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Die Chaosstrategie

Dieses Mal habe ich mich mit der Themenfindung schwergetan. Vielleicht liegt es daran, dass ich zuletzt viel über Strategie gelesen habe. Es heißt, wer erfolgreich sein will, braucht eine. Irgendeine. Immer. Und so wurde die Wahl des Themas auf einmal zu einem Berg voller Möglichkeiten, am Ziel vorbeizuarbeiten.

Faule Frauen

Ich wollte über das Buch Anti-Girlboss von Nadia Shahadeh schreiben. Aber habe ich nicht alles, was ich dazu sagen wollte, im letzten Beitrag geliefert (Öffnet in neuem Fenster)? Beschäftigt mich das Thema so sehr? Müsste ich, wenn ich noch einmal darüber schreibe, dass wir es alle etwas langsamer angehen lassen sollten, vorausschicken, was ich in den letzten Wochen geleistet habe, um nicht wie die faulste Person auf Erden rüberzukommen? In Anti-Girlboss geht es um mehr als nur darum, individuelle Grenzen zu ziehen und „nein“ zu sagen – zu anderen, aber auch zu sich selbst. Shehadeh fragt, warum wir einen Begriff wie Girlboss brauchen, der unterstellt, dass Frauen im Normalfall nicht „tüchtig“ sind, obwohl es wissenschaftlich belegt sei, dass sie mehr und härter arbeiten. Oder warum viele glauben, es müssten nur die Richtigen „nach oben“ schaffen:

„Arbeiter_innen- und Angestelltenrechte durchzusetzen ist primär durch Streiks gelungen – und nicht dadurch, dass Ausgebeutete sich in Chefpositionen hochgearbeitet haben, um dann eine schöne neue und gerechtere Arbeitswelt für die Menschen, die unter ihnen malochen müssen, zu kreieren.“ Nadia Shehadeh, Anti-Girlboss

Beste Bücher

Auch könnte ich zum Welttag des Buches über die drei besten Bücher schreiben, die ich dieses Jahr gelesen habe. Eins davon wäre Friedas Enkel von Journalistin Inna Hartwich. Der Titel ist irreführend, denn es geht im Buch weniger um die Russlanddeutsche Großmutter der Autorin, als um das Russland von heute. Hartwich erzählt, wie sich ihre russische Geburtsstadt Orsk in den vergangenen Jahren entwickelt hat. Leider nicht so gut.

„Orsk lebt das typische, traurige Leben russischer Provinzstädte. Die früheren Staatsbetriebe sind als Privatunternehmen eingegangen, die Stadtverwaltung verwaltet nur noch und gestaltet nichts. Sie darf es auch nicht.“ Inna Hartwich, Friedas Enkel

Ein paar Tage nach der Lektüre sehe ich Orsk in deutschen Nachrichten. Ein Damm ist gebrochen und hat zur Überflutung weiter Teile der Stadt geführt. Tagelang verfolge ich die Ausbreitung des Wassers und das Agieren des Bürgermeisters. Warum? Weil Orsk nicht nur Hartwichs Geburtsstadt ist, sondern auch die Stadt, in der ich aufgewachsen bin.

Traurige Taschen

Und dann flatterte in mein E-Mail-Postfach ein Artikel über die Ghana-Must-Go-Tasche. Auch interessant. Den eigenartigen Namen habe ich vor Jahren gehört, konnte aber nicht glauben, dass die Tasche offiziell so heißt. Tut sie nicht:

„In Kenia sind sie als Nigeria-Taschen bekannt, und die Simbabwer nennen sie Botswana-Taschen. Sie scheinen immer die Tasche des Anderen zu sein: die Reisetasche des Einwanderers, der gezwungen ist, alles zu packen und zu gehen.“ Articles of Interest

Mit zwei oder drei solcher rot-blau-karierten Plastiktaschen ist meine Familie vor 27 Jahren nach Deutschland gekommen. Das ist aber ein Thema für einen ganz anderen Text.

Vielen Dank, dass du mitliest, und bis in zwei Wochen. Vielleicht dann mit Strategie.

Kristina

Was andere machen

Social Media ist Zeitverschwendung, ja, ja, aber auf Instagram habe ich den Podcast Verbittert Talentlos gefunden und eine Folge über die Pop- und Female-Empowerment-Kultur der 1990er und 2000er Jahre zeigt: Die Menschen, die dieser Zeit nachweinen, weil sie „ach so unbeschwert“ war, waren vermutlich nicht richtig dabei. > zur Folge (Öffnet in neuem Fenster)

Soundtrack dazu wäre dann Melancholé von Conny.

https://www.youtube.com/watch?v=FoU4vpiqvjg (Öffnet in neuem Fenster)

Zum Beitrag über die Ghana-Must-Go-Tasche (auf Englisch) geht es hier lang. > zum Beitrag (Öffnet in neuem Fenster)

Kategorie Essays