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Choose happy - and: Bye-bye, Winterschlaf!!

Hello März, hello Fensterputzen!! ;)) Alle, die mir auf Instagram folgen, wissen, dass ich die ersten warmen Tage fürs Fensterputzen genutzt habe. Damit setze ich meine Jahresvorsätze in die Tat um - die Dinge nicht immer so ernst nehmen vs. mehr Bewegung in den Alltag bringen, um aktiver im Alltag zu bleiben. Ja, Bewegung ist wichtig. Bewegung im Alltag ist noch richtiger. Richtige Bewegung im Alltag ist am richtigsten!! Damit beuge ich hoffentlich zugleich den bequemen und falschen Lebensformen, die sich eben so über die Jahre in einem Alltag mit Homeoffice, drei Kindern und turbulentem Family-Leben einschleichen. Was ich in meiner Fastenzeit so treibe und ob es mich glücklich macht, lest ihr weiter unten bzw. unter dem Punkt “Mein Fastentrio”.

Und da dieses Jahr eins der wichtigsten in unserer Demokratie ist, denn in den 12 Monaten, die 2024 zur Verfügung stehen, wird mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung in mehr als 60 Ländern ihre Stimme abgeben - auch bei der US-Wahl im November (Punkt 6)!! Der Philosoph Heraklit stellte bereits vor zweieinhalbtausend Jahren fest: “Die einzige Konstante im Leben ist die Veränderung.” Und deshalb hat Ringana, ein deutsch-österreichisches Label für Naturkosmetik, sich das Motto “Never stop improving!“ auf die Fahnen geschrieben. Wir haben mal Ringana gefragt, was deren Nachhaltigskonzept ist und wie sie mit Widrigkeiten in ihrem unternehmerischen Alltag umgehen. Aber auch die Schweden haben einen wunderbaren Weg gefunden, um Glück ausdrücken zu können (Punkt 2).

Auch gibt es aus der Gesundheitsecke, so wie ihr es euch gewünscht habt, ein bisschen mehr Input zu Detox und Longevity, zwei Themenbereiche, die sich vielleicht doch nochmal fix im Fastenalltag umsetzen lassen.

Aber auch Politisches und Persönliches darf nicht fehlen: In der letzten Ausgabe haben wir über globale Lieferketten berichtet, die ins Stocken geraten sind, weil Huthi-Rebellen im Roten Meer US-amerikanische Schiffe angegriffen haben. Jetzt ist der Konflikt im Nahen Osten, der so sehr gefürchtet wurde, doch entbrannt - was nun?, fragen wir. Und wie meistern wir den familiären Alltag mit drei Kindern, einem Fulltimejob und all den anderen Aufgaben, die auf uns warten (Juli’s Corner, Punkt 8)?

Auch greifen wir die neusten Erkenntnisse zu digitaler Nutzung und Social Media unter Punkt 9 für euch auf - hier haben wir mit der Forscherin Hanna Monyer über Smartphones und Gedächtnisleistung (vor allem bei Kindern) gesprochen. Sie erklärt, warum sie dem Zweijährigen das Handy nicht geben würde, um ihn ruhigzustellen.

Und jetzt zu den Inhalten von Vol. 8!! Die neue Ausgabe ist voll mit wichtigen Themen!!

Das sind die relevanten Inhalte des „Facts & Shots – ohne Gedöns, aber mit geografischem Gehalt“ im Januar des neuen Jahres – Volume 8:

1. Zahl des Monats: 2.000.000.000 Mio. Einwohner:innen

2. „Buchverliebt”: Buchzitat des Monats

3. Niiice & cruel!!: Weltrekord im All & durch das Start-up-Unternehmen Neuralink wurde erstmals ein Chip ins menschliche Gehirn eingesetzt

4. Stadt, Land, Wirtschaft – für welches Land wurde 2010 erstmals der Euro-Rettungsschirm aufgespannt? (Polit-Quiz)

5. Deutschland vergreist nicht mehr, oder? (Grafik)

6. Die Welt im Spotlight

  • Waldbrände in Chile (Lateinamerika, Naturkatastrophe)

  • Trauer und Widerstand: Julija Nawalnaja tritt das Erbe ihres Mannes an und Medwedew macht sich über trauernde Nawalny-Witwe lustig(Russland, Regimegegner Nawalny)

  • Rafah im Fokus: Israels kontroverse Bodenoffensive(Naher Osten, Krieg)

  • Alarmierender Klimabericht: Erderwärmung erreicht kritischen Meilenstein (Klimawandel, Erderwärmung)

7. “I care for you!” - Good News: EU verbietet „Greenwashing“ in der Werbung

8. Juli’s Corner: ElterndDaSein in heutigen Zeiten - Umarme das Chaos! (Elternschaft, Leben mit Kindern)

9. Forscherin Hanna Monyer über Smartphones und Gedächtnisleistung (vor allem bei Kindern) - dem Zweijährigen das Handy geben, um ihn ruhigzustellen, ist keine gute Idee(digitaler Alltag, Neurowissenschaft)

10. Koch-Inspiration des Monats: Graupenrisotto

11.Schlusswort - dieses Mal aus der Rubrik “Garten

Los geht’s!!

