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L[i]ebe!

[Ein Text aus dem Februar 2023.]

EIrgendwie ist aus meinem Text an die Familie ein Text an Familie & Freunde geworden. Dann ein Text für alle, der hier geteilt werden will und irgendwie ganz gut an diese Stelle passt. Lasst mal aufbrechen und mit Herz lenken!


Ich möchte vorweg darauf hinweisen, dass egal was und wie ich etwas teile, es immer nur ein Wimpernschlag von etwas ist. Mach das mal. Einen Wimpernschlag.  🤍

Zu erst einmal: Mir geht es gut, ich bin und ich darf noch eine Weile bei den Katzen in Lagonisi bleiben. Kommende Woche bin ich dann für ein paar Tage in einem cats rescue center für ein Volunteering. Ab Ende Februar geht es dann auf eine griechische Insel für ein weiteres Volunteering und der Möglichkeit das Reisebudget aufzufüllen. Darauf freue ich mich sehr, auf das Volunteering, weil wir viel draußen sein werden. Es ist ein kleines Familienhotel was sich auf die Saison vorbereitet. Das heißt: Gartenarbeiten und Haus streichen. Ehrlich. Das wird anstrengend. Aber großartig! ☀️

 Die letzten zwei Wochen waren nicht so einfach für mich. Sich aus eigenen Rahmen und Mustern zu lösen bedeutet eben auch, ihnen zu begegnen. Nach dem der Januar, ein Monat mit vielen neuen Bekanntschaften und Erlebnissen, mir noch mehr das Herz geöffnet hat, war es wohl Zeit mit dieser Kraft wieder einigen vergrabenen Rahmen und Mustern zu begegnen.
Mittlerweile habe ich gelernt, dass oft in genau diesen Momenten, wenn alles wackelig wird und ich mich auf den Boden werfen will, dann wenn sich mein Herz schließen will, Erkenntnis für mich liegt.

 Mir fallen hierzu noch viel mehr Metaphern ein. Die Symbolik der Lotusblume im Yoga zum Beispiel.

 Was passiert ist? Ich glaube nichts im Leben lässt sich auf ein Ereignis herunterbrechen, auch wenn es oft den Anschein macht. Fakt ist jedoch, dass ich bereits mit Rucksack wieder in Athen war. Bereit meine Komfortzone zu verlassen! Abenteuer! Kein Geld mehr! Sehen, was das Leben bringt! Ist das nicht reisen? 

// An dieser Stelle setze ich einen Hinweis/ eine Triggerwarnung. Ich berichte im Folgenden aus einer Zeit, in der es mir wenig gut ging. Ich glaube mensch kann es in die Rahmen aus Depression & PTBS zeichnen. Ab dem Absatz der mit diesem  ,,☀️" beginnt kannst du weiterlesen, wenn du diesen Part überspringen magst. //

 Ich bekam eine ziemliche Panikattacke und war plötzlich wieder 21 und in Berlin: gebrochenes Herz, lange Nächte. Offene Rechnungen und ein ewiges davon rennen vor mir selbst. Das pulsieren der Stadt. Die unendlich vielen Menschen. Adrenalin. Gefühle überlagern. Überschlagen sich.                       

Dass es mir damals so schlecht ging konnte niemand wissen. Ich wusste es ja selbst nicht. Als ich nach Hilfe suchte, fand ich mich in einer psychotherapeutischen Praxis in Berlin-Neukölln wieder. Vor mir eine Mitte 40 Jahre alte weiblich gelesene Person. Ich habe es geschafft. Der Weg war so schwer. Die Überwindung anzurufen. Die Überwindung hinzufahren. Die Überwindung die Praxis zu betreten. Mein Herz schlug bis zum Anschlag.   Hinter mir lag eine wirklich destruktive Beziehung. Wir haben uns viel weh getan, um es sanft auszudrücken. Schon zu Schulzeiten wollte ich mir Unterstützung suchen, aber ich glaubte ihm. Ich glaubte an uns. Wenn jemand alles schaffen konnte, dann er und ich. Ich war massiv anhängig von dieser Beziehung. Mehr noch als von Zigaretten. Da saß ich also. Konnte nicht mehr sehen was noch von mir übrig war. Und dann sagte sie einen Satz, den ich lange nicht vergessen sollte: ,,Na dann erzählen Sie mal. Sie sind doch so ein hübsches Mädchen, was haben sie denn für Probleme."
Was danach passierte, weiß ich nicht mehr. Ich war wie paralysiert. Niemand sah mich. Niemand. Wie kann ein so hübsches Mädchen denn in dieser Welt Probleme haben. Das hübsche Mädchen wurde die Jahre zu meinem Schutzschild. Meine Überlebensstrategie. Dennoch wagte ich nur wenige Wochen später einen weiteren Versuch. Diesmal saß ich in Greifswald bei einer Hausärzt*in, die auch psychologische Berater*in war. Und wieder glaubte mensch mir nicht. Ich solle einfach für jeden Tag eine Tagesstruktur aufbauen und sie einhalten. Das wars. Das würde mir helfen. Hübsche Mädchen haben keine Probleme. 

