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Anne Franks »Füller-Kinder«

»Vor ein paar Wochen habe ich damit begonnen, auch mal eine Geschichte zu schreiben, etwas völlig Ausgedachtes, und das hat mir solchen Spaß gemacht, dass sich meine Füller-Kinder stapeln.«

Anne Frank, 7. August 1943

»Füller-Kinder« von Anne Frank umfassen 40 Kurzgeschichten, die jenseits ihres Tagebuchs, kaum jemand kennt und ebenfalls im Hinterhaus der Prinsengracht 263, im Versteck während des Krieges in Enge und Angst in ein spezielles Heft geschrieben worden sind.

Heute erscheinen Anne Franks »Füller-Kinder« (Öffnet in neuem Fenster)neu übersetzt von Ruth Löbner, in einer illustrierten Ausgabe bei Jacoby & Stuart für deren Pressearbeit ich seit Juni tätig bin. Das klingt sehr viel gesetzter als es sich tatsächlich anfühlt! »Füller-Kinder«, so hat sie Anne Frank selbst genannt, sind Geschichten über das Hinterhaus, Märchen über Feen und Zwerge und Erinnerungen aus ihrer Schulzeit. 46 Illustrator:innen haben es sich zur Aufgabe gemacht, ihre Geschichten zu illustrieren. Der Verleger Edmund Jacoby nennt es »eine Leistungsschau der heutigen Illustrationskunst«. Wie wahr! Unter anderem gibt es Beiträge von Axel Scheffler, Britta Teckentrup, Oliver Jeffers und Floor Rieder.

(Schaufenster der Libelle in der Kungerstraße, Alt-Treptow)

Letzte Woche erschien in DIE ZEIT ein Vorabdruck von »Das Blumenmädchen« (Öffnet in neuem Fenster). Illustriert hat die Geschichte der niederländische Illustrator Chuck Groenink. Welch ein Lichtblick in diesen Zeiten, natürlich ist Trump, grimmig in die Ferne blickend, auf dem Titelblatt gewesen.

Buchpremiere im Pfefferberg Theater

(via Jacoby & Stuart)

Am 05.02. findet die Buchpremiere mit den fabelhaftesten Gästen statt. Mit dabei sind Andrea Sawatzki, Marion BraschLinda Rachel Sabiers, Bianca Nawrath und die Übersetzerin der Originalmanuskripte Ruth Löbner

Tickets gibt es hier (Öffnet in neuem Fenster).

Buch

Das Vermächtnis

Thomas Sparr über Anne Franks Tagebuch

Thomas Sparr unterscheidet von dem Tagebuch, welches Anne Frank am 12. Juni 1942 begann und der Entscheidung von Otto Frank, es zu veröffentlichen, nachdem klar war, dass seine Tochter das Konzentrationslager nicht überlebt hatte. Man liest von den Anfängen, den absagenden Verlegern, den erst schleppenden Verkäufen und schließlich den anlaufenden Weltruhm, den es Mitte der 50er Jahre durch ein Stück am Broadway erlangte. Besonders ging mir nahe, wie Sparr immer wieder Otto Frank in Schutz nimmt, ihm viel Integrität zuspricht, da er sich mehr als einmal mit Alt-Nazis herumschlagen musste, die ein oder andere Klage am Hals hatte, der immer wieder als Verantworter der Herausgabe sich neuen moralische Fragen stellen musste.

Es war eine Lehrerin, die im Herbst 1951 das Buch kurz nachdem sie es in einer Frankfurter Buchhandlung gekauft hatte, dorthin wieder zurückgab. Überzeugt als ausgebildete Pädagogin, solche Zeilen können niemals von einem Kind stammen. Die Buchhandlung nahm Kontakt zum Verlag Lambert Schneider auf, woraufhin diese an Otto Frank schrieben. Die Lehrerin, Katharina Weber ihr Name, gehörte nicht zu jenen, die dem Tagebuch Fälschung vorwarf, so wie einige es damals taten und auch heute noch tun, um nichts anderes als den Willen den Holocaust ganz allgemein zu leugnen, nein, sie gehörte zu jenen, die es vor Überwältigung einfach nicht fassen konnten. Otto Frank, so erklärt es Sparr, muss das gefühlt haben. Er schrieb Katharina Weber einen Brief mit dem Vorschlag eines Treffens in Frankfurt. Dort ging er mit ihr das Tagebuch, aber auch die Märchen und Erzählungen durch, sodass sich die Lehrerin einen Eindruck über die frühe literarische Begabung seiner Tochter verschaffen konnte. Die Lehrerin, von allen Zweifeln befreit, kaufte das Tagebuch erneut und bis heute steht es der Schulbibliothek der Elisabethenschule im Frankfurter Nordend.

Anmerkung der Redaktion: Thomas Sparr: »Ich will fortleben, auch nach meinem Tod. Die Biographie des Tagebuchs der Anne Frank« erschienen beim S.Fischer Verlag für 25 Euro.

Briefzitat

„Ich hatte viel Glück und gute Freunde.“

Otto Frank an seine Mutter im März, zwei Monate nach seiner Befreiung in Auschwitz am 27.01.1945 durch sowjetische Soldaten.

Via Anne Frank Haus Amsterdam. (Öffnet in neuem Fenster)Auf der Webseite kann man zudem über die Biographien und Schicksale aller acht Untergetauchten sowie den Helfern des Hinterhauses lesen.

Mediathek

(Christiane Paul als Zeugin Nummer Neun)

»Die Ermittlung. Oratorium von Peter Weiss«: Kinofassung von RP Kahl

Regisseur RP Kahl hat das Theaterstück »Die Ermittlung« von Peter Weiss mit 60 Schauspieler:innen für die Kinoleinwand inszeniert. Basierend auf Aufzeichnungen und Protokollen des ersten Frankfurter Auschwitz Prozesses. Anlässlich des Gedenktages der Opfer des Holocausts und der 80-jährigen Befreiung von Auschwitz gibt es das nun in 11 Folgen in der ARD Mediathek (Öffnet in neuem Fenster) zu sehen.

Anmerkung der Redaktion: Das Theaterstück wurde 1965 in verschiedenen deutschen Städten sowohl in der BRD als auch in der DDR gleichzeitig uraufgeführt. Nur noch einmal gab es das zuvor in der Nachkriegszeit : beim Theaterstück von Anne Franks Tagebuch 1957. (Gelesen bei Thomas Sparr)

Nächste Woche berichte ich dann von der Buchpremiere! Außerdem empfehle ich euch den Newsletter von meiner Freundin Katharina Höftmann Ciobotaru, die gerade viele Gedanken und Einblicke rund um die Freilassung der Geiseln gibt. Heute ist Tag 484.

https://steadyhq.com/en/gutenmorgentelaviv/about (Öffnet in neuem Fenster)

Morgen bin ich bei der Demo für die Brandmauer - sei dabei! (Öffnet in neuem Fenster)

Immer verzweifelt, aber niemals hoffnungslos

Eure Judith Poznan

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