Geschlechtsneutrale Kleinkindkleidung
Bis weit in die 1920er war es üblich, Kleinkindern unabhängig ihres Geschlechts Kleidchen anzuziehen. Nicht nur, weil das den Toilettengang erleichterte, sondern auch, weil der zarte Körper nicht eingeengt werden sollte, wie es der Physiologe Ernst Brücke (1819-1892) hier beschreibt.
„Im frühen Kindesalter, wo die Geschlechter noch nicht unterschieden sind, haben die Schultern als Träger zu dienen, so dass die gesammte Kleidung mit Ausnahme von Stiefeln und Strümpfen an einem Leibchen aufgehängt ist, das mit seinen Achselstücken auf den Schultern aufruht. Nichts muss in dieser Zeit so fest um den Körper schliessen, dass es denselben irgend wie einengt.
Das frühzeitige Unterscheiden der Geschlechter ist nicht zu empfehlen, wenn es auch von den Knaben oft stürmisch verlangt wird. Auch nachdem es bewilligt ist, hat man im allgemeinen denselben Grundsatz noch aufrecht zu erhalten: keine Tragbänder, die Hosen müssen noch mit dem Leibchen in directem Zusammenhange bleiben.“
Das Zitat des Tages aus: Wie behütet man Leben und Gesundheit seiner Kinder? Dr. Ernst Brücke, Wien und Leipzig, Wilhelm Braumüller Hrsg., K.k. Universitäts-Buchdruckerei "Styria" in Graz, 1892
Außerdem …
Beispiele samt Schnittmuster für derartige Kleidungsstücke findest Du im Blogbeitrag Kleidung für Babys und Kleinkinder 1913 (Öffnet in neuem Fenster).
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