Ab in den Chor - Warum wir häufiger singen sollten
Hallo liebe Kulturinteressierte,
heute dreht sich alles um das Thema Singen und ich gestehe: Ich kann nicht singen. Dennoch singe ich unheimlich gerne, vor allem im Auto, auf langen Fahrten und dann, wie ich immer so schön sage, von schief nach schräg 😉. Bestätigt wird dies vom Rest der Familie, die meint, ich träfe wirklich keinen einzigen Ton. Ich merke jedoch immer wieder, wie gut es mir tut. Daher widme ich den heutigen Newsletter dem Singen und seinen positiven Wirkungen!
Viel Spaß beim Lesen!
Singen tut gut
Singen gehört zu den ältesten kulturellen Ausdrucksformen der Menschheit und ist in jeder Kultur verwurzelt, ob in Ritualen, bei Festen oder in der alltäglichen Arbeit. Es verbindet Menschen über Generationen und geographische Grenzen hinweg. Neben der Verbindung von Menschen ist Singen tatsächlich gesund. Und daher sollten wir viel häufiger singen.
Man kann wunderbar abschalten - habt ihr schon mal versucht, zu singen und dabei Probleme zu wälzen? Und es unterstützt noch viel mehr: Singen stärkt die Immunabwehr, das Herz-Kreislauf-System, intensiviert die Atmung und kann Ängste lösen. Wisst ihr, wie viele Muskeln beim Singen mitwirken? Es sind etwa 100 Muskeln – vom Mund angefangen bis zum Bauch. Laut dem Deutschen Chorverband singen rund 14 Millionen Menschen in Deutschland, wovon rund 750.000 Menschen in den 13.000 Chören des Deutschen Chorverbandes aktiv sind. Und es hat durchaus einige gute Gründe, das Singen in einem Chor auszuprobieren. Am Ende des Newsletters verrate ich Euch, wo ihr das nächste Woche mal probieren könnt.
Jetzt wird es ein wenig wissenschaftlich 😊
Beim Singen atmen wir tief ein und aus. Dies führt dazu, dass wir ruhiger und entspannter werden, der Parasympathikus, welcher dafür verantwortlich ist, wird aktiviert. Dies äußert sich in einem sinkenden Blutdruck, einem langsameren Puls und einer entspannten Muskulatur. Durch das tiefe Einatmen wird das Zwerchfell nach unten gedrückt, so dass Singen auch eine anregende Wirkung auf die Verdauung haben soll.
Forscher in Deutschland und Großbritannien untersuchten Speichelproben von Chormitgliedern vor und nach dem Singen. So konnten sie aufzeigen, dass nach 60 Minuten singen der Körper mehr Immun-Botenstoffe produziert, die das Immunsystem stärken. Zudem war der Spiegel des Stresshormons Cortisol im Vorher-Nachher-Vergleich gesunken, die Personen waren nach dem Singen also entspannter. Auch die Zytokin-Aktivität, also die Kommunikation zwischen den Zellen des Immunsystems, nahm zu.
Durch das Singen verstärkt sich die Atmung und der Körper wird mit mehr Sauerstoff versorgt. Dies wirkt sich wiederum positiv auf das Herz-Kreislauf-System aus. Forscher aus Göteborg fanden heraus, dass sich der Herzschlag der Personen, die zusammen singen, bereits nach kurzer Zeit synchronisiert und stabilisierend auf den Herzrhythmus wirkt. Wiederum positiv für das Herz-Kreislauf-System.
Schwedische Forscher fanden außerdem heraus, dass Menschen beim Singen bereits nach 30 Minuten vermehrt das Wohlfühlhormon Oxytocin ausschütten. Sänger und Sängerinnen sind demnach entspannter und fühlen sich besser. Auch andere Glückshormone wie Adrenalin, Dopamin, Endorphine und Serotonin werden beim Singen vermehrt ausgesetzt. Sie steigern das Wohlbefinden und stimmen uns fröhlich.
