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Schwarze Tollkirsche - die tödliche Schöne

Zur Feier meiner erfolgreich abgeschlossenen Weiterbildung zur Giftpflanzenpädagogin starte ich hier im Heilpflanzenherbarium eine neue Abteilung, den Giftschrank. Hier werde ich ab jetzt auch immer mal wieder Giftpflanzen vorstellen.

Familie: Nachtschattengewächse (Solanaceae)

Volksnamen: Belladonna, Teufelskirsche, Wolfsbeere, Tintenbeere, Taumelstrauch, Tollkraut

Giftigkeit: Neurotoxin, äußerst giftig, Ia /sehr stark giftig +++. Alle Pflanzenteile sind giftig.

Beschreibung: Die Tollkirsche wächst im Wald, an Wegrändern oder auf abgeholzten Flächen als mehrjähriger Strauch, der jedes Jahr aufs neue aus dem Boden austreibt, da nur die Wurzel den Winter überdauert. Üblicherweise 1- 1,5 m hoch. Sie hat länglich eiförmige Blätter und violett-braune glockenförmige Blüten. Blüht Juni -Juli. Besonderheit: Die Beeren wechseln während des Reifens von grün direkt zu schwarz und werden dabei zwischendurch nicht rot. In diesen Früchten sitzen viele, nierenförmige Samen. Es kann vorkommen, dass an einer Pflanze gleichzeitig Blüten, unreife grüne und reife schwarze Beeren zu finden sind.

Inhaltsstoffe: Tropanalkaloiode Atropin, L-Hyoscyamin, Apoatropin, Scopolamin und Belladonin, Flavonoide, Cumarine und Gerbstoffe.

Vergiftungssymptome: Störungen des Nervensystems mit Flush, trockener Haut und Schleimhaut, Weitstellung der Pupillen, Tachykardie, Unruhe, Erregung, Verwirrtheit, Halluzinationen, Schwindel, Temperaturerhöhung, Übelkeit, Erbrechen, Pupillenerweiterung. Die Wirkung kann sehr unangenehm werden. Zuallererst setzten die Störungen des Herz-Kreislauf-Systems ein, die Halluzinationen setzen wohl erst bei höheren Dosen ein.

Traditionelle Anwendung: Auch wenn die Tollkirsche eine sehr alte und auch bekannte Pflanze ist, so wurde sie in der Volksheilkunde eher weniger genutzt und wenn, dann wurde sie eher äußerlich verwendet. Hildegard von Bingen sah sie sogar als Pflanze des Teufels an.

Erst im Übergang zur modernen Medizin begannen die Inhaltsstoffe der Tollkirsche interessant zu werden. Man machte sich die pupillenerweiternde Wirkung in der Augenheilkunde zunutze und erfand die sog. „Bulgarische Kur“ gegen Parkinson, die sich zwar wirksam zeigte, allerdings waren die Nebenwirkungen meist höher, als der medizinische Nutze.

Außerhalb der Heilkunde wurde die Tollkirsche traditionell aber sehr wohl genutzt, z. B. als Pfeilgift, in Räuchermischungen (erstaunlicherweise zum Vertreiben von Hexen). Sie wurde als Aphrodisiakum eingesetzt und soll Bestandteil der berühmt-berüchtigten Flugsalbe der Hexen gewesen sein.

In der modernen Medizin: Erst in der modernen Medizin erlangte die Tollkirsche ihren wirklichen Ruhm.

  • Atropin wird heute noch in der Augenheilkunde zur Pupillenerweiterung genutzt. Allerdings nur, wenn sie länger anhalten soll, da die Pupillen über mehrere Tage erweitert bleiben können. In neueren Studien konnte niedrig dosiertes Atropin bei fortschreitender Kurzsichtigkeit im Kindesalter helfen. Außerdem wird Atropin bei Bradykardie (also zu niedriger Herzfrequenz) eingesetzt. Früher hat man es auch bei Reanimationen gegeben, dies wird heute nicht mehr gemacht, da es keinen Nachweis gab, dass es geholfen hat. Atropin kann auch als Gegengift bei Vergiftungen mit bestimmten Insektiziden und Nervengiftkampfstoffen dienen.

  • Scopolamin wird medizinisch als leichtes Beruhigungsmittel und gegen Seekrankheit eingesetzt, darüber hinaus wird es, in verändertet Form als Butylscopolamin wegen seiner krampflösenden Eigenschaft im Schmerzmittel Buscopan eingesetzt.

Verwechslungsgefahr: Eigentlich keine, wenn man weiß, wie andere Beeren, wie z.B. Blaubeeren wachsen. Bei der Tollkirsche gibt es zwei Faktoren, die sie so gefährlich machen, im Vergleich zu anderen Giftpflanzen. Zum einen sehen ihre Früchte wirklich verführerisch aus. Es fällt schwer, nicht eine der prallen, glänzenden, saftigen Beeren zu pflücken und zu kosten. Zum anderen schmecken sie nicht „giftig“. Viele Giftpflanzen warnen regelrecht durch z.B. einen bitteren oder brennenden Geschmack. Die Beeren der Tollkirsche schmecken süß. So kann es natürlich leicht passieren, dass Unwissende und Kinder eine größere Menge verzehren.

Noch viel mehr zur Tollkirsche, inklusive meiner persönlichen Erfahrungen seht ihr im Video (30 Min.).

Also Bonus gibt es diesen Monat kein Rezept, sondern meine Abschlussarbeit zum Thema „Giftpflanzen im Waldkindergarten“ als PDF. Den Beitrag plus Link findet ihr in der Übersicht.

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Kategorie Heilpflanzenporträts

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