Letztens habe ich euch von meinen neuen Vorsätzen für das Jahr 2024 erzählt, heute soll es ums Fasten gehen!! Bereits auf Instagram erfragte ich, ob und was ihr fasten werdet ab Aschermittwoch und bekam prompt zahlreiche Rückmeldungen, die vorbildlich zeigten, dass manche von euch sich wirklich Gedanken machen - von CO2, Plastik, Fleisch oder Müll bis hin zu Meckern, Leute, Lärm oder Lügen bzw. Zucker, Alkohol und Fett.

Hier kommt nun mein “Fasten-Trio” 🚀🚀🚀 - und warum uns Verzicht für die nächsten 40 Tage glücklich macht:

Wir haben alles - und nichts !! Eigentlich leben wir in den besten aller Welten. Wir können essen, was das Herz begehrt. Wir können uns ständig neue Dinge kaufen. Wir können uns rund um die Uhr medial mit den spannendsten Inhalten berieseln lassen. Können Kontakt mit unseren Liebsten halten, selbst wenn sie am anderen Ende der Welt fliegen, in den Tiefen des Meeres tauchen und uns in himmlische Höhen hinaufschwingen. Und dennoch ist da manchmal diese Leere - als wären all diese wundervollen, großartigen Dinge nur dafür da, ein Loch in unserer Seele zu stopfen, das dadurch jedoch nicht kleiner wird - sondern immer, immer größer! WENIGER ist MEHR!! Versteh’ mich nicht falsch, all die Dinge sind großartig. Sie bedienen essenzielle Bedürfnisse des Menschen, das Bedürfnis, sich zu informieren, sich zu unterhalten, sich stetig zu verbessern, mit Menschen Kontakt zu halten, unseren Körper mit lebensnotwendigen Nährstoffen zu versorgen - und, und, und…. Hätten wir usn in den letzten Jahrhunderten und Jahrtausenden nicht von diesen Bedürfnissen leiten lassen, wären wir sicherlich nicht dahin gekommen, wo wir heute sind. Und dennoch:

  • Aus dem Bedürfnis, informiert zu sein, ist eine Flut an Informationen geworden, die uns erschlägt.

  • Aus dem Bedürfnis, sich zu unterhalten, ist eine andauernde Flucht aus der Realität geworden.

  • Aus dem Bedürfnis, sich zu verbessern, ist der Zwang geworden, niemals zu rasten und zu ruhen.

  • Aus dem Bedürfnis, sich mit dem Menschen zu verbinden, ist der Zwang geworden, niemals mit sich und seinen Gedanken allein sein zu dürfen.

  • Aus dem Bedürfnis, unseren Körper mit Nährstoffen zu versorgen, ist ein ständiges Sich-Vollstopfen mit allem Möglichen geworden.

Im Folgenden gehe ich in den kommenden 40 Tagen (offizieller Beginn mit Aschermittwoch, 14.02.2024) getreu dem Motto “JOMO - Joy of Missing Out” nach - alle, die mir auf Instagram folgen, hatten dies bereits in meiner Story gesichtet - und faste täglich (mit Ausnahme mancher Sonntage ;))

  1. Zucker (all meine Abende mit Süßkramm haben jetzt gen Frühling ein Ende!!)

  2. Meckern (meine Kinder werden sich bedanken ;)) und ich? Ich werde mir Plan B überlegen) und

  3. Plastik (heißt: mehr auf Holz und weitere Alternativen setzen - das wird schwierig, aber sich nicht unmöglich!!).

Happy Fastening!!

