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Planetentaumeltanz

Hoch oben auf dem großen Schulschrank in unserem Klassenzimmer stand ein merkwürdiges Gebilde. Mitten zwischen dem räudigen Fuchs und dem verstaubten Wiedehopf, mit denen es sich Spinnenweben und Fusselflaum teilte. Und die Langeweile. Es sah trotzdem hübsch aus. Bunte Bälle in verschiedenen Farben und Größen an ganz dünnen Stängelchen. Zahnräder gab es und eine Kurbel. Gisela meinte, dass dies unser Sonnensystem sei und unsere Nachbarn im Weltraum zeigen würde. Die man sich ganz einfach merken könnte. Hierzu sagte sie einen Spruch auf: „Mein Vater erklärt mir jeden Samstag unsere neun Planeten“. Was das genau zu bedeuten hat, habe ich wieder vergessen. Denn mein Vater hatte keine Zeit für so etwas. Rasen mähen, Auto waschen, Sportschau gucken. Und zwei, drei Bier mehr als sonst. Das war sein Samstag.

Auch Herr Brockmann sprach nie darüber. Nicht  einmal an jenem Tag, an dem Peter Körber das Ding mit einem Tennisball herunterschoss. Kurz nach der großen Pause. War das ein Durcheinander! Die Glühbirnensonne zersprang in hundert Scherben und alle Himmelskugeln kullerten, purzelten über den Boden. Gisela und Barbara halfen unserem hochrotköpfigen Lehrer, sie einzufangen. Philipp ebenfalls, der alte Streber. Ich hingegen war wie gebannt. Stellte mir vor, was nun im Weltraum vorgehen würde. Wenn die echten Planeten das nachmachen würden. Da oben einfach mal vom Schrank springen und dann wie wild durch die Gegend hüpfen. Hin und her. Wohin sie wollen. Losgelöst von ihrem Gestänge und der Kurbelei. Einfach nur rumkugeln und wildtollen wie junge Hunde. Dieses Bild wollte mich nicht mehr loslassen. Es verfolgte mich. Auf Schritt und Tritt. Bis …

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