Wenn nicht einmal Menschen, die einem glauben sollten, glaubten. Konnte ich mir dann selbst noch glauben? Die Antwort damals war: nein. Ich gab ein Stück von mir selbst auf. Ich machte alles, was ich dachte, was von mir erwartet wurde. Ich suchte die Antwort auf Liebe überall, außer in mir. Oder besser gesagte, ich versuchte es. Es war oft schwer, zu atmen. Aber das lag ja nicht am Studium, den Menschen oder dieser Welt. Nein, ich dachte ich war falsch. Eine Fehlkonstruktion. 

☀️ [Spoiler: Alle Gefühle sind valide! Niemand ist verkehrt oder falsch. Niemand!]

Was ich aber erst viel später lernen sollte ist, dass es einen Grund hat, wenn ich nicht atmen kann. Wir alle können atmen. Nur wird das atmen eben schwer, wenn ein Fisch versucht an Land zu leben. Immer wieder wird er abtauchen müssen. Und das tat ich auch. Erinnert ihr euch, wie oft ich krank war? Für die, die mich nicht kannten: Ständig. Immer. Mein Körper schaltete sich ein. Zwang mich zur Ruhe. Da aber der Glaube, dass mit mir, also auch meinem Körper, etwas nicht stimmte und irgendwie irreparabel war zusammen mit der Überlebensstrategie des hübschen Mädchens so stark war, ließ ich diese Ruhe nie zu. Ich feierte das Leben, tanzte, rauchte, trank. Ich machte mich für andere stark. Ich wurde die, die immer zuhörte. Nur sich selbst nie. Oder abtauchte und verschwand.

 Zusammengefasst in diesen Worten entsteht vielleicht der Eindruck, das alles in dieser Zeit nur schlecht war. Aber das stimmt so nicht. Das ist auch wieder nur ein Rahmen, durch den wir schauen. Ein Wimpernschlag. Ein Blick aufs Meer, vor dem wir stehen. Was glauben wir dort zu sehen?

Meine Glaubenssätze waren wie Kometen die sich bereit machten aufeinander zu knallen. Und das taten sie auch. Auf einer Treppe in Leipzig. Als ich mir mein Kreuzbein brach. Einmal durch. Zum Glück nur das. Heute kann ich wieder laufen und tanzen, springen und sitzen. Damals wusste ich: das war ich. Aber ohne Schuld. Ich wusste einfach: Ich muss etwas verändern. Und nur ich kann etwas ändern. Ich muss anfangen mir wieder zuzuhören. Mir selbst zu glauben. Ich will mein Leben wieder in meine Hände nehmen. Niemand, außer ich selbst, kann es leben. Niemand, außer ich, kann es so sehr lieben, denn niemand außer ich, kann alles in mir sehen. Das saß. So wie ich. Auf dem Boden in Leipzig.

Florian sagte damals, mein Aufschrei war so leise, dass er nie gedacht hätte, das ich so gestürzt sei. Wenn ich heute daran zurück denke, sehe ich einen kleinen Aufschrei, der versucht hat ein Schrei zu sein, wie mensch ihn in so einer Situation erwarten würde, wenn man stürzt und der massivste Knochen der Wirbelsäule entzwei bricht. Heute höre ich einen Schrei, getragen von dem Wissen das etwas aufgebrochen war, was schon lange brechen wollte. Ganz leise.