1. Zucker - der heimliche Feind

Es gibt sie ja. Diese Menschen, denen Süßigkeiten ganz egal sind. Vor die du einen ganzen Teller mit Schokobons, Raffaello und Belgischen Pralinen stellen kannst - und nichts passiert. Ich gehöre nicht dazu und war schon immer eine Süße. Von meinem Taschengeld habe ich mir Schokolade gekauft bzw. war immer welche da. Täglich! Davon habe ich mich mittlerweile zwar distanziert, im Herzen bin ich jedoch das Kind geblieben, was gerne und viel Schokolade isst und zwar zwischendurch, einfach weil ich Lust danach habe, Hungerattacken bekomme oder Feierabend habe. Und selbst, wenn ich versuche, gesund zu snacken, ist da immer dieser Zucker.

*Unser Verhängnis: Heute sind Zucker, Fett und Salz so verfügbar wie nie zuvor.

*Wie eine Droge: Auf Zucker reagiert unser Körper wie auf Koks, denn Zucker wirkt auf unseren Nucleus accumbens - unser Belohnungszentrum - und macht uns einfach nur glücklich. Und dann süchtig.

Im schlimmsten Fall werden wir durch unseren ungehemmten Zuckerkonsum dick. Mit allen bekannten Folgen: Diabetes. Hoher Blutdruck. Herzinfarkt. Schlaganfall. Gelenk- und Rückenprobleme. Erhöhte Entzündungswerte im Körper. Doch selbst, wenn der Zucker uns nicht dick macht, setzt er einen verhängnisvollen Kreislauf in Gang (ZUCKERAUFNAHME!! → Der Bluzucker schießt rasant nach oben. → Der Zucker muss zu den Zellen gebracht werden. → Dafür ist Insulin notwendig. Die Bauchspeicheldrüse beginnt zu feuern. D.h.: Belastung. Außerdem schießt sie da gerne mal übers Ziel hinaus… . → Der Zucker wandert in die Zellen - im Blut bleibt nichts. → Wir fühlen uns erschöpft, schwach, unkonzentriert. “Kann doch nicht sein. Ich habe doch gerade erst gegessen.” Was hilft da am besten? → ZUCKERAUFNAHME!!). Was sind deine zuckersüßen Sünden? Du hast keine? Mischst dir dein Müsli jeden Morgen selbst - mit ungesüßtem Joghurt und natürlich ohne Trockenfrüchte? Sehr vorbildlich! Aber wie verhält es sich mit versteckten Zuckern? In der Tat sollen wir Menschen pro Tag nur etwa acht Würfel Zucker, also 25 Gramm, zu uns nehmen. Bei den wenigsten bleibt es dabei. Im Schnitt verzehrt jeder Deutsche pro Tag 29 Würfel Zucker. Der Grund: Versteckte Zucker.

So ist für 40 Tage Schluss mit dem Zucker: Wirf einen Blick auf die Inhaltsangaben und kaufe Produkte mit zu viel Zucker gar nicht erst ein. Doch Vorsicht vor den Tricks der Lebensmittelindustrie!! Dazu zählt: Portionen klein rechnen, Zucker hat viele Namen - alles, was auf -ose endet, enthält Zucker, irreführendes Formulieren (“Mit natürlichem Fruchtzucker” ist häufig der Zucker gemeint, der aus Früchten gewonnen wird und dem Produkt zugeführt wird!!).

2. Meckern - warum uns das manchmal durch den Tag bringt

“Immer musst du deine Schuhe im Flur herum stehen lassen!”, “Du hörst mir nie richtig zu!”, “Ständig weißt du alles besser!”. Mecker. Mecker. Mecker. Ich weiß nicht, wie es Dir geht - aber mir reicht manchmal schon der kleinste Grund aus, um in den Meckermodus zu verfallen - aus heiterem Himmel, einfach so… Gerade haben wir noch gemeinsam gelacht und dann ist sie da: eine Kleinigkeit, die mich stört… Ich beginne zu meckern. Wenn ich mich von außen betrachte, finde ich mich selbst blöd und auf dich wirke ich ewig wie eine Ziege, die immer an einem etwas auszusetzen hat. Mit Haaren auf den Zähnen. Eine unzufriedene Nörglerin, der es niemand recht machen kann.

Aber - verdammt noch mal - muss ich mir denn wirklich alles gefallen lassen?

WARUM WIR DIE, DIE WIR LIEBEN, AM MEISTEN KRITISIEREN!! Wobei - eigentlich lasse ich mir doch ziemlich viel gefallen. Ich weiß nicht, wie es Dir geht. Dein Chef tritt dir auf den Schlips? Kolleg:innen arbeiten nicht so, wie du das möchtest? Eine Freundin lässt dich wieder einmal warten?

