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Alle vier Jahre nur

Heute, am 29. Februar, können rund 2400 Berliner Schaltjahrkinder “echten” Geburtstag feiern. (Via Tagesspiegel)

Dr. Kaplinsky, der Chefredakteur, hat sich eine neue Rubrik gewünscht. Ständig verschiebt sich der Redaktionsplan, eieiei. Ja, ich bin froh, dass ich kein Fenster zum Hinterhof raus habe. Ja, Herr Kaplinsky, ich weiß, manche Menschen schauen ins Trübe. Kästner? Stimmt, der hatte Geburtstag, aber den haben wir doch schon so oft. Gut, wir machen eine Rundschau.

Die Morgenrundschau

Die FAZ hat den Brief des Schauspielers Fabian Hinrichs (Öffnet in neuem Fenster) über seinen Freund René Pollesch veröffentlicht, der kürzlich verstorben ist und nun ein Loch in der Theaterwelt hinterlassen hat. Regisseurin Lena Brasch hat im Gorki eine Zusatzvorstellung für ihr Stück Fremd bekommen. Noch gibt es Tickets für den 16. März (Öffnet in neuem Fenster). Sportfreunde Stiller sind mit Unterstützung vieler anderer gestern wieder mit Rettungswagen, dem Kulturkonvoi, in die Ukraine gefahren, um humanitäre Hilfe zu leisten. Die Schriftstellerin Bettina Wilpert (Öffnet in neuem Fenster) hat ihr zweites Kind bekommen und ist weiterhin im Wochenbett. Währenddessen hat das Internet viele Ideen zu der OP von der Princess of Wales. Es heißt, Kate erhole sich von einer Nierentransplantation an King Charles, der ihr im Tausch gegen die Niere zugesichert hätte, sie zur Königin zu machen.

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Ausstellung

Mehr als nur eine Schwarze Tänzerin

Josephine Baker in der Neuen Nationalgalerie

1925 war die Afroamerikanerin Josephine Baker mit 19 ein Star in Berlin. In der Neuen Nationalgalerie kann man sich noch viel mehr Eindrücke von Josephine Baker verschaffen. Schnell zeigt sich: Baker ist nicht bloß die Schwarze Tänzerin im Bananenrock aus dem Theaterstück “La Folle du Jur”. Instrumentalisiert hat man sie auf Bühne und Leinwand, das lässt sich auf den Infotafeln an der Wand nachlesen. So haben ihre Charaktere beispielsweise nach Liebe gesucht, aber nie Gegenliebe von ihren weißen Co-Stars erfahren. Man erfährt, Baker hat die rassistischen Klichees bedient, die sie bedienen sollte. Und trotz der Widersprüchlichkeit, da hat man das Gefühl, die Leute von der Ausstellung haben sich viele Gedanken dazu gemacht, hat sich Baker Zeit ihres Lebens gegen Rassismus und Antisemitismus eingesetzt. Sogar als Spionin hat Baker während des zweiten Weltkriegs in Frankreich gearbeitet und ist zum Judentum konvertiert. Viele Fotografien und Zeitdokumente zeigen ihr politisches Engagement auch öffentlich. 12 Kinder aus aller Welt hat sie adoptiert, da weiß man dann allerdings nicht so genau, wie man das finden soll. Jedenfalls. Was für eine tolle Ausstellung, um so ein außergewöhnliches Leben und das Thema Rassismus auf so kleinen Raum zu zeigen.

Anmerkung der Redaktion: Im Museumshop gibt es einen Tisch mit allen Büchern über Josephine Baker. Unter anderem Josephine Baker: Weltstar, Freiheitskämpferin, Ikone von Mona Horncastle, erschienen im Molden Verlag für 30 Euro.

Briefzitat

Auch Ihnen, die nie oder nur manchmal ins Theater gehen, wird er fehlen. Sehr. Ohne, dass Sie es merken. Mir wird er unendlich fehlen. Unendlich. Jeden einzelnen beschissenen Tag.

Fabian Hinrichs an René Pollesch und uns in der FAZ vom 28.02.2024

Buchhandlung

“Wo genau muss ich hin?”

Lesung in der geschichtsträchtigen Ulmer Aegis Buchhandlung

Einmal durch die Mitte laufen, da wo das Mikro steht. Letzte Woche war ich in Ulm und las in der Aegis Buchhandlung. Der legendäre Suhrkamp-Verleger Siegfried Unseld hat dort seine Lehre gemacht. Ich habe natürlich nicht schlecht geguckt, als mir das der Inhaber Rasmus Schöll bei einer Zigarette erzählte. Das letzte Mal ist mir Unseld im Briefwechsel von Bachmann und Frisch begegnet. Als ein Vertrauter, der zwischen die beiden geriet und versuchte zu vermitteln. Ich meine mich zu erinnern, er bot Bachmann zum Trost über Frisch Geld an. Der Unseld muss geschwitzt haben, wie kein Scheidungsanwalt jemals. Aber nun ist Schluss mit dem Getratsche. Die Aegis Buchhandlung hat ein vielfältiges Veranstaltungsprogramm. Neben Lesungen sammeln sich regelmäßig Jazzer für Jam Sessions. Es gibt einen Mitmach-Leseklub für Kinder, eine Buchdisko und sogar ein Erzähltheater. Wann immer ihr in Ulm seid, besucht mir die Aegis Buchhandlung! Grüße an alle Glücklichen, die in Ulm leben.

Anmerkung der Redaktion: Die Aegis Buchhandlung (Öffnet in neuem Fenster) ging aus dem Widerstand gegen die Nazis hervor. Der Gründer Ernst Gustav Bauer war im engen Kontakt mit der Familie Scholl und erhielt 1946 seine Lizenz, einen Buchverlag zu gründen. Die Gestaltung der Räume übernahm Otl Aicher, der in den 50ern Inge Scholl heiratete. Die Gesichter der Geschwister Scholl zieren heute in weiß das Glas des Schaufensters der Breite Gasse 2.

Geöffnet Montag bis Freitag 10 - 19 Uhr und Samstag 9-18 Uhr

Zum würdigen Abschluss

Ein warmer Schoko-Nougat Lavakuchen mit geschlagener Sahne und Schoko-Nuss-Crumble dazu ein Gläschen Portwein. Gestern hatte ich einen schönen Abend mit meinem alten, alten Freund Patrick, der den Newsletter hier liest und sich hoffentlich über meinen Gruß freut. Patrick, der mich schon zweimal mit meinen Büchern zu sich in die Neruda-Bibliothek in Friedrichshain eingeladen hat. Ein Ulmer. Ich hab mir ja versucht meinen Freund als Jugendlichen auf dem Münsterplatz vorzustellen. Überhaupt wie so eine Jugend irgendwo anders aussehen könnte, die nicht zu großen Teilen an der Spree mit Basketball, Zigaretten und Vodka-O aus Pappbechern verbracht wird. Am Tisch musste Patrick mir bei Google Maps genau zeigen, in welcher Straße er gewohnt hat und wo seine Schule war. Wir sprachen weiter über Zwei an einem Tag von David Nicholls, das ich ihm mal vor dreizehn Jahren im Befall einer romantischen Stunde geschenkt habe. Den Film mit Anne Hathaway und Jim Sturgess fand ich nicht so dolle. Jetzt gibt es das Buch ganz neu als Serie bei Netflix. Schaue ich mir als nächstes an. Grüße und Küsse an diesem besonderen Februartag. Eure Judith Poznan

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