Willkommen Mai!! Bye bye, April!!
Mit Ausnahme am 02.05.2024 statt wie gehabt zum ersten eines Monats - aber wie ihr euch sicherlich denken könnt, sollten Feiertage frei von Arbeit sein!! ;))
Trotz der Umstände, dass der IWF seine Wachstumsprognose für Deutschland unter den G7-Ländern wieder mal senkt und der BASF-Chef nicht aufhört, an Deutschlands Resilienz zu glauben, würd’ ich sagen: “Fühl’ dich Frühling!” - obwohl Mitte April der Winter zurück war! Nach dem Schneeetreiben im Mittelgebirge vor rund 10 Tagen trage ich wieder Sandalen und Sonnenbrille, aaaaaber (!) vereiste Dachgeschossfenster nach Ostern waren etwas spooky!! Ich höre insbesondere diejenigen von euch, die die Hamburger Frühlingsferien in den Bergen verbrachten, um Ski zu fahren, und dann stöhnten, weil kein Schnee da war - da trifft die Bauernweisheit “April, April, er macht, was er will” doch sehr zu.
Hinter den Kulissen passiert derweil bei uns zu Hause ordentlich viel - mal Drama, mal Komödie (dabei stehen vor allem ungeliebte Unfälle und Kinderkrankheiten ordentlich auf dem Programm, aber auch romantische Filmabende zu fünft sind wieder IN) - mit Wonne und Verhandlungsgeschick juckeln wir zu fünft durch den Alltag. Aber ich will mich nicht beschweren: So viele Meilensteine (Stichwort: “Das nächste Kind, was auf Toilette sitzt und mein Klopapier isst!”, “Tschüß KiTa, hallo Schuuule!” und durch die Räume schallendes “Bababababababba” bzw. “Ich lasse mir auch wie die große Schwester Ohrringe stechen!”), so viel psychischer und (auch wieder) physischer Muskelkater, so viele Gummibärchen - das erfordert Mut, Zuversicht und Willensstärke, nachdem wir Ostern, die Zeitumstellung und so einige andere Hürden im März hinter uns gebracht haben. Tritt ein (vorwiegend in mein Leben) und lass’ es wild, chaotisch, voll und mindestens genauso schöööön werden!!
And here we go for the 10. Round: (Trotz verschneiter Tulpen) Sumer-Feeling, Spargel, Rhabarber und Bärlauch - wie sehr habe ich euch vermisst!! In der Küchenecke findet sich das Frühlingssüppchen, für das ihr abgestimmt habt, das Rezept für eine Spargel-Quiche mit Bärlauchpesto folgen in Vol. 11 - da ist sich das Team jetzt bereits einig :)).
Von der Küchenzeile zur EU-Wahl: Wusstest du, dass am 09.06.2024 die EU-Wahlen stattfinden und 55 Prozent unserer Gesetze, die hier in Deutschland Eingang finden, auf EU-Ebene “verhandelt” werden? Gehst du wählen? Falls ja, lass’ dir möglichst genau die Kandidat:innen vorstellen. Wer Verena Pausder auf Instagram folgt, der wird ab Mai immer wieder neue Kandidat:innen sehen und vorgestellt bekommen - yeah!, let’s do it togehter!! Gehe wählen, entscheide mit!!
Ich danke dir an dieser Stelle, dass du uns auf einige Fehler in der letzten Ausgabe hingewiesen hast. Wir geloben Besserung! Aber wie das manchmal nun mal so im hektischen und turbulentem Redaktionsalltag ist, geht auch bei uns etwas schief! Umso dankbarer bin ich für eure Rückmeldungen!!
Wir haben die Eltern gefragt: MINT oder KREATIVITÄT? Und verblüffend viele stimmten von euch für Kreativität - das wollen wir aufarbeiten und haben uns für Vol. 11 überlegt, dass wir beide Seiten je beleuchten wollen. Wenn du also Ideen, Kreationen und anderes in der Hinterhand hast und das teilen möchtest, so schicke uns deine Vorschläge bis zum 25.05.2024 unter der bekannten E-Mail-Adresse (juliareiswich@icloud.com) zu, damit wir bei euch - unseren Leser:innen - ansetzen können :))
Und wie ihr Instagram entnehmen konntet, ist mir das Frühstück mittlerweile zum Herzensthema geworden! Ich liebe es, Zeit dafür zu haben. Und auch wenn mir diese Zeit an so manchen Vormittagen fehlt, so nutze ich die Zeit, die ich dann habe, um mit der Jüngsten zumindest ein vernünftiges Frühstück aufzutischen. Schließlich ist Frühstück die wichtigste Mahlzeit am Tag. Und wisst ihr, was ich mir vorgenommen habe? Mehr und öfters brunchen zu gehen! Und mehr und öfters Menschen zum Brunchen einzuladen. Wenn ihr also Ideen übern Mai bekommt, was das Thema “Brunch” betrifft, so freue ich mich über jeden Post und über jede Nachricht, die da kommt.
Erinnerst du dich an deine Jahresziele für 2024? In diesem Sinne: Bleib konzentriert in der Konzentration!! Und wenn nichts, aber wirklich nichts hilft: Coffee is always a good idea!!
Und jetzt zu den Inhalten von Vol. 10!!
Das sind die relevanten Inhalte des „Facts & Shots – ohne Gedöns, aber mit geografischem Gehalt“ im Mai – Volume 10:
1. Zahl des Monats: 8 Sekunden (Neurowissenschaft, Kognition)
2. „Buchverliebt”: Buchzitat des Monats aus Miriam Meckels & Léa Steinackers “Alles überall auf einmal. Wie Künstliche Intelligenz unsere Welt verändert und was wir dabei gewinnen können”
3. Longevity - und was mein Frühstück über Langlebigkeit verrät?!
4. Niiice!! Fair geteilte (Haus-) Arbeit
5. Stadt, Land, Wirtschaft – welche Insel liegt nicht in der Nordsee? (Geo-Quiz)
6. Wie sieht’s eigentlich mit der Rente aus? (Grafik)
7. Die Welt im Spotlight
Politische Krise in Haiti - Übergangsrat wählt seinen Vorsitzenden
Irans Angriff auf Israel: Was ist passiert und wie fing alles an?
Der vergessene Krieg: Ein Jahr Katastrophe im Sudan
Neues Parlament in Indien - die größte Wahl, die es je gegeben hat
8. “I care for you!” - Keks & Krawalle: Kindergeburtstage, juheee!!
9. Juli’s Corner: Challenge in der Fastenzeit - Plastikfrei leben
10. Kochinspiration(en) des Monats: Frühlingssüppchen mit Gartenkresse, weißem Spargel und grünen Böhnchen (4 Personen)
11. Britisches Parlament billigt umstrittenen Asylpakt - wir fragen bei einer Diplom-Psychologin, die sich vorwiegend um geflüchtete Kinder kümmert, nach
12. Good News: Mehr Kinder lernen Schwimmen! 2023 wurden 94 784 Schwimmabzeichen ausgegeben.
13. Sister des Monats: Indische Aktivistin Prasanna Gettu - Mutige Kämpferin für misshandelte Frauen
14. Schlusswort - dieses Mal aus der Rubrik “Gebäck”
Los geht’s!!
1. Zahl des Monats: 8 Sekunden (Neurowissenschaft), Quelle: „Alles überall auf einmal“, S. 95
2012 war [die Degeneration der menschlichen Konzentrationsfähigkeit] bereits auf auf 75 Sekunden gesunken, wenige Jahre später sank sie auf 47 Sekunden. Eine Studie von Microsoft kam 2015 zu dem Ergebnis, dass die durchschnittliche Aufmerksamkeitsspanne des Menschen nur noch acht Sekunden beträgt – eine Sekunde weniger als die eines Goldfisches.
