Lucy und die Geschichte der Menschheit

Rund 3,2 Millionen Jahre zurück und mitten hinein in die Welt von Lucy! Heute nehme ich dich mit nach Hadar, Äthiopien, wo ein Zufallsfund die Paläoanthropologie revolutionierte. Wer war Lucy, wie lebte sie – und warum ist sie so bedeutsam für unser Verständnis der menschlichen Evolution? Komm mit auf eine faszinierende Spurensuche!

Hadar, Äthiopien, November 1974. Donald Johanson (*1943), Paläoanthropologe und gerade eigentlich viel zu sehr mit Papierkram beschäftigt, konnte es nicht lassen: Statt sich in seinem Zelt den Akten zu widmen, stapfte er mit seinem Studenten Tom Gray durch die sengende Sonne. Die Region war bereits unzählige Male durchkämmt worden, doch Johanson berichtet später, er habe an diesem Tag das unbestimmte Gefühl gehabt, unbedingt hinausgehen zu müssen. Irgendetwas zog ihn weg von seinen Papieren hinein in dieses wüstenartige Terrain, in dem Steine, Sand und eine gnadenlose Hitze regierten.

Hadar liegt im nordöstlichen Afar-Dreieck, einer geologisch spannenden Region, in der sich ursprünglich mal ein See befand. Vulkanasche, Sedimente und Schlamm haben sich hier im Laufe von Jahrmillionen Schicht um Schicht abgelagert. Für Paläoanthropolog:innen ist diese Ecke eine Schatzkammer, denn starke Regenfälle – die hier selten, dann aber sehr heftig sind – können immer mal wieder neue Fossilien freispülen. Oft lassen sich einzelne Knochenfragmente sogar direkt an der Oberfläche finden. So auch an jenem Tag: Donald Johanson kniete über einem kleinen Fragment im Geröll, als Tom Gray zunächst meinte, es handle sich wohl um die Überreste eines affenähnlichen Tieres. Doch dann entdeckten sie in unmittelbarer Nähe ein Stück Schädel, ein Hüftfragment, einen Oberschenkelknochen – und es wurde schnell klar, dass das hier kein Pavian, Schimpanse oder ähnliches sein konnte. Je länger sie suchten, desto mehr Knochenfragmente kamen zum Vorschein. Nach wenigen Minuten war ihnen klar: Vor ihnen lag eine Sensation.