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Moin, ihr Lieben! Pünktlich zum Erntedankfest kommt Volume 5!!

Hoppla! Da ist bei der letzten Ausgabe echt etwas schiefgelaufen!! Es fehlten nämlich sooo viele Bilder – bitte entschuldigt!! Dieses Mal hab‘ ich ein Auge drauf - und danke für Euer Verständnis! Jetzt aber: Happy Reading!!! Herzlichst, Julia

Zack. Das war er also... der September. Gefühlt ging er noch schneller rum als sonst. Das lag vielleicht auch daran, dass es gefühlt noch eher Spätsommer war, als Herbst...

Für meine Kinder gab's auf jeden Fall auch im September den perfekten Grund, nach einem Eis zu fragen: „Das Wetter ist so schön, wie wäre es, wenn wir zur Eisdiele gehen?" und wir Erwachsenen hatten immer einen guten Grund „ja" zu sagen („Das Wetter ist wirklich genau richtig, um ein Eis zu essen... ;)").

Fragten wir zur selben Zeit vor rund zwei Jahren noch: „Und, schon geboostert?”, heißt es dieser Tage: „Die Gasspeicher sind schon vor der Heizsaison voll“ und „Bitte frischen Sie Ihre Impfung gegen Corona auf!“. Hätte mir vor drei Jahren jemand gesagt, dass diese und ähnliche Fragen zu einer normalen Smalltalk-Situation gehören würden, hätte ich prompt „Bitte was?!” gerufen und laut gelacht (und mir wohl ein paar Gedanken gemacht, was zur Hölle solche Fragen im Alltag zu suchen haben).

„Bitte was?!” stellt sich seither wohl recht häufig in unserem Alltag – Ärztemangel, Personalnotstand bei der Kinderbetreuung, marodes Schulsystem… Der Blick auf Nachrichtenseiten und Titelblätter fällt schwer, direkt gefolgt von „Was soll denn noch alles kommen?”. Ich verstehe das. Selbst mir geht es mittlerweile so. Die Nachrichten und geografischen Sachverhalte durch die professionelle Brille zu betrachten und zu konsumieren fällt manchmal gar nicht mal so einfach, deshalb haben wir in der Redaktion eine neue Rubrik ins Leben gerufen – die „Good News“-Ecke unter Punkt 7!! Ich bin gespannt auf deine Rückemldung!!

Und an solchen Tagen ist es auch völlig in Ordnung, sich all den großen Problemen und Sorgen zu entziehen. Sich zurückzuziehen. Etwas poetischer formulierte es der legendäre Lyriker Rainer Maria Rilke vor mehr als 100 Jahren: „Es ist manchmal gut, die Sorgen so zu behandeln, als ob sie nicht da wären; das einzige Mittel, ihnen die Wichtigkeit zu nehmen“.

Ohnehin ist auch in dieser Oktober-Edition einiges los! Wir haben für Dich ein buntes Themenbouquet gebunden und hoffen, dass Du aus diesem Strauß mindestens einen Text ziehen kannst, der Dich inspiriert, informiert oder unterhält (oder am besten all das auf einmal! :)).

Und nun der Blick zu den Inhalten.

Let's rock it!! – Es sind die kleinen netten Berichte und Darstellungen, die bereichern…

Alles Liebe,

Deine Julia

Das sind die relevanten Inhalte des „Facts & Shots – ohne Gedöns, aber mit geografischem Gehalt“ im Oktober – Volume 5:

1. Zahl des Monats (83 Prozent)

2. „Buchverliebt”: Buchzitat des Monats

3. Niiice!!: Sonnentage im September waren 2023 besonders hoch

4. Stadt, Land, Fluss – welcher Berg wurde kürzlich neu berechnet und ist seitdem einen Meter höher? (Quiz)

5. Welches Thema würden Sie der Bildungsministerin ans Herz legen, Bob Blume?

6. Die Welt im Spotlight:

  • 6.1 „Asylbewerber:innen beim Zahnarzt, während die deutschen Bürger:innen keinen Termin bekommen“ – CDU-Chef Merz macht falsche Aussagen und spielt mit den Ängsten vieler Deutscher (Asyl, Innenpolitik)

  • 6.2 Na endlich! Die Kindergrundsicherung kommt (Kinderarmut, Innenpolitik)

  • 6.3 Der Bergkarabach-Konflikt: Zwei Länder, eine Region, viele Tote - ihre administrative Auflösung und die damit einhergehende Massenflucht (Ausland, Machtverhältnisse in Asien)

  • 6.4 Libyen - Entsetzliche Tragödie: Tausende Tote nach Flutkatastrophe in Libyen (Ausland, Naturkatastrophe)

  • 6.5 Das Rendezvous der Despoten – Kim Jong Un trifft Wladimir Putin (Ausland, Weltmächte)

7. „I care for you!“ – Good News: Indien beschließt Frauenquote für Parlamente und die Bundesregierung unterzeichnet das UN-Meeresschutzabkommen

8. Juli‘s Corner: Stürmische Zeiten! So schaffen wir es, die großen und kleinen Krisen des Lebens besser zu überstehen (Psychohygiene, Systemische Beratung)

9.  Community Corner (saisonal, regional): Vegane Apfeltarte mit Zimt!

10. Inspiration „Sister des Monats“: Carolin von St. Ange

1. Zahl des Monats: 83 Prozent (Gesundheitsrisiko)

83 Prozent der Deutschen sind zu oft der Chemikalie BPA ausgesetzt. Menschen nehmen Bisphenol A hauptsächlich mit der Nahrung auf, weil es etwa in der Innenbeschichtung von Konservendosen enthalten ist. Aber auch Luft, Staub oder Wasser sind mögliche Quellen. Eine kreditkartengroße Menge an Plastik nimmt jeder einzelne Mensch im Durchschnitt pro Woche auf. Das zeigt eine Studie des WWF. Im globalen Durchschnitt sind das bis zu fünf Gramm Mikroplastik.