2.„Buchverliebt” – Buchzitat des Monats (Miriam Meckel & Léa Steinacker “Alles überall auf einmal. Wie Künstliche Intelligenz unsere Welt verändert und was wir dabei gewinnen können”, S. 17, 400 Seiten, 2024 im Rowohlt-Verlag erschienen)
“Abrakadabra: Ich erschaffe, während ich spreche - ChatGPT war von Beginn an weit mehr, als der Name verspricht. Chatbots gab es schon lange, aber eben nicht solche. Mit ChatGPT lässt sich in Sekunden ein Text schreiben, eine E-Mail, ein LinkedIn-Post oder auch ein ganzer Essay entwerfen, ein soeben abgehaltenes Meeting zusammenfassen, die Gebrauchsanweisung einer Waschmaschine zu einem Gedicht im Stil Shakespeares umformulieren. Am Anfang waren da schlicht die Neugier und Faszination, mit einem Instrument herumzuspielen, das menschlicher wirkte als jede technische Anwendung zuvor. Aber das reicht nicht als Erklärung dafür, dass die Nutzungszahlen für ChatGPT in fünf Tagen auf eine Million Menschen und in zwei Monaten auf 100 Millionen Menschen kletterten - das rasanteste Wachstum einer Anwendung seit der Erfindung des Internets. Schnell wurde klar: ChatGPT bringt mehr als nur zusätzliche Leistung, es hebt die Unterstützung des Menschen durch Künstliche Intelligenz auf eine neue Stufe. Was die Anwendung kann, konnte so bislang keine Sprachtechnologie auch nur annähernd liefern.
Das war der ‘iPhone-Moment’ der Künstlichen Intelligenz: So wie das iPhone mit seiner Einführung am 29. Juni 2007 die Revolution des mobilen Zugangs zu Informationen und Dienstleistungen möglich gemacht hat, so hat ChatGPT den Beginn einer Zeit eingeläutet, in der Menschen problemlos mit Maschinen sprechen können. Damit gehen wir über in die Phase einer breiten, gesellschaftsweisen Anwendung von KI-Systemen, die bislang Spezialisten und Expertinnen vorbehalten war.” [S. 17f.]
3. Longevity - und was mein Frühstück über Langlebigkeit verrät?!
Lange Zeit war ich ohne Frühstück unterwegs. Heute und mit drei Kindern weiß ich, wie wertvoll diese Zeit sein kann. Doch nicht immer ist es leicht, tatsächlich Zeit für ein gutes und gesundes Frühstück im Alltag einzuräumen. Deshalb habe ich mir vorgenommen, mir manchmal bewusst Zeit dafür einzuräumen. Aktuell sind wir nämlich auch dabei, der Jüngsten das Frühstücken beizubringen. Mit meinem Mann, der kein “Frühstücksgänger” ist - es sei denn, es gibt English Breakfast - kann ich diese Leidenschaft nur wenig teilen. Aber sobald die Sonnentage jetzt zunehmen, desto stetiger komme ich in den Genuss morgens gesund in den Tag zu starten. Folge mir und vernetze dich mit mir, lass’ uns gemeinsam einen Hashtag kreieren. Schicke mir hierzu gerne deine Bilder via E-Mail an Juliareiswich@icloud.com (Öffnet in neuem Fenster) - ich freue mich drauf!
4. Niiice!!: Fair geteilte (Haus-) Arbeit
Die App equaly der Gründerinnen Louisa Plasberg und Ronja Hoffacker erleichtert es Paaren, die Care-Arbeit gerecht aufzuteilen. Wusstest du, dass der Gender Care Gap aktuell fast 44 Prozent beträgt? Bedeutet: Frauen leisten täglich 77 Minuten mehr unbezahlbare Sorgearbeit als Männer. Ronja und Louisa wollen mit ihrem Start-up equaly genau diese Lücke schließen. Kinderbetreuung, familiäre Unterstützung, häusliche Pflege - all das zählt zur Care-Arbeit. “Die Aufteilung und die finanziellen Aspekte sind emotional aufgeladene Themen, bei denen oft verschiedene Rollenverständnisse aufeinandertreffen”, erklärt Ronja. Zum Einstieg bietet die App (ab 29 Euro pro Monat) eine 60-minütige Session und moderiert als neutrale dritte Stimme schriftlich durch das Paar-Gespräch. “So schaffen wir Transparenz für konkrete Aufgaben und helfen Paaren, in einen ehrlichen Austausch zu kommen.” Mithilfe der App teilen sie dann Haushalt und Kinderbetreuung fair auf und exportieren die Aufgaben in den jeweiligen Kalender. Wäsche waschen? Macht heute der Partner! ;) Mehr Infos unter: www.joinequaly.com (Öffnet in neuem Fenster).
5. Stadt, Land, Wirtschaft –Ordnen Sie die folgenden Meere und Seen nach ihrem Salzgehalt (Geo-Quiz):
Nordatlantik
Totes Meer
Rotes Meer
Baikalsee
Auflösung Vol. 9: Wolin, Antwort 3) ist richtig.
6. Wie sieht’s eigentlich mit der Rente aus?(Grafik)
7. Die Welt im Spotlight
Politische Krise in Haiti - Übergangsrat wählt seinen Vorsitzenden
(eko/dpa) Der Übergangsrat im krisengeplagten Karibikstaat Haiti hat den Politiker Edgard Leblanc Fils als seinen Vorsitzenden ausgewählt. Der Name des neuen Übergangsratspräsidenten wurde am Dienstag bei einer live im haitianischen Fernsehen übertragenen Zeremonie verkündet. Dem früheren Senatspräsidenten Leblanc Fils kommt nun eine koordinierende Rolle innerhalb des Übergangsrats zu, der die öffentliche Ordnung in dem von Bandengewalt zerrütteten Staat wiederherstellen soll.
Das Gremium war in der vergangenen Woche vereidigt worden. Eine der ersten Aufgaben des Übergangsrates wird es sein, einen neuen Regierungschef zu ernennen. Der Rat soll das Land bis zur Abhaltung neuer Wahlen führen, bis zum 6. Februar 2026 soll eine gewählte Regierung übernehmen.
In Haiti sind seit 2016 keine Wahlen mehr abgehalten worden. Seit der Ermordung des amtierenden Staatschefs Jovenel Moise im Jahr 2021 hat der Karibikstaat zudem keinen Präsidenten. Ein arbeitsfähiges Parlament gibt es ebenfalls nicht. Haiti leidet unter einer Welle von massiver Bandengewalt, die humanitäre Lage in dem verarmten Karibikstaat hatte sich in den vergangenen Wochen zusehends verschlechtert.
Kriminelle Gangs kontrollieren inzwischen weite Teile des Landes und rund 80 Prozent der Hauptstadt Port-au-Prince. Den Banden werden zahlreiche Verbrechen wie Mord, Vergewaltigung und Lösegelderpressung vorgeworfen.
Irans Angriff auf Israel: Was ist passiert und wie fing alles an?
(eko/dpa) Der Iran hat seine Drohung wahr gemacht: Am 14. April hat er erstmals in der Geschichte Israel direkt angegriffen. Nach Angaben des israelischen Militär wurden mehr als 300 Drohnen und Raketen auf Israel abgefeuert.
Grund dafür war ein mutmaßlich israelischer Luftangriff am 1. April auf ein Gebäude der iranischen Botschaft in Syriens Hauptstadt Damaskus. Dabei hatte es mehrere Tote gegeben, darunter waren auch zwei Brigadegeneräle und fünf weitere Mitglieder der mächtigen iranischen Revolutionsgarden.
Teheran verkündete daraufhin, dass auf diesen Vergeltungsangriff keine weiteren Angriffe folgen sollen.
