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Fokusthema

Meine 10 größten Learnings zu Thema "Polyamor leben"

In diesem Monat gab es ein sehr schönes "Werkstatt-Gespräch" zum Thema Polyamorie. Werkstatt deshalb, weil es darum ging, mit der Hilfe zweier Alltags-Expertinnen für polyamores Leben herauszufinden, wie authentisch die Konflikte und Themen sind, die Kyara im Jahr 2055 mit ihrem Freund hat. Was sind unsere Vorurteile gegenüber vielfältigeren Liebesformen, was bringen sie uns, was wird sich ändern? Hier meine 10 größten, teilweise überraschenden Learnings aus dem Gespräch:

1. Lebst du polyamor, merkst du viel mehr, dass Beziehung mit anderen ein Prozess und nichts Festgesetztes ist. Dinge ändern sich schneller, sodass bei dir gar nicht der Eindruck entstehen kann, du lebtest in etwas, was ewig gleichbleiben wird.

2. In einer polyamoren Beziehung musst du dich nicht trennen. Du verlierst nur bestimmte Dinge in einer Beziehung. Man kann innerhalb eines Netzwerks in Beziehung bleiben, ändert nur die Vorzeichen dieser Beziehung, z.B. in Richtung Freundschaft. Eine Trennung muss nicht so schwerwiegend und unversöhnlich sein wie es bei monogamen Beziehungen häufig der Fall ist.

3. Eifersucht kann unter anderem befeuert sein von der Angst, nicht mehr versorgt/umsorgt zu werden. Wenn diese Angst in einem Netzwerk, in dem die Fürsorge für alle klar geregelt ist, nicht mehr begründet ist, verliert so ein Gefühl an Kraft.

Bild: Wikipedia

4. Es hilft sehr, auszudifferenzieren, was eine Liebesbeziehung alles für Facetten beinhaltet und sich dann zu fragen: Will ich denn alle mit einer Person ausleben oder mit einem Netz von unterschiedlichen Personen, bei dem transparent ist, was ich mit wem teile? Für einen Überblick, was diese Facetten alles sind, hilft das Konzept des "Smorgasbord" (Öffnet in neuem Fenster)(siehe auch Quellen unten) - es listet z.B. auf: Friendship / Sharing a home / Sex / Business Partners / Sharing goals etc.

5. Im polyamoren Lebens-Bereich gibt es keine vorgenormten Modelle, wie zusammen gelebt wird. Die Norm kehrt nicht zurück, sondern es bestimmen fortan allein die Persönlichkeiten der Beteiligten, welche Regeln und Formen des Zusammenseins es gibt. So vielfältig sind die Lebensformen, wie die Charaktere der Beteiligten.

6. Wenn es läuft mit dem Poly-Sein, gibt es sogar mehr Energie als in einer monogamen Beziehung! Eine der überraschendste Erkenntnisse für mich. Sind Konflikte geklärt oder gemanaged, bleibt mehr Energie unterm Strich, auch, weil Erwartungen völlig klar und ausgehandelt sind und man so weniger überfordert damit ist, sie zu erfüllen.

Bild: Polyamorie-Flagge mit Herz & Unendlichkeits-Symbol, Wikipedia

7. Die Grenzen beim Poly-Sein zwischen Freundschaft und Beziehung werden fließend, es gibt weniger klare Trennungen. Sexuelle Intimität auch unter Freund*innen wird normaler.

8. Polyamorie bedeutet nicht 1 Beziehung + 1 Beziehung = zwei (oder mehr) Beziehungen, sondern es ist ein völlig anderes Setting und Weltbild, was dann gelebt wird. Es ist der Rahmen, der sich ändert und alles in neuem Licht erscheinen lässt.

9. Es hilft beim Poly-Sein, sich selbst neue Begriffe anzugewöhnen und andere nicht mehr zu benutzen ("Mann/Frau", "Liebe"), um überhaupt selbst erstmal das Gefühl haben, wählen zu können.

10. Ein neues Wort habe ich gelernt: "Verantwortungsvolle Nicht-Monogamie". Die tritt oft in reifen Beziehungen auf und unterscheidet sich von normaler Nicht-Monogamie. Eine Beziehung, in der diese ausgelebt wird, hat explizite Regeln und Bedingungen, die eingehalten werden müssen, damit die Partner ihre jeweilige sexuelle Aktivität außerhalb der Beziehung ausüben können. Eine häufige Bedingung ist etwa ein „Kondomvertrag“.

Danke an die Expertinnen und alle, die dabei waren!

Weiterführende Quellen:

https://bluecloud.academy/course/view.php?id=8#section-0 (Öffnet in neuem Fenster)

https://blog.franklinveaux.com/2017/12/an-update-to-the-map-of-non-monogamy/ (Öffnet in neuem Fenster)

Kategorie Fokusthema

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