2. „Buchverliebt” – Buchzitat des Monats

(Tim Marshall: „Die Geografie der Zukunft. Wie der Kampf um Vorherrschaft im All unserer Welt verändern wird“, 318 Seiten, 2023 im dtv-Verlag erschienen, auch als Hörbuch bei audible)

„Das Budget der Space Force, etwa 26 Milliarden Dollar im Jahr, wird im selben Maße wachsen, wie sich die Erkenntnis durchsetzt, was für eine zentrale Rolle der Weltraum in der modernen Kriegsführung spielt. Zurzeit ist die Space Force mit nur 16.000 militärischen und zivilen Mitarbeitern, die auf Stützpunkte im ganzen Land und drei Hauptquartiere (im Pentagon, in Cheyenne Mountain in Colorado und der Air Force Base in Los Angeles) verteilt sind, noch die kleinste Teilstreitkraft der USA. Als ziemlich junge Organisation hat sie keine ausgeprägte institutionelle Kultur, aber als Start-up kann sie eine Menge unkonventionelles Denken entwickeln. Für das Logo hätte man sich allerdings etwas Besseres überlegen sollen. Es ist so gnadenlos vom ‚Starfleet Command‘ aus der Serie Star Trek abgekupfert, dass George Takei (alias ‚Sulu‘) sich zu der Bemerkung veranlasst sah: ‚Eigentlich müssten die uns eine Lizenzgebühr zahlen…‘ Das Motto (Alliteration) ist etwas besser gelungen: Semper supra (‚Immer oben‘)“ (S. 167 f.).

Über den Autor: Tim Marshall, geboren 1959, ist Politik-Redakteur bei Sky News, dem englischen 24-Stunden-Nachrichten-Sender, und anerkannter Experte für Außenpolitik. Er hat aus 30 Ländern berichtet, über den Jugoslawienkrieg ebenso wie über Afghanistan, den Irak, den Libanon und Israel sowie über amerikanische Präsidentschaftswahlen. Marshall hat für die BBC gearbeitet und war lange als Europa-Korrespondent und Korrespondent für den Nahen Osten tätig. Er wurde für seine Berichterstattung vielfach ausgezeichnet. Sein Blog Foreign Matters war auf der Shortlist für den Orwell Prize 2010. Marshall hat bereits mehrere Bücher veröffentlicht.

3. Niiice!!:

Die Sonnentage im September waren in diesem Jahr, neben 2006, besonders hoch. Insgesamt gab es 16 Sommertage. Als Sommertag zählt alles, was eine Temperatur von über 25 Grad liegt. Der Juli im September, wenn man es so will. Verlängerung des Sommers, bevor es wieder dunkel, trist und bescheiden wird.

4. Stadt, Land, Fluss – welcher Berg wurde kürzlich neu berechnet und ist seitdem einen Meter höher? (Quiz)

  1. Zugspitze

  2. Matterhorn

  3. Mount Everest

  4. Kilimandscharo

Auflösung Vol. 4: Winterberg.

5. Welches Thema würden Sie der Bildungsministerin in der Bildungskrise ans Herz legen, Bob Blume?

6. Die Welt im Spotlight:

6.1 „Asylbewerber:innen beim Zahnarzt, während die deutschen Bürger:innen keinen Termin bekommen“ – CDU-Chef Merz macht falsche Aussagen und spielt mit den Ängsten vieler Deutscher (Asyl, Innenpolitik)

Ich erinnere mich noch sehr genau an den Moment, als ich im Februar endlich einmal telefonisch bei der Hautarztpraxis durchkam, um einen Termin zu machen. Doch die Antwort, die ich da erhielt, war ernüchternd. Der nächste freie Termin sei erst im Oktober. Wow.

Eventuell ist dir das auch schon mal passiert, oder? Ob beim Hausarzt, der Ohrenärztin - oder dem Zahnarzt.

Und genau dieses Problem, dass wir Bürgerinnen und Bürger keine Termine beim Zahnarzt bekommen, sprach CDU-Chef Friedrich Merz diese Woche in einem TV-Interview mit der WELT an. Doch er wollte eigentlich auf etwas ganz anderes hinaus… 

Wörtlich sagte er:

„Die werden doch wahnsinnig, die Leute, wenn die sehen, dass 300.000 Asylbewerber abgelehnt sind, nicht ausreisen, die vollen Leistungen bekommen, die volle Heilfürsorge bekommen. Die sitzen beim Arzt und lassen sich die Zähne neu machen, und die deutschen Bürger nebendran kriegen keine Termine.“

Diese Behauptung sorgte für viel Aufsehen und Diskussionen. 

Denn, sie ist faktisch nicht nur falsch - sondern auch schlicht populistisch. Merz spielt Flüchtlinge gegen die deutschen Bürger aus. Er spielt bewusst mit der Angst und den aktuellen Bedenken, die viele in Bezug auf Migration empfinden:

“Es kommen zu viele Flüchtlinge in unser Land - und die nehmen uns wohlmöglich etwas weg!” 

Und Merz zeichnet förmlich ein Bild zur Illustration dieser Ängste: Da sitzen die Flüchtlinge im Wartezimmer und auf den Zahnarztstühlen der Nation und lassen sich die Zähne schick machen, während der arme Deutsche vergeblich auf einen Termin hofft.