Laut israelischem Militär wurden 99 Prozent der Geschosse aus dem Iran abgefangen. Auch die USA, Großbritannien, Frankreich und Jordanien hatten geholfen, den Angriff abzuwehren.
In der Negev-Wüste wurde ein siebenjähriges Beduinenmädchen lebensgefährlich verletzt. Nach Angaben der Armee waren die Sachschäden gering.
Der Westen verurteilte den iranischen Angriff scharf. Kanzler Scholz warnte vor einem regionalen Flächenbrand.
Sowohl die EU als auch die USA beschlossen weitere Sanktionen gegen den Iran. Der EU-Ratspräsident sagte dazu, dass das Land isoliert werden müsse. Der Fokus der EU-Sanktionen soll auf Unternehmen liegen, die sich an der Herstellung von Drohnen und Raketen für den Iran beteiligen.
Gleichzeitig rief die EU sowohl Israel als auch den Iran auf, von weiteren gegenseitigen Angriffen abzusehen. Man fordere alle Parteien nachdrücklich auf, äußerste Zurückhaltung zu üben und keine Maßnahmen zu ergreifen, die die Spannungen in der Region verstärken könnten, hieß es in einer beim EU-Gipfel in Brüssel veröffentlichten Erklärung der Staats- und Regierungschefs.
Iranische Staatsmedien berichteten daraufhin, dass mehrere Drohnen abgefangen wurden. Eine Reihe US-Medien berichteten, dass es in der Region Isfahan Explosionen gegeben habe und es sich hierbei um eine israelischen Angriff gehandelt haben soll. Das israelische Militär wollte den Bericht nicht kommentieren.
Woher kommt eigentlich der Konflikt zwischen Israel und Iran?
Die beiden Länder werden auch als “Erzfeinde” bezeichnet, doch das war nicht immer so. Bis 1979 waren die beiden Länder sogar freundschaftlich verbunden. Iran war einer der ersten Länder, der Israel nach seiner Gründung 1948 als Staat anerkannte. Der damalige iranische Schah Mohammad Reza Pahlavi war also ein enger Verbündeter Israels und den USA.
Und wie ging es weiter?
Im Land wuchs die Unzufriedenheit mit dem Schah Pahlavi. Seine Kritiker warfen ihm politische Unterdrückung und Korruption vor; außerdem eine “Verwestlichung des Iran und Missachtung islamischer Werte”. So wuchs die Anti-Amerikanische-Stimmung, da der Schah stark von den USA unterstützt wurde.
1979 - das Jahr der Islamischen Revolution. Der aus dem Exil zurückgekehrte politische Gegner des Schahs Pahlavi, Ayatollah Ruhollah Khomeini, stürzte den Schah und gründete die Islamische Republik Iran. Umgehend brach er die diplomatischen Beziehungen zu Israel ab und rief zur Vernichtung Israels auf.
Seitdem, also seit den 1980er Jahren, unterstützt das iranische Regime radikale und antisemitische Gruppen, die sich gegen Israel positionieren. Den Begriff “Achse des Widerstands” hast du in dem Zusammenhang vielleicht schon einmal gehört.
Der Iran ist also Verbündeter der Huthi-Rebellen, der Hisbollah-Miliz und der radikal-islamischen Hamas, gegen die Israel im Gazastreifen einen Krieg führt.
In dem Zusammenhang ist es nochmal wichtig, auf das Iranische Atomprogramm zu schauen:
Irans Streben zur Atombombe begann vor mehr als 20 Jahren. Seit 2003 ist bekannt, dass die islamische Republik Uran anreichert. Das sogenannte Atomabkommen sollte die Bestrebungen ausbremsen - seit die USA dieses unter dem damaligen US-Präsidenten Donald Trump verlassen haben, hält sich der Iran nicht mehr an die Auflagen des Vertrags. Somit wird befürchtet, dass Iran innerhalb kurzer Zeit Atomwaffen herstellen könnte. Da Iran Israel vernichten möchte, fürchtet Israel, dass es Ziel iranischer Atomwaffen werden könnte.
Der vergessene Krieg: Ein Jahr Katastrophe im Sudan
(eko/dpa) Wenn wir an Krieg denken, denken wir wohl vor allem an die Situation im Gazastreifen oder an die Ukraine. Doch auch im Sudan herrscht seit einem Jahr Krieg, denn Mitte April 2023 eskalierte dort die Situation. Sudan ist das drittgrößte Land in Afrika mit 46 Millionen Menschen. Und trotz reicher Bodenschätze wie Öl und Gold zählt es zu den ärmsten Ländern der Welt.
Seit einem Jahr kämpfen dort zwei Generäle erbittert um die Macht: Auf der einen Seite steht Abdel Fattah al-Burhan, der Generalinspekteur der offiziellen sudanesischen Streitkräfte. Ihm gegenüber steht Mohammed Hamda Daglo (genannt Hemeti) Anführer der paramilitärischen Streitkräfte “Rapid Support Forces”, kurz RSF. (Kommentar der Redaktion: Die RSF ist übrigens für die Massaker in Dafur zwischen 2003-2020 verantwortlich, mit über 300 000 Toten.)
Diese beiden Generäle standen eigentlich zusammen an der Spitze eines militärischen Übergangsrates. al-Burhan als Machthaber, Hemeti als sein Stellvertreter und markierten eigentlich einen hoffnungsvollen Neuanfang für das Land.
Denn 2019 hatten Millionen Sudanesen wochenlang gegen den damals herrschenden Diktator protestiert - und waren am Ende erfolgreich: Omar al-Baschir wurde schließlich gestürzt. Die Hoffnung auf Demokratisierung war zum Greifen nah: Die zivile Opposition und das Militär einigten sich auf eine Übergangsregierung unter General Burhan. Doch im Herbst 2021 ließ das Militär unter Burhan die zivilen Minister verhaften und ersetzte sie durch eigene Leute. Burhans Stellvertreter Hemeti warf al-Burhan vor, sich an die Macht zu klammern.
Im April 2023 brach dann der Konflikt zwischen beiden offen aus. Zunächst in der Hauptstadt Khartum, doch er weitete sich schnell im Rest des Landes aus.
Hemetis Streitkräfte kontrollieren mittlerweile große Teile des Landes, genau wie Burhans sudanesiche Streitkräfte. Beide rekrutieren in ihren Gebieten Zivilisten und werden von anderen Ländern unterstützt. Burhan z.B. von Iran und der Türkei.
Hemetis Truppen vor allem von Russland. So ist der Sudan auch betroffen von Russlands Krieg gegen die Ukraine. Denn während Hemeti von Russland unterstützt wird, ist Burhan Verbündeter der Ukraine (und lieferte nach Ausbruch des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine Waffen an das Land).
Im Gegenzug kämpfen ukrainische Soldaten im Sudan gegen die Milizen, die von Moskau unterstützt werden.
Seit über einem Jahr wird dieser Krieg nun auf dem Rücken der Zivilbevölkerung ausgetragen.
Laut UN sind dabei bisher zwischen 10 000 und 15 000 Menschen gestorben, wobei von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen wird. Außerdem hat der Krieg die mittlerweile größte Flüchtlingskrise weltweit ausgelöst.
Nach jüngsten Zahlen des UN-Flüchtlingshilfswerks sind mehr als 8,6 Millionen Menschen innerhalb des Sudans und in den Nachbarländern auf der Flucht vor den Kämpfen zwischen der Regierungsarmee und Daglos Miliz RSF. Selbst konservativ geschätzt, stammt jeder achte Flüchtling weltweit aus dem Sudan. Einem Bericht der UN-Organisation für Migration (IOM) zufolge werden täglich rund 20 000 Menschen im Sudan neu vertrieben
Am Jahrestag des Ausbruchs der Gewalt fand eine internationale Hilfskonferenz in Paris für den Sudan statt. Dort wurde dem Staat über zwei Milliarden Euro an Unterstützung zugesichert. Der französische Außenminister Stéphane Séjourné sagte bei dem Treffen das, was viele sicher dachten: die betroffenen Sudanesen seien zusätzlich Opfer des Vergessens geworden. “Wir setzen heute eine vergessene Krise auf die Tagesordnung.”
