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Noltes Notizen | 16. Dezember 2022

Liebe KLup-Freund:innen,

nach so viel adventlicher Besinnlichkeit, von der ich im Newsletter vergangener Woche geschwärmt habe, kam in den letzten Tagen noch einmal richtig ordentlich Bewegung in unser Team, unser Arbeiten und in die Kirche hierzulande! Ganz schön viel Wehen und Geburt - und das noch eine Woche vor Weihnachten!

Wehen und Geburt I

Allem voran ein echtes Weihnachtsgeschenk für einige tausend Menschen im Bistum Münster: Das reformierte kirchliche Arbeitsrecht wird für sie schon in zwei Wochen, also zum 1. Januar 2023, in Kraft treten. Das haben wir heute auf unsre Nachfrage hin erfahren und natürlich auch fix gemeldet. (Öffnet in neuem Fenster) So ganz überraschend kommt das freilich nicht. Nach der Entscheidung des Ständigen Rats vom November, also aller Diözesanbischöfe in Deutschland, hatte Felix Genn bereits angekündigt, die neue "kirchliche Grundordnung" für seinen Jurisdiktionsbereich definitiv einführen zu wollen. Damit dürften wiederverheiratete oder in homosexueller Partnerschaft lebende kirchliche Mitarbeitende endlich aufatmen können: Sie müssen künftig auch Schwarz auf Weiß verbrieft keine Angst vor Kündigung mehr haben - nur weil sie leben und lieben, wie sie leben und lieben.

Zumindest, solange sie nicht im pastoralen Dienst oder als Religionslehrer:innen tätig sind. Diese Konkretion fehlte im Entwurf des Ständigen Rates - und entsprechend moniert worden. Das Bistum Münster will sich in der kommenden Woche ausführlicher dazu äußern - und es sieht einiges danach aus, dass das neue Arbeitsrecht auch Mitarbeitende in Pastoral, Verkündigung und Bildung meint. Generalvikar Klaus Winterkamp hatte schon Anfang des Jahres im Diözesanrat (Öffnet in neuem Fenster) und wenig später in einer gemeinsamen Erklärung mit zehn weiteren Generalvikaren (Öffnet in neuem Fenster) in Deutschland ziemlich eindeutig gefordert, das Privatleben auch von Pastoralreferent:innen, Religionslehrer:innen und anderen verkündigungsnah Tätigen dem Blick und der Bewertung kirchlicher Disziplinargewalten zu entziehen. Nach allem, was ich höre, dürfte das nun also auch für sie Gesetz werden.

Wenngleich dann sicherlich nicht alle Fragen und Probleme behoben sind - mit dieser Neuregelung werden viele, viele pastorale Mitarbeitende in unserem Bistum nicht selten nach Jahrzehnten, einem ganzen Leben im Dauerversteck, in hochkomplex zurechtgebastelten Argumentationsungetümen, kurz: nach einem Leben in provozierter Lüge tief, sehr tief aufatmen können. Für viele endet ein Leben in tiefgreifender Angst, die nicht selten auch Beziehungen belastet haben. Um es auf den Punkt zu bringen: Viele, sehr viele kirchliche Mitarbeitende werden erst jetzt aus vollem Herzen sagen können, dass Gott die Liebe ist, die jede:n annimmt, gutheißt, bejaht. Und auch dies muss gesagt sein: Viele werden das nicht mehr sagen können. Weil sie den Glauben verloren haben - allemal den in eine Kirche, die sich menschenfreundlich nennt. 

Diese Entwicklung wäre vor zehn Jahren unvorstellbar gewesen. Das muss man sich immer wieder vor Augen führen. Dazu habe ich in der vergangenen Woche nicht ohne Grund kommentiert (Öffnet in neuem Fenster). Genauso aber gilt: Die Lehre der Kirche bleibt weiter stur und unbelehrbar bei ihrer Bewertung von Homosexualität, "gescheiterten" Ehen und neugefundener Liebe. Für die pure Praxis souveräner, freier Menschen mag das keinerlei Bedeutung haben - und allein das Leben und die Liebe zählen -, doch es bleibt ein saurer Geschmack sauertöpfischer Dogmatik-Bitterkeit in dieser, "meiner" Kirche. Bestenfalls eine Traurigkeit darüber, dass "meine" Kirche unwillens und unfähig ist, die Lehre der Bewährung im Leben auszusetzen - sie also dahin zu stellen, wohin sie gehört.