Auch mir schrieben direkt einige Menschen auf Instagram, dass Merz ja recht habe, dass die Situation in Arztpraxen wirklich so schlimm sei.
Die Empörung nach Merz’ Spruch war riesig. Bundesinnenministerin Nancy Faeser twitterte am Donnerstagmorgen:

“Das ist erbärmlicher Populismus auf dem Rücken der Schwächsten. Wer so spricht, spielt Menschen gegeneinander aus und stärkt nur die AfD. Und es ist falsch: Denn Asylsuchende werden nur behandelt, wenn sie akut erkrankt sind oder unter Schmerzen leiden.”

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach schrieb auf X (ehemals Twitter), dass die Aussage von Friedrich Merz so nicht stimme. Lauterbach sprach von "Hetze gegen Ausländer" und verwies darauf, Deutschland sei auf Ärztinnen und Ärzte aus dem Ausland angewiesen.

Ein Blick auf die Fakten:

Welche Form von Gesundheitsvorsorge erhalten Migrant:innen überhaupt, wenn sie in Deutschland sind? Was sagt das Gesetz? 

Im sogenannten Asylbewerberleistungsgesetz sind die gesundheitlichen Behandlungen geregelt. Unter Paragraf 4 heißt es zu Leistungen bei Krankheit: "Zur Behandlung akuter Erkrankungen und Schmerzzustände sind die [...] erforderlichen Leistungen zu gewähren." Eingeschränkt wird: "Eine Versorgung mit Zahnersatz erfolgt nur, soweit dies im Einzelfall aus medizinischen Gründen unaufschiebbar ist."

Allerdings: Nach 18 Monaten, also nach 1,5 Jahren werden Asylbewerber von den gesetzlichen Krankenkassen betreut.

Auf der Homepage des Spitzenverbandes der Gesetzlichen Krankenversicherung heißt es dazu:  "Sie erhalten eine elektronische Gesundheitskarte, mit der Sie nahezu dieselben Leistungen erhalten wie gesetzlich Krankenversicherte". Sie sind dann nicht Mitglied in einer KK - aber sie bekommen die Leistungen und eine Gesundheitskarte und müssen auch einen kleinen Beitrag zahlen.Sie werden aber nicht vorrangig behandelt oder bekommen mehr Leistungen als gesetzlich Versicherte. 

Der STERN zitiert die Bundesärztekammer, derzufolge man aktuell nicht durch Asylbewerber belastet sei. Dies war im Zeitraum 2015/16 anders gewesen (Anm. d. Red.: Im Jahr 2015 kamen knapp 900.000 Flüchtlinge nach Deutschland). Damals sei die Versorgung von Geflüchteten nicht formal geregelt gewesen. Dies sei inzwischen anders: “Deshalb können wir die Kritik nicht bestätigen, beim Zahnarzt kriegt man noch sehr gut Termine.” 

Probleme gäbe es eher durch die Stadt-Land-Verteilung von Praxen, als durch Asylbewerber. 

Die heftigen und zum teil emotionalen Reaktionen aus der Politik, aber auch unter zahlreichen Postings auf Social Media zu dem Thema zeigt, wie angespannt die Lage in Bezug auf Migration und ihre Wahrnehmung aktuell ist.

Und auch der aktuelle DeutschlandTrend zeichnet ein klares Bild: knapp zwei Drittel (64 Prozent) der Befragten gaben an, dass die Zuwanderung eher ein Nachteil sei. Genau so viele sind dafür, dass Deutschland weniger Flüchtlinge aufnehmen sollte. 78 Prozent sehen große Defizite bei der Integration von Geflüchteten in die Gesellschaft und in den Arbeitsmarkt.

82 Prozent halten Grenzkontrollen für richtig und 71 Prozent sind für die Einführung einer Obergrenze.

Ich finde, es ist vollkommen legitim und wichtig, über Einwanderung, Obergrenzen oder Asylverfahren zu diskutieren. Als Vorsitzender der größten Oppositionspartei ist es wichtig, dass Merz genau auf die Regierung schaut und sie kritisiert. Das ist seine Aufgabe. 

Dies muss aber, gerade in seiner Position, auf Fakten basieren, seriös und verantwortungsvoll bleiben. Herumpoltern und polarisieren ist nicht nur fahrlässig, sondern auch gefährlich.Denn es führt wohlmöglich zu noch mehr Verunsicherung und Misstrauen in die Arbeit der Politik - und das nützt weder Merz, noch der CDU, sondern am Ende wohl eher der AfD, die zwar meisterhaft Stimmung macht und Zwietracht säht, aber keine konstruktiven oder auch nur substantiellen inhaltlichen Alternativen anbietet.

6.2 Na endlich! Die Kindergrundsicherung kommt (Kinderarmut, Innenpolitik)

Wer als Kind oder Jugendlicher in Armut auwächst, leidet täglich unter Mangel, Verzicht und Scham. Das geht aus einer Analyse der Bertelsmanstiftung hervor. In Deutschland ist jedes fünfte Kind von Armut bedroht.

Mit der Kindergrundsicherung möchte die Bundesregierung Kinderarmut bekämpfen und Chancengleichheit fördern.

Gleichzeitig war sie seit Monaten Streitthema der Ampelregierung. Umstritten war hierbei vor allen Dingen, wie viel diese Kindergrundsicherung kosten darf. 

Seit dieser Woche steht nun endlich fest: Sie kommt! 