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sagte zum Abschluss der Konferenz: “Wir vergessen nicht, was im Sudan passiert und bleiben mobilisiert.” Er sprach von einer der schlimmsten humanitären Krisen weltweit und dem Risiko einer Hungersnot. “Der Umfang unseres Engagements wird es uns ermöglichen, die dringendsten Bedürfnisse in den Bereichen Ernährung, Gesundheit, Wasser, Hygiene, Bildung und beim Schutz der am stärksten gefährdeten Bevölkerungsgruppen abzudecken.”
Angesichts von nicht enden wollender Gewalt und einer katastrophalen humanitären Lage im Sudan hatten Deutschland, Frankreich und die EU die internationale Gemeinschaft dringend zu mehr Unterstützung aufgerufen. “Wenn wir jetzt nicht als Weltgemeinschaft massiv gegensteuern, droht dem Sudan eine furchtbare Hungerkatastrophe. Im schlimmsten Fall könnten in diesem Jahr eine Million Menschen verhungern”, warnte Bundesaußenministerin Annalena Baerbock am Montag in Paris. Die Grünen-Politikerin fügte hinzu: “Wir machen heute deutlich, dass wir das Leiden der Menschen im Sudan nicht aus dem Blick verlieren.”
Bei der Konferenz in Paris ging es neben dem Sammeln von Hilfsgeldern auch um eine bessere Koordinierung der bisherigen Versuche, eine Lösung in dem gewaltvollen Konflikt zu finden. Frankreichs Außenminister Séjourné sagte, man wolle einen Weg für einen dauerhaften Frieden und die Rückkehr zu einem demokratischen Prozess im Sudan ausloten.
UN-Generalsekretär Antonio Guterres hatte in New York gemeinsame Anstrengungen für eine Feuerpause und ein Ende des Blutvergießens gefordert. “Der einzige Weg aus diesem Schrecken heraus ist eine politische Lösung”, sagte er.
Neues Parlament in Indien - die größte Wahl, die es je gegeben hat
Fast eine Milliarde Inder wählen bis Anfang Juni ein neues Parlament: eine gigantische logistische Herausforderung. Wahlautomaten müssen hohe Berge und reißende Flüsse passieren, teils per Elefant. Der Favorit ist klar Modi. Er wirbt mit wirtschaftlichen und sozialen Erfolgen. Seine Gegner kritisieren, die Armut sei unter Modi noch gewachsen. Und sie fragen nach dem Zustand der indischen Demokratie.
Narendra Modi ist überall: Der seit zehn Jahren amtierende Premierminister Indiens lächelt gutmütig von Plakaten, läuft in den Hunderten Fernsehsendern des Landes und sogar als Werbung in der App, die in der chronisch versmogten Hauptstadt Neu-Delhi die Luftqualität anzeigt.
Modi tritt bei der Mega-Wahl, die über sechs Wochen lang in mehreren Etappen stattfinden wird, mit seiner hindunationalistischen Partei BJP an. In den 1980er-Jahren habe die BJP mit gerade einmal zwei von 543 Sitzen im Parlament begonnen, erzählt Shazia Ilmi, Sprecherin der BJP-Partei stolz.
Damals habe Indien weder sauberes Trinkwasser noch eine Sanitärversorgung gehabt. Heute stellt die BJP mit über 300 Sitzen die absolute Mehrheit. Es sei sehr viel getan worden, sagt Ilmi und zählt auf: bei der Wasserversorgung, beim Wohnen, mit Gas-Subventionen oder dem weltweit größten Ernährungsprogramm für arme Menschen.
Tatsächlich zeichnen die Zahlen auf den ersten Blick ein Bild des Aufschwungs im Land mit seinen über 1,4 Milliarden Einwohnern. Laut dem Internationalen Währungsfonds soll die indische Wirtschaft in diesem Jahr um 6,8 Prozent wachsen und gilt damit als die am stärksten wachsende Wirtschaft der Welt.
Nicht nur deshalb wird Indien auf der globalen Bühne als Handelspartner hofiert. Sondern auch, weil Länder wie Deutschland sich damit eine Alternative zur Großmacht China erhoffen.
Doch es braucht nur einen Blick auf die Straßen Neu-Delhis oder in die Hinterhöfe der Megacity, um zu sehen, dass der wirtschaftliche Aufschwung längst nicht alle erreicht. Denn zur Wahrheit gehört auch: Die Ärmsten der Armen bekommen von dem Aufschwung kaum etwas mit. Die Schere zwischen Arm und Reich ist unter Modi sogar noch größer geworden.
Viele Studenten, wie die 20-jährige Manya, blicken deshalb kritisch auf ihre Regierung. Sie gehört zu den gut 200 Millionen Wählerinnen und Wählern unter 30. Korruption, Inflation und Arbeitslosigkeit seien die Themen, die sie bei dieser Wahl beschäftigten, sagt die Studentin. "Und ich glaube nicht, dass die Regierung irgendwas dagegen unternimmt."
Es ist ein Problem, das selbst die Regierungspartei BJP in ihrem Interview anspricht. Bei der Arbeitslosigkeit müsse noch viel mehr getan werden, räumt BJP-Sprecherin Ilmi ein. Aber Indien sei eben ein großes Land und niemand habe einen Zauberstab. Aber wenn einer diese Probleme lösen könne, dann ihre Partei. Man darf gespannt in die Zukunft blicken!
8. “I care for you!” - Keks & Krawalle: Kindergeburtstage, juheee!!
Ich habe drei Kinder und bereits einige Kindergeburtstage organisiert – hier kommen meine Learnings!
Jede Mutter, jeder Vater kennt es: das bunte Chaos der Kindergeburtstage. Als Mama von drei Kindern durfte ich schon einige Kinderparties veranstalten – und habe im Laufe der Jahre einiges gelernt! Hier verrate ich meine Erfahrungen, wie wir die Geburtstage unserer Kinder feiern können, bei denen der Spaß und nicht der Stress im Vordergrund steht.
1.Die Feier nicht am eigentlichen Geburtstag veranstalten. Der Tag ist eh schon aufregend genug (gerade für noch etwas jüngere Geburtstagskinder). Dann auch noch Gastgeber:in sein ist für sie häufig überwältigend. Lieber entspannt am Nachmittag Geburtstagskuchen und die neuen Geschenke begutachten. Bei uns kommen dann vielleicht noch Oma und Opa vorbei – und das war’s. An einem anderen Tag feiern wir dann mit den zahlreichen Freund:innen! 🙂
2.Nicht nachmittags einladen. “Mamaaaa, wann kommen endlich die Gäste?” Die Frage hören Eltern am Tag der großen Sause gefühlt 3948 Mal. Wir nicht mehr. Denn wir starten Kindergeburtstagsfeiern tatsächlich am liebsten am späten Vormittag (gegen 11 Uhr). Warum? Das Geburtstagskind (und auch die Gäste) sind häufig so aufgeregt, wachen früh auf und warten ungeduldig, bis die Party endlich losgeht. Wenn man schon vormittags feiert, kann man gemeinsam alles vorbereiten – und die anschließende Wartezeit ist nicht allzu lang. Außerdem haben alle Beteiligten dann noch den Nachmittag, um wieder runterzukommen… Feiern ist aufregend, besonders für Kinder.
