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GZ #5 Erfolgsrezept Liebe

Dieses Bild zeigt mein Gesicht. Es ist ein wenig verfremdet und wird von mir auch für das GOFIZINE-Logo verwendet.

Gofigramm

Am vergangenen Donnerstag haben mein Freund Jay und ich den Fotografen Jörg Steinmetz in Frankfurt besucht, um mit ihm ein Gespräch für unseren Podcast Cobains Erben zu führen. Jörg hat schon wirklich bekannte Gesichter vor seiner Kamera gehabt: Dennis Hopper zum Beispiel, die Gallagher-Brüder von Oasis, Alanis Morissette, Michael Stipe, Die Ärzte, Albert Mangelsdorff und viele mehr.

Der Regisseur Wim Wenders hat für einen Fotoband, den Jörg 2020 herausgebracht hat, einen Essay verfasst. Darin schreibt er Folgendes: „Diese Übertragung von Vertrauen, dieser Blick-Kontrakt findet in den Porträtbildern von Jörg Steinmetz statt. Hier wird der oft so einschneidende Akt des Fotografierens durch eine Haltung besänftigt und entschärft, die jede Feindseligkeit oder Zweideutigkeit im Keim erstickt.“ Ich habe Jörg gefragt, wie er das macht, dass „jede Feindseligkeit oder Zweideutigkeit im Keim erstickt“ wird. Seine Antwort war schlicht. „Ich kann Leute gut leiden.“

In dem wirklich tollen Gespräch, das Du Dir in der neuen Folge von Cobains Erben anhören kannst (Öffnet in neuem Fenster), haben wir gemeinsam herausgefunden, dass der magische, der besondere Moment, der auch zu einem guten Foto führt, dann ist, wenn es zu einer echten, aufrichtigen Begegnung zwischen Menschen kommt, wenn einer den anderen wirklich sieht. Jörgs Erfolgsrezept für gute Bilder, könnte man sagen, ist Liebe.

Das könnte auch für andere Lebensbereiche ein Erfolgsrezept sein, denke ich mir. Liebe zu den Menschen, Lebewesen und Umständen, die mir begegnen, sie wirklich sehen, sie annehmen als das, was sie sind.

In dieser Ausgabe des GOFIZINEs schenke ich Dir eine neue Micro Story von mir, das Gespräch mit Jörg Steinmetz bei Cobains Erben, ein Selbstporträt von Jörg, das ihn in der Straße zeigt, in dem auch das Plattencover für Oasis‘ Album ‚Morning Glory‘ fotografiert wurde, außerdem ein Foto-Kunstwerk von Timotheus Büttner und ein Song der englischen Musikerin Daisy Chapman, die letzte Woche gemeinsam mit der Violinistin Sue Lord und meinem Freund, dem Schlagzeuger Martin Denzin, bei uns zu Hause übernachtet hat, um ein paar Konzerte in Deutschland zu spielen.

Ich wünsche Dir viel Freude daran und eine tolle Woche. Bis nächsten Montag!

Dein Gofi

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Diese Publikation wird ermöglicht durch freundliche Menschen, die mich in meiner Arbeit unterstützen. Ihr wisst, wer Ihr seid. Ganz herzlichen Dank!

