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JAHRESTAGE IN DER KUNST

Jan van Eyck verstarb am 9.07. vor 580 Jahren

Jan van Eyck wurde um d.J. 1390 in Maaseyck bei Maastricht geboren. Er verstarb in Brügge am 9.07.1441.

Leben und Werk

Eyck, Jan van, geboren um 1390 in Maaseyck bei Maastricht, † (begraben) 9.7.1441 in Brügge; wahrscheinlich Bruder von Hubert van Eyck, gilt als Begründer der realistischen niederländischen Tafelmalerei. Mit Jans Werk beginnen entscheidende Neuerungen in der Behandlung der verschiedenen Bildgattungen. In den Jahren 1422-24 stand Jan im Solde Johanns III., des Herzogs von Niederbayern und Straubing und Grafen von Holland, dessen Residenz im Haag er ausmalte. Ein Jahr später trat er in den Dienst Herzog Philipps des Guten von Burgund in Lille, wo er bis 1429 tätig war. Jan war nicht nur Hofmaler, sondern auch Diplomat. 1427-29 unternahm er mehrere Reisen im Auftrag des Herzogs nach Spanien und Portugal. 1431 kaufte er ein Haus in Brügge und wurde als Hof- und Stadtmaler Bürger dieser Stadt. Wann er die Fortführung des wohl von seinem Bruder begonnenen Genter Altares übernahm, ist nicht bekannt.

Stilistisch waren Hubert und Jan den Miniaturen der Brüder von Limburg und dem Tafelmaler Melchior Broederlam verpflichtet. Hubert behielt diese Malweise bei, Jan entwickelte sie weiter zu einer neuen, individuelleren und realistischeren Art und leitete damit eine Wende in der nordeuropäischen Tafelmalerei ein. Sein Hauptwerk ist, wohl in Zusammenarbeit mit Hubert, der Genter Altar (Gent, St. Bavo).

Er besteht aus zwölf Eichentafeln, darunter acht beidseitig bemalten Flügeln. Über die Anteile der beiden Brüder an diesem Werk geht die Meinung der Forscher bis heute weit auseinander. Keine der Tafeln blieb wohl ohne Überarbeitung durch den jüngeren Bruder. In verschiedenen Details lassen sich deutlich zweierlei Hände nachweisen. Von den Außentafeln sind mit ziemlicher Sicherheit die beiden Johannes, das Stifterpaar sowie die Propheten und Sibyllen allein Jan zuzuschreiben, desgleichen das erste Menschenpaar auf der Innenseite.

Der Genter Altar gilt als eines der bedeutendsten Werke der niederländischen Malerei. Schon Dürer erwähnte das Werk bewundernd in seinem Reisetagebuch, als er sich 1521 in Gent aufhielt. Im 18. Jh. beeindruckte der Altar auch Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Hegel.

Ehe Jan van Eyck sich mit der Problematik der Tafelmalerei auseinanderzusetzen begann, beschäftigte er sich wohl zunächst mit der Buchmalerei, und zwar beteiligte er sich vermutlich an der Vollendung des Stundenbuches des Duc de Berry. Als frühe Werke Jans gelten zwei Tafeln im New Yorker Metropolitan Museum of Art, eine Kreuzigung und ein Jüngstes Gericht. Hier, wie in seinen ihm zugeschriebenen Anteilen am Stundenbuch, fällt die ungewöhnlich genaue Naturbeobachtung auf. Ein etwa gleichzeitig entstandenes Werk ist eine Verkündigung (Washington, National Gallery of Art). 

Die erste datierte Tafel Jans mit einem religiösen Thema ist die sog. Ince Hall-Madonna (1433, Melbourne, National Gallery of Victoria). In einem nur knapp angedeuteten profanen Raum sitzt die Jungfrau, auf dem Schoße das Kind, das in einem Buch blättert. Über ihnen hängt ein Brokatbaldachin, die dahinterliegende Wand ist ebenfalls mit Brokat verkleidet. Links wird ein Fenster, durch das mildes Licht hereinfällt, teilweise sichtbar. Die Darstellung wirkt sehr intim. Diesen Madonnentypus wiederholte der Maler oft.
Im Jahre 1435 malte Jan eine etwas abgewandelte Darstellung der Jungfrau mit dem Kind, die Madonna des Kanzlers Nicholaes Rolin (Paris, Musée National du Louvre), die im Hintergrund eine fein gestaffelte, liebliche Landschaft miteinbezieht. Das letzte bekannte datierte Werk des Künstlers ist die Tafel Maria am Lebensbrunnen (1439, Antwerpen, Koninklijk Museum voor Schone Künsten).