Wie oft hast du wirklich auf den Tisch gehauen und gesagt, was dich stört? Wie oft bist du in solchen Situationen ausgerastet und hast wegen einer Kleinigkeit einen Riesenstreit vom Zaun gebrochen?

Ich lehne mich einmal ganz weit aus dem Fenster und sage: ganz selten!

Der Grund: gar nicht so sehr Feigheit, sondern eher Höflichkeit, das anerzogene Bedürfnis, niemanden zu verletzen. Doch im Umgang mit unseren Liebsten und unseren engsten Vertrauten verzichten wir auf solche Formalitäten! Hier müssen wir uns einmal nicht zusammenreißen, dürfen endlich mal die Dinge aussprechen, die uns stören!

Lass` doch einmal den heutigen Tag Revue passieren. Wie und wann hast du heute deine Lieben schon kritisiert? (Müsst ihr immer so trödeln?, Kannst du nicht einfach mal zurückrufen?, Warum muss ich immer an alles denken?). Was passiert, wenn wir ständig kritisieren? Das geht an niemanden spurlos vorbei. Spüre in dich hinein: Wie fühlst du dich wenn dich jemand permanent kritisiert? Möchtest du den Menschen, die du liebst, wirklich dieses Gefühl vermitteln? Bist du bereit dich zu ändern? Bist du bereit einen anderen Weg auszuprobieren? Und dieser Weg heißt nicht, dass du jetzt auch im Privatleben jede Kröte schlucken musst; doch der Ton macht die Musik!

So geht’s:

1. Lerne, dich selbst zu hinterfragen: Wie gerechtfertigt ist deine Kritik? Ich z.B. bin ein überpünktlicher Mensch und bei Verabredungen immer eher zu früh dran. Deshalb treibe ich meine Begleitung jedes Mal an, mache ihr Vorwürfe - und dann sind wir eben zu zweit zehn Minuten zu früh dran und stehen uns die Beine in den Bauch.

2. Triff den richtigen Ton: Achte auf deine Wortwahl. Geh kurz aus der Situation, wenn es notwendig wird.

3. Bleibe konkret: Achte auf deine Wortwahl. Formuliere stattdessen, was dich stört , und formuliere auch deine Gefühle und die Gründe dafür, damit dein Gegenüber dich besser verstehen kann - und vielleicht so deine Befürchtung entkräftet.

4. Frage nach: Frage dein Gegenüber nach seiner Meinung - warum sieht er die Sache möglicherweise ganz anders als du? Hat er vielleicht sogar ein bisschen recht?

5. Achte auf das richtige Verhältnis: Wissenschaftler:innen haben herausgefunden, dass man eine Person, die man kritisiert hat, fünfmal loben muss, damit sie das Verhältnis als ausgewogen empfindet. Du musst nicht nachzählen - aber diese Info solltest du in Zukunft im Hinterkopf behalten.

3. Plastik bestimmt unseren Alltag - in unterschiedlichen Größen!!

Immer wieder das Gleiche… Eigentlich hatte ich doch nur kurz Nudeln mit Soße machen wollen, keine große Sache! Nudeln, passierte Tomaten, Hackfleisch - das übliche… aber wenn ich mir den Plastikberg so anschaue, den ich danach in den gelben Sack stopfe - da frage ich mich schon, ob da gerade drei Kantinenköche für eine komplette Schicht gekocht haben. Natürlich habe ich dann ein schlechtes Gewissen! Doch da ist eben auch der Alltag: bei mir in der Gegend gibt es eben noch keinen Unverpacktladen und die Zeit, meine Nudeln selbst herzustellen, habe ich sowieso nicht. Außerdem gibt es in dem Laden, in dem ich einkaufe, keine passierten Tomaten im Glas, sondern nur im Tetrapak; das Hackfleisch habe ich immerhin vom Metzger meines Vertrauens. Klar ist das blöd, dass sie das dann immer doppelt und dreifach einpacken müssen. Aber es ist zumindest frisch.

Wusstest du schon, dass wir Menschen so schwer auf Plastik verzichten können? Das Problem zieht gigantische Ausmaße nach sich und wenn ich gigantisch sage, meine ich wirklich gigantisch!! In Deutschland liegt das Plastikaufkommen aktuell bei jährlich um die 25 kg Plastikmüll pro Kopf; von den 110 Millionen Tonnen Abfällen, die jedes Jahr in die Ozeane gespült werden, sind 75% regelrecht Müllinseln in den Weltmeeren. Das Plastikaufkommen ist kein reines Problem des Tierschutzes! Das Mikroplastik landet vielmehr über die Nahrungskette direkt auf unserem Teller mit verheerenden Folgen: Allergien, Fettleibigkeit und Fruchtbarkeit… Lass’ uns Infos und Ideen sammeln, damit wir unseren Alltag möglichst plastikfrei gestalten können.

