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„Happy wife, happy life“

Diane Hielscher: Liebe neu denken

Obwohl ich finde, dass dieses Thema und dieses Buch unheimlich wichtig sind, fällt es mir schwer, darüber zu schreiben. Es geht um Glück, um die Liebe, um Selbstfindung und um den ganzen Kladderadatsch, der da eben dran hängt. Ich werde heute 37 Jahre alt und manchmal frage ich mich, wie lange ich mich noch suchen und finden soll. Ich habe schon öfter mal darüber geschrieben, dass ich ein Mensch bin, der gerne alles immer möchte. Ich liebe meine Familie und mein Leben mit dem kleinen alten Haus, meine Tochter ist mein allergrößtes Glück und mein Gatte ist sowieso echt knorke, wie wir in Berlin sagen. Und doch möchte ich manchmal etwas komplett anderes, ohne Verpflichtungen, Existenzängste und Bindungen, durch die Welt tingeln, nicht wissen, was morgen kommt, unter Palmen am Strand schlafen und Nächte durchtanzen. Die Balance zu finden ist gar nicht so einfach, die suche ich immer noch, aber ich bin auf einem guten Weg. So viel zur Einleitung dieses Rausches.

Eigentlich wollte ich dieses Buch gar nicht lesen, denn mit Liebeskummer bin ich fertig. Mehrfach überstanden, mehrfach zu lange und zu hart gelitten – ich weiß, wie ich den bekämpfen müsste. Und doch hatte eine gute Freundin erst kürzlich schlimmen Liebeskummer. Sie wusste damit umzugehen, wusste, es geht vorbei und doch: War es ein bisschen wie früher mit 16 Jahren. Diane Hielscher leitet ihr Werk „Liebe neu denken“ mit dem Liebeskummer ihres Lebens ein, kommt aber schnell davon weg. Denn eigentlich geht es in ihrem Buch mit dem Untertitel „Dem Geheimnis glücklicher Beziehungen auf der Spur“ gar nicht nur um Beziehungen, sondern um mich, um dich, um uns, um alle und wie wir gut miteinander auskommen können. Und das geht nur, wenn wir mit uns im Reinen sind. Wenn wir wissen, was wir wollen und wer wir sind. Der Schriftsteller Bas Kast schreibt in seinem Werk „Das Buch eines Sommers“:

„Erkenne, wer du im Kern deines Wesens bist, und dann werde es. Alles andere wird sich daraus ergeben.“ Ich dachte lange darüber nach und dann gab ich Bas recht.

Ich las Diane und Bas parallel: Das eine ein Sachbuch, das andere ein Roman. Beide Bücher ergänzten sich perfekt und brachten meine geburtstäglichen Lebensfindungszweifel, die mich einmal im Jahr (Öffnet in neuem Fenster) ereilen, auf den Punkt. Als ich heute Morgen an diesem 15. Juni 2022 die Augen aufschlug, musste ich an einen Satz in Dianes Buch denken:

„Frage dich morgens im Bett, was du dir heute Gutes tun willst, anstatt aufs Handy zu gucken.“

Ok, mein Handy liegt sowieso nebenan, also denke ich nach. „Heli“, flüstere ich mir selber zu, „was kannst du dir heute Gutes tun?“ War gar nicht so einfach. Ich dachte an die Menschen, die mir gratulieren würden, an die Geschenke, die ich vielleicht bekommen könnte, an den Lunch mit meiner Mama und einen leckeren Kuchen am Nachmittag…alles sehr schöne Dinge, die andere Menschen für mich tun werden, um mir heute einen schönen Tag zu bereiten und mich glücklich zu machen. Ich grübelte noch immer, als mein Mädchen ins Zimmer gestürzt kommt, sich auf mich wirft, abküsst und singt „wie schön, dass du geboren bist, wir …“, mein Mann, der schon in Radmontur gekleidet (Öffnet in neuem Fenster) ist, kommt ins Zimmer und steigt ein „hätten dich sonst sehr vermisst.“ Jetzt muss ich aufstehen und meinen Geburtstagstisch anschauen. Die Überlegung an das Gute von mir für mich vergaß ich erst mal wieder.

