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#Winnetou ... Ignorieren? Wegducken? Ausdiskutieren?

Hallo an Alle!

Ein Erklärungsversuch!

Es passiert uns immer wieder, dass wir es nicht mehr schaffen zueinander zu kommen. #Pandemie, #Gendern, #Krieg und jetzt auch noch #Winnetou!

Wie passiert das? Und wie kommen wir da wieder raus?

Auch ich gehöre zu denen, die als Kind Western schaute. Mir gefiel aber auch Pipi Langstrumpf. So wie ich Pipi Langstrumpf als Phantasie wahrnahm, ging es mir auch mit Winnetou und Old Shatterhand. Ich sah es nicht als wahre Erzählung an. Mir gefiel ihre grenzüberschreitende Freundschaft. Ich nahm die Erzählung also positiv war. Das ging wohl vielen von uns so!

Wir Menschen haben die Herausforderung, dass uns Rahmenbedingungen prägen bevor wir verstehen, dass sie es getan haben.

Als Kinder brauchen wir Orientierung. Und die Rahmenbedingungen, die wir vorfinden wie z. B. die zu dem Zeitpunkt vorherrschende Kultur, nehmen wir als wahr, bzw. mindestens als in Ordnung an. Also "Cowboy und Indiander spielen" ist okay, weil im Film machen sie es ja auch!

Erst ab dem Moment, ab dem man anfängt vermeintlich Selbstverständliches zu hinterfragen, kann man bewusster werden. Die Prägungen sind aber so tief, dass es oftmals einen Impuls von außen braucht, dass wir wahrnehmen können, dass die erhaltene Orientierung nicht die Bestmögliche war.

Mir fällt dazu z. B. immer unser Umgang mit Trinkwasser ein. Wir werden damit groß, dass es okay ist gutes Trinkwasser durch die Toilettenspülung zu jagen. In Japan gibt es Toiletten, bei denen ist über dem Wasserkasten das Waschbecken installiert, so dass das Brauchwasser des Händewaschens den Wasserkasten füllt. Der "dekadente" Umgang mit Trinkwasser, führt zu einem generell respektlosem Umgang mit Wasser. Respektlosigkeit, die als solche nicht wahrgenommen wird (werden kann), entsteht durch die orientierungsbietenden Rahmenbedingungen, die uns zur Selbstverständlichkeit werden. Es ist quasi ein Automatismus!

Nun wird denjenigen, die an Winnetou festhalten wollen, Rassimus vorgeworfen. Ein Vorwurf den sie nicht mehr hören können! Er hängt ihnen quasi aus den Ohren raus! Und das ist verständlich, weil sie zu 99,99 % nicht die Absicht haben rassistisch zu sein. An Winnetou festzuhalten, bedeutet für sie nicht den Genozid zu leugnen.

Und auf der anderen Seite stehen die, die sich mit Mitgliedern Indigener verbünden und die Indigenen, die auch etwas nicht mehr hören können. Red Haircrow ist Mitglied der Chiricahua Apache/Cherokee er äußert sich seit Jahren dazu wie "unsere" Erzählungen bei den indigenen Stämmen empfunden werden. Sie hängen ihnen aus den Ohren raus!

Auf Beiden Seiten wird mit dem gleichen Gefühl gekämpft!

Erinnert Ihr Euch noch an die Ohrfeige von Will Smith? Er konnte die Anspielung von Chris Rock bzgl. der Frisur seiner Frau nicht mehr hören. Er hätte ihn dafür nicht ohrfeigen müssen, aber Chris Rock hätte auch feinfühliger sein können.

Wenn man etwas immer und immer und immer wieder hört, was einen verletzt, dann hängt es einem einfach irgendwann aus den Ohren raus!

Wer die Geschichten von Winnetou liebte, hatte nicht die Absicht rassistisch zu sein so wie Chris Rock auch Will Smith nicht verletzen wollte.

Ist es nicht so, dass wir uns viel häufiger sagen sollten wie wir uns fühlen? Und dann wäre es bestimmt noch klug, wenn wir einander glaubten wie sich der jeweils andere mit der Situation fühlt.

Die Bücher vom Markt zu nehmen, wirkte eher hilflos. Und vielleicht ist es Hilflosgikeit!

Ich möchte Euch eine Geschichte von meiner Ma erzählen:

Im April 1933 wurde ein Bruder ihrer Mutter Zeuge einer brutalen Ermordung eines Kaufmanns jüdischen Glaubens. Die Ermordung von Mitmenschen jüdischen Glaubens begann lange vor Kriegsbeginn! Der Bruder ihrer Mutter war zu diesem Zeitpunkt 23 Jahre alt und ihre Mutter 17.

