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Ein Dankeschön - und eine Bilanz

Wo Freital-Reporter steht - und was das bedeutet

Journalisten sind darauf getrimmt, mit analytischer Schärfe auf Gesellschaft und Politik zu schauen – ich finde, mit ebensolcher Schonungslosigkeit sollten wir auch unsere eigene Arbeit reflektieren. Weil nur dies dazu beitragen kann, Gutes zu stärken – und Irrwege oder Illusionen zu vermeiden.

Ich habe Freital-Reporter ins Leben gerufen, um zu schauen, ob es auch in einer sich schnell wandelnden Medienwelt Nachfrage nach einem lokalen Journalismus für unsere Region gibt und ob er einen Beitrag für die Demokratie leisten kann: neutral, fair und unabhängig. Und ob es für diesen Journalismus auch die Chance auf ein dauerhaft tragfähiges wirtschaftliches Modell gibt.

Jetzt ist das Jahr fast zu Ende und ich möchte Ihnen und Euch als Freital-Reporter-Mitglieder und -Abonnenten gern vollen Einblick in meine Bilanz geben.

Wie viele Menschen lesen Freital-Reporter – und welche Themen besonders gern?

Ja, es gab ganz unerwartete Hits: Das Portrait über die beiden Rapper Danjo Noyze und Lil` Reen sowie DJ Chris (Öffnet in neuem Fenster)und ihre Sicht auf Freital lasen über 1700 Menschen – ein einsamer Spitzenwert. Beiträge über Kriminalität (Öffnet in neuem Fenster), Umleitungen (Öffnet in neuem Fenster) und das Händlersterben (Öffnet in neuem Fenster) wurden über 700 mal gelesen. Die Debatten des Stadtrates oder die Finanzsituation der Stadt dagegen interessierten nur über 350 Leserinnen und Leser, mitunter auch weniger.

Vor allem aber: Die Zahl der Zugriffe zu den Freital-Reporter-Beiträgen stagniert und wächst kaum mehr, obwohl sie über Facebook, WhatsApp und Telegram große Gruppen erreichen – so auch in den letzten vier Wochen (blau die Zahlen aus November/Dezember – grau aus dem Vormonat):

Wie viele Menschen abonnieren den Freital-Reporter-Newsletter?

Um es kurz und klar zu machen: Auch das Potential der Newsletter-Abonnenten scheint überraschend schnell erschöpft zu sein und verharrt seit Monaten bei unter 100 – auch da gibt es kaum mehr Wachstum:

Wächst wenigstens die Zahl der Mitglieder?

Leider nein. Seit September ist sie gleich – gleich niedrig: es sind genau 5. Auch unabhängig von dieser Zahl gab es nur in sehr begrenztem Maß positive, ermutigende Rückmeldungen auf Freital-Reporter – um ehrlich zu sein: Weniger, als erwartet. Darüber sollte man sich nicht beklagen, sondern Schlüsse daraus ziehen.

Was könnten die Gründe dafür sein?

Rein marktwirtschaftlich betrachtet ist der naheliegendste Gedanke: Entweder ist das Produkt nicht gut genug – oder es besteht schlicht zu wenig Nachfrage nach lokalem Journalismus. Beides kann sein. Inhaltlich hätte Freital-Reporter ganz sicher bei einigen Themen tiefer und schneller sein können – aber als (bisher) No-Budget-Projekt neben meiner eigentlichen journalistischen Tätigkeit waren meinen zeitlichen Kapazitäten leider enge Grenzen gesteckt.

Aber eben auch das halte ich nach den bisherigen Erfahrungen in Freital (und ähnlicher Projekte in anderen Städten) für möglich: Dass die Nachfrage nach lokalem Journalismus etwa über Stadtpolitik gar nicht so groß ist, wie es Engagierte und auch Medienleute gern erhoffen. Was das für die Demokratie an der Basis bedeutet, die von mündigen, gut informierten Bürgern lebt – das wäre dann eine zweite und noch weitaus wichtigere Frage.

Was heißt das für Freital-Reporter?

Dass ein schonungsloser Blick auf die Zahlen zeigt: Für die überschaubare und kaum wachsende Zahl an Leserinnen und Lesern Inhalte zu produzieren, wird absehbar nur ohne Gegenfinanzierung möglich sein. Guter, professioneller Journalismus aber kostet Zeit – und damit Geld. Nur so kann er dauerhaft unabhängig bleiben. Als reines Ehrenamtsprojekt dagegen würde Freital-Reporter bei meinen Leserinnen und Lesern wie auch bei mir selbst über kurz oder lange zu viele Wünsche und Qualitätsansprüche offen lassen.

Eine Perspektive, dass Freital-Reporter auch nur ansatzweise in näherer oder fernerer Zukunft genügend Abonnenten und Mitglieder gewinnt, um ein mit bescheidenen Summen selbst tragendes Projekt zu werden, gibt es derzeit leider nicht. Dafür sind die Zahlen zu klar. Als Journalisten sollten wir Fakten respektieren. Und daraus die Schlüsse ziehen. Schweren Herzens tue ich das nun auch in eigener Sache – und stelle Freital-Reporter in den Stand-by-Modus.

Als Mitglieder können Sie, könnt Ihr selbstverständlich sofort bei steady kündigen (Öffnet in neuem Fenster) – falls ein Monat zu viel abgebucht werden sollte, überweise ich Ihnen und Euch den Betrag gern zurück. Eine kurze Nachricht mit Ihrer/Eurer Bankverbindung genügt – das ist für mich eine Frage der Fairness.

Ich danke Ihnen und Euch für den gemeinsamen Weg bis hierher – vielleicht setzt er sich eines Tages fort, ich würde mich freuen.

Jetzt aber wünsche ich Ihnen und Euch erst einmal eine frohe, erfüllte Adventszeit – mit herzlichen Grüßen

Andreas Roth

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