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Von Weihnachtsbaum & Leidkultur

Weihnachten ist passé, hinter uns liegen Tage der Besinnung oder Tage des Streits, eventuell beides. Mein Abgesang auf ein Fest, das man feiert, wie es fällt (oder eben nicht).  

27. Dezember. Hinter jenen, die es feiern, liegt ein tagelanges leitkulturelles Weihnachtsfest, das viele von uns, ich inklusive, mit obligatorischem Weihnachtsbaum verbracht haben, ganz wie von Friedrich Merz verordnet; im Kreise der Familie, in besinnlicher Einkehr, in teutonischer Eintracht. Und natürlich im Wissen, das besteste aller Feste zu feiern, sei es als christlich-religiöse Geburtstagsparty mit Kirchenbesuch, oder, wie die Berliner Charité, komplett religionsneutral, mit Weihnachtsbaum als „Symbol für die weihnachtliche Friedensbotschaft über die Grenzen der Religionen hinweg“ (Öffnet in neuem Fenster). Apropos Berlin. Zugezogene wie ich migrieren langsam, am Ende der Birthdayparty Jesu, zurück in ihre Großstädte; und die kurze Zeit endet, in der die Ureinwohner ihre jeweilige Stadt für sich genießen durften. GaLiGrü aus dem ICE 549 von Hamm (Westf.) in Richtung Hauptstadt, wo ich diese Zeilen schreibe.

 

Nicht bei allen beliebt: Christliche Symbole (Öffnet in neuem Fenster).

Es drängt sich somit saisonal die Frage auf: Wie wichtig ist den Deutschen der christliche Glaube eigentlich, welche Rolle spielen die Kirchen im Alltag?

Die Antwort ist, trotz aller Leitkulturdebatten und einer reflexhaften Beschwörung des vermeintlich christlichen Abendlandes (Öffnet in neuem Fenster): eine untergeordnete.

Umfrage der Evangelischen Kirche (Öffnet in neuem Fenster), geteilt vom Politmagazin Monitor auf Instagram.

 

Man mag auf dem bayerischen Dorf und durch Markus Söders Sonntagsreden einen anderen Eindruck gewinnen, aber faktisch haben die allermeisten Deutschen mit dem Christentum nicht mehr viel am Hut. Und jene, die eine innige Verbindung zu christlicher Religion und/oder Kirche haben, werden jährlich weniger. 2022 sind sogar so viele Deutsche aus der katholischen Kirche ausgetreten wie noch nie (Öffnet in neuem Fenster) – über eine halbe Million. In repräsentativen Umfragen (Öffnet in neuem Fenster) sehen sich die meisten Befragten als säkular. Nicht wenige Mitbürger sind ehemalige Kirchenangehörige, die sich verabschiedet haben; ich übrigens auch. Ich persönlich wurde in den 80ern evangelisch getauft – vor allem um den Kindergartenbesuch zu erleichtern und um den Großeltern eine Freude zu machen –  und hatte dann über zwei Jahrzehnte mit der Kirche rein gar nichts zu tun, bevor ich in meinen Zwanzigern austrat (Öffnet in neuem Fenster), sobald man Kirchensteuern von mir verlangte. Mittlerweile gehe ich übrigens wieder regelmäßig in die Kirche; so regelmäßig wie nie in meinem Leben. Allerdings als säkularer Atheist, der sich für Kultur- und Baudenkmäler interessiert. Dieses Jahr beeindruckte mich sowohl das Straßburger Münster (Öffnet in neuem Fenster) ebenso wie St. Mungo's Cathedral (Öffnet in neuem Fenster) in Glasgow – beides absolut einen Besuch wert, auch komplett gottlos. Mein Politik also: Kirche angucken Ja, Kirche eintreten Nein.

Weihnachten ist bei uns also ein Familienfest, traditionell sogar mit Baum, allerdings mit eher areligiöser Weihnachtssymbolik. Da halten wir es mit der Berliner Charité. Bäumchen ja, Jesus Nein. Inne halten wir an Weihnachten zum Beispiel dann, wenn wir gemeinsam überlegen, welchen Film wir abends gucken (wiederkehrende Festtagstradition bei uns: Tödliche Weihnachten (Öffnet in neuem Fenster); auch die Weihnachtsfilme Gremlins, Stirb Langsam und äh, Rambo (Öffnet in neuem Fenster) 1, habe ich diesen Monat schon geguckt).

Während mein Weihnachten also areligiös, aber harmonisch zuging, war dies keineswegs bei allen so. Auf Threads machte das Weihnachtsdesaster (Öffnet in neuem Fenster) einer jungen Frau die Runde, das ich als Konfliktszenario geradewegs in meine Ethik-Seminare übernehmen könnte:

Willst du meine Artikel in voller Länge lesen, dann bitte ich dich, etwas Weihnachtsgeld zu investieren :)

Zu den Paketen (Öffnet in neuem Fenster)

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