Einen wichtigen, für die Nachwelt beispielgebenden Teil der Werke Jan van Eycks stellen seine Bildnisse dar. Er entwickelte das Porträt vom reinen Brustbild zum Halbfigurenbild, von der einachsigen Darstellung zur zweiachsigen. Das früheste datierte Bildnis ist der sog. Tymotheos (1432, London, National Gallery), aus dem folgenden Jahr stammt der Mann mit dem roten Turban (London, National Gallery). Der Blick des Dargestellten ist darin erstmals direkt auf den Betrachter gerichtet. Seine Ehefrau Margareta van Eyck malte der Künstler im Jahre 1439 (Brügge, Stedelijk Museum voor Schone Künsten). Er stellte sie erstaunlich objektiv dar. Ihre Züge sind scharf und ein wenig verhärmt, die Augen müde und teilnahmslos auf den Betrachter gerichtet, der Kopf ist mit einer prächtigen Haube geschmückt. – Ebenso wie die religiösen Gemälde sind auch die Bildnisse Eycks auffallend kleinformatig. Sie stehen vor gleichmäßig dunklem Hintergrund. Hände zeigt er nur, wenn sie ein Attribut halten.

Sein erstaunlichstes Bildnis schuf Jan van Eyck im Jahre 1434 mit dem Doppelporträt Giovanni Arnolfini und seine Frau Giovanna Cenami (Arnolfini- Hochzeit, London, National Gallery), wie es in dieser Form im 15. Jh. sonst nicht mehr vorkommt:

Zwei Menschen werden gleichzeitig in ganzer Figur in einem Innenraum dargestellt, wobei Haltung und Gestik der Porträtierkunst eindeutig die Zeremonie der Eheschließung symbolisieren. Das Ehepaar Arnolfini steht im ehelichen Schlafgemach in voller, prächtiger Kleidung und reicht sich die Hände; es ist von den verschiedensten Symbolen der ehelichen Treue umgeben. Die Aufmerksamkeit des Betrachters wird unmittelbar über die Pracht der Stoffe vorbei bis zum Spiegel gelenkt, der das Ehepaar selbst, das Zimmer sowie zwei durch eine Tür eintretende Trauzeugen wiedergibt.

Im 16. Jh. sprach der Maler und Kunsthistoriograf Giorgio Vasari davon, Jan van Eyck habe die Ölmalerei erfunden. Diese Behauptung ist wohl in der Weise zu interpretieren, dass Jan zwar nicht der erste war, der Öl zum Malen verwandte – dies gab es gelegentlich auch schon im 14. Jh. –, dass er aber eine neue Mischung der Farben mit Lein-, Nuss- oder anderen Ölen entwickelte. Möglicherweise handelte es sich dabei um eine Art von Öltempera, eine Mischung von Eigelb mit Trockenöl und Wasser, die den Farben zugleich starke Leuchtkraft und Nuancenreichtum verlieh.

Jan van Eyck gehört, auch wenn er ohne eine unmittelbare Nachfolge blieb, zu den bedeutendsten Malern nicht nur seiner Epoche, denn mit ihm beginnt eine neue Sehweise in der Malerei, die noch viel später tiefgreifende Auswirkungen zeigen sollte. Er ging nicht nur in der Verwendung der Materialien, sondern in einer bis dahin nicht gekannten Präzision der Objekterfassung weit über die damalige Tradition hinaus. Seine Sehweise wurde immer wieder neu vom darzustellenden Gegenstand bestimmt. So war sein Vorgehen, gemessen am Stand der Kunstentwicklung im 15. Jh., von ungeheurer Modernität. Dies gilt vor allem auch für die geniale Weiterentwicklung der Möglichkeiten von Perspektive und Raum, die das Werk van Eycks ebenso wie der Vorgriff auf naturalistische Darstellungsweisen zu einem der Marksteine in der Geschichte der Malerei werden ließ. Seine Wirklichkeitstreue blieb jedoch nie vordergründig, sondern schloss stets das Wissen um transzendente Werte ein.

Vorstehender Text ist dem Werk: NIEDERLÄNDISCHE MALEREI entnommen, das Sie als komplettes Werk in digitaler Form (E-Book) hier downloaden und auf ihrem Tablet sofort lesen können.

https://tabletart.de/produkt/niederlaendische-malerei/

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