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JAHRESTAGE IN DER KUNST

Lyonel Feininger  

vor 150 Jahren geboren

Lyonel Feininger wurde als Charles Léonell Feininger am 17.07.1871 in New York als Sohn deutscher Einwanderer geboren, wo er am 13.01.1956 auch verstarb.

Leben und Werk

Der deutsch-amerikanische Maler, Grafiker und Karikaturist, stand um1913 der Gruppe „Blaue Reiter“ sehr nahe und lehrte von 1919 bis 1933 am Bauhaus in Weimar und Dessau. Dort behandelte er hauptsächlich die Themen: Stadt und See und gelangte unter dem Einfluss des Kubismus zu einer prismatischen

Als Sohn eines deutschen Musikerehepaares in New York erhielt Lyonel Feininger bereits  im Alter von neun  Jahren von seinem Vater Geigenunterricht. 1887 folgte er seinen Eltern nach Deutschland, wollte zunächst in Hamburg seine musikalische Ausbildung vollenden. er entschloss sich jedoch Malerei zu studieren und besuchte 1887 - 1888  die Kunstgewerbeschule in Hamburg und 1889 - 1892 die Akademie in Berlin, wo er bei Ernst Hancke und Woldemar Friedrich studierte. 


Schon während der Studienzeit bekam Feininger aufgrund seiner besonderen Begabung im Zeichnen Auftrage für Illustrationen der „Humoristischen Blätter“ und illustrierte Kurzgeschichten und Märchen. 1890 vollendete er seine schulische Ausbildung am Jesuitenkollege in Lüttich, kehrte aber 1891 nach Berlin zurück, wo er bei Adolf Schlitz die französische Freilichtmalerei studierte, was er zur eigenen Anschauung 1892 in Paris an der dortigen Akademie des italienischen Bildhauers Filippo Colarossi fortsetzte. 


Nach Berlin zurückgekehrt erhielt er ab 1893 regelmäßig Auftrage für Zeichnungen verschiedener Zeitungen, was ihm eine selbständige Existenz ermöglichte. Ab 1894 zeichnete er regelmäßig für das Witzblatt „ULK“ und bis 1906 fast ohne Unterbrechung für die „Lustigen Blätter“ und die Beilage zum „Berliner Tageblatt“. 1894 lieferte er die ersten Zeichnungen für „Harper Brothers“ in New York, wodurch auch der Kontakt  zur amerikanischen Leserschaft gewonnen war. 

Innerhalb weniger Jahre wurde Feininger zu einem der berühmtesten Karikaturisten Deutschlands; von 1887 bis 1906 nahm er in seinen Zeichnungen Woche für Woche zu tagespolitischen Themen Stellung. Feiningers skurrile Figuren sind in dichter Schraffur und nervöser Kontur gezeichnet. Die Umkehrung der perspektivischen Größenverhältnisse so­wie die plakative, flächige Verwendung der Farbe übernahm er von japanischen Holzschnitten mit ihren dekorativen Bildstrukturen und den in Kontrast gesetzten Flächen. Die Farbigkeit und Überlängung der Figuren zeugt vom Einfluss des Jugendstils, auf dessen arabeske Detailgliederung er allerdings verzichtete.

 1906 ging Feininger wieder nach Paris, um im Atelier von Colarossi weiter zu studieren, wo auch Henri Matisse und seine deutschen Schüler verkehrten. 

Die Abkehr von der Satire und die entschiedene Hinwendung zur Malerei kennzeichnen die Phase von 1907 -13. Dennoch zeigen die Figurenbilder bis etwa 1917 noch deutliche Merkmale der Karikatur, mit phantastisch-grotesken Deformationen, so in dem Gemälde Der weiße Mann (1907, Lugano, Sammlung Thyssen-Bornemisza). 

Den entscheidenden Impuls zur Ausbildung eines eigenen malerischen Stils brachte 1911 die Begegnung mit den Kubisten, wobei die Bekanntschaft mit Robert Delaunay offensichtlich die farbige Weiterentwicklung seiner prismatischen Kompositionen beeinflusste. Die Facettierung der Bildfläche und die formale Integration des Gegenstands in linear umrissene geometrische Körper fanden ihre Entsprechung in der Wahl architektonischer Motive ( so etwa in Brücke III, 1917, Köln, Museum Ludwig - siehe BILDBETRACHTUNG unten). 