Here we go!!

1. Zahl des Monats: 2.000.000.000 Mio. Einwohner:innen (Bevölkerung)

Hamburg, so die neuste Prognose, soll 2030 zwei Millionen Einwohner:innen haben. Das ergab eine Bevölkerungsprognose des Statistikamts Nord. Bis zum Jahr 2040 sollen 2,024 Millionen Menschen in Hamburg leben.

Hamburg wird also in den kommenden Jahren weiter wachsen. Es werden zwar mehr Menschen sterben als geboren, aber es ziehen auch mehr Menschen in die Stadt als weg.

Für die einzelnen Stadtteile sieht die Prognose sehr unterschiedlich aus. Angesichts der geplanten Neubaugebiete wundert es nicht, dass Billwerder und der Kleine Grasbrook prozentual am stärksten wachsen. Aber auch Altona-Nord, Fuhlsbüttel, Neugraben-Fischbek und Marienthal legen zu.

Stadtteile, in denen die Bevölkerungszahl prozentual zurückgeht, sind z.B. Billbrook, Dulsberg, Bergstedt, Kirchwerder und Altenwerder/Moorburg. Schaut man auf die absolute Einwohner:innenzahlen blebt Rahlstedt Spitzenreiter. Auffällig allerdings: Im Bezirk Altona wird Lurup seine Spitzenposition bis 2040 an Ottensen abgeben.

Damit einhergehen tut natürlich die sog. Versorgungssituation - wie viele Kindergärten, Schulen und Altersheime braucht Hamburg in Zukunft? Die Zahl der unter Sechsjährigen wird abnehmen, die der über 65-Jährigen um gut 20% wachsen.

2.„Buchverliebt” – Buchzitat des Monats (Megan Hayes: “ATALS OF HAPPINESS. 50 Glücksgeheimnisse aus aller Welt“, 144 Seiten, 2018 im KNESEBECK-Verlag erschienen)

Stell’ dir ein gemütliches Zimmer mit knisterndem Kaminfeuer vor, das einlullende Murmeln vertrauter Stimmen und vielleicht einen schön gedeckten Tisch voller Leckerbissen, die es nur hier zu kosten gibt… Das englische Wort HOME (Heimat, zu Hause) beinhaltet diese und viele andere innere Bilder. “Home is where the heart is” besagt ein Sprichwort, und zu Hause schlägt das Herz tatsächlich höher, denn kein Ort wie dieser weckt so tief empfundene Emotionen.

GÖKOTTA (je:ku:te, Nomen, Schwedisch; Bedeutung: Bei Morgendämmerung aufstehen, um in der Natur dem ersten Vogelgesang zu lauschen)

Das Schwedische ist reich an Beschreibungen, die ausdrücken, wie wir Glücksgefühle von Zugehörigkeit zur Natur erleben können. Am besten verdeutlicht dies wohl das Wort Gökotta, ein Picknick bei Morgendämmerung untermalt von frühem Vogelgesang, das aber auch ganz allgemein unsere Wertschätzung der Natur gegenüber spiegeln kann. Während für die meisten von uns der Morgen eher von piependen Weckern, starkem Kaffee und einem hastigen Frühstück vor der Arbeit bestimmt wird, ist Gökotta eine Erinnerung daran, dass dies nicht zwingend so sein muss. Manchmal ist es okay und sogar wichtig, unseren Alltag weniger geschäftig zu gestalten.

Ein Gökotta kann Wunder bewirken, wenn wir einfach einmal in aller Frühe bei Tagesanbruch aus dem Bett schlüpfen, um beim ersten Erwachen der Natur draußen herumzustreifen. Viele Wohlfühlfaktoren kommen hier zusammen: früh aufstehen, achtsam sein, sich bewegen und Zeit unter freiem Himmel verbringen.

Die ist jedoch nicht das einzige schwedische Wort für belebende Naturerfahrungen. Wenn Schweden ihren Tag mit einem Gökotta beginnen, dann ist bei Anbruch der Nacht Zeit für ein Mångata - so nennen sie die magische Lichtbahn, die der Mondschein auf das Wasser wirft. Mångata steht für die Besinnlichkeit flüchtiger Naturwunder, denen man dann begegnet, wenn man der Welt mit offenen Augen und offenem Herzen gegenübersteht.