Bereits in den 90er Jahren wurde in Studien gezeigt, dass Singen lebensverlängernd wirkt: Menschen, die regelmäßig im Chor singen, leben im Durchschnitt länger. Insgesamt zeigte sich, dass das Singen in der Gemeinschaft nochmal stärkere, positive Wirkungen hat als das Singen allein.
Ihr möchtet keinen Newsletter mehr verpassen? Dann abonniert ihn gerne! In unregelmäßigen Abständen gibt es exklusive Newsletter nur für Abonnenten. Im nächsten exklusiven Newsletter beantwortet Timo Gremmels, hessischer Minister für Wissenschaft, Forschung, Kunst und Kultur (HMWK) Fragen zum Masterplan Kultur und zu den Herausforderungen für Kultur im ländlichen Raum.
Nachgefragt ….
Bei Chorleiterin Nicole Ebel
„Wir müssen mit der Zeit gehen, sonst gehen wir mit der Zeit!“, so Nicole Ebel im Gespräch mit mir. Ich habe mich mit ihr über die Chorlandschaft hier im Landkreis Limburg-Weilburg unterhalten sowie den verschiedenen Herausforderungen. Nicole Ebel wohnt in Selters-Münster und ist Chorleiterin bei verschiedenen Chören. Sie singt mit jungen und alten Menschen und ist sich sicher, dass man bis ins hohe Alter richtig gut singen kann, wenn man daran arbeitet.
Mit zunehmendem Alter lässt die Muskelspannung nach und manche hören dann auf zu singen, weil sie der Meinung sind, sie können es nicht mehr. Die Selbstzweifel kommen hinzu und es macht sich die Meinung breit, „wir können das ja nicht“. Aber daran könne man mit verschiedenen Übungen arbeiten. Mit Spaß und einigen Übungen kann die Stimme bis ins hohe Alter tragfähig sein, so Nicole Ebel voller Überzeugung. Und sowieso ist in ihren Augen der Spaß am wichtigsten: „Spaß auf der Bühne zu haben, ist das Wichtigste, da verzeiht man auch mal Fehler.“
Mit welchen Herausforderungen kämpft sie? Zum einen ist es die Präsenz der verschiedenen Chöre. Man müsse immer etwas machen, um im Gedächtnis zu bleiben. Es sei wichtig, Werbung zu machen, um auch neue und junge Sänger sowie Sängerinnen für einen Chor zu finden. Eine zweite Herausforderung ist die Unverbindlichkeit der Menschen, besonders bei Kindern. Eine dritte Herausforderung sind die fehlenden Männer in den gemischten Chören.
Was ist ihr wichtig bei ihrer Arbeit? Am Ende möchte sie mit den Chören auf der Bühne stehen und singen. Aber dazwischen, auf dem Weg dahin, darf es auch mal unschön klingen. „Die Sänger und Sängerinnen müssen auch mal den Mut haben, nicht schön zu singen, um am Ende ein schöneres Stimmergebnis zu erhalten“, so ihre Meinung. Dabei muss sie die Menschen mitnehmen, dass diese sich auch mal auf solche Dinge einlassen und ihnen erklären, welche Effekte die verschiedenen Übungen am Ende auf die Stimme haben.
Danke für diesen kleinen Einblick!
Vorschau - „Ab in den Chor“
Vom 4. bis 10. November findet die Woche der offenen Chöre statt und deutschlandweit heißt es „Ab in den Chor“. Chöre können bewusst ihre Proben an diesem Tag für Interessierte öffnen und dadurch eventuell neue Sänger und Sängerinnen für ihren Verein finden. Ganz unkompliziert besteht an diesen Tagen die Möglichkeit, musikalische Kontakte zu knüpfen. Durch eine Teilnahme an der offenen Probe erhalten die Interessierten Einblicke in die Probenarbeit und die Gemeinschaft vor Ort. Die Einladung geht an alle – ob jung oder alt.