Kern der Kindergrundsicherung ist die Vereinfachung der bisherigen finanziellen Familienförderung. Ab 2025 soll die Kindergrundsicherung das Kindergeld ersetzen. Über eine zentrale Plattform werden dann verschiedene Leistungen gebündelt: Das Kindergeld (das ab 2025 dann "Kindergarantiebetrag" heißt), der Kinderzuschlag, den Regelsatz für Kinder aus Bürgergeld und Sozialhilfe sowie Teile des Bildungs- und Teilhabepakets. Damit soll die Antragstellung vereinfacht und Bürokratie abgebaut werden. Allerdings zählt eine Gruppe zu den Verlieren der Debatte: Asylbewerber:innen. Denn der Sofortzuschlag von 20 Euro pro Kind und Monat, der in der Coronapandemie eingeführt wurde, entfällt ab 2025 für Kinder von Asylbewerber:innen.

Die Bundesregierung hat für die Kindergrundsicherung jetzt 2,4 Milliarden Euro bereitgestellt, Expert:innen wie Dr. Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, äußerten jedoch frühzeitig Bedenken und betonten, dass diese Summe bei weitem nicht ausreiche. Studien zeigten, dass rund 20 Milliarden Euro nötig wären, um Kinderarmut gezielt zu bekämpfen. 

Familienministerin Lisa Paus hatte zu Beginn der Debatte 12 Milliarden Euro gefordert, im Haushaltsentwurf hatte Christian Lindner nur 2 Milliarden Euro vorgesehen. Die endgültige Einigung beläuft sich nun auf die genannten 2,4 Milliarden Euro mit der Option, diesen Betrag in den kommenden Jahren auf bis zu 6 Milliarden Euro aufzustocken, sollten die Leistungen stark in Anspruch genommen werden.

6.3 Der Bergkarabach-Konflikt: Zwei Länder, eine Region, viele Tote - ihre administrative Auflösung und die damit einhergehende Massenflucht (Ausland, Machtverhältnisse in Asien)

Die Meldung, Aserbaidschan habe den Beschuss auf Bergkarabach begonnen, hat viele verunsichert. Der Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan um die Zugehörigkeit dieser Region ist schon seit vielen Jahren ein Konfliktthema. Es gab bereits zwei blutige Kriege und zahlreiche Tote. Bergkarabach liegt in Aserbaidschan und ist auch völkerrechtlich als Teil dieses Landes anerkannt. Mehrheitlich wohnen dort jedoch Armenier:innen. 

Mitte September versuchte Aserbaidschan dann, die Region mit Raketen erneut zu erobern. Die deutlich unterlegenen Armenier:innen ergaben sich schon am darauffolgenden Tag. Viele von ihnen fürchten nun, ihre Heimat zu verlieren. Laut Armenien starben bei dieser Militäroffensive mindestens 200 Menschen und 400 wurden verletzt. Auf der Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates am Donnerstag, dem 21.09.2023, machten sich beide Länder gegenseitig schwere Vorwürfe. Armenien spricht von einer „ethnischen Säuberung” durch die Truppen, Aserbaidschan bezeichnet sein gewaltsames Vorgehen als legitime „Anti-Terror-Maßnahme”.

Seit Monaten spitzte sich die Lage dort zu. Aserbaidschan blockiert u.a. den Zugang der Region zu Armenien. Deshalb fehlt es den Karabach-Armeniern an allem, z. B. an Medikamenten und Nahrung, aber auch Waffen. Das berichten die Einwohner dort auf Social Media. Dies deckt sich mit den Beschreibungen diverser Nichtregierungsorganisationen (kurz NGOs).

Wie es weitergeht, ist derzeit völlig offen. Vertreter:innen beider Parteien waren am Donnerstag zu ersten Gesprächen zusammengekommen; in weiten Teilen von Bergkarabach laufen Evakuierungen. Laut russischen Angaben sind bislang etwa 5.000 Menschen aus gerade besonders gefährdeten Regionen in Sicherheit gebracht worden; die EU kündigte an, die vertriebenen Menschen mit zusätzlichen 500.000 Euro zu unterstützen.

Vielleicht fragst Du Dich jetzt: Was hat denn jetzt Russland damit zu tun? Und, wie kann es eigentlich sein, dass so viele Armenier:innen in einer Region wohnen, die zu Aserbaidschan gehört?

Um diesen Konflikt wirklich zu verstehen, müssen wir kurz das Geschichtsbuch aufschlagen und einige Seiten zurückblättern - zum Anfang des 19. Jahrhunderts. Nach den Russisch-Persischen Kriegen in den Jahren 1804-1813 und 1826-1828 kontrollierte Russland die Region im Südkaukasus, wozu auch Bergkarabach gehört. Das damalige „Russische Kaiserreich” nahm Gebietsreformen vor  - ohne darauf Wert zu legen, wer da von nun an gemeinsam wohnt. So wurden Völker und Ethnien zusammen gezwungen, die eigentlich gar nicht zusammengehören wollten. Darunter auch Bergkarabach, das zwar schon immer maßgeblich von armenischen Menschen besiedelt war, aber im Russischen Kaiserreich mit anderen Ethnien Teil einer Verwaltungseinheit wurde. Schon 1905 gab es aufgrund dieser Gemengelage Konflikte zwischen Armeniern und Aserbaidschanern.

Nach dem Zerfall des Kaiserreichs 1917 erklärten sich beide Staaten für unabhängig, aber der Streit um Bergkarabach intensivierte sich. Die Unabhängigkeit der beiden Staaten währte nicht lange, denn die neue Expansionspolitik Moskaus im Jahre 1920 zielte wieder auf den Südkaukasus. Die russische Rote Armee marschierte erst in Aserbaidschan und kurz darauf auch in Armenien ein und machte beide Staaten zu Teilen der Sowjetunion. Unter Druck von Aserbaidschan und der Türkei wurde Bergkarabach Teil Aserbaidschans, mit begrenzter Autonomie. Aserbaidschan schuf eine Pufferzone zu Armenien, die von nun an das armenische Volk auch geografisch teilte. Der Konflikt ging auch in dieser Aufteilung weiter.