Ein besonders schönes Glückswort ist auch Smukltronställe. Wörtlich übersetzt heißt es “Walderdbeeren-Stelle”, jedoch kann es sich generell auf jeden geheimen Lieblingsort beziehen und bezeichnet dabei die Umgebungen, in denen wir uns glücklich, zufrieden, im Einklang und wirklich zu Hause fühlen. Wenn es also Menschen gibt, deren Wohlergehen besonders eng mit ihrem Zuhause und der Natur verflochten ist, dann sind das sicher die Schweden.

Glücksmoment für jeden Tag: Laufe barfuß im Morgengrauen durch das noch taufrische Gras und erlebe dein ganz persönliches Gökotta!

3. Niiice & Crueeel!!: Weltrekord im All & durch das Start-up-Unternehmen Neuralink wurde erstmals ein Chip ins menschliche Gehirn eingesetzt

Zunächst die positiven Nachrichten: Ich habe euch über Instagram gefragt, wie ihr denn den Weltrekord von Kosmonaut Oleg Kononenko findet? Die Mehrheit von euch hat applaudiert und Niiice!!! geklickt - juheee!! 878 Tage im Weltall - das sind rund zweieinhalb Jahre, wenn man wohlwollend zählt.

Der 59-Jährige , der Kommandeur der Kosmonat:innen bei Roskosmos ist, übertraf damit den bisherigen Rekord seines Kollegen Gennadi Padalka. Bis zum Ende seines aktuellen Aufenthalts auf der ISS, der bis 23. September geplant ist, werden auf Kononenkos kosmischem Konto mehr als 1.0000 Tage stehen.

2008 war der Raumfahrer das erste Mal zur ISS geflogen. Nun ist er seit Mitte September wieder dort - als Teil der aktuellen 70. Langzeitexpedition zum Außenposten der Menschheit in rund 400 Kilometern Höhe.

Doch es gibt auch Dinge, die euch Angst machen!! So z.B. die Nachrichten auf zdfheute, dass erstmals ein Chip ins menschliche Gehirn durch Elon Musks Start-up-Unternehmen eingesetzt wurde - zu 100% Cruel!!!

“Elon Musks Medizintechnik-Firma Neuralink hat ihr Gehirn-Implantat zum ersten Mal einem Menschen eingesetzt.” Der Patient erhole sich nach dem Eingriff Ende Januar gut, dies bestätigte Musk selbst auf seiner Online-Plattform X.

Das Implantat von Neuralink soll es ermöglichen, durch Gedanken ein Smartphone zu bedienen - und darüber auch andere Technik. Auch anderer Unternehmen und Forscher:innen arbeiten an solcher Technologie. Neuralink hatte im letzten Jahr im Mai die Erlaubnis bekommen, das flache und runde Implantat in einer klinischen Studie Menschen einzusetzen. Davor war die Technik an Affen getestet worden.

4. Stadt, Land, Wirtschaft – für welches Land wurde 2010 erstmals der Euro-Rettungsschirm aufgespannt? (Polit-Quiz)

  1. Zypern

  2. Portugal

  3. Griechenland

  4. Spanien

Auflösung Vol. 7: Kap Agulhas, Antwort a) ist richtig.

5. Deutschland vergreist nicht mehr, oder? (Grafik)

6. Die Welt im Spotlight

Waldbrände in Chile (Lateinamerika, Naturkatastrophe)

Seit Tagen wüten in Chile Waldbrände, mehr als 120 Menschen kamen im Feuer um. Die Soziologin Marta Lagos glaubt, dass womöglich Brandstifter am Werk waren – es wäre nicht das erste Mal.
Die Waldbrände, die seit mehreren Tagen in Ihrer Heimat Chile wüten, gelten als verheerendste Naturkatastrophe seit dem Erdbeben von 2010. Die Bilder, die um die Welt gingen, sind schockierend. An vielen Orten brennen sie noch. Mehr als 122 Menschen sind in den Flammen umgekommen, die meisten davon in einer dicht besiedelten Küstenregion, in der viele gerade ihre Sommerferien verbringen. Der Botanische Garten in Viña del Mar ist komplett niedergebrannt. In der Vergangenheit hatten wir immer wieder mit solchen Bränden zu kämpfen, aber nie haben unsere Behörden so hartnäckig den Verdacht geäußert, dass Menschen sie mit Absicht gelegt hätten. Es ist das erste Mal. Und es ist das, was die Chilenen jetzt am meisten verunsichert. 
Die Ermittlungen laufen noch, aber von der Feuerwehr wissen wir etwa, dass einige der Brände offenbar an mehreren Stellen gleichzeitig ausgebrochen sind. Es sind Kanister gefunden worden, Flaschen, Spuren von Benzin. Gestern sind zum ersten Mal einige Tatverdächtige festgenommen worden.
Viele glauben, dass es kommerzielle Gründe gibt. Dass Immobilienspekulanten dahinterstecken, große Baufirmen. In der Vergangenheit kam es schon öfter vor, dass abgebrannte Flächen später Bauland wurden. Nur waren es in der Regel Waldgebiete, in denen die neuen Siedlungen entstanden. Dieses Mal sind ganze Stadtviertel betroffen, Gegenden, in denen vor allem viele arme Menschen leben.