1906 entdeckte er erstmals bei einem Besuch von Erfurt und Weimar den Reiz der nordthüringischen Dörfer Gelmeroda, Birchow, Mönchroda und Umpferstedt. Von Gelmeroda entstanden allein 13 Gemälde. 

Von Franz Marc erhielt Feininger 1913 die Einladung zur Beteiligung am Ersten Deutschen Herbstsalon in Berlin. Zu Beginn des Kriegs entstanden einige figürliche Bilder, wie etwa die Serie der Jesuiten. 

In den folgenden Jahren verfestigte sich das zuvor stark aufgesplitterte Bildgefüge zu einem auch farblich gedämpften Aufbau. 1917 veranstaltete Herwarth Walden in der Sturm-Galerie die erste große Einzelausstellung Feiningers, die ihn allgemein bekannt machte. Die Zugehörigkeit zu den expressionistischen Künstlern des Sturm-Kreises förderte auch Feiningers Hinwendung zur Grafik, speziell dem Holzschnitt, die seit 1918 einen wesentlichen Teil seines Oeuvres repräsentiert. Sein druckgrafisches Werk umfasst 65 Radierungen und Kaltnadelarbeiten, 20 Lithografien und 320 Holzschnitte. 

 Nach dem Ersten Weltkrieg berief Walter Gropius Feininger als einen der ersten Lehrer an das Bauhaus in Weimar, dem der 1919 - 33 angehörte. Feininger leitete die grafischen Werkstätten und war für die Herausgabe der Bauhaus­ Mappen verantwortlich. Er schuf u. a. den Holzschnitt Kathedrale als Titelblatt zur ersten Bauhausproklamation (1917). In den Bildern der zwanziger Jahre vollzog sich allmählich eine Lockerung der Form und eine Reduzierung auf einfache, klar überschaubare Motive, die an Leuchtkraft und Transparenz gewannen. 

Die vollkommenste Realisierung dieses Kompositionsprinzips bildeten die Aquarelle, die im Werkprozess nicht Vorstudien der Ölbilder waren, sondern eigenständige Arbeiten. Vor allem in Feiningers Seebildern konnte in dieser Technik die flüchtige Erscheinung des Raumeindrucks zu schwebenden und kristallin leuchtenden Kompositionen verdichtet werden. 1924 gründete er gemeinsam mit Wassily Kandinsky, Paul Klee und Alexej von Jawlensky die Ausstellungsgemeinschaft der Blauen Vier.        

Nach der Übersiedlung des Bauhauses 1926 nach Dessau malte er vorwiegend Ansichten von Lüneburg und Halle. So entstanden elf Gemälde und zahlreiche Zeichnungen, wobei sich Feininger zum einzigen Mal der Fotografie als Kompositionsvorlage bediente und sie danach als hinderlich für seine Arbeitsweise wieder verwarf. Nach der Schließung des Bauhauses in Dessau (1933) ging Feininger zurück nach Berlin, wo er sich bis zu seiner Emigration 1936 aufhielt. Es entstand noch eine Vielzahl von Zeichnungen und Aquarellen, die sich in ihrer kristallinen Klarheit und Farbnuancierung an den Erfahrungen und den formalen Eigenschaften früherer Jahre orientierten. 

Ab 1933 wurden die Bilder Feiningers von der nationalsozialistischen Kulturpolitik als »entartet« eingestuft. 1936 kehrte er deswegen in die USA zurück. Seit 1938 lebte er in New York und erhielt für die dortige Weltausstellung noch im gleichen Jahr einen Auftrag für Wandbilder. Sein Stil wandelte sich, wurde weniger einheitlich, flächenhafter und stärker von grafischen Elementen geprägt, wie z.B. in der Manhattan Serie der vierziger Jahre, in der er die Auseinandersetzung mit seiner amerikanischen Umwelt und deren Großstadtarchitektur thematisierte. Atmosphärische Momente traten auch hier in den Vordergrund, wie im Bild Manhattan, Morgendämmerung (1944, Cambridge, Massachusetts, Sammlung P. und L. Feininger), doch wurde die Malweise lockerer, während er gleichzeitig die Farbe von ihrer konstruktiven Bindung befreite. Zum entscheidenden Wendepunkt für seine Wertschätzung in den USA wurde die erste große Ausstellung im Museum of Modem Art in New York mit Bildern aus den Jahren 1908 - 44, die ihm 1944 zusammen mit Marsden Hartley gewidmet war. 

