Grabrede von Rachel Goldberg-Polin für ihren Sohn Hersh: “Du wirst unsere Superkraft werden”
Der vollständige Text der Trauerrede von Rachel Goldberg-Polin für ihren Sohn Hersh bei dessen Beerdigung in Jerusalem am 2. September 2024.
Hersh Goldberg-Polin wurde gemeinsam mit den fünf Geiseln Ori Danino, 25, Eden Yerushalmi, 24, Almog Sarusi, 27, Alex Lobanov, 32 und Carmel Gat, 40 von Hamas-Terroristen hingerichtet.
In den letzten 332 Tagen hatte ich viel Zeit, um über meinen süßen Jungen, meinen Hersh, nachzudenken.
Und eine Sache, die mir dabei immer wieder in den Sinn kommt, ist, wie G-tt von allen Müttern der Welt ausgerechnet mir Hersh gab. Was habe ich in meinem früheren Leben getan, um ein so schönes Geschenk zu verdienen? Es muss glorreich gewesen sein.
Vor ein paar Jahren schauten Hersh und ich uns gemeinsam einen Dokumentarfilm über Menschen an, die jung gestorben waren, als er plötzlich sagte: „Wie kommt es, dass alle, die jung sterben, immer als die Lustigsten, Klügsten, Tollsten, Hübschesten bezeichnet werden? Warum sagt nie jemand: 'Ich mochte Max, aber weißt du was? Er war ziemlich dumm, hatte einen seltsamen Humor und außerdem Mundgeruch?“
Ich bin ehrlich. Und ich sage: Es ist nicht so, dass Hersh perfekt war. Aber er war der perfekte Sohn für mich. Und ich bin G-tt so dankbar, und ich möchte Hakarat Hatov machen und G-tt in diesem Moment danken, dass er mir dieses großartige Geschenk meines Hersh.... gemacht hat. 23 Jahre lang hatte ich das Privileg, diesen überwältigenden Schatz zu besitzen, Hershs Mama zu sein. Ich nehme es an und sage Danke. Ich wünschte nur, es wäre noch länger gewesen.
Hersh, in all den letzten Monaten habe ich mich gequält und mir jede Millisekunde des Tages Sorgen um dich gemacht. Es war eine so spezielle Art von Elend, wie ich es noch nie erlebt habe. Ich habe mich sehr bemüht, den Teil, in dem ich dich vermisse, zu verdrängen. Denn das, davon war ich überzeugt, würde mich brechen. So verbrachte ich 330 Tage in Angst, Schrecken, Sorge und Furcht. Es schnürte mir die Kehle zu und quälte meine Seele mit Verbrennungen dritten Grades.
Ein Teil dessen, was für uns so bedrückend und verwirrend ist, ist, dass auf diesem makabren Weg, auf dem sich unsere Familie in den letzten 332 Tagen befand, etwas Seltsames geschah. Inmitten der unerklärlichen Qualen, des Terrors, der Angst, der Verzweiflung und der Furcht waren wir absolut SICHER, dass du lebend zu uns nach Hause kommen würdest. Aber es sollte nicht sein.
Jetzt muss ich mir keine Sorgen mehr um dich machen. Ich weiß, dass du nicht mehr in Gefahr bist. Du bist bei dem schönen Aner (Öffnet in neuem Fenster); er wird dich herumführen. Du wirst hoffentlich meine Großeltern kennen lernen, die dich lieben werden, und mit Papa Stan Schach spielen. Aber jetzt verlagert sich meine Sorge auf uns: Dada, Leebie, Orly und mich. Wie werden wir den Rest dieses Lebens ohne dich meistern?
Ich bete auch, dass dein Tod ein Wendepunkt in dieser schrecklichen Situation sein wird, in der wir alle verfangen sind. Es ist ein großer Trost für mich zu wissen, dass du mit Carmel, Ori, Eden, Almog und Alex zusammen warst. Nach dem, was ich gehört habe, war jeder von ihnen auf unterschiedliche Weise entzückend, und ich glaube, dass ihr sechs es deshalb geschafft habt, unter unvorstellbaren Umständen so lange am Leben zu bleiben. Jeder von ihnen hat alles richtig gemacht, um 329 Tage in dem zu überleben, was ich nur als Hölle bezeichnen kann.
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