Seit Jahren liegt im Parlament ein Gesetzesvorschlag, der es den Baukonzernen verbieten würde, abgebrannte Flächen zu nutzen. Viele glauben, dass die Zahl der Feuer dadurch zurückgehen würde, aber die Abgeordneten haben sich nie ernsthaft damit beschäftigt. Die Lobby ist zu stark. Erst vor drei Tagen meldete sich die Vereinigung der Baufirmen zu Wort und erklärte, dass sie gegen die Pläne sei. Also: Es ist nur ein Verdacht. Genauso kann es auch ein Unfall gewesen sein. Hier in Chile können Sie im Grunde überall wild campen oder grillen, es gibt keine Kontrollen, es gibt nur wenig Prävention.

Was es für Borics Linksbündnis bedeuten würde, wenn herauskäme, dass die Brände keine Naturkatastrophe waren, lässt sich einfach zusammenfassen: Er würde noch weiter unter Beschuss geraten. Die Rechten in der Opposition würden das als Vorlage nutzen, um ihr Narrativ zu schärfen, dass diese Regierung zu wenig gegen die wachsende Kriminalität im Land täte. Es ist ein Diskurs, der leicht verfängt, auch wenn die eigentlichen Probleme tiefer liegen. 

Borics Regierung hat im Hinblick auf die öffentliche Sicherheit vermutlich mehr getan als alle ihre Vorgänger. Aber die Frage einer Wiederwahl hängt natürlich daran. Dazu kommt: Es finden Lokalwahlen im Oktober statt. Ganz sicher werden die Leute bewerten, was er jetzt tut.

Es sieht so aus, als sei der Präsident sich der Dramatik der Situation bewusst. Er hat den ganzen Staatsapparat in Bewegung gesetzt, es ist ein großer Rucksack, den die Regierung schultern muss. Es wird zurzeit versucht, all die Menschen, die ihr Haus verloren haben, in Notunterkünften zu versorgen. Danach, und das ist schwieriger, wird es darum gehen, die verlorenen Häuser wieder aufzubauen. Der Finanzminister hat angekündigt, einen großen Hilfsfonds aufzulegen, aber die Wohnsituation in Chile ist seit Langem eines unserer größten Probleme. Schon vor den Feuern fehlten Hunderttausende Häuser und Wohnungen.

Trauer und Widerstand: Julija Nawalnaja tritt das Erbe ihres Mannes an

Es war die Meldung, die gestern vor einer Woche viele schockierte und entsetzte: Der Kreml-Kritiker Alexej Nawalny ist in russischer Haft ums Leben gekommen. Auch ich berichtete in der letzten ESMR-Folge davon, falls du sie dir nochmal anhören möchtest, verlinke ich sie dir hier nochmal.

Woran genau der 47-Jährige gestorben ist, ist nach wie vor unklar.

Laut der russischen Nachrichtenagentur Tass sei Nawalny am Freitag vergangener Woche nach einem Spaziergang in der sibirischen Strafkolonie zusammengebrochen. Dabei habe er sofort sein Bewusstsein verloren. Eintreffende Sanitäter hätten versucht, Nawalny wieder zu beleben - ohne Erfolg.

Sein Leichnam wird seither nach den Angaben seines Teams von den russischen Behörden unter Verschluss gehalten: “Die Ermittler haben den Anwälten und der Mutter von Alexej gesagt, dass sie die Leiche nicht herausgeben”, schrieb am Montag Nawalnys Sprecherin Kira Jarmysch auf X (vormals Twitter). “Sie lügen, spielen auf Zeit und verheimlichen es nicht einmal”, so die Sprecherin weiter.