3.Weniger ist mehr: Dekoration ist überbewertet. Denn wer achtet auf die liebevoll gedeckte Tafel oder die aufwendig angebrachte Ballon-Girlande? Eins ist klar: Die Kinder kaum! Deshalb: Weniger ist mehr. Meine Kindergeburtstagsdeko besteht mittlerweile (höchstens ;)) aus einer Rolle Papierluftschlangen und ein paar Smarties oder Gummibärchen, die ich auf den Tisch verteile. Die Kinder freuen sich darüber – und die Deko ist ganz schnell (in den Bäuchen) verschwunden. 🙂
4. Weniger ist mehr gilt auch fürs Essen. Eine fancy Torte stundenlang selbst backen oder für teuer Geld beim Konditor bestellen?! I’ve been there. I’ve done that. Mittlerweile spare ich mir die Zeit und das Geld und backe in der Regel einen Rührkuchen. Der schmeckt den meisten Kindern eh besser als eine cremige Torte – und sowieso essen die Kinder viel weniger davon, als man sich vielleicht vorstellt. Und natürlich gibt’s auch immer Kinder, die gar keinen Kuchen mögen. Deshalb habe ich immer eine Packung Knabberkram parat. Easy peasy – und alle happy.
5. Weniger ist mehr, die dritte: Das gilt nämlich auch für das Programm und die Aktionen, die man sich überlegt hat. Bei uns wird lange nicht mehr alles durchgeplant und viel weniger vorbereitet – denn wir lassen mittlerweile einfach mal laufen: Oft freuen sich die Kinder, wenn sie einfach ganz normal miteinander spielen können.
6. Back to Basics: Wenn man sich anschaut, was es aktuell alles für neue Spiele und Aktionen an Kindergeburtstagen gibt, hat man als Elternteil oft das Gefühl, man muss jetzt auch mit einer völlig neuen Idee um die Ecke kommen. Aber warum eigentlich? Auch das verursacht noch mehr Stress und Druck. Wir spielen mittlerweile wieder viel mehr Klassiker wie Topfschlagen, Stille Post, Reise nach Jerusalem und Co. Die Vorbereitung ist minimal, die Kinder haben maximal Spaß (und das Lustige: diese Spiele sind für manche komplett neu, weil sie eben kaum noch gespielt werden… ;))
7. Gastgeschenke sind überbewertet: Auch die gehören mittlerweile zu jedem Kindergeburtstag dazu. Und haben manchmal den Wert eines normalen Geburtstagsgeschenkes. Meine Erfahrung: Die braucht es eigentlich gar nicht… Und meine persönliche Meinung dazu: Ich mag sie auch gar nicht so gern leiden. Ich möchte doch auch meinen Kindern beibringen, dass man anderen (in dem Fall dem Geburtstagskind) eine Freude machen kann – ohne etwas im Gegenzug zu erhalten. Und wenn es doch unbedingt sein muss, dann achte ich darauf, dass es etwas Sinnvolles ist (wie ein schöner Bleistift oder ein guter Radiergummi) oder Dinge, die man verbrauchen kann (Badezusatz, ein hübscher Keks). Diese ganzen Plastikkleinteile, die häufig gefühlt in fünf Minuten kaputt gehen fliegen eh nur zu Hause rum – und landen früher oder später im Müll.
8. Spiele und Spaß – Wettkampf nein! Ich erinnere mich noch, wie ich bei Kindergeburtstagen manchmal gestresst war, weil ich Angst hatte, dass ich die Aufgaben nicht schaffe/nicht schnell genug bin etc. – und genau so empfinden viele Kinder. Vor allem in ungewohnten Umgebungen. Deshalb: Ja zum Spaß – no zur Competition ;)). Wir achten darauf, dass wir Spiele und Aufgaben wählen, die keinen Einzelwettkampfgedanken haben. Und wenn, dann treten ganze Teams gegeneinander an – und die Teammitglieder werden von uns ausgewählt, damit es gerecht und fair bleibt.
9. Let’s meet outside! Nach Möglichkeit enden unsere Geburtstage gerne draußen, z.B. auf dem Spielplatz. Die anderen Eltern noch hereinbitten? Hört sich erstmal nett an – meine Erfahrung ist aber: Nach der Party ist das eher keine gute Idee: Die kleinen Gäste sind häufig müde und/oder überdreht, beim Geburtstagskind (und seinen Eltern ;)) fällt die Anspannung ab – und mal ehrlich: auch die Eltern der Besucherkinder haben selten wirklich Lust, noch in den Geburtstagstrubel mit einzusteigen. Sich in Ruhe unterhalten ist oftmals eh kaum möglich. Deshalb beenden wir Geburtstage gerne im Freien: Die, die schnell wieder gehen müssen, fühlen sich nicht verpflichtet zu bleiben; die, die kurz schnacken wollen, können dies tun – und die Kinder können ihre ganze Energie auf dem Klettergerüst loswerden.
10. Weniger Druck, mehr Spaß. Mein letzter und wohl wichtigster Punkt.
Und wenn du es gerne anders handhabst – go for it! 🙂 Ich habe nur das Gefühl, dass wir Eltern es häufig sind, die den (Erwartungs-)Druck (an uns selbst?!) aufbauen. Und natürlich gibt es auch die Eltern, die den Geburtstag des Kindes wochenlang vorbereiten – und denen es Freude bereitet, jedes Detail zu planen und die ganze Wohnung zu schmücken.
Mich hat es allerdings vor allem gestresst. Mir hat die Erkenntnis geholfen, dass es den Kindern, um die es an dem Tag ja geht, auf nur eine Sache ankommt: Darauf, eine gute Zeit zu haben.
Und dass sie dafür eigentlich gar nicht viel brauchen.
Das ist doch eigentlich eine schöne Nachricht, oder?! Und nun: Have fun und plane den nächsten Kindergeburtstag!
9. Juli’s Corner: Challenge in der Fastenzeit - Plastikfreier Alltag?! Kunststoff ist überall. Auch in unseren Kindern – wie gefährlich ist das? Lest selbst:
Fünf Gramm Plastik nehmen Erwachsene etwa pro Woche mit dem Essen auf. Das ist so viel wie eine Kreditkarte haben wir in den letzten Ausgaben erfahren. Und: Der Tag eines Kindes in Deutschland ist voll davon. Nehmen wir mal die kleine Liste als Beispiel. Die Vierjährige steht verschlafen auf einem gelben Polyethylenhocker und drückt erst einmal etwas Zahnpasta aus der Polyethylentube auf ihre pinke Prinzessinenbürste. Papa hilft beim Kämmen mit der Anti-Ziep-Brush aus Thermoplasten. Nach dem Putzen Geschrei, weil die gestreifte Baumwollleggings mit Polyurethan in der Wäsche ist. Man einigt sich auf das Pendant mit Punkten, drüber kommt ein süßes Latzkleid mit Polyester-Anteil. In die Bärchen-Brotbox aus Acrylnitril-Butadien-Styrol steckt Mama Stullen und Obst und packt die Box zusammen mit der Polyethylenterephtalat-Wasserflasche und der lila Polyester-Matschhose in den Polyester-Rucksack mit Einhornmotiv. Das Kind stopft noch seinen Polyacryl-Stoffhasen hinterher und schlüpft in die Thermostiefel aus Styrolpolymer. Lisas Tag dauert erst eine halbe Stunde und ist voll von erdölbasiertem Kunststoff.
Plastik ist überall, immer, voll in unserem Leben. Auch im Leben unserer Kinder. Vielen Eltern ist das bewusst, die Nachrichten von Müllteppichen in den Ozeanen gehen an ihnen nicht vorbei. Manche suchen längst Alternativen zu Produkten aus Kunststoff oder üben sogar Verzicht – soweit der Kinderwille es zulässt. Verkehrt ist das auf keinen Fall.
