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Das ist der Gipfel! | November 2024

Liebe Leserschaft,

nach einer politisch etwas turbulenteren Woche möchte ich heute einen Schritt zurücktreten und einen Vorfall betrachten, der symptomatisch für den Niedergang der Ampel-Regierung war: Ende Oktober luden Kanzler und Finanzminister am selben Tag zu getrennt stattfindenden Wirtschaftsgipfeln (Öffnet in neuem Fenster) ein. “Gipfel” — das klingt erhaben, nach Handlungsfähigkeit, nach einem Sehnsuchtsort in Zeiten von politischen Ohnmachtsgefühlen. Kein Wunder, dass es so viele davon gibt, sei es hierzulande oder international. Trotzdem würde das Medienpublikum manchmal gerne ausrufen:

Das ist der Gipfel!

Von einem Tiefpunkt aus gesehen,
kann’s immer nur nach oben gehen;
doch ist das Umfeld karg und kahl
in einem solchen Tiefpunkt-Tal,
sodass die nächste Möglichkeit
des Aufstiegs jede Menge Zeit,
Geduld und Kräfte kosten würde,
ist schon der Weg dorthin die Hürde,
die jede Lust am Aufstieg mindert
und somit selbigen verhindert.

Um dennoch sichtbar aufzusteigen
und dadurch anderen zu zeigen,
dass man am Tiefpunkt nicht verharrt,
genügt es manchmal, dass man scharrt,
um sich aus Steinen, Müll und Dreck
für einen selbst erfund’nen Zweck
ein kleines Hügelchen zu bauen
und dann von dort herabzuschauen.
Im Anschluss lädt man ganz allein
zu seinem neuen „Gipfel“ ein.

Von solchen „Gipfeln“ gibt es viele.
Die Macher nennen große Ziele,
stets selbstbewusst, doch unterschlagend:
Ihr Gipfel ist nicht überragend —
das heißt: die Weit- und Übersicht,
die’s bräuchte, gibt’s hier leider nicht.
Da hilft auch kaum die hohe Zahl
an Hügelchen im Tiefpunkt-Tal,
weil sich, nun ja, die Gipfel-Massen
nicht aufeinanderstapeln lassen.


Ich wünsche allen einen entspannteren Rest-November, bis dieser unvermeidlich in den Dezemberanfang gipfelt.

Michael Feindler

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Kategorie Monatsgedichte

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