Wehen und Geburt II

Am Kreativkai in Münsters Hafen.

Das war das eine Wehen und Gebären dieser Tage. Aber das gab es auch bei uns: Einmal mehr haben wir mit Volldampf an der Weiterentwicklung unseres digitalen Konzepts gearbeitet. In der wirklich äußerst animierenden Atmosphäre eines Coworking-Spaces am Kreativkai in Münsters Hafen haben wir nach unserer Kick-off-Veranstaltung vor sechs Wochen im Gesamtteam jetzt in einem konzentrierteren "Thinktank" zusammengesessen - bestehend aus dem Leitenden Content-Manager unseres Hauses, drei Kollegen und mir aus der Redaktion sowie einer externen Moderatorin. Unsere Überlegungen drehen sich darum, wie wir uns so weiterentwickeln, dass wir auch in Zukunft journalistisch wie wirtschaftlich erfolgreich, professionell, zeitgemäß und kreativ sind. Was bedeutet das für das derzeitige Gratis-Angebot? Für journalistische Themen und Genres, Formate und Inhalte? Für Werbung, Marketing und Vertrieb? Für Technik und Workflow? 

Wir haben da eine Menge vor der Brust. Das Wichtigste: Wir wissen, dass das so ist! Und darum können wir dieses Projekt anpacken. Das ist in der kirchlichen Medienwelt alles andere als selbstverständlich. Wir wissen auch, dass wir schon eine große Transformation - von "Print first" zu "Online first" - mit Bravour in diesem großartigen Team gewuppt haben. Und wir wissen, dass wir nicht depressiv und einigermaßen trostlos eine irgendwie unangenehme Notwendigkeit realisieren sollen, sondern dass wir unsere eigene Zukunft gestalten wollen und können. Das fordert einiges an Respekt ab, na klar. Auch an Überwindung. Aber: Das gibt auch viel Schwung und setzt viel Energie frei. Es wird und bleibt spannend!

Wehen und Geburt III

Nach langen Wehen verkünde ich noch eine Geburt: Vorgestern konnte ich unserem Team die wunderbare Nachricht überbringen, dass wir eine neue Kollegin bekommen werden! Wir sind glücklich, stolz, dankbar und einigermaßen erleichtert, ab dem 16. Januar eine neue Video-Redakteurin an Bord zu haben. Drei Monate nach dem Ausscheiden von Marie-Theres Himstedt, die sich beruflich noch einmal neu orientieren wollte, können wir diese schmerzliche Lücke endlich schließen. Wer die neue Frau in unserer nach wie vor ziemlich männerlastigen Truppe ist, werde ich verraten, wenn die Kollegin bei uns angefangen hat.

Wehen und Geburt IV

Eine letzte gute Hoffnung bleibt uns noch einige Tage erhalten - nämlich die nach einem Empfänger für eure KLup-Spende! Jan hatte ja gestern in seinem Newsletter die drei Projekte vorgestellt. Ihr entscheidet nun darüber, wem wir die zehn Prozent aller KLup-Mitgliederbeiträge dieses Jahres schenken wollen - das ist ein wesentlicher Teil unserer KLup-Idee: ein bisschen machen wir die Welt besser! Wer noch nicht abgestimmt hat - über diesen Link könnt ihr das noch bis zum kommenden Mittwoch, 21. Dezember 2022, 12 Uhr nachholen (Öffnet in neuem Fenster).

Weihnachten

Und dann gehen wir ratzfatz auf Weihnachten zu. Was wir da alles an Wunderbarem vorbereitet haben und euch unter den Christbaum legen werden, erzählt euch Jan in gewohnter Manier am Mittwoch im "Wochenmenü". Ich melde mich ebenfalls noch einmal - exklusiv für euch schon vorab mit meinem weihnachtlichen Leitartikel.

Bis dahin herzliche Grüße aus dem eisekalten Münster und

Guet goahn!

Markus Nolte (Chefredakteur Online)