Was aber heute genauso klar ist: Plastik existiert nicht mehr nur in Form von greifbaren, käuflichen Gegenständen rund um uns herum, die wir durch andere Dinge ersetzen können. Es gibt auch das andere, das zumeist unsichtbare Plastik, das Mikroplastik. Es ist meist so klein, dass man es nur mit dem Mikroskop erkennen würde. Wie andere Stoffe dieser Größenordnung kann es in den Körper eindringen. Mikroplastik entsteht zu einem großen Teil von ganz allein. In der Umwelt oder auf Deponien gestrandet, werden die vielen Millionen Tonnen bereits produzierter Kunststoffe von Reibung, Wind, Licht, Hitze und Kälte zu winzigen Teilchen zermürbt. Diese verteilen sich in Gewässern und Böden. Kleine wie große Lebewesen nehmen sie auf.
Doch weil kleine Plastikteilchen auch nützlich sein können, setzen Hersteller:innen sie seit vielen Jahren sogar in voller Absicht verschiedenen Produkten zu, z.B. als Deko-Glitzer (besonders beliebt bei Kindern). In Peelings, um Hautschüppchen abzuschmirgeln oder auch als Tartan auf Sportplätzen, wo sie einen griffigen Untergrund bieten sollen. Allein in der EU gelangen jedes Jahr 42 000 Tonnen solch absichtlich zugesetzter, sehr kleiner Plastikpartikel in die Umwelt – zumindest bisher. Seit Oktober gilt in der EU ein Verbot für die auch „primäres Mikroplastik“ genannten Kunststoffteilchen. Vollständig umgesetzt werden soll es in mehreren Schritten bis spätestens 2035. Bereits verboten ist der Zusatz von losem Glitzer und Mikroperlen aus Plastik in Kosmetik, folgen soll später auch Mikroplastik, das z.B. die Konsistenz von Cremes beeinflusst. Nicht betroffen sind flüssige Kunststoffe als Kosmetikzusatz. Bis 2031 werde Tartanbeläge auf Sportplätzen verboten. Laut EU soll der Umweltbelastung durch Mikroplastik so Einhalt geboten werden. Ob das gelingt?
Das Verbot ist sicherlich eine gute und überfällige Entscheidung, grundlegend ändern wird sich durch das Verbot jedoch nichts an der Mikroplastikproblematik. In Wohnungen ist mehr Mikroplastik in der Atemluft enthalten als an den meisten Orten draußen. Hinzu kommt, dass das Mikroplastik aus der Umwelt zum Menschen zurückkehrt, in Form von Fisch, Fleisch, Milchprodukten, sogar als Obst und Gemüse. Schon Babys sind belastet.
Schon Babys sind belastet, das haben Wissenschaftler:innen herausgefunden und die Stuhlproben von Babys untersucht. Dabei fanden sie auch Teilchen im Blut, Herzmuskel- und Fettgewebe. Und wie Studien nahelegen, sind Kinder sogar schon vor der Geburt belastet. Es gibt Hinweise, dass kleinste Kunststoffteilchen die Plazenta erreichen, und zwar in immer größerer Zahl. Und 16 Millionen Mikroplastikteilchen können in einem Liter Babymilch stecken.
Deshalb habe ich vor allem in der Fastenzeit auf das hier gesetzt:
Fläschchen aus Glas, Spielzeug aus Holz, Matschhosen aus Baumwolle mit Wachs
Dosen aus Plastik wurden durch Brotdosen aus Edelstahl ersetzt und
ich kramte die Netzbeutel für den Einkauf wieder hervor.
Kosmetische Produkte werden mittlerweile von mir nach und nach ausgetauscht und durch (mikro-)plastikfreie Varianten ersetzt!
Well done! But that’s not enough!! Deshalb bleibe ich selbstverständlich auch nach der Fastenzeit dran - Kosmetik und Haarshampoo sind die nächsten!!
10. Kochinspiration(en) des Monats: Frühlingssüppchen mit Gartenkresse, weißem Spargel und grünen Böhnchen (4 Personen, Zubereitungszeit: 30 min.)
Zutatenliste: 2EL Pflanzenöl | 100g Zwiebeln, gewürfelt | 1 Zweig Rosmarin, Nadeln gehackt | 200g Drillinge, gewürfelt | 250g Karotten, gewürfelt | Meersalz | frisch gemahlener, schwarzer Pfeffer | 100g grüne Bohnen, in 2-3cm lange Stücke geschnitten | 180g Kohlrabi, gewürfelt | 250g weißer Spargel, geschält, schräg in Scheibengeschnitten und die Spitzen halbiert | 120g Zucchini, längst halbiert und in Scheiben geschnitten | 100g Frühlingszwiebeln, in schräge Scheiben geschnitten | Gartenkresse zum Garnieren | Salz + Pfeffer
1. Das Pflanzenöl in einem großen Topf auf mittlerer Stufe erhitzen, Zwiebeln, Rosmarin, Kartoffeln und Karotten zugeben und gut 2 Minuten anschwitzen. 850g Wasser angießen und mit Salz und Pfeffer würzen.
2. Aufkochen, den Deckel aufsetzen und die Suppe 5 Minuten köcheln lassen. Dann Bohnen und Kohlrabi zugeben und 4 Minuten abgedeckt köcheln lassen. Spargel und Zucchini hinzufügen und weitere 3 Minuten abgedeckt garen. Zum Schluss die Frühlingszwiebeln zugeben und 1 Minute mitköcheln lassen.
3. Die Frühlingssuppe abschmecken, auf vier tiefe Teller verteilen und mit etwas Gartenkresse garniert servieren.
KOHLRABI: Vitamin C, B1, B2 und B6, Phosphor und sekundäre Pflanzenstoffe wie Karotinoide stärken Immunsystem und Knochengesundheit und dienen dem Zellschutz. Magnesium wirkt als Antistressmittel. Der hohe Gehalt an Selen wirkt nach Konsum von Nikotin oder Alkohol günstig. Entwässernde und blutdrucksenkende Wirkung.
GARTENKRESSE: Althochdeutsch “cresso” (=scharf, pikanter Geschmack, durch Senfölglykoside. Reich an Eisen (1,3mg/100g), Folsäure (ideal in der Schwangerschaft) und den Vitaminen C, A und B1. Salat mit überdurchschnittlichem Eiweißgehalt (über 4%). Verdauungsregulative, blutzuckersenkende und antibakterielle Wirkung.
Guten Appetit! (Öffnet in neuem Fenster)
11. Britisches Parlament billigt umstrittenen Asylpakt - wir fragen bei einer Diplom-Psychologin, die sich vorwiegend um geflüchtete Kinder kümmert, nach
Nach langem Streit billigte das britische Parlament in der Nacht zum 23.04.2024 das Vorhaben der Regierung zur Abschiebung von Migrant:innen nach Ruanda, unabhängig ihrer Herkunft und ohne Prüfung ihres Asylantrags. Dafür wird das ostafrikanische Land als sicheres Drittland eingestuft. Das Oberhaus, welches das Vorhaben wiederholt mit Änderungen an das Unterhaus zurückgeschickt hatte, beschloss, keine weiteren Änderungen vorzunehmen.
Die Opposition kritisiert ebenso wie Menschenrechtsaktivist:innen das Vorhaben massiv - wir haben für euch mit einer Expertin gesprochen.
1.Liebe Jana*, magst du dich zunächst vorstellen?
Ich heiße Jana, bin 40 Jahre alt und eine Kinder- und Jungendpsychotherapeutin von Beruf. Das bedeutet, dass ich Diplom-Psychologin bin und darüber hinaus eine Weiterbildung zur Verhaltenstherapeutin für Kinder und Jugendliche absolviert habe. Aktuell arbeite ich in einer Beratungsstelle für traumatisierte Geflüchtete. Überwiegend behandele ich Kinder und Jugendliche, die in den letzten Jahren und Monaten aus anderen Ländern fliehen mussten und nun an psychischen und körperlichen Problemen leiden.