So setzten sich in den 1960er Jahren armenische Kommunisten in Bergkarabach für eine Rückgliederung an Armenien ein, doch ihre Forderungen wurden nicht erhört. Armenier:innen in Bergkarabach erlebten sowohl wirtschaftliche als auch kulturelle Benachteiligungen: Christliche Kirchen wurden geschlossen, armenisches Kulturgut wurde geraubt oder zerstört, der Schulunterricht musste auf Russisch durchgeführt werden...

Die ersten beiden Kriege

1988 beantragte Bergkarabach in Moskau offiziell die Angliederung an Armenien ohne Erfolg. Die Situation spitzte sich weiter zu. 

In Bergkarabach begann eine Unabhängigkeitsbewegung. Mit einem Votum mit hoher Wahlbeteiligung in Bergkarabach stimmten nahezu 100% für die Unabhängigkeit der Exklave. Am 2. September 1991 sprach Bergkarabach eine Unabhängigkeitserklärung aus. Diese wurde allerdings auch von Armenien nicht anerkannt, der Konflikt sollte nicht weiter eskalieren. Nachdem die Sowjetunion 1991 zerfallen war, löste das nun unabhängige Aserbaidschan als Reaktion auf jene Unabhängigkeitserklärung Bergkarabachs 1992 die Autonomie der Region Bergkarabach auf und versuchte, das Gebiet mit Gewalt zu kontrollieren. Ein Krieg entbrannte, zwischen Aserbaidschan und Bergkarabach, das von Armenien unterstützt wurde. Zwei Jahre währte der Krieg, 30.000 Menschen starben. 1994 vermittelte Russland einen Waffenstillstand. Seitdem stationiert Russland Friedenstruppen in der Region. Immer wieder wurde der Waffenstillstand gebrochen; 2020 kam es zu einem Bombenangriff in Bergkarabach und Aserbaidschan eroberte einige von Armeniern besetzte Gebiete innerhalb von sechs Wochen zurück, woraufhin eine erneute Waffenruhe ausgehandelt werden musste. Doch die Spannungen blieben - und die Lage eskalierte diese Woche erneut. 

Bergkarabach soll nun doch aufgelöst werden

Nach der Niederlage der pro-armenischen Kräfte gegen Aserbaidschan hat die Regierung in Bergkarabach die Auflösung der selbsternannten Republik verkündet. In einem Dekret ordnete die Führung der örtlichen Behörden an, zum 1. Januar 2024 "alle staatlichen Institutionen und Organisationen" in der Kaukasusregion aufzulösen. Bergkarabach werde damit "aufhören zu existieren".

Demnach wurde die Entscheidung wegen der schweren politischen und militärischen Lage getroffen. Sie ziele darauf ab, die Sicherheit und das Leben der Bevölkerung in Bergkarabach zu schützen. Die Auflösung war Teil der Kapitulationsbedingungen. Das entsprechende Dokument unterzeichnete Regierungschef Samwel Schachramanjan.

Massenflucht aus Bergkarabach: Fast 100.000 Menschen geflohen – kaum noch Armenier in Bergkarabach

Die Massenflucht der armenischen Bewohner von Bergkarabach hält unvermindert an: Wie die russische Nachrichtenagentur Interfax berichtete, kamen bis Freitag nach Zahlen der armenischen Regierung 99.000 Menschen aus der Kaukasusregion in Armenien an. 

Laut der Nachrichtenagentur AFP kamen zahlreiche Menschen in der armenischen Grenzstadt Goris an. Nach den jüngsten Angaben der Regierung in Eriwan verließen inzwischen mehr als 80 Prozent der 120.000 armenischen Bewohner von Bergkarabach die Region. 

Am 19. September hatte Aserbaidschan eine großangelegte Militäroffensive in der Region gestartet. Bereits einen Tag erklärten die dortigen pro-armenischen Kämpfer ihre Kapitulation. Am Donnerstag dann wurde die Auflösung der selbsternannten Republik Bergkarabach zum 1. Januar 2024 angekündigt. Bergkarabach, das überwiegend von Armeniern bewohnt war, werde damit "aufhören zu existieren", hieß in einem Dekret.

6.4 Libyen - Entsetzliche Tragödie: Tausende Tote nach Flutkatastrophe in Libyen (Ausland, Naturkatastrophe)

Ein verheerendes Unwetter, das Sturmtief “Daniel”, hat im nordafrikanischen Staat Libyen ein Desaster angerichtet, das mit normalem Menschenverstand kaum zu begreifen ist. Die Weltgesundheitsorganisation sprach von einer Katastrophe “epischen Ausmaßes”. Allein in der Hafenstadt Derna wird mit 18.000 bis 20.000 Toten gerechnet. Das sagte Dernas Bürgermeister Abdulmenam al-Ghaithi dem Sender Al Arabiya. Da diese Schätzungen nicht nur auf geborgenen und registrierten Leichen beruhen, sondern auch auf Vermisstenmeldungen, gehen Expert:innen von einer deutlich höheren Opferzahl aus.

Etwa dreimal so viel Regen wie bei der Ahrtalflut im Juni 2021 soll am Sonntag (10. September 2023) binnen kürzester Zeit gefallen sein. Die Wassermassen durchbrachen zwei alte Staudämme, so dass die Flut ganze Stadtteile ins Meer riss. 

