Zum Hauptinhalt springen

Bitte lesen Sie weiter!

Ein Sportfan steht in der Kneipe, schaut ein Spiel und feuert mit andern Fans seine Mannschaft durch ein Megafon an.

Findest du es komisch, hier im Newsletter gesiezt zu werden? Vermutlich. Denn das ist nicht mehr die Regel und ich persönlich duze auf allen meinen Kanälen. Warum? Weil es mir mehr liegt, weil ich mich damit wohler fühle, weil es zu mir passt. Aber wie ist das im Ratgeber? Wie solltest du deine Leser*innen ansprechen? Und spielen neben „du“ oder „Sie“ auch „wir“ oder „ich“ eine Rolle?

Duzen oder siezen?

Wie du deine Leser*innen ansprichst, hängt von zwei Faktoren ab:

  1. Was möchte deine Zielgruppe? Für wen schreibst du und welche Art der Anrede ist sie gewohnt bzw. findet sie angenehm? Du sollst ihr ein möglichst gutes Leseerlebnis schaffen.

  2. Was möchtest du? Was findest du angenehm? Was entspricht deinem Charakter und deiner Art der Kommunikation. Du musst dich nicht verbiegen!

Letztendlich ist es deine Entscheidung, wenn der Verlag nichts vorgibt. Was für dich schwerer wiegt, musst du herausfinden. Am Ende soll es sich gut und passend anfühlen.

Ich bevorzuge im Ratgeber das „du“ – aus den bereits genannten Gründen und aus zwei weiteren:

  1. Mit dem „du“ bist du näher an deinen Leser*innen dran. Du baust Distanz ab, schaffst Barrieren beiseite, bist nahbarer und, wenn es dir liegt, auch authentischer. Der Einwand, dass es weniger seriös wirken könnte, greift für meine (!) Zielgruppe – Eltern – nicht.

  2. Es ist motivierender. Du kannst deinen Leser oder deine Leserin noch direkter ansprechen. Wie im echten Leben auch.

Entscheidungshilfe

Wenn du dich gar nicht zwischen „du“ und „Sie“ entscheiden kannst, probiere es mit diesen Tipps:

  1. Nimm dir eine oder mehrere Passagen deines Manuskripts und schreibe sie in beiden Varianten. Meist kannst du recht schnell sagen, welcher Ton dir besser gefällt.

  2. Du kannst Testleser*innen beide Varianten zeigen.

  3. Wenn du Kontakt zu deiner Zielgruppe hast, zum Beispiel eine entsprechend große Anzahl an Follower*innen auf einem deiner Social-Media-Kanäle, dann frag direkt nach, was sie bevorzugt.

Egal wofür du dich entscheidest: Es ist in jedem Fall besser, als immer nur von „man“ zu sprechen! Adressiere deine Leserschaft klar und deutlich. In literarischen Werken ist das die Ausnahme. Beim Ratgeber die Regel.

Darfst du auch von dir erzählen?

Kurze Antwort: Ja. Lange Antwort: „Ich“ nutzt du dann, wenn es um deine eigenen Erfahrungen, Erlebnisse oder Meinungen geht. Als Expert*in darfst du sichtbar werden. Das ist sogar erwünscht. Deine Erfahrungen können andere motivieren. Nur achte immer darauf, dass deine Leser*innen im Fokus stehen und nicht du. Dosiere die „Ich-Passagen“ weise und dann, wenn sie wirklich Mehrwert liefern.

Geht es uns nicht allen so?

Manchmal kann es für deine Zwecke (= anderen weiterhelfen) auch nützlich sein, das „wir“ zu nutzen. Ich empfehle das den von mir betreuten Autor*innen für drei Fälle:

  1. Um den Leser*innen das Gefühl zu geben, mit ihren Problemen, Gedanken und Gefühlen nicht allein zu sein: "Wir sitzen alle im selben Boot."

  2. Bei unangenehmen Themen, die man lieber nicht ausschließlich auch sich bezieht: "Wir alle werden unseren Kindern gegenüber manchmal laut."

  3. Wenn es wirklich um eine große Gruppe geht: "Wir Männer neigen dazu, ..."

So eingesetzt kannst du heikle Stellen entschärfen und bei deinen Leser*innen ein Gefühl des Verstandenseins erzeugen. Dass erhöht auch die Chance erhöhen, dass sie deine Ratschläge auch umsetzen – und genau das möchtest du ja.

Danke, dass du dir Zeit für meinen Text genommen hast. Ich weiß das sehr zu schätzen. Wir alle haben ja nur begrenzt Zeit.

Deine Katharina