2.Du bist Diplompsychologin bei einer Leitstelle für Geflüchtete - was sind dabei deine täglichen Aufgaben?
Ich führe Erstgespräche und Diagnostik durch und beurteile, ob sie eine Behandlung brauchen. Dann empfehle ich eine andere Beratungsstelle, eine Klinik, oder auch eine Beratung bzw. eine Psychotherapie in unserer spezialisierten Beratungsstellen. Zum Teil schreibe ich Stellungnahme im Asylrechtlichen Verfahren. Es melden sich sehr viele Klienten oder werden durch andere Personen wie z.B. LehrerInnen oder SozialarbeiterInnen angemeldet. Es sind teilweise so viele, dass es unsere Kapazitäten übersteigt. Die jüngsten Klienten sind im Kindergartenalter, aber überwiegend sind es Jugendliche.
Hinzu kommt, dass viele unserer Klienten unbegleitete minderjährige Flüchtlinge sind. Dies bedeutet, dass sie ganz allein oder mit anderen Jugendlichen aus ihren Herkunftsländern kamen und blieben. Sie haben einen sehr weiten Weg auf sich genommen und viele sehr gefährliche und potentiell traumatisierende Situationen auf sich genommen, um eine Möglichkeit zu haben ein Leben in Europa führen zu dürfen.
Viele berichten darüber, keine andere Chance oder Lösung gesehen zu haben. Die überwiegende Mehrheit davon sind Jungen aus Afghanistan. Sie berichten, dass sie bis vor ein paar Jahren ein einigermaßen geregeltes Leben gehabt hätten. Nach der Übernahme der Taliban hätte es sich zu einem Albtraum gewandt. Das Leben in dem ohnehin gefährlichem Land scheint für die Jugendlichen unerträglich geworden zu sein. Sie berichten von Ermordung, Folter, Krieg, Anschlägen, Misshandlungen und bitterer Armut. Es sind fast immer Jungen, da die Flucht für die Mädchen nahezu unmöglich ist. So nehmen die Jugendlichen lebensgefährliche Situationen auf sich, in der Hoffnung, für sich und ihre Familien ein besseres Leben zu ermöglichen. Andere Jugendliche kommen aus Ländern wie Syrien, Türkei, Irak und Nigeria. Diese Klienten leiden oft an Depressionen, Schmerzen und posttraumatischen Belastungsstörungen. Zuletzt sind viele Anmeldungen von Ukrainer:innen. Dies sind Kinder, die überwiegend mit ihren Müttern hier sind. Die haben teilweise Kriegshandlungen erlebt und zeigen psychische und körperliche Symptome einer Traumatisierung. Die Kinder zeigen Symptome wie Ängstlichkeit und Schlafstörungen. Sie weinen, kratzen sich teilweise die Haut auf oder ziehen sich total zurück, spielen kaum noch. Sie berichten ihr Land und ihre Väter sehr zu vermissen.
3. Was ist dein Mindset und (warum) arbeitest du gern in deinem Bereich?
Es ist immer wieder schwer Mitarbeiter:innen für diesen Bereich zu finden. Die Finanzierung ist manchmal unsicher und die Gespräche finden oft mithilfe von Dolmetschern statt, was die Sache zum Teil herausfordernd macht.
Ich merke, dass es wichtig ist auch den Schwächsten in der Gesellschaft zu helfen. Die Patient:innen haben mit großen Herausforderungen zu tun. Sie haben oft in der Heimat schreckliche Dinge erlebt, dann teilweise auf der Flucht und leben hier auch in prekären Verhältnissen. Oft wissen sie Monate oder Jahre nicht, ob ihr Asylantrag genehmigt wird und sie hier bleiben dürfen. Ihre Rechte sind in der Zeit stark eingeschränkt. So wohnen sie teilweise in winzigen Zimmern mit andren Mitbewohner:innen, dürfen den Landkreis nicht verlassen oder arbeiten. Es ist auch manchmal sehr schwer einen Sprachkurs zu bekommen. Sie leiden an ihren Symptomen und gleichzeitig darunter, dass sie kaum oder überhaupt keinen Kontakt zu ihren Familien haben. Die unbegleiteten Jugendlichen und Kinder vermissen ihre Eltern oft sehr. In vielen Fällen wurde einer der Elternteile oder die Geschwister ermordet oder sie werden vermisst. Gleichzeitig versuchen sie sich in einem sehr fremden Land einzufinden und Deutsch zu lernen.
Bei diesen großen Aufgaben ist es sehr wichtig die Menschen zu unterstützen und zu begleiten. Ich erlebe die überwiegende Anzahl der Geflüchteten als sehr dankbar und kooperativ. Es braucht von uns Mitarbeitenden in diesem Bereich sehr viel Geduld und Neugier. Geduld vor allem mit unserem System und Neugier auf andere Lebensweisen, Kulturen, Religionen und Sprachen. Es zahlt sich sehr aus und ist bereichernd in diesem Bereich zu abreiten. Ich gehe täglich sehr gern zur Arbeit und erlebe immer wieder schöne Überraschungen und tolle Entwicklungen. Gerade im Kinder- und Jugendbereich merkt man oft innerhalb von wenigen Monaten, wie toll sie auf einmal Deutsch sprechen und sich immer sicherer fühlen. Vor Kurzem erzählte ein Jugendlicher, er sei aus seiner Wohngruppe ausgezogen, wohne selbständig und habe einen tollen Ausbildungsplatz bekommen. Zudem spiele er in einem Fußballverein und habe erste deutsche Freunde. Einer sei zum Fastenbrechen eingeladen. Er könne seinen Eltern stolz erzählen er sei hier angekommen. Das macht mich zugleich sehr stolz.
4. Es gibt ja jetzt seit diesem Jahr die sog. "Bezahlkarte" für Asylsuchende - was hältst du davon?
Wie müssen evtl. noch abwarten wie die Umsetzung sein wird. Es gibt zwar eine Bundeseinigung, aber die Umsetzung in den Kommunen scheint sehr unterschiedlich geplant zu sein. Es gibt verschiedene Angaben darüber, wie viel Bargeld ausgezahlt werden darf. Bisher haben wir noch nicht viel Informationen darüber. Ich merke in meiner alltäglichen Arbeit, dass die Menschen sich Sorgen darum machen, dass ihre Rechte stark beschnitten werden. Zum Beispiel ist es unklar, wie man z.B. einen Rechtsanwalt bezahlen könne.
5. Was sagst du zu den Plänen "Back to Ruanda" der Regierung in GB - ist das eine Lösung für Deutschland?
Aus meiner Sicht ist es ein Beispiel von Abschottungspolitik und der Beschneidung von Menschenrechten. Ich bin nicht der Meinung, dass dies eine funktionierende Lösung der Zuwanderung ist. Die Zuwanderung wird es geben, wenn die Situation für die Menschen in ihren Ursprungsländern so unerträglich bleiben sollte.
6. Gibt es einen Unterschied unter den Geflüchteten? Vor allem z.B. was das Arbeiten betrifft?
Es ist unter den Geflüchteten eher das Thema, dass sich viele sehr als „Geflüchtete zweiter Klasse“ gegenüber den Ukrainer:innen fühlen. Es wird oft berichtet, dass die Wahrnehmung herrsche, dass die Flüchtlinge aus der Ukraine kein Asylverfahren durchlaufen müssen und vereinfachte Startbedingungen erleben im Vergleich zu anderen Herkunftsländern. Die wahrgenommene Ungerechtigkeit in der Behandlung der unterschiedlichen Geflüchteten ist oft Thema in der Beratung.
Vielen Dank für das Interview!
*Der Name wurde von der Redaktion geändert.
