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Monkey Monday #19

Droht ein Bond-Crash?

Foto: Blair Fraser

Die Rating-Agentur Moody‘s hat amerikanische Staatsanleihen heruntergestuft. Sie sind nun nicht mehr ‚Triple A‘, also die beste und sicherste Schuldenkategorie. Moody‘s ist damit die letzte der drei großen globalen Rating-Agenturen, die diesen Schritt vollzogen haben, nach Standard & Poor‘s bereits 2011 und Fitch 2023. Dass der größte Anleihenmarkt der Welt nun nicht mehr das höchste Vertrauen der Ratinganalysten genießt, hat weitreichende Folgen. Denn in dieser Anlageform, die bisher als das klassische „Safe Asset“ gegolten hat, sind Billionen von nationalen Währungsreserven der verschiedensten Länder investiert, aber auch Ersparnisse privater Haushalte in enormem Umfang. Verlangen Investoren nun höhere Risikoprämien auf US-Anleihen, weil sie weniger sicher sind, sinken die Kurse der bereits im Markt befindlichen Anleihen. Vermögen wird vernichtet. Das ist an sich nichts Besonderes und Gegenstand des täglichen Auf und Ab der Kapitalmärkte. Findet es aber abrupt und innerhalb kürzester Zeit statt, etwa weil Vertrauen in die US-Regierung blitzartig kollabiert, kann dies eine globale Finanz- und Wirtschaftskrise auslösen.

Steht jetzt ein regelrechter Bond-Crash unmittelbar bevor? Vermutlich nein, denn angesichts der Kombination der Ereignisse - Moody’s-Downgrade und Verabschiedung eines kaum gegenfinanzierten Steuersenkungspakets im Kongress - ist das Ausmaß des in der Vorwoche beobachteten Zinsanstiegs sogar fast ein Vertrauensbeweis in US-Anleihen. Ein Beleg dafür, dass der Status als sichere Anlage zwar angekratzt, aber noch nicht unwiderruflich beschädigt ist. Aber wird das auch so bleiben? Und wie wichtig ist eigentlich der Anleihemarkt?

In diesem Monkey Monday schaue ich deshalb nach, wie wahrscheinlich ein Bond-Crash derzeit ist und was getan werden könnte, um die Wahrscheinlichkeit einer Eskalation zu reduzieren. Zunächst aber wie immer die wichtigsten Makrodaten der Woche.

Wochenausblick

In dieser Woche geht es vor allem um Inflation. Denn am Freitag wird der Mai-Wert für das viel beachtete University of Michigan Verbrauchervertrauen veröffentlicht, das nach Amtseinführung von Trump von über 70 auf nunmehr 50,8 Punkte regelrecht eingebrochen ist. Ein wichtiger Teil der Skepsis bei US-Haushalten ist die zunehmende Erkenntnis, dass sie selbst am Ende die Zeche von Trumps Zoll-Irrsinn zahlen werden. Bei 7,3% erwarten die Haushalte gemäß Uni Michigan die Inflation in einem Jahr von heute, und bei immer noch 4,6% in fünf Jahren. Ob und ggf. wie sich diese Einschätzung zuletzt verändert hat, wird die Märkte interessieren. Am Freitag wissen wir mehr.

Darüber hinaus werden in dieser Woche allerhand tatsächlich gemessene Inflationszahlen veröffentlicht, von Amerika über Europa bis Asien. In den USA kommt, ebenfalls am Freitag, das von der Notenbank besonders beachtete Inflationsmaß, der Preisindex persönlicher Konsumausgaben, heraus. Die Gesamtzahl war zuletzt auf 2,3% zurückgegangen, schon nahe am Zentralbankziel von 2,0%, die Kernrate (also ohne Energie- und Nahrungsmittelpreise) stand zuletzt aber noch bei 2,6%, vermutlich noch einen Tick zu hoch für die Fed, um sich mit einer weiteren Zinssenkung wohl zu fühlen. Wie die Notenbank das einschätzt, könnten die Fed Minutes, das Protokoll der letzten FOMC-Sitzung vom 7. Mai, verraten, die am Mittwoch veröffentlicht werden. Näher am Zentralbankziel liegt die Inflation in Deutschland, nämlich bei nur noch 2,1% im April. Am Freitag kommt die Zahl für den Mai heraus. Und in Japan ist Inflation inzwischen auch wieder ein Thema, was zunehmend auch die Anleihemärkte interessiert. Der am stärksten beachtete Index, nämlich jener für Verbraucherpreise im Großraum Tokio, stand zuletzt bei sportlichen 3,5%, die Kernrate immerhin bei 2,0%. Sollte sich dies im Mai fortgesetzt haben, halte ich eine weitere Straffung der Geldpolitik durch die Bank of Japan für sehr wahrscheinlich.

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