Micro Story

Evangelium

Was hast du denn da in der Hand? Sie sitzt auf einem dieser Sportgeräte, die die Stadt für Nachbarschaften aufstellt, Spielgeräte für Erwachsene, damit man sich zwischendurch mal bewegt und nicht einrostet. Sie tritt Pedale wie bei einem Fahrrad, sitzt dabei aber aufrecht und sieht ihn mit einem breiten Lächeln an. Irgendwie frontal, denkt er, sehr direkt, voll auf die zwölf. Ähm, das ist von meinem Staubsauger. Also, der hat keinen Beutel mehr. Man leert den Staub direkt in die Mülltonne. Ich geh gerade zur Mülltonne, fügt er hinzu, irgendwie redundant. Ah ja, sagt sie, immer noch sehr direkt lächelnd, und interessiert sich schon nicht mehr für seinen Staubsauger, hat möglicherweise bereits vergessen, dass sie überhaupt nach dem Ding in seiner Hand gefragt hat. Stattdessen wandern ihre Augen immer wieder zu seinem Unterarm, zu seinem Tattoo, das darauf zu sehen ist. Letzte Woche habe ich dich gar nicht gesehen. Bist du gar nicht zu Hause gewesen? Dort hinten kommt Arno von der Arbeit, in der rechten Hand eine ALDI-Tüte, in der vermutlich sein Abendessen ist, und verschwindet im Hauseingang, ohne zu ihnen herüberzuschauen. Doch, doch, ich war da. Ich hatte einfach viel zu tun. Was hast du da eigentlich für ein Tattoo? Er streckt seinen Arm aus und zeigt es ihr. Ein Kranich. Ah ja, sagt sie, breit lächelnd. Hat der eine bestimmte Bedeutung? Ich hatte eine schöne Begegnung mit Kranichen. Es ging mir nicht gut. Und dann habe ich sie im Dunkeln über mir rufen gehört. Das hat gutgetan, eine wichtige Erfahrung, das war irgendwie … Reden Gottes, sagt sie. Ja, vielleicht so. Und weil ich in der Woche drauf zum Schreiben weggefahren bin, habe ich mir vorgenommen, mich bei der Gelegenheit tätowieren zu lassen. Ah, du schreibst! Bist du ein Autor? Ja. Was hast du denn geschrieben? Gedichte. Ihr Lächeln wird etwas schmaler. Interessant. Und was schreibst du noch so? Geschichten. Das Lächeln wird wieder breiter. Und haben die … Sie sucht nach einem Wort, das er versteht. Haben deine Geschichten ein … Evangelium? Er versteht vollkommen, was sie meint. Nein. Aha? Oder irgendeine Bedeutung oder … Ein passenderes Wort will ihr nicht einfallen. Nein, sagt er. Es ist einfach Literatur. Unterhaltung, fügt er hinzu, um sicherzugehen, dass sie versteht. Sie tritt weiter in die Pedale. Wenn es so etwas wie eine Bedeutung gibt, sagt er. Ja? Ihr Augenbrauen wandern nach oben, das Lächeln wird breiter. Dann, dass die Geschichten von ganz normalen Leuten handeln in ganz normalen Situationen. Ah ja. Schnappschüsse, sagt er, direkt aus dem Alltag. M-hm. Sie deutet auf sein Tattoo. Es ist immer schön, wenn man etwas hat, worüber man ins Gespräch kommen kann. Wenn man sagen kann, was einem wichtig ist. Ja, sagt er. Kennst du The Gospel Without Words? Die vier Farben? Ich glaube, ich habe das mal … Da kannst du so wunderbar den Heilsweg erklären. Ich hatte früher immer eine Perlenkette mit den vier Farben. Und dann habe ich zum Beispiel im Zug immer so damit gespielt. Und dann haben die Leute gefragt, Was haben sie denn da für eine Kette? Und dann konnte ich ganz einfach Zeugnis ablegen. Sie lächelt breit. Ah ja, schön. In Afrika klappt das ganz toll, da sage ich immer, Such dir eine Farbe aus, was ist deine Lieblingsfarbe? Gold? Ja, das ist unser himmlisches Zuhause. Und dann kommt man ganz leicht ins Gespräch. Sie tritt in die Pedale und lächelt. Ein Regentropfen trifft ihn auf der Stirn. Er schaut nach oben. Vielleicht kommt von dort Hilfe. Ich glaube, ich sollte mal meinen Dreck wegbringen. Auch sie blickt nach oben. Gehen wir mal rein, hm? Es war schön, mit dir zu sprechen. Ja, sagt er.