12. Good News: Mehr Kinder lernen Schwimmen! 2023 wurden 94 784 Schwimmabzeichen ausgegeben.
Junge Schwimmer:innen hatten es in den vergangenen Jahren der Corona-Pandemie und der Energiekrise schwer - das hat sich geändert: Deutlich mehr Kinder in Deutschland haben im vergangenen Jahr schwimmen gelernt. 2023 seien insgesamt 94 784 Schwimmabzeichen ausgegeben worden, teilte die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) mit. Eine mit dem vergangenen Jahr vergleichbare Zahl an Abzeichen nahmen die Ausbilder zuletzt 2018 ab - damals wären es 94 852 gewesen. “Die Auswirkungen von Corona und auch der zwischenzeitlichen Energiesparmaßnahmen waren in der Schwimmausbildung deutlich spürbar”, sagte DLRG-Präsidentin Ute Vogt. Nun gehe es “wieder deutlich voran”. 2022 wurden laut DLRG 78 716 Schwimmabzeichen bestanden. 20 Prozent weniger als 2023.
13. Sister des Monats: Indische Aktivistin Prasanna Gettu - Mutige Kämpferin für misshandelte Frauen
Prasanna Gettu will schwer misshandelten Frauen zu einem selbstbestimmten Leben verhelfen – keine Selbstverständlichkeit im patriarchalen Indien. Dafür wird die Aktivistin mit dem Anne-Klein-Frauenpreis der Heinrich-Böll-Stiftung ausgezeichnet.
Prasanna Gettu kommt gerne schnell auf den Punkt. Sie holt ihr Handy raus, startet ein Video und zeigt, was ihr und ihrer NGO manchmal gelingt:
Eine junge schlanke Frau, Anfang 20, tanzt. Ein Schritt nach links, einer nach rechts, die dünnen Arme nach vorn gestreckt. Dass sie ihre nackten Arme überhaupt zeigt, sie bewegt, ist ein kleines Wunder, sagt Prasanna Gettu.
„Sehen Sie, sie kann ihre Hand nicht mehr bewegen, sie hat ihre Finger verloren, beide Arme sind verbrannt, voller Narben. Sie ist in Therapie bei uns. Auch ihr Gesicht ist verbrannt – sehen sie? Wir versorgen die Narben, aber das ist nur ein Teil. Aber sie tanzt, sie singt – auch das ist Therapie bei uns.“
Ihr Ehemann hat sie mit Benzin übergossen, angezündet. Ihr halber Körper war verbrannt. Gettu hat die junge Frau bereits im Krankenhaus betreut, sie davor bewahrt, zu ihrem Täter zurückzugehen, wie es so viele Opfer von Brandattacken in Indien tun, weil sie keinen anderen Ausweg sehen:
„Für die Frauen ist es trotzdem sehr schwer zu gehen, ihre Familie zu verlassen, selbst, wenn sie ihr so was antun. Wir sagen ihnen dann aber nicht, komme, wenn du bereit bist und fertig. Sondern reden permanent mit ihnen, sagen ihnen, welche Konsequenzen es hat, bei ihrem Mann zu bleiben. Und irgendwann sind sie bereit, zu uns kommen, bei uns zu leben. Aber die Lösung, der Wille, muss immer vom Opfer ausgehen.“
Gettu hat der jungen Frau ein neues Zuhause gegeben, im Frauenhaus ihrer Organisation „Foundation for Crime Prevention & Victim Care“. Knapp 20 meist junge Frauen erholen sich zurzeit von den physischen und psychischen Folgen solcher Brandanschläge.
Jeden Monat werden etwa 100 Frauen in die Krankenhäuser ihrer Heimatstadt Chennai eingeliefert, weil sie von ihren Männern mit Benzin übergossen, angezündet wurden, erzählt sie. 100!
„Es gibt viele Frauen, die uns nach der Therapie sagen: Ich bin froh, dass das passiert ist, sonst hätte ich die Welt nie kennengelernt. Ich hätte sonst nie gedacht, dass so ein Leben möglich ist. Dass ich etwas lernen kann, mein eigenes Geld verdiene, selbstständig, frei bin. Aber der erste Schritt ist immer, dass wir den Frauen klar machen: Gewalt ist nicht akzeptabel. Und so wie du gelebt hast, sollten Frauen nicht leben.“
Gettu lächelt, wenn sie von den anderen Frauen erzählt, denen sie und ihre Kolleginnen ein neues Leben ohne Gewalt, ohne den Terror ihrer Männer ermöglicht hat:
„Jeder Fall macht mich glücklich – wenn ich das Glück, den neuen Lebensmut sehe, wenn die Frauen wieder was machen können, wenn sie nur was malen können bei unserer Kunsttherapie. Diese Freude in ihren Gesichtern – das lässt uns weitermachen.“
Gettu selbst ist in einer für indische Verhältnisse liberalen Familie aufgewachsen. Ihr Vater hatte kein Problem damit, dass seine Tochter studiert, ihr eigenes Leben lebt. Sie hat sich für Kriminologie entschieden – wollte Verbrechen aufklären. Seit nun knapp 20 Jahren kümmert sie sich um die Opfer, gemeinsam mit zwei Studienfreundinnen hat sie ihre NGO für Opfern von familiärer Gewalt gegründet.
Jetzt sitzt die Menschenrechtsaktivistin im dicken grauen Wollpullover gegen die winterliche Kälte in einem kleinen Konferenzraum der Heinrich-Böll-Stiftung. Die ehrt ihre Arbeit mit dem Anne-Klein-Frauenpreis. Für die Verleihung ist sie extra aus ihrer Heimat im Südosten Indiens eingeflogen.
„Ich finde, auf eine Art sollte jeder so etwas tun wie ich – nicht jeder muss ein Aktivist sein, aber jeder sollte etwas machen, um Gewalt zu vermeiden, um Gewalt zu stoppen. Ich finde nicht, dass ich etwas besonders mache – mich opfere oder so –, aber trotzdem ist es natürlich wunderbar, so einen Preis zu bekommen, der unsere Arbeit würdigt.“
Tausenden Frauen aus der Millionenstadt Chennai – teilwiese aus dem ganzen Land – hat die 55-Jährige ein anderes Leben aufgezeigt. Ihnen geholfen, sich zu „empowern“.
Prasanna Gettu sagt: „Die Frauen werden offen, bewusster in unseren Programmen. Sie sagen mir: Du hast mir mein Leben geöffnet. Und wenn ich dafür durch all den Schmerz gehen musste, dann ist das O.K. für mich.“
Was in Indien alles andere als einfach ist. Frauen haben in der größten Demokratie der Welt nur auf dem Papier gleiche Rechte: Nach der Heirat werden sie Teil der Familie des Mannes, oft missbraucht als Arbeitssklavin, unter der Gewalt von Ehemann und Schwiegermutter. Immer wieder spricht Gettu vom Stockholm-Syndrom, wenn sie von der alltäglichen häuslichen Gewalt erzählt, die indische Frauen erleiden:
„Eine Überlebende hatte die obere Hälfte ihres Körpers verbrannt. Sie sagte mir: Kannst du diese Hälfte wieder normal machen, damit mein Mann mich wieder berührt? Und ihr Mann hatte ihr das angetan. Er hatte sie zusammen mit seiner Mutter auf den Boden gedrückt, mit Kerosin übergossen und angezündet. Und sie wollte wieder normal werden, um ihren Mann zu befriedigen. Das hat mich geschockt.“
Doch selbst im patriarchalen Indien ändere sich seit ein paar Jahren etwas, meint Gettu, immer mehr Frauen kämpfen nun für ihre Rechte, emanzipieren sich, entscheiden sich gegen Heirat, Familie und traditionelle Rollenmuster. Einen nicht ganz kleinen Anteil hat wohl auch sie selbst daran.
14.Schlusswort - dieses Mal aus der Rubrik “Gebäck”: