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Ich bin eine erwachsene Frau

Diese Woche hatte ich Geburtstag und ich habe mir selbste in Geschenk besorgt.  Was skurril und anmaßend klingt ("wer bitteschön beschenkt sich denn selbst?") ist in Wirklichkeit vor allem eines: erwachsen!

Natürlich: ich habe eine Familie, die mir auch etwas zum Geburtstag schenkt. Jedes Jahr machen sie das: schöne Geschenke besorgen, Geschenke von Herzen, Geschenke mit Botschaft (sei es subtil oder offensichtlich). Aber Geschenke haben immer auch viel mit dem Schenkenden zu tun und manchmal wenig mit dem Beschenkten. 

Wenn ich also ein Geschenk haben möchte, das wirklich exakt das ist, was ich mir wünsche, muss ich den Wunsch entweder klar kommunizieren - oder ihn eben selbst besorgen. 

Ich lasse mich gerne beschenken. Ich lasse mich gerne überraschen. Vor allem aber schenke ich gerne: auch an mich.

Foto von: Kira von der Heide / unsplash

Ich bin eine erwachsene Frau

Ich weiß, was ich will. Ich will nicht (mehr) abhängig davon sein, dass oder wie andere mich feiern. Ich will nicht hoffen, dass jemand mir genau das schenkt, was ich mir wünsche. Ich bin eine erwachsene Frau: es spricht nichts dagegen, dass ich mich selbst beschenke.

Jedes Jahr schenke ich mir einen Reiseführer. Wochen vorher schon recherchiere ich und überlege. Ich mache einen Heidenaufriss um die 25€, die ich ausgebe: für dieses eine Geschenk, für mich. 

Ich mache das nicht, weil ich sonst nichts kriege. Es tut mir gut. Ich zeige mir damit, dass ich es mir selbst wert bin. 

Ich feier mich: fürs Sein

Es geht hier gar nicht alleine um den Geburtstag. Es geht nicht darum, ob wir beginnen, uns selbst Wünsche zu erfüllen. Letztendlich geht es vor allem darum: bleiben wir passiv und warten darauf, dass uns jemand zu unserem Glück verhilft? Oder nehmen wir unserer Bedürfnisse einfach selbst in die Hand?

Was von außen betrachtet ungehörig oder egoistisch scheinen mag, ist konkeret einfach ein Stück Selbstfürsorge.

Wir werden so erzogen, zurückhaltend zu sein: nicht zu fordernd, nachgiebg, großzügig. Wir werden schon früh darauf geeicht, uns zurückzunehmen, anderen den Vortritt zu lassen, lieber zu geben als zu nehmen. Nur so ist es zu erklären, dass wir Mann und Kinder zuerst den Kuchen nehmen lassen und essen, was übrig bleibt. Alle wollen im Urlaub ans Meer, na gut - Kompromiss also - auch dann, wenn wir in die Berge wollen und jedes Jahr verdammt noch mal den Kürzeren ziehen. Es steckt tief in uns drin, uns hinten an zu stellen.

So sind wir sozialisiert

Wir sind darauf geeicht uns zurückzunehmen, zu warten und zu hoffen, dass jemand anderes uns glücklich macht. Das kann funktionieren, keine Frage. Aber wollen wir das wirklich? Passiv verharren und auf den Prinzen hoffen, der aus der Buchhandlung unseres Vertrauens geritten kommt und exakt den richtigen Reisefüher besorgt hat?

Was spricht konkret dagegen, das eigene Glück selbst in die Hand zu nehmen und unabhängig(er) zu werden? Der Ritter darf ja trotzdem komen und ein Buch neben den Geburtstagskuchen (oder den Weihnachtsbaum) legen. Aber es ist dann eben auch kein Drama, wenn sich der Südostasien Reiseführer beim Auspacken als Bräter oder Stricksocken entpuppt.

In diesem Sinne: feiert euch. 

Ja, euch selbst! 

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