Beobachter:innen geben den Behörden eine Mitschuld. So kritisierte der Generalsekretär der Weltwetterorganisation, Petteri Taalas, ein fehlendes Frühwarnsystem, das die Gefährdung der Staudämme richtig eingeschätzt und somit die dringend erforderlichen Evakuierungen ermöglicht hätte. „Wir hätten die meisten der Opfer vermeiden können“, so Taalas herzzerreißendes Fazit. 

Inzwischen ist internationale Hilfe angelaufen. Doch die Bedingungen vor Ort könnten nicht schwieriger sein,denn durch den schon zwölf Jahre währenden Bürgerkrieg ist die Infrastruktur mittlerweile komplett zerstört. Nun haben die Wassermassen ganze Zufahrtsstraßen weggespült,das Strom- und Mobilfunknetz ist in weiten Teilen immer noch zusammengebrochen. 

 In der ostlibyschen Stadt Bengasi sind am Donnerstagabend (14.09.) Hilfsgüter des Technischen Hilfswerks eingetroffen. Dazu gehören unter anderem Zelte, Feldbetten, Wasserfilter und Stromgeneratoren. Auch Ärzte ohne Grenzen hat ein Notfallteam entsandt.

 Die politische Lage im krisengebeutelten Libyen ist fragil: Derzeit rivalisieren zwei Regierungen um die Macht: eine im Osten und eine im Westen des Landes. Im Jahr 2011 führten landesweite Proteste, die von anderen Bewegungen des Arabischen Frühlings inspiriert waren, zum Ende der Diktatur des Machthabers Muammar al-Gaddafi. Dies hinterließ ein Machtvakuum und die Zeit nach dem Sturz Gaddafis war geprägt von instabiler Regierungsführung, anhaltender Gewalt, wirtschaftlicher Unsicherheit und sozialen Spannungen. Trotz mehrerer Versuche, eine neue Regierung zu bilden, einschließlich der Bildung einer Einheitsregierung im Jahr 2015, dauern die bewaffneten Konflikte an. Die humanitäre Lage verschlechtert sich zusehends, mit weit verbreiteter Armut und unzureichendem Zugang zu Gesundheitsversorgung und Bildung. 

Dies - und die vielen nicht geborgenen Leichen - schüren die Angst vor der Ausbreitung von Krankheiten und Seuchen. Beobachter:innen befürchten, dass diese Angst in Wut umschlägt und sich in Gewalt entladen könnte. 

6.5 Das Rendezvous der Despoten – Kim Jong Un trifft Wladimir Putin (Ausland, Weltmächte)

Befremdliche Bilder erreichten uns da aus Russlands fernem Osten: einem gepanzerten Sonderzug entstieg am Mittwoch Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un. Der weltweit isolierte Diktator besuchte einen inzwischen ebenfalls ziemlich isolierten Mächtigen: Wladimir Putin. Beide verlassen ihre Länder eigentlich nicht mehr so gern, beide hatten panische Angst vor dem Corona-Virus, beide müssen wohl auch Attentate und Putschversuche fürchten. Nun also nach vier Jahren wieder ein persönliches Treffen.

An Russlands Weltraumbahnhof Wostotschnyj liessen sich Kim und Putin filmen. Für Raketen hat der Nordkoreaner bekanntlich eine besondere Schwäche… Worüber die beiden konkret gesprochen haben? Wir wissen es nicht und werden es vermutlich auch nie erfahren. Beide Regime neigen nicht dazu, sich in die Karten schauen zu lassen…

Kein Wunder also, dass schnell Spekulationen die Runde machten.

Würde Kim dem Kreml die dringend benötigte Munition liefern? Denn es ist kein Geheimnis: Russland hat in der Ukraine viel von seinem Pulver verschossen. Verteidigungsminister Sergej Shoigu soll deshalb schon im Juli mit einer langen Einkaufsliste in Pjöngjang gewesen sein. Denn die Munitionsbestände, die Machthaber Kim in Nordkorea hortet, stammen teilweise zwar noch aus Sowjetbeständen, sind für Russlands Armee aber allemal „besser als nichts“.

Auch verbal leistete Kim dem Gastgeber Schützenhilfe: Nordkorea werde Russland im Kampf gegen den Imperialismus unterstützen, auch im – so wörtlich – „heiligen Kampf zur Verteidigung seiner staatlichen Souveränität“. Kims Kalkül: neben der Volksrepublik China einen weiteren mächtigen Verbündeten zu gewinnen, der sein stalinistisches Regime absichern hilft. Die dort immer wieder auftretenden Missernten und Hungersnöte könnte russisches Getreide lindern helfen. Und gegen russisches Knowhow zur nuklearen Abschreckung hätte Kim angesichts der schmerzhaften UN-Sanktionen gewiss auch nichts einzuwenden. Nordkoreas Staatsmedien vermeldeten nach dem Treffen  triumphierend, Wladimir Putin habe eine Einladung nach Pjöngjang angenommen. Die „Bromance“ der Tyrannen könnte also eine Fortsetzung finden.

7. „I care for you!“ – Good News: Indien beschließt Frauenquote für Parlamente und die Bundesregierung unterzeichnet das UN-Meeresschutzabkommen

Für die Good News schauen wir diese Woche nach Indien. Dort hat das Parlament jetzt eine Frauenquote in den Parlamenten eingeführt. Jeder dritte Sitz in den Abgeordnetenhäusern soll künftig für Frauen reserviert sein. Bis es so weit ist, wird es allerdings noch dauern, vermuten Expert:innen: Vor 2029 sei damit nicht zu rechnen. Indien muss jetzt nämlich erstmal das Wahlgesetz überarbeiten – was auf Basis einer neuen Volkszählung passiert. Dabei soll auch die Sitzverteilung im Parlament entsprechend der Bevölkerungsgröße der einzelnen Bundesstaaten angepasst werden.

