GZ #18 In echt ist am schönsten
Gofigramm
Vor der vergangenen Woche habe ich ganz schön Respekt gehabt, weil sie es in sich gehabt hat (ich habe sogar ein kleines Stressherpesbläschen als Erinnerung zurückbehalten). Aber sie ist wunderschön gewesen, weil sie voller echter Begegnungen war.
Zunächst bin ich Dienstag nach Bremen gefahren und habe die Bilder für meine Ausstellung ‚Okay, ich lass Dich laufen‘ im Kapitel 8 an der Domsheide aufgehängt. (Du kannst diese Ausstellung nicht nur dort, sondern auch online anschauen. (Öffnet in neuem Fenster)Aber: In echt ist am schönsten.)
Der Raum ist fantastisch! Die Wände sind groß und weiß, durch Fenster an zwei Seiten fällt reichlich Tageslicht, auch das künstliche Licht ist her-vor-ra-gend und lässt die Farben unglaublich schön leuchten. Ich habe einige meiner Bilder selbst noch nie so gesehen. (Das gilt vor allem für ein Gemälde, das ich Dir weiter unten vorstelle.) Ja, wir können uns alles Mögliche in digitaler Form auf unseren kleinen Gräten zeigen. Aber die echte, tatsächliche Begegnung ist noch einmal etwas ganz anderes, gerade auch bei Kunstwerken.
Am Mittwoch haben wir die Vernissage gefeiert. Und ich habe mich sehr gefreut, einige meiner Freund*innen und Familienangehörigen zu treffen, denen ich in der Regel auch eher digital begegne. In echt ist einfach am schönsten. Wir haben in kleiner Runde zusammengestanden, Wein getrunken und uns über die Bilder unterhalten.
Donnerstag habe ich mich durch den spontanen Wintereinbruch nach Hause gekämpft, um mich dann am Freitag mit der südafrikanischen Musikerin Heidi Joubert in Frankfurt zu treffen und sie für Cobains Erben zu interviewen. Obwohl das Gespräch natürlich auf Englisch stattfinden musste, lief es ganz leicht und flüssig. Heidi ist eine unglaublich energiegeladene, spontane Frau voller kreativer Power. Sie ist bekannt geworden als Meisterin des Cajóns, spielt live Percussion für Marius Müller-Westernhagen und ist eine fantastische Sängerin, die demnächst ihr Debut-Album veröffentlicht. Als Vorbereitung auf das Gespräch habe ich mir mehrere Stunden lang ihre Musik angehört und Videos von ihr angeschaut. Aber in echt ist wirklich am schönsten. Die direkte Begegnung mit ihr konnte das nicht ersetzen.
Du wirst Dir unser Gespräch, an dem Jay leider nicht teilnehmen konnte, am Montag in einer Woche anhören können, wenn wir mit Cobains Erben ins neue Jahr starten. Denn auch wenn in echt am schönsten ist, ist digital besser als nichts, oder? Deshalb freue ich mich, wenn Du reinhörst, und auch darüber, dass Du diese Zeilen liest.
Ich wünsche Dir eine tolle Woche. Bis nächsten Montag!
Dein Gofi
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Art2Go
Attempt To Bar Dark Matter
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Podcast
Hossa Talk #251 Wo kommen wir denn da hin?
HOSSA TALK beschäftigt sich mit der Frage, wie sich Christsein in einer komplexen, widersprüchlichen und manchmal chaotischen Welt leben lässt - tiefgründig, witzig und hemmungslos ehrlich.
Du kannst Hossa Talk überall abonnieren, wo es Podcasts gibt.
Über Himmel, Hölle und die Frage nach der Jenseits-Erwartung
Hossa Talk meldet sich nach kurzer Feiertagspause zurück. In der ersten Folge 2025 stellen sich Jay, Marco und Gofi direkt mal einer der ganz großen Menschheit-Fragen: Gibt es eine Existenz nach oder über den Tod hinaus? Glaubst du daran? Hoffst du darauf? Und falls ja, wie kann man sich das konkret vorstellen und wie sind die biblischen Texte zu diesen Fragen zu verstehen?
Ist diese Vorstellung eines wie auch immer gearteten Jenseits nicht einfach ein Überbleibsel aus grauer Vorzeit, das dem Menschen auf der einer Seite mit Höllenqualen Angst macht, um sie auf Linie zu halten und auf der anderen Seite mit Himmelsversprechungen auf später vertröstet? Oder sind das nach wie vor hilfreiche Gedanken, die der menschlichen Existenz Hoffnung und Sinn verleihen?
Im Gespräch teilen Jay, Marco und Gofi ihre persönlichen Jenseits-Vorstellungen, was sie früher geglaubt haben und wie sich das verändert hat und die Diskrepanz zwischen Denken und Hoffen, die sich bei diesem Thema manchmal einstellt.
Ein Talk über Hoffnung, Erwartung und eine Erfahrung, die alle Menschen machen und über die trotzdem niemand etwas weiß.
Micro Story der Woche
Noch alles möglich
Der Handywecker reißt ihn um um halb sieben aus dem Schlaf, weil er vergessen hat, ihn auszuschalten. Er wischt über den Screen, einmal, zweimal, beim dritten Mal klappt es, dann dreht er sich auf die Seite und schlummert wieder ein. Als eine halbe Stunde später ein Einsatzwagen mit Martinshorn am Hotel vorbeirast, ist die Nacht endgültig vorbei. Er wirft die schwere Decke von sich. Es ist viel zu warm im Zimmer. Er hat trotzdem nicht die Fenster öffnen wollen wegen des Straßenlärms. Jens zieht sich T-Shirt und Unterhose aus und lässt den Schweiß trocknen. Dann geht er in das nach Bahnhofsklo stinkende Bad und duscht.
Was jetzt? Er steht nackt im winzigen Flur und betrachtet seinen knapp über vierzigjährigen Körper im Spiegel. Obwohl er eher dünn ist, hat einen Bauchansatz. Sehr viel Muskeln hat er auch nicht. Sein Haar geht an der Stirn zurück. Verbirgt der Bart wirklich das Doppelkinn oder macht er ihn einfach nur älter? Als er sich in die Augen blickt, fragt er sich, ob sie nicht seine Niederlage bereits eingestehen. Auch wenn er nicht weiß, an welchem Wettkampf er überhaupt teilgenommen hat.
Vielleicht ist das das Problem. Seine Ambitionslosigkeit. Er muss damit Esther so sehr auf die Nerven gegangen sein, dass sie ihn rausgeworfen hat. Rauswerfen musste. Er versteht das. Er kann sich selbst nicht leiden. Eskaliert ist die Situation, als er vergessen hat, Dorith vom Reiten abzuholen. Halb so wild, eigentlich. Sie hat eben den Bus genommen, dafür ist sie alt genug. Aber für Esther ist klargewesen, dass er sich nur um seine Wehwehchen und sein Hobby kümmert und ihm der Rest egal ist. Mit Rest meint sie sich und die Kinder.
Hobby. Er ist Fotograf. Das ist sein Beruf. Aber klar, er verdient damit fast nichts, und Esther ist als niedergelassene Ärztin die, die die Kohle nach Hause bringt. Die eigentlich alles am Laufen hält. Und der als alleinerziehende und berufstätige Mutter zwei Kinder reichen. Sie braucht nicht noch ein drittes mit Bart und Bauchansatz.
Jens ist inzwischen angezogen, sitzt auf einem Stuhl und starrt gegen die Wand. Wie geht es weiter? Eigentlich hat er bei Sönke und Nela unterkommen wollen. Aber die haben einen Wasserschaden im Bad, haben sogar das Linoleum im Flur aufreißen müssen, um alles trockenzukriegen. Als er ihre verzweifelten Blicke gesehen hat, ist er gleich wieder gegangen. Hätte er helfen sollen? Egal, jetzt ist es eh zu spät.
Er braucht eine Wohnung. Er braucht einen Job. Er braucht ein neues Leben. Wo soll er das herbekommen? Vielleicht kann Franco helfen.
Franco wohnt im Blanken Hans, ganz in der Nähe der Kielkämpe, ist also quasi Nachbar, irgendwie auch Kumpel und arbeitet als Türsteher. Er macht nichts anderes als Arbeiten, Kampfsport und Seriegucken. Vielleicht hat er Arbeit für Jens. Und einen Platz zum Schlafen.
Jens ist aufgestanden und betrachtet sich erneut im Spiegel. Türsteherei? Warum nicht? Er müsste nur ein wenig trainieren. Nicht so viel trinken. Ehrgeiziger sein. Ein Mann sein. Anfang vierzig. Da ist doch noch alles möglich. Er sieht sich selbst in die Augen und wendet den Blick schnell wieder ab.
Auf dem Tisch liegt das Handy. Er nimmt es und ruft Franco an.
Musik
Slow Falling Rain By Heidi Joubert
https://youtu.be/lEAWgEMQnCk?feature=shared (Öffnet in neuem Fenster)Danke für Dein Interesse an meiner Arbeit! Ich veröffentliche das GOFIZINE bewusst kostenlos für alle, weil ich möchte, dass jede/r Zugang zu guten Inhalten hat, unabhängig von Einkommen und finanziellen Möglichkeiten. Wenn Du mir dabei helfen könntest, wäre ich Dir sehr dankbar.