Auch im Landkreis Limburg-Weilburg beteiligen sich einige Chöre daran und öffnen Ihre Türen für interessierte Sänger und Sängerinnen.
Liederblüte Oberweyer
Die Liederblüte Oberweyer öffnet zweimal ihre Türen. Am Montag, 04. November 2024 öffnet der Männerchor der Liederblüte aus Oberweyer um 20 Uhr die Türen des DGH Oberweyer zu einer offenen Probe und am Freitag, den 08. November die ChoriFeen um 17.30 Uhr.
Männerchor MGV Eintracht 1893 Erbach
Der Männerchor in Erbach lädt am Montag, den 4. November ab 19.30 Uhr in die Erlenbachhalle zur Probe ein. Diese befindet sich im Horstweg 4, Bad Camberg/ Erbach.
Frauenchor Oberbrechen
Der Frauenchor Oberbrechen würde sich über interessierte Sängerinnen am Dienstag, 5. November um 19.30 Uhr im Pfarrzentrum Oberbrechen freuen, Frankfurter Straße 50.
MGV Liederkranz 1866 Eisenbach
Der MGV Liederkranz 1866 Eisenbach e.V. öffnet seine Türen ebenfalls am Dienstag, 5. November um 19.30 Uhr in der Altenbegegnungsstätte, Kirchstraße 30 in Selters Eisenbach. Dieser Chor hat im Repertoire Romantik, Musical, Pop, Volkslied, Operette und Folklore.
CANTA! Gesangverein Bad Camberg
Ebenfalls auf interessierte Sänger und Sängerinnen freut sich der CANTA! Gesangsverein 1846 Bad Camberg und öffnet die Türen vom Kurhaus Bad Camberg am Donnerstag, den 07. November um 18.30 Uhr.
Zum Schluss
Singt ihr schon im Chor oder nur heimlich unter der Dusche? Ich werde wohl weiterhin im Auto singen, wenn ich unterwegs bin. Mit dem Theater ist meine Freizeit sehr gut ausgelastet - wobei ich im Theater auch schon gesungen habe (eventuell hat mich jemand als Madame Thenadier in “Les Miserables” gesehen - da durfte ich ein Trinklied zum besten geben 😉).
Ganz zum Schluss habe ich noch einen Veranstaltungstipp für Euch. Im Lindencult fegt mit Lisa Canny ein irischer Wirbelwind am 9. November um 20 Uhr und am 10. November um 15 Uhr über die Bühne. Die Besucher dürfen sich auf einen spannenden Mix aus Pop, traditioneller irischer Musik und Hip Hop freuen. In ihrer Heimat hat die sympathische junge Musikerin schon zahlreiche Auszeichnungen bekommen (7-mal All Ireland Champion auf Harfe und Banjo, UK Future Music Songwriting Gewinnerin, Top Ten Hit mit „Lifeline“, Event Industry Award Gewinnerin, von BBC America zu den Top Ten Irish Acts gewählt). Der Eintritt ist frei um eine Hutspende wird gebeten. Eine Platzreservierung ist wegen der großen Nachfrage sinnvoll. Anfragen an kontakt@lindencult.de (Öffnet in neuem Fenster) Weitere Infos unter www.lindencult.de (Öffnet in neuem Fenster)
Bis bald und ein schönes Wochenende,
Liebe Grüße
Eure Heike
Der 14-tägige Newsletter “Kulturzeit Limburg-Weilburg” ist kostenlos. Wenn ihr ihn gerne lest und meine Arbeit finanziell unterstützen möchtet, könnt ihr das gerne hier tun:
Lest hier, warum ich diesen Newsletter schreibe (Öffnet in neuem Fenster)
Ihr möchtet den Landkreis Limburg-Weilburg noch besser kennenlernen? Dann schaut gerne hier vorbei! (Öffnet in neuem Fenster)