Ein Abkommen zum Schutz der Weltmeere wurde nach langen Verhandlungen von den Vereinten Nationen verabschiedet. Seit Mittwoch haben die Mitgliedsländer der UN die Möglichkeit, den ersten internationalen Vertrag dieser Art  zu unterzeichnen. Deutschland ist eines der ersten Länder, die das UN-Hochsee Schutzabkommen unterschrieb. An der Zeremonie nahmen Bundesumweltministerin Steffi Lemke und die Außenministerin Annalena Baerbock teil. Das Abkommen legt eine Basis für die Errichtung bedeutender Schutzgebiete auf hoher See. Außerdem besagt es, dass Aktivitäten wie der Abbau von Bodenschätzen in den Weltmeeren erst auf ihre Umweltverträglichkeit geprüft werden müssen. Und wie geht's jetzt weiter? Unterzeichnen ist das eine, nun muss der Vertrag von mindestens 60 Staaten und ihren Parlamenten ratifiziert werden. Das Abkommen kann dann 120 Tage später in Kraft treten, nachdem die Ratifizierungsurkunde bei der UN eingereicht wurde. Mit Blick auf die Tatsache, dass unsere Weltmeere der größte Co2-Speicher unseres Planeten sind (wusstest du, dass wir jeden zweite Atemzug, den wir Menschen tun, dem Meer zu verdanken haben) und maßgeblich unser Klima stabilisieren, ist es längst überfällig, dass wir unsere Ozeane und ihre Bewohner schützen.

8. Juli‘s Corner: Stürmische Zeiten! So schaffen wir es, die großen und kleinen Krisen des Lebens besser zu überstehen (Psychohygiene, Systemische Beratung)

Interview mit Petra Seitz

Manche Menschen scheinen Krisen und stürmische Zeiten leichter zu durchschiffen als andere. Resilienz, also Widerstandsfähigkeit, kann hier ein möglicher Grund sein. Es lohnt sich, diese zu stärken.

Wir alle durchleben im Laufe unseres Lebens größere und kleinere Krisen, kämpfen mit zahlreichen Stressfaktoren (sog. Stressoren) und müssen immer wieder neu mit Situationen und Belastungen umgehen. Während manche von uns daran zerbrechen, gelingt es anderen deutlich leichter, den Widerständen zu trotzen und aus Krisen gestärkt hervorzugehen. Dafür gibt es unterschiedliche Gründe. 

Die Münchner Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie Dr. med. Tatjana Reichhart bildet Resilienz-Coaches aus. Sie sagt, dass aktuelle Studien aus dem Leibniz-Institut für Resilienzforschung offenbaren würden, dass rund 60 Prozent der Menschen trotz Pandemie, Krisen und zahlreichen Stressfaktoren dennoch psychisch stabil bleiben. Sie sind also grundsätzlich resilient. Das bedeutet im Umkehrschluss jedoch nicht, dass diese Menschen nicht kurzfristig aus der Bahn geworfen werden können, an Schlafproblemen oder anderen psychischen Belastungen leiden. Sie finden aber schnell wieder in ihre ursprüngliche Verfassung zurück. Sie bleiben von Krisen und Katastrophen nicht unberührt, haben aber einen besseren Kompensationsmechanismus, um damit umzugehen. 

Rund 50 Prozent unserer Resilienzfähigkeit sind genetisch bedingt

Rund 50 Prozent unserer Resilienzfähigkeit sind genetisch und durch Prägung bedingt. Die andere Hälfte kann trainiert und gestärkt werden.

Dies kann auf verschiedenen Wegen passieren: 

  1. Tue mehr von dem, das dir Energie gibt!
    Indem wir herausfinden, welche Dinge uns Energie geben und was uns die Energie nimmt, sind wir bereits einen Schritt weiter. 

  2. Baue dir ein gutes soziales Netzwerk
    Evidenzbasierte Faktoren, die unsere Resilienz nachweislich fördern, sind laut Dr. med. Tatjana Reichhart beispielsweise ein gutes soziales Netzwerk und die Fähigkeit, Unterstützung annehmen zu können. 

  3. Mut wird immer belohnt
    Wenn wir unsere Selbstwirksamkeit trainieren und immer wieder Dinge tun, die außerhalb unserer Komfortzone liegen, stärken wir ebenfalls unsere Widerstandsfähigkeit. Die Erfahrung, dass wir mit Veränderungen und unbekannten Situationen umgehen können, hilft uns bei späteren Krisen und macht bewusst, dass wir auch diese Momente meistern und managen werden. Tun wir also immer mal wieder Dinge, die uns ein wenig Angst machen, erlangen wir dadurch einen größeren Handlungsspielraum. 

  4. Sei dankbar für die positiven Seiten
    Ein weiterer hilfreicher Weg ist eine optimistische Grundhaltung. Für jedes negative Erlebnis des Tages benötigt unser Gehirn drei bis fünf positive Nachrichten, um diese zu kompensieren. Diese positiven Erlebnisse muss man sich jedoch bewusst ins Gedächtnis rufen, da unser Gehirn sich mehr auf die negativen Geschehnisse fokussiert. Eine Dankbarkeitspraxis kann hier hilfreich sein. Wenn wir uns abends täglich in Erinnerung rufen, was heute alles gut gelaufen und gelungen ist, werden wir sicher fündig werden. Hier zählen auch die kleinen Dinge, die wir im Stress des Alltags oft übersehen oder vergessen. 

