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Noltes Notizen | 23. April 2021

Liebe KLup-Freund:innen,

drei Meinungs-Beiträge hatten wir euch am Montag für diese Woche versprochen - das war schon einer mehr als in unserem üblichen Programm vorgesehen. Dann sind es sogar vier geworden. Der vierte stammte von meinem Kollegen Ulrich Waschki, Geschäftsführer und Chefredakteur der Verlagsgruppe Bistumspresse im benachbarten Osnabrück. Wir hatten sogar noch einen fünften im Angebot, ebenfalls vom Chefredakteur eines katholischen Mediums. Beide hatten dasselbe Thema. Weil der Beitrag von Ulrich Waschki schon fertig war (Öffnet in neuem Fenster), blieb es bei einem Kommentar zum Thema. Einem starken Kommentar, wie ich finde. 

Das Thema: Die Auseinandersetzung zwischen dem Passauer Bischof Stefan Oster und der Tübinger Dogmatik-Professorin Johanna Rahner. In sechs Beiträgen haben wir uns seit dem vergangenen Wochenende mit dem Thema befasst. Worum es geht, zeigt dieser Artikel zusammengefasst (Öffnet in neuem Fenster); darunter findet ihr Links zu allen weiteren Texten zum Rahner-Oster-"Rassisten"-Streit.

Bischofsschelte für Kirchenmedien

Ich möchte an dieser Stelle bewusst nicht auf die zweifellos unnötig provozierende "Rassisten"-Formulierung von Johanna Rahner eingehen. Etwas anderes ist mir hier wichtig: Die Tatsache, dass gleich zwei Chefredakteure katholischer Medien ihre Meinung dazu kundtun wollten - und auch mich hätte es in den Fingern gejuckt -, hat auch damit zu tun, dass Bischof Oster in diesem Kontext auch kirchliche Medien scharf kritisiert hatte (Öffnet in neuem Fenster):  Er forderte eine Debatte über die „beinahe grotesk“ wirkende Situation, dass Bischöfe durch ihre Zustimmung zur Verwendung von Kirchensteuermitteln für „bestimmte Medien“ Positionen wie jener von Rahner „eine große Bühne“ ermöglichen, „auf der wir selbst als ‚Rassisten‘ bezeichnet werden dürfen“. 

Das hat er heute noch einmal bestärkt. Er wolle nicht die Pluralität infrage stellen, aber es gehe darum, "ob ausgerechnet unsere eigenen Medien bestehende Polarisierungen bewusst verschärfen müssen", so Oster.

Lieber doch wieder verschweigen?

Das ist eine - gelinde gesagt - merkwürdige Vorstellung von Journalismus, eine merkwürdige Vorstellung von Journalismus in der Kirche, die es einem weiteren Grundrecht in der Kirche schwer macht - der Pressefreiheit. Darüber hinaus: Angenommen, katholische Medien hätten tatäschlich nicht über die Formulierung von Johanna Rahner berichtet: Hätte der Passauer Bischof nicht mit Fug und Recht genauso fragen können, warum wir eine (aus seiner Sicht) derart unverschämte Formulierung einer katholischen Theologieprofessorin verschweigen? Und: Wäre es ihm lieber gewesen, wir hätten über seine Einlassung zu dem Thema besser auch nicht berichtet, um die Aufmerksamkeit für Professorin Rahner und ihren Vortrag nicht auch noch zusätzlich "eine große Bühne" zu geben?

Nein, auch und gerade katholische Medien - wie stark auch immer sie von Kirchensteuermitteln finanziert werden - haben auch die Aufgabe, über Positionierungen verschiedener Experten in den von vielen engagiert diskutierten Themen zu berichten. Wir trauen unseren Leser:innen zu, sich dadurch selber eine Meinung zu bilden. Dafür ist es mitunter hilfreich, Theologie studiert zu haben, ja. Aber es ist ganz sicher nicht die einzige Voraussetzung , um gewissermaßen mit "vollem Stimmrecht" in unserer Position zu beziehen. Nicht in einer Gemeinschaft, in der bereits die Taufe (und nicht Diplom, Master oder Weihe) die höchste Würde ausdrückt.

Es geht ums Grundsätzliche

Gut, dass die Gesellschaft katholischer Publizisten sich schnell und pointiert zu den Äußerungen von Bischof Oster positioniert hat (Öffnet in neuem Fenster). Schade, dass Bischof Georg Bätzing als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz heute nur von Johanna Rahner eine Rücknahme ihrer Formulierung wünscht (Öffnet in neuem Fenster)- und nicht auch von Bischof Oster. Und gut, dass wir im Bistum Münster in kritischer und (natürlich) loyaler Haltung unseren professionellen Job als Journalisten machen sollen. Denn eben das ist der Auftrag, wie uns unser Herausgeber Bischof Felix Genn erst vor kurzem zum 75-jährigen Jubiläum von "Kirche+Leben" ins Stammbuch geschrieben hat (Öffnet in neuem Fenster). Übrigens hat auch Bischof Bätzing uns zum selben Anlass bestärkt, so "kritisch und anspruchsvoll" zu berichten. (Öffnet in neuem Fenster) Das beruhigt ein bisschen.

Dennoch: In Zeiten zurückgehender Mitgliederzahlen und perspektivisch deutlich schrumpfender Kirchensteuereinnahmen ist die Äußerung von Bischof Oster selbstverständlich nicht nur eine Positionierung im konkreten Fall von Johanna Rahner. Es geht um viel Grundsätzlicheres. Umso wichtiger ist es, im Blick zu behalten, für wen beispielsweise "Kirche-und-Leben.de" sein Angebot bereithält: für die Menschen in der Kirche, die sich trotz und wegen all der ringenden Debatten für die Kirche, für den Glauben, für ihre Gemeinden engagieren. In den meisten Fällen sind sie auch diejenigen, die kirchliches Engagement mit ihrer Kirchensteuer ermöglichen. 

Darum brauchen wir eure Unterstützung. Empfehlt uns weiter, sprecht über uns, von mir aus: schwärmt von uns ;-). Und sagt uns gern, wo wir noch besser werden können.

Ein schönes Wochenende und

guet goan!

Markus Nolte (Chefredakteur Online)