Feiningers Altersstil änderte sich in den fünfziger Jahren durch seinen Freund Mark Tobey, der ihm seine Vorliebe für ost­asiatische Kalligrafie vermittelte und ihn wohl auch zum Gebrauch der weißen Umrisslinie sowie zur monochromen Angleichung der Farbkontraste anregte - als Ende eines Entmaterialisierungsprozesses, der das gesamte Werk Feiningers charakterisiert. 

 

BILDBETRACHTUNG

 

Lyonel Feininger,
Brücke III, 1917,
Öl auf Leinwand, 80,5 x 100 cm
Köln, Museum Ludwig

 

Das Bild reflektiert Lionel Feiningers Auseinandersetzung mit dem Kubis­mus: Die Welt ist wie durch einen Kristall gesehen und in prismatische Facetten aufgesplittert. Im Gegensatz zur analytischen Formzertrümmerung der Kubisten suchte Feininger jedoch eine feste Bildordnung; Raum, Licht und Atmosphäre bleiben unangetastet. Feininger, für den der geistige Gehalt seines Motivs von großer Wichtigkeit war, bereicherte den kubistischen Formalismus um eine poetische Kompo­nente. So standen in seinen Bildern Brücke für Unendlichkeitssehnsucht und für das Erlebnis der ewigen Wiederkehr des Gleichen.

In einer reich differenzierten Palette von Erdtönen sind hier, vielfach gebrochen, die Schat­tierungen des Lichts eingefangen, spiegeln sich Luft und Wasser in transparenten Flächenplänen, aus deren Mitte, organisch eingefügt und in gedämpf­tem Blau und Gelb, die Brücke auftaucht. Scharfkantig. Die ständige Wiederholung derselben spitzen Formen erinnert stark an futuristische Bewegungsmomente. Die harmonische Bildordnung, die Feininger anstrebte, erreichte er hier ungeachtet der zersplitterten Motive durch ein statisches Bildgerüst, in dem die Diagonalen in einem fragilen Gleichgewicht aufgefangen werden.

 

Die Erfahrungen des farbigen Kubismus förderten entscheidend das Werk Lyonel Feiningers. Er war in jungen Jahren nach Deutschland, der Heimat seiner Eltern, zurückgekehrt, um Musik zu studieren, entschloss sich bald zur Malerei, nachdem er sich allerdings mit großem Erfolg viele Jahre als Illustrator und Karikaturist für Zeitschriften betätigt hatte. Als er 1911 in Paris Delaunay kennenlernte, war die Entscheidung zugunsten der Malerei endgültig gefallen. Auf Marcs Initiative ging die Beteiligung an der Ausstellung des „Blauen Reiters“ in Berlin zurück. Feiningers Malerei basiert auf dem Stil des Kubismus. Er zerlegt allerdings nicht, wie in dem Gemälde „Brücke III“ (oben), die Formen, sondern lässt diese sich gegenseitig durchdringen und kristallin überlagern. Es entstehen transparente Flächen, in denen sich die harte Geometrie und die statische Verankerung der Architektur auflösen und gleichsam entmaterialisieren. Feiningers Bilder sind poetische Umschreibungen seiner Erlebnisse und fugenhaft komponierte Städtebilder, die vermittels des Lichtes die Kräfte der Natur und des Kosmos versinnbildlichen.

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Dieser Link führt zum direkten Download:

https://sergesmedien.de/produkt/moderne-kunst-die-malerei-des-20-jahrhunderts/

 

 

 

 

 Bauhaus 1919 - 2019

Das„Staatliche Bauhaus“ wurde im Jahre 1919 von dem Architekten Walter Gropius als Hochschule für Bau und Gestaltung in Weimar gegründet. Sechs Jahre Später nach Dessau verlegt und 1933 zwangsweise aufgelöst. Der „Bau der Zukunft“ - so Gropius - sollte Architektur, Malerei und Plastik verschmelzen. Unter Mitarbeit bedeutender Künstler war das Bauhaus eine Institution, die alles Gestaltbare - von Architektur bis hin zu den industriell hergestellten Gebrauchsgegenständen - einer funktional ästhetischen Prägung unterziehen wollte. 

Neben Walter Gropius waren Lyonel Feininger, Johannes Itten, Gerhard Marcus, Georg Buche, Paul Klee,Oskar Schlemmer, Wassily Kandinsky, Mies van der Rohe - u.v.a.m. - als Lehrer am Bauhaus  tätig.

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