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DFG-Projekt Genese des westlichen Ruhrgebiets bei den Duisburger Akzenten

Blick auf ausgegrabene Keller aus Ziegel ohne Gewölbe.
Blick auf ausgegrabene Keller der Grabung Stadtfenster (Foto: Kai Thomas Platz)

Wie im letzten Jahr freuen wir uns riesig Teil, wieder Teil der diesjährigen Duisburger Akzente zu sein. In dem kommunalen Kulturfestival spielen nicht nur Kunst, Literatur, Theater, Konzerte, Performances und Film, sondern immer auch Wissenschaft, Geschichte und gesellschaftliche Debatte eine wichtige Rolle. Somit für uns auch in diesem Jahr Anlass dabei zu sein!

Das diesjährige Thema der Akzente ist Schein und Sein und was liegt näher für uns Archäolog*innen, als uns näher mit dem Mythos in der Geschichte und dem Ruhrgebiet zu befassen. Der Mythos ist eine immer irgendwie entrückte und ferne historische Erzählung, die fasziniert und gleichzeitig nicht richtig greifbar ist. In unserer Ausstellung und vier Vorträgen gehen wir Mythen auf den Grund.

Die Ausstellung “Mythen an der Ruhr - Vom Ritter zum Malocher” ist an den vier Abenden im März zu sehen, und zwar immer an den Terminen der Vorträge. Zudem öffnen wir die Ausstellung ein weiteres Mal zur Extraschicht, zur Nacht der Industriekultur am 28. Juni 2025! Also, Save the date!

Der Mythos steckt für viele schon allein in unserer Disziplin. Wie oft werden wir angesprochen: “Ja, ich hätte auch gern Archäologie studiert, aber dann bin ich doch Finanzbeamtin geworden.” Wie kann es dann sein, dass Archäolog*innen sich ausgerechnet Duisburg als Forschungsobjekt aussuchen? “Da findet man doch nichts mehr!” Darüber referieren der Stadtarchäologe Dr. Kai Thomas Platz und der Mittelalterarchäologe Dr. Marius Kröner in ihrem Vortrag zum Mythos Archäologie zur Vernissage am Dienstag, den 18. März.

Am darauffolgenden Donnerstag, den 20. März, gehen Dr. Maxi Maria Platz und der Journalist und Autor Ralf Koss dem Mythos Ruhrgebiet auf den Grund. Ein Abend, den sie nicht so schnell vergessen werden.

Neues aus der Forschung berichtet Sophie Rykena, Wissenschaftlerin im DFG-Projekt am Lehrstuhl für Historische Archäologie an der Uni Kiel, wenn sie am Dienstag, den 25. März, über den Mythos Ritterorden, insbesondere über die Duisbuger Johanniterkommende, im Mittelalter spricht. Seien Sie gespannt.

Und besonders freuen wir uns auf PD Dr. Ludger Joseph Heid am 27. März, der es wie kein anderer versteht, komplexe Zusammenhänge eingängig wie einschlägig zu erzählen. Der Mythos Arbeiterbewegung zur Person des großen Denkers Friedrich Albert Lange rundet unsere Vortragsreihe ab.

Nach allen Vorträgen besteht die Möglichkeit eines geselligen Beisammenseins bei einem Glas Wein, Bier oder Wasser und einem Rundgang durch die Ausstellung.

Konkretes zu den Terminen finden Sie hier, gleich unter dem Text!
Vielleicht sehen wir uns und lernen uns kennen!

Wir freuen uns,

Ihre Maxi Platz

Dienstag, 18. März 2025 - 18:00 Uhr (Vernissage)
Ausstellung
Mythen an der Ruhr - Vom Ritter zum Malocher
Ausstellungsraum der Stadtarchäologie Duisburg | Lösorter Str. 129, Meiderich
Eintritt frei(willig) – Hutveranstaltung

Vernissage der Ausstellung am 18.03.2025, um 18:00 Uhr
Finissage der Ausstellung am 27.03.2025, um 18:00 Uhr
geöffnet am Di 20.03.2025 und am 25.03.2025 sowie am Tag der ExtraSchicht im Juni 2025.

Im Ruhrgebiet weiß man genau, wer man ist, und wo man lebt. Aber sind Haldenromantik und Stahlkocheridylle wirklich DAS Ruhrgebiet? Oder ist es vielleicht der SCHEIN des SEINS, der uns Ruhries so heimatlich rührselig werden lässt? Im Ausstellungsraum der Stadtarchäologie werden archäologische Funde aus jüngeren und älteren archäologischen Ausgrabungen im Stadtgebiet gezeigt, die Leben und Alltag der Duisburger Ordensritter im Mittelalter und von Arbeiterfamilien vor dem 2. Weltkrieg veranschaulichen. Es soll dem Mythos Ruhrgebiet nachgegangen und gezeigt werden, welche archäologischen Funde „typisch“ für den „Ruhrpott“ sind. Oder vielleicht ist das ja gar nicht möglich und alles ist nur „Schein“? Die Ausstellung ist an insgesamt 4 Tagen zu sehen und wird von wissenschaftlichen Vorträgen begleitet.
Sie haben die Möglichkeit, sich mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadtarchäologie auszutauschen.

