieses fiese Syndrom könnte Women-Empowerment sein. Es ist 2022 und Feminismus en vogue wie lange nicht mehr. Dies haben auch Teile der konservativen CDU so langsam verstanden. Annegret Kramp-Karrenbauer zum Beispiel sprach sich kürzlich im Sommerinterview der ARD für die Frauenquote aus. Aber auch abseits der Politik brauchen wir ganz gehörig eine Schippe mehr Women-Empowerment. Wir als Frauen müssen uns verstärkt unterstützen, indem wir einander zuhören und verstehen, was uns antreibt aber auch was uns abhält unsere Ziele zu verfolgen. Es ist weiterhin wichtig Netzwerke aufzubauen und diese für unsere Ziele zu nutzen. Es ist notwendig, dass wir in jede Pore der Gesellschaft vordringen und für dieses Thema sensibilisieren. Und es ist sehr wichtig, dass wir auch uns verletzlich zeigen, denn dies macht uns stark. Für mich bedeutet es Kopf hoch und sich immer wieder sagen: "Ja, ich habe es verdient! Und falls nicht, zu sagen: Vollkommen egal, ich bin hier und ich bleibe jetzt da".
Hast du ähnliche Erfahrungen? Lass mich gern deine Geschichte in der Kommentarleiste wissen.