Podcast

Cobains Erben: „Ich kann Leute gut leiden“ – Zu Besuch bei dem Fotografen Jörg Steinmetz

Zu sehen ist der Fotograf Jörg Steinmetz. Er steht mit den Händen in den Manteltaschen in der Berwick Street in London, der Straße, in der auch Oasis das Foto des Albumcovers von 'Morning Story' geschossen haben.

Wie er seinen Weg in die Fotografie gefunden hat, warum ein Porträt von Anton Corbijn eine Art Türöffner für seine Karriere gewesen ist, warum Fotos auch dann gut sein können, wenn sie unscharf sind, warum Jörg noch immer vor Shootings aufgeregt ist und viele andere spannende Dinge erfährst Du in diesem Talk. Viel Spaß beim Hören! (Das Episodenbild stammt natürlich von Jörg Steinmetz selbst.)

00:00:00.00 I'm a photographer from Frankfurt
00:25:07.18 Ich rede mit den Leuten
00:55:11.17 Magie, Spiritualität, Begegnung
01:17:33.07 Immer noch aufgeregt

Lyrik

Micha Kunze: Drehen im Kreis

https://youtu.be/8KUFt29mWCo?feature=shared (Öffnet in neuem Fenster)

Dreh ich mich schon wieder im Kreis?
Ich hab das Gefühl, ich war schon mal hier.
Die Themen, an denen ich vorbeikomm,
die klingen verdächtig nach mir.

Ich schau auf meine Spuren im Sand,
und hab das Gefühl, das stimmt so nicht.
Vielleicht lauf ich auch gar nicht im Kreis,
sondern mach nur einen Bogen um mich.

Foto-Kunst

Timotheus Büttner: Astrid Lindgren (aus der Reihe soundpoetry)

Dieses Foto von Timotheus Büttner zeigt eine lachende Astrid Lindgren. Ihr monochromes Bild liegt in einem Wasserbad. Das Wasser wellt sich, die Wellen überlagern also das Bild.

Art2Go

Über dieses obige Bild von Timotheus habe ich mir einige Gedanken gemacht und sie aufgenommen. Du kannst sie Dir in der neuen Folge meines Micro Podcasts Art To Go anhören. Viel Spaß!

Das GOFIZINE Logo

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Fotografie

Jörg Steinmetz: Me at Berwick Street

Jörg Steinmetz, Me at Berwick Street, SoHo, London, 2002

Jörg Steinmetz (* 27. Januar 1970 in Kassel) ist ein deutscher Fotograf und Gestalter. Er lebt in Frankfurt am Main.

Musik

Daisy Chapman: Starlight

https://youtu.be/LnEVhyGFyYw?feature=shared (Öffnet in neuem Fenster)

Daisy Chapman (* 1979 in Bristol) ist eine britische Popsängerin. Chapman begann mit dem Klavierunterricht auf Wunsch ihrer Eltern im Alter von 6 Jahren. Vom gängigen Unterrichtsstil schnell gelangweilt, brachte sie es sich selbst bei, Lieder nach Gehör nachzuspielen. Während eines Studiums in Bristol spielte sie in mehreren kleineren Bands, jedoch zunächst ohne Erfolg. Durch die Veröffentlichung ihrer ersten Solo-EP wurde dann jedoch das in Bremen ansässige Plattenlabel „Dandyland“ auf sie aufmerksam, das in die regional populäre Konzertreihe „Songs & Whispers“ involviert ist. Hierdurch bekam sie die Möglichkeit, vor allem im Raum Norddeutschland zu touren. Chapman ist Tourmitglied in der Band Crippled Black Phoenix.

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News

Am 5. Oktober um 20h kannst Du Dich mit uns Podcastern von Hossa Talk, mit Jay, Marco und mir per Zoom treffen. Wir werden uns u. a. über das Thema ‚Blasphemie‘ unterhalten. Aber natürlich sind Deine Fragen, Kommentare und Themenvorschläge ebenfalls willkommen – so, wie sich das für einen Hossa Talk live gehört.

Für dieses Event gibt es Karten. Du kannst sie hier kaufen. (Öffnet in neuem Fenster)

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