Selbst Sophie Scholl fühlte sich zunächst von den Nationalsozialisten angezogen. Dem Bruder ihrer Mutter ging es nicht anders. Bis zu dem Tag an dem er Zeuge der feigen und brutalen Hinrichtung wurde. Die Jahre, die für ihn folgten, waren ein Gefühlschaos zwischen irgendwie nicht auffallen, Entsetzen, Furcht ebenso zu enden wie der Kaufmann und dem Gefühl, dass das Geschehene nicht ungesagt bleiben darf.

Als es 1948 durch die Allierten zur Aufarbeitung vieler Verbrechen kommt, die während und vor dem Krieg geschahen, trägt er mit seiner Zeugenaussage zur Verurteilung der Mörder bei. Er widerruft aus Angst vor Vergeltung durch die Angeklagten und bleibt letztlich aber doch standhaft und bestätigt seine ursprüngliche Zeugenaussage erneut. Nur die zähklebrige braune Suppe innerhalb der Gesellschaft war auch lange nach Kriegsende viel präsenter wie man wahrhaben mag.

Meine Mutter - ein Kind, dass 6 Jahre nach der brutalen Ermordung des Kaufmanns zur Welt kommt und 9 Jahre lang selbige schon kaum versteht, erlebt eine Ausgrenzung, die für sie nicht einzuordnen ist!

Alle im Wohnviertel kennen den Mädchennamen ihrer Mutter. Aufeinmal ist er ein Schimpfwort! In den Augen vieler hat der Bruder ihrer Mutter nicht richtig gehandelt. Man "verrät" den Kameraden nicht. Auch dann nicht, wenn er einen wehrlosen Menschen grundlos brutal zu Tode prügelt ...

Der Mörder versucht auch ihrem Onkel das Leben zu nehmen, damit es nicht zur Zeugenaussage kommen kann. Es gelingt ihm nicht. Und während all dem geht meine Mutter mit der Tochter des Mörders in die selbe Klasse. Nichte des "Verräters" und Tochter des Mörders in einem Raum. Über Jahre ...

Meist wollen die anderen nicht mit ihr spielen und sagen ihr sogar, dass man vergessen hätte sie zu vergasen ... alles weil ihr Onkel den Mut hatte seinem Gewissen zu folgen ...

Heftig! Oder?

Aber es passierte etwas wovon sie noch heute spricht. Eines Tages als sie schon erwachsen war, kam eines dieser Kinder zu ihr. Mittlerweile auch ein erwachsener Mann. Hännes! Er hatte all seinen Mut zusammen genommen und entschuldigte sich bei Ihr. Er hatte im Verlauf der Jahre verstanden, was sie ihr angetan hatten.

Wir sollten nicht unterschätzen, was es einem der leiden musste, bedeutet wenn man es schafft in seine Perspektive zu wechseln!

Es sind die Kriegserlebnisse meiner Ma, die mich seit 2 Jahren an einer Friedensidee basteln lassen: ThePeaceExperiment! Fuck your wars! (Öffnet in neuem Fenster)

Man kann nicht alles richtig machen, es gibt keine Bedienungsanleitung fürs Leben. Aber was wohl wäre, wenn wir alle ein bisschen wie Hännes wären?

Lasst uns doch lieber öfter die Hand als Ohrfeigen geben!

Winnetou! Fast alle liebten ihn. Und wären gerne sein Freund Old Shatterhand gewesen. Also es war Liebe für die Indianer da. Oder? Nur halt fiktiv! 

Jetzt könnte man seine tatsächlich Liebe zu diesem Volk zeigen. Den Indigenen hängt unsere Art der Erzählungen zu den Ohren raus! Verständlicherweise! 

Jetzt könnten wir Old Shatterhand sein. Nur halt in echt! Nicht Filme und Bücher verbannen, sondern in Dialog gehen. Weniger mit "uns" und mehr mit den Indigenen. Freundschaften schließen mit ihnen, so ganz in echt. 

Mal den Mut haben laut und deutlich zu sagen, dass der Genozid ein schlimmes Verbrechen war. Mitgefühl zeigen. Neue Geschichten schreiben. Gemeinsam! Das war doch die Botschaft von Karl May. Freundschaft! Oder?

Herzliche Grüße

Bettina

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