Als Mann und Kind eine Stunde später aus dem Haus sind und ich meine Yogamatte ausrolle, fällt es mir wieder ein. Ich starte meinen Tag mit Sport. Das ist quasi mein Weg zur Arbeit, sage ich immer. Aber ist es denn das, was ich Gutes für mich tue? Alle anderen würden, glaube ich jedenfalls, ihren Arbeitsweg auch nicht als „Gutes für sich“ deklarieren. Ich hüpfe, springe und strecke mich. Dann bin ich zehn Minuten still und denke wieder daran, was ich mir Gutes tun will. Als ich fertig bin, öffne ich meine E-Mails und lese einmal schnell quer. Handy klingelt, meine Mama. „Ich komme jetzt rüber“, ruft sie. „Ich schreibe noch schnell eine Antwort an XY“, erwidere ich und sie sagt, wobei ihre Stimme wirklich erbost klingt „du hast heute Geburtstag Kind und nimmst dir frei. Zieh dich an, ich habe eine Flasche Sekt dabei!“ Ich gehorche, klappe meinen Laptop zu und weiß auf einmal genau, was ich mir heute Gutes tue: Frei machen. Bevor ich in meine Klamotten schlüpfe, schreibe ich noch einen großen Zettel, den ich auf meinen Nachtisch lege. Ich schreibe drauf: „Heli, was tust du dir heute Gutes?“

Dann kommt eine Nachricht von meinem Mann: „Ich bin schon mittags zu Hause, die letzte Sportklasse (Öffnet in neuem Fenster) ist zur Exkursion. Heute machen wir es uns richtig schön.“ Ich freue mich und denke, toller Mann. Ich wäre aber auch glücklich, wenn er später käme. Was das angeht, bin ich sehr gelassen, ich bin auch niemandem böse, wenn er oder sie meinen Geburtstag vergisst oder später gratuliert. Das ist nicht schlimm, mir passiert das auch. Und auch darum geht es übrigens bei Diane Hielscher:

„Wenn wir gelassener und gleichmütiger werden, bringt uns unser Partner*in nicht mehr so auf, und unser Zusammenleben wird harmonischer.“

Manchmal fragen mich Leute, wie mein Mann und ich es schaffen, dass wir so gut zusammen sind. Ich habe fast Angst, das zu schreiben, weil es dann einmal ausgesprochen ist. Lange wusste ich nicht, was unser Geheimnis ist, aber „Liebe neu denken“ hat mir offenbart, was wir richtig machen. Wir kümmern uns um uns, jeder um sich und das hat jetzt nichts mit Egoismus zu tun, sondern im Gegenteil. Nur wenn ich glücklich bin, kann es auch mein Partner sein. Ich bin für mein Glück selbst verantwortlich. Und erst dann wird auch der Mensch an meiner Seite glücklich sein. Und wenn beide mit sich im Reinen und zufrieden sind, verdoppelt sich das Glück. Es trieft vor Kitsch, aber so ist es wohl. Und so ähnlich schreibt es auch Diane Hielscher. Wie heißt es so schön im Song von „die Draufgänger“: Happy wife, happy life. Und dabei meinen sie nicht, dass einer alles für den anderen tut, Wünsche richtig errät oder Gedanken liest. Jeder/Jede muss er/sie selbst sein dürfen, jeder/jede muss selber herausfinden, was man/frau zum zufriedenen Leben braucht.

Mein Mann ist ziemlich glücklich, ich liebe das sehr an ihm. Er ist ein wunderbarer, positiver Mensch. Als ich einmal sehr unglücklich war, machte er nicht pausenlos, was ich wollte, sondern er „schubste“ mich in die richtige Richtung, in der ich herausfinden konnte, was ich zu meinem Glück brauchte. Ich wurde happy, er wurde happy, unser Leben wurde happy. Diane Hielschers Buch hilft genau dabei, sie gibt vielleicht den entscheidenen Schubs, wunderbare Denkanstöße, spannende Fragen und interessante Fakten aus unserem tiefsten Innern. Für alle lesenswert!

Bleibt leicht&lebendig,
Helen

Diane Hielschers „Liebe neu denken. Dem Geheimnis glücklicher Beziehungen auf der Spur“ und Bas Kasts „Das Buch eines Sommers“ gibt es im Buchladen deines Vertrauens.

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