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Das Schreiben als Mutter* für schreibende Mütter*

Foto: Marcia Friese

Dr. Wiebke Vogelaar , Schreibcoach, dreifache Mutter, Gründerin von Alma Mater (Öffnet in neuem Fenster) und THE WRITING ACADEMIC (Öffnet in neuem Fenster) hat gerade ihr Buch “Schreiben trotz Care-Arbeit” (Öffnet in neuem Fenster)veröffentlicht. Heute erzählt sie in diesem Newsletter, wie das Thema ihres Buches auch für sie zur großen Herausforderung wurde und was ihr geholfen hat, diese zu meistern.

Die letzte Woche vor der Abgabe meines Manuskripts hätte nicht ironischer verlaufen können: Als dreifache Mutter* ein Schreibcoaching-Buch für Mütter* zu schreiben, war eine Herausforderung, die einige Tücken mit sich brachte. Es fällt mir schwer, hier passende Vergleiche zu finden – weder eine Hundetrainerin, die kurz vor Abgabe von ihrem eigenen Hund gebissen wird, noch eine Künstlerin mit einer Schreibblockade kommt der Sache nahe. Ich schreibe schließlich als dreifache Mutter* über das Schreiben als Mutter*.

Und so war meine letzte Schreibwoche durchzogen von unruhigen Nächten, Magen-Darm-infizierten Kindern, der Unmöglichkeit, das Haus fürs Schreiben zu verlassen, weil die Kita-Betreuung nicht möglich war, und einem Partner auf Dienstreise. Der krönende Abschluss? Die Nachfrage meines (inzwischen heimgekehrten) Partners, ob wir noch Läuseshampoo zu Hause hätten – genau in dem Moment, als ich mein Manuskript abgabebereit formatierte und verschicken wollte. Solche Erlebnisse zeigen mir immer wieder, wie schwer es ist, im vollen Familienalltag Zeit und Raum für konzentriertes Arbeiten und Kreativität zu finden.

Die Wochen und Monate vor der Abgabe waren oft nicht weniger chaotisch. Mal verliefen sie fokussiert und nach Plan, mal herrschte das pure Durcheinander. Und während ich in meinem Buch primär über die Herausforderungen des wissenschaftlichen Arbeitens als Mutter* schreibe, sind die Parallelen zu meiner eigenen Arbeit als Coach und Autorin doch deutlich zu spüren. Denn egal, ob ich in der Wissenschaft oder im Schreibcoaching tätig bin: Der Druck, die ständige Care-Arbeit mit der eigenen beruflichen "Flexibilität" zu vereinen, bleibt. Und doch habe ich natürlich von meinem eigenen Toolset profitiert und mich im Schreibprozess dadurch deutlich wohler gefühlt als noch während meiner Promotion.

Konzentrationsrückbildung und Deep Work: Zwei essenzielle Strategien

In meinem Buch beschreibe ich verschiedene Strategien, um im Schreibprozess voranzukommen, ohne dabei durch Druck der Care-Arbeit überwältigt zu werden. Eine dieser Strategien ist die Konzentrationsrückbildung. Dabei geht es nicht nur um das Wiedererlangen der Fähigkeit, fokussiert zu arbeiten, sondern auch darum, sich bewusst zu machen, wie oft wir als Mütter* von unserer Umgebung abgelenkt werden. Sei es ein Kind, das Aufmerksamkeit verlangt, oder die Gedankenspiralen um den nächsten Arzttermin – ständige Unterbrechungen sind die Norm. Konzentrationsrückbildung bedeutet, diese Unterbrechungen zu erkennen, sie einzuordnen und sie jenseits des Schreibtischs anzugehen. Denn wenn wir den ganzen Tag spontan auf jeden Impuls und jedes Bedürfnis anderer eingehen – wie soll es dann in der Schreibzeit plötzlich ganz anders sein?

Eine weitere zentrale Strategie ist Deep Work. Viele Mütter* in der Wissenschaft haben oft nur kurze Zeitfenster zur Verfügung, um konzentriert zu arbeiten. Anstatt auf lange ungestörte Phasen zu warten, gilt es, diese Zeitfenster gezielt zu nutzen. Deep Work bedeutet nicht nur, in die Arbeit zu versinken, sondern vor allem, sich aktiv auf diese Phasen vorzubereiten. Das bedeutet, klare Prioritäten zu setzen, sich von der Erwartung zu lösen, immer „alles“ schaffen zu müssen, und äußere sowie innere Ablenkungen bewusst zu minimieren. Wenn wir lernen, auch kleine Zeiträume effizient zu nutzen, können bereits 30 Minuten konzentrierter Arbeit enorm produktiv sein. Entscheidend ist, sich vorab mental auf die Arbeitsphase einzustellen und Ablenkungen – seien sie gedanklich oder praktisch – aktiv auszuschalten. Ebenso wichtig: Pausen! Gerade bei intensivem Arbeiten sollten Pausen bewusst eingeplant werden, um nicht nur produktiv zu bleiben, sondern auch langfristig bei Kräften zu sein.

Diese und weitere Strategien stelle ich ausführlich in meinem Buch (Öffnet in neuem Fenster) vor. Sie bieten konkrete Ansätze, wie Mütter* in der Wissenschaft trotz der ständigen Anforderungen an ihre Care-Arbeit einen Weg finden können, ihr Schreiben und ihre Karriere voranzutreiben, ohne sich selbst dabei zu verlieren.

 Vielen Dank Wiebke - für dein Buch und für diesen Newsletterbeitrag!

Ihr könnt Wiebke auch hier auf Instagram (Öffnet in neuem Fenster) folgen.

Danke euch, dass ihr euch für diesen Newsletter Zeit genommen habt.

Liebe Grüße

Katharina