Dienstag, 18. März 2025
Vortrag und Vernissage
Mythos Archäologie - Da findet man doch nichts mehr | Dr. Marius Kröner und Dr. Kai Thomas Platz
Ausstellungsraum der Stadtarchäologie Duisburg | Lösorter Str. 129, Meiderich
Eintritt frei(willig) – Hutveranstaltung

Duisburg und Archäologie! Was soll man da schon finden! Ägypten oder Rom, vielleicht Köln, aber hier! Da findet man doch nichts!
Vielleicht ist Duisburg aber mehr SEIN als SCHEIN und die Archäologie ist einer der Wege, das wieder sichtbar zu machen.
Die Duisburger Archäologen Dr. Kai Thomas Platz und Dr. Marius Kröner berichten von ihren Erlebnissen als Bodendenkmalpfleger in der Stahlstadt und zeigen, wie sich das Bild des mittelalterlichen sowie frühneuzeitlichen Duisburgs auch durch ihre Arbeit wandelt. Es geht darum, wie Archäologinnen und Archäologen im Ruhrgebiet arbeiten und welche verblüffenden Ergebnisse dabei in den letzten Jahren zutage traten. So verblüffend, dass die Deutsche Forschungsgemeinschaft ein dreijähriges Forschungsprojekt fördert, im Rahmen dessen auch diese Vortragsreihe stattfindet.

Donnerstag, 20. März 2025 - 18:00 Uhr
Vortrag
Mythos Ruhrgebiet - Warum wir eine kollektive Identitiät brauchen | Dr. Maxi Maria Platz und Ralf Koss
Ausstellungsraum der Stadtarchäologie Duisburg | Lösorter Str. 129, Meiderich
Eintritt frei(willig) – Hutveranstaltung

Wir verbinden Geschichten, einzelne Orte und Gegenstände mit unserer Herkunft und fühlen uns als ein Teil davon. Heimat nennen wir das. Wenn wir von der Heimat Ruhrgebiet sprechen, reden wir immer auch darüber, wie wir uns selbst sehen und gesehen werden wollen. Was erzählen wir über die Welt, in der wir leben und was möchte das Ruhrgebiet insgesamt, was erzählt werden soll? Immer schon war die Stadt der Städte im Werden. Immer schon stand deren Identität im Spannungsfeld einer Betrachtung von Innen und Außen. Schon immer rang das Ruhrgebiet um das wahre Sein gegenüber dem zugeschriebenen Schein.

Die Archäologin Dr. Maxi Maria Platz und der Autor Ralf Koss spüren diesem Phänomen nach. Das passt bestens, denn es waren der Archäologe und Ägyptologe Jan und die Literaturwissenschaftlerin Aleida Assmann, die sich besonders prominent mit dem Phänomen des kollektiven Gedächtnisses auseinander gesetzt haben.

Diensstag, 25. März 2025 - 18:00 Uhr
Vortrag
Mythos Ritterorden - Marienkirche und Hospital: Die Johanniterkommende in Duisburg im Mittelalter | Sophie Rykena M.A.
Ausstellungsraum der Stadtarchäologie Duisburg | Lösorter Str. 129, Meiderich
Eintritt frei(willig) – Hutveranstaltung

Die Marienkirche im Süden der Altstadt Duisburgs ist ein Ort, an dem sich viel Geschichte im Boden verbirgt. Eine Kirche stand bereits seit dem 12. Jh. an diesem Ort, doch auch aus früherer Zeit finden sich Siedlungsspuren. Unterhalb und neben der modernen Kirche konnten bei Ausgrabungen in den 1980er Jahren Reste einer Vorgängerkirche mit einer Umbauphase freigelegt werden. Noch tiefer im Boden verborgen lagen die Mauern eines steinernen Wohnturms.
Diese archäologische Ausgrabung hat Sophie Rykena im Rahmen ihrer Masterarbeit an der Universität Bonn 2023 neu ausgewertet und brachte diese in Zusammenhang mit den neueren Untersuchungen aus den letzten Jahrzehnten.
Doch wer waren die Johanniter und was haben sie in Duisburg gemacht? Was heißt Kommende und warum wird immer von einem Hospital gesprochen? Diesen und weiteren Fragen rund um die Marienkirche wollen wir uns in diesem Vortrag widmen.

Donnerstag, 27. März 2025 - 18:00 Uhr
Vortrag und Finissage
Mythos Arbeiterbewegung - Friedrich Albert Lange – gegen die Vergessenheit eines großen Gelehrten | PD Dr. Ludger Joseph Heid
Ausstellungsraum der Stadtarchäologie Duisburg | Lösorter Str. 129, Meiderich
Eintritt frei(willig) – Hutveranstaltung

„Der Realpolitiker mag im Augenblick rechtbehalten, aber dem Idealisten folgen die Jahrhunderte“

Friedrich Albert Lange und Duisburg, das ist eine besondere Beziehung. Lange gehörte zu den Männern, denen die deutsche Arbeiterbewegung entscheidende Impulse zu verdanken hat. Ohne Zweifel zählen die Jahre zwischen 1858 und 1866, die Lange in Duisburg verbrachte, zu den Höhepunkten seines politischen Wirkens. Als Gründer der Duisburger Konsumgenossenschaft und Anreger einer Wohnungsgesellschaft (GEBAG) war er seiner Zeit voraus. Die soziale Frage war für ihn eine Frage der Emanzipation und die Mitbestimmung ihr wichtigstes Instrument. Als Verfasser der „Geschichte des Materialismus“ und als Erneuerer des Kritizismus von Immanuel Kant ist Friedrich Albert Lange einer der großen „Vergessenen“ des 19. Jahrhunderts. Eine Hommage zum 150. Todestag.