  5. Der Schlüssel ist die Beziehung zu dir selbst
    Aber auch unsere Beziehung zu uns selbst kann ein wichtiger Faktor auf dem Weg zu mehr Resilienz sein. Wie denkst du selbst über dich? Wie sprichst du über dich? Welche Geschichte erzählst du dir selbst über dich? Es lohnt sich, sich über diese Fragen Gedanken zu machen. Wir haben es nämlich auch in der Hand, unsere eigene Geschichte zu verändern. Wenn wir unsere persönlichen Werte kennen, sind wir gefestigter und können leichter Entscheidungen treffen. Wir wissen nämlich genau, was uns wirklich wichtig ist.

Aber Achtung: Die Fachärztin stellt klar, dass Resilienz nicht verhindern kann, dass man irgendwann doch ins Straucheln gerät und von Dingen überwältigt wird. Resilienz ist keine Versicherung, aber es ist eine Erhöhung der Wahrscheinlichkeit, dass man mit den Herausforderungen und Krisen des Lebens möglichst gut umzugehen weiß. Wir alle werden wahrscheinlich nicht davon verschont bleiben, uns irgendwann von einem lieben Menschen verabschieden zu müssen, den Job zu verlieren, eine Beziehung oder Ehe zu beenden oder andere einschneidende Momente zu erleben. Wenn wir unsere Resilienz ausbauen, sind wir jedoch ein Stück besser gewappnet. 

Sie hilft uns aber nicht nur bei diesen tragischen Einschnitten, sondern auch bei all den kleinen Problemen und Stressfaktoren, die uns täglich begegnen und sich irgendwann summieren können. Wenn wir widerstandsfähig bleiben, dann verlieren wir nicht so schnell die Balance im Leben. 

Laut Expertin bedeutet Resilienz jedoch nicht, dass wir uns an alle Lebenssituationen anpassen. Es liegt immer noch in unserer eigenen Verantwortung zu erkennen, wann uns eine Situation nicht mehr gut tut und eine Veränderung notwendig ist. Ganz sicher aber hilft uns eine resiliente Haltung dabei, unsere psychische und physische Gesundheit zu erhalten und dafür lohnt es sich durchaus, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen.

Wenn du jetzt mehr dazu erfahren möchtest, dann findest du in diesen Büchern noch weitere Anregungen und fundiertes Wissen zum Thema: 

  • Resilienz: Das Geheimnis der psychischen Widerstandskraft von Christina Berndt (dtv): perfekt für den Einstieg

  • Der resiliente Mensch – Wie wir Krisen erleben und bewältigen von Prof. Dr. Raffael Kalisch (Piper): Der Autor ist Gründungsmitglied des Deutschen Resilienz Zentrums und hat großes Fachwissen in diesem Bereich.

  • Resilienz – die psychische Widerstandsfähigkeit von Rebecca Böhme (C.H. Beck) ist ein relativ dünnes Buch, das kompakt die wichtigsten Informationen zusammenfasst und spannende Einblicke schenkt.

  • Resilienz von Matthew Johnstone (Kunstmann Verlag) ist ein Comic, der auf unterhaltsame Art erklärt, was Resilienz bedeutet. In dieser Reihe sind auch bereits einige andere tolle Bücher zu weiteren Themen erschienen, wie z.B. Depression oder Meditation.

  • Selbstmitgefühl von Kristin Neff (kailash) ist hilfreich, weil Selbstmitgefühl unabdingbar für eine resiliente Haltung ist. 

  • Das Prinzip Selbstfürsorge von Dr. med. Tatjana Reichhart (Kösel Verlag): Das Buch ist voller toller Informationen und Übungen 

  • Kompass für die Seele von Bas Kast (C. Bertelsmann) behandelt viele verschiedene psychologische Themen - auch das der Resilienz

9.  Community Corner (saisonal, regional): Vegane Apfeltarte mit Zimt!

10. Inspiration „Sister des Monats“: Carolin von St. Ange

Im Haushalt, in der Schule, überall zeigt das Leben Kindern Grenzen auf. Das Gerüst ist noch zu hoch, die Aufgabe noch zu schwer, das Messer noch zu gefährlich. Und dann in der Schule: jeden Tag viele, viele, sehr viele Stunden mit Dingen konfrontiert werden, die neu sind, die man nicht kann. Noch nicht kann. Dann noch umgeben von erwachsenen Alleskönnern, da können schon mal Zweifel aufsteigen, ob man das alles wirklich schaffen kann oder ob es nicht doch leichter ist von vornherein zu sagen: Ich kann das nicht! Aber weißt du, wie man zu 100 Prozent scheitert? Wenn man es gar nicht erst versucht.
Deshalb, immer wieder, wie eine Schallplatte. Noch nicht. Wir bleiben dran, wir machen eine Pause, wir versuchen es mit einer anderen Strategie. Aber du kannst das, nur eben noch nicht.

Carolin von St. Ange ist Lerncoach, Bildungsaktivistin und Sinnfluencerin. Seit fast 20 Jahren lernt sie in unterschiedlichen Formaten mit Kindern. Heute inspiriert sie Zehntausende Abonnent:innen auf ihrem Instagram-Kanal @learnlearning.withcaroline mit allen Themen rund um Schule, Lernen und Hausaufgaben. Sie hat Philosophie, Sprache, Literatur und Kultur in München studiert. Ihr Ziel ist es, Eltern und Lehrkräfte dafür zu begeistern, Schule und Lernen neu zu denken, damit mehr Kinder ihr Potenzial entfalten können und die Schule im Glauben an den eigenen Erfolg verlassen. Bei rororo erschien im Sommer 2023 “Mein Lerntagebuch“ für alle Schüler:innen, die Hausaufgaben und Lernen in den Griff bekommen wollen.




Kategorie Auf den Punkt!

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