Und hier begann ein Prozess. Einer von vielen. Wisst ihr, mit so einem einem Knall dreht sich der Planet nicht plötzlich amdersherum. Egal was wir erkennen, so tragen wir noch Rahmen und Muster in uns. Die Richtung ändert sich. Und manche Rahmen fallen auseinander. Das ist schwindelerregend genug. Aber hier ist die gute Nachricht. Wir alle können das: Muster neu lernen. Rahmen neu ziehen. Loslassen. Abbauen und neu bauen. - Irgendwann, wenn mensch darin geübt ist, ist das ein echtes Geschenk. Ist es eigentlich schon immer, aber ich selbst konnte das erst später sehen. 

Ich holte mir Hilfe. Nach diesem Sturz. Und diesmal hörte mensch mir zu. Ich hörte mir zu. Und ich lernte, wie ich atmen kann.

Nun, das ist ein Weg, den ich nicht zu beschreiben vermag. Und ich denke, wenn ich nicht weiß wie ich etwas rahmen kann, dann lasse ich es.

,,Es gibt keine Beständigkeit. Bis auf die Beständigkeit, dass nichts bleibt, wie es ist. Das einzige, was sich nie ändert ist, dass sich alles beständig ändert."

Und nun bin ich hier. Zurück in Lagonisi. In Griechenland. Wenn es einen Grund gibt, warum sich Berlin nicht wiederholt, dann, dass ich angefangen habe Verantwortung für mich selbst zu übernehmen. Schritt für Schritt. Atem für Atem. Zuzuhören. Und zu fühlen.

Ich finde es schwer diesen Absatz so stehen zu lassen, weil ich weiß, auf wie viele unendliche unterschiedliche Arten mensch ihn verstehen kann. Auf wieviele unterschiedliche Arten ich alles selbst verstanden und ausprobiert habe. Selbstverantwortung. Was soll das heißen?
Und jede Antwort war ein Schritt.

Es liegt einfach nicht in meiner Hand, was ihr in meinen Worten seht.
Das einzige was ich in der Hand habe ist, zu schauen, dass mein Denken, meine Worte und mein Tun aus meiner Wahrheit entstehen. Die Wahrheit, die hinter den Glaubenssätzen wohnt. Die, die mich l[i]eben lässt. Immer wieder aufstehen und weiter gehen. Die, die mein Herz in dieses Leben trägt.  

,,Irgendwo im Meer unendlicher Möglichkeiten. Tanzen wir. Stehen wir und fallen wieder hin. Öffnen unser Herz. Bis wir uns sehen."

Und wenn ich nur irgendwas davon nach außen tragen kann, dann tue ich das.
Nie, nie, niemals werde ich aufgeben mit ganzem Herzen, aus voller Seele, zu l[i]eben.

Ich werde immer wieder hinfallen, um wieder aufzustehen. Als Teil des Ganzen.

Die Erkenntnis dieser Begegnung in Athen ist ebenso schwer in Worte zu zeichnen. Aber sie hat mich weiter darin bestärkt meinen Weg zu gehen.

Einen Wimpernschlag seht ihr hier. Und einen weiteren öffne ich mit meinem Wunsch im Meer unendlicher Möglichkeiten durch ein weiteres Yoga Teacher Training zu gehen. Zusammen mit Menschen an einem Ort. Macht ihr mit mir daraus eine Mission Possible? - JA! (Öffnet in neuem Fenster).

Natürlich könnt ihr mich auch anders unterstützen. Ehrlich. Ihr tut es längst. Und dafür bin ich euch sehr dankbar 🤍 

Danke fürs Lesen. Danke fürs Sein.

Bis zum nächsten Wimpernschlag.

L[i]ebe!


Ok. Nur eine Frage noch: 

Habt ihr mal versucht Vögel beim Fliegen zuzusehen ohne den Vogel zu sehen?


,,Denn das, was immer bleibt ist das, was hinter, auf und in den Rahmen lebt. Das, was uns die Fähgkeit gibt all diese Narrative überhaupt erst zu bauen. Das, was macht, dass sich unser Brustkorb senkt und hebt. Dass in uns ein Herz schlägt, bis es sich nicht mehr bewegt. Was dafür sorgt, das jemand immer wieder aufsteht." -findikussa

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