Am selben Tag wandte sich die Frau von Nawalny, Julija Nawalnaja, in einer emotionalen Videobotschaft an die Öffentlichkeit: „Ich werde die Sache von Alexej Nawalny fortsetzen, kämpfen um unser Land. Ich rufe euch auf, an meiner Seite zu stehen.“

Russlands Präsident Wladimir Putin warf sie den Mord an ihrem Mann Alexej Nawalny vor: „Vor drei Tagen hat Wladimir Putin meinen Mann Alexej Nawalny getötet.“ Ihr Mann sei im Straflager zu Tode gequält und gefoltert worden. Er sei in einem Betonkasten eingesperrt worden, immer wieder in Einzelhaft gewesen. Der Name desjenigen, der den Mord ausgeführt habe im Auftrag Putins, werde in Kürze veröffentlicht, sagte die Witwe weiter.

Putin habe ihr den liebsten und wertvollsten Menschen genommen, die Hälfte ihrer Seele und ihres Herzens, sagte Nawalnaja. Mit der anderen Hälfte wolle sie nun wie ihr Mann gegen Ungerechtigkeit und Korruption und für ein freies Russland kämpfen.

Kreml-Sprecher Dmitri Peskow bezeichnete ihre Worte daraufhin als „unflätige und absolut unbegründete Anschuldigungen gegen den russischen Staatschef“. Von Peskows Äußerung wiederum zeigte sich Julija Nawalnaja unbeeindruckt und forderte die Herausgabe der Leiche ihres Mannes. „Es ist mir egal, was der Sprecher des Mörders zu meinen Worten sagt“, schrieb Julija Nawalnaja am Dienstag auf X. „Geben Sie Alexejs Leiche zurück und lassen Sie uns ihn würdig beerdigen - hindern Sie die Menschen nicht daran, von ihm Abschied zu nehmen“, forderte sie. Mit „Sprecher des Mörders“ war Peskow gemeint.

Viele Jahre wurde Julija Nawalnaja auch die „First Lady der russischen Opposition“ genannt - nun möchte sie das Werk ihres Mannes fortführen:

„Sein Opfer darf nicht vergeblich gewesen sein“, sagte sie und an Nawalnys Unterstützer gerichtet: „Fürchtet euch nicht, ich fürchte mich auch nicht“. Damit zitierte sie ihren Mann, der immer wieder betonte, dass er vor Putin und dem Regime keine Angst habe. Wie und in welcher Form ihr Kampf gegen Putin aussehen wird, sagte sie hingegen nicht.

Wer ist also Julija Nawalnaja?

Sie wurde 1976 als Julija Abrosimowa in Moskau geboren, studierte internationale Beziehungen, arbeitete bei einer Bank, bevor sie 1998 während eines Türkei-Urlaubs ihren späteren Mann kennenlernte. Zwei Jahre später heirateten sie.

2001 und 2008 kamen die gemeinsamen Kinder Daria und Sahar zur Welt. Seither stellte sie ihre eigenen Ambitionen hinter die ihres Mannes; sie wurde seine natürliche Beraterin.

Nachdem Nawalny im August 2020 in Sibirien mit dem Nervengift Nowitschok vergiftet wurde und ins Koma fiel, forderte Julia Nawalnaja in dramatischen Appellen, dass ihr Mann in Deutschland statt in Russland behandelt wird. Über Tage weigerten sich die russischen Ärzte, Nawalny ausfliegen zu lassen, doch auch dank Julija Nawalnajas Beharrlichkeit wurde er in die Berliner Charité überführt. Später schrieb Nawalny auf seinen Plattformen an Julija gerichtet: „Du hast mir das Leben gerettet.“

Ist sie nun also auch die neue politische Hoffnungsträgerin der Opposition in Russland?

Armin Coerper, Russland-Korrespondent im ZDF, sagt dazu ganz klar „Nein.“ Nawalnaja befinde sich im Ausland. Käme sie nach Russland, würde sie mutmaßlich festgenommen werden. „Man muss eingestehen: Eine russische Opposition gibt es als politische Kraft nicht mehr, sondern nur noch eine politische Haltung. Das sind die, die jetzt mit Blumen auf die Straße gehen (Anm. d. Red. um Nawalny zu trauern).“ Diese würden politisch jedoch nichts fordern. „Würden sie das tun, wären sie tot, würden eingesperrt werden oder hätten das Land verlassen.“

Coerper sagte im heute journal, er glaube, dass die Ansage von Nawalnaja eher im Westen Eindruck hinterlassen habe und die Europäer zusammentreiben würde: „Das ist ein Erfolg.“ Aber in Russland und in der dortigen Politik spiele ihr Auftritt keine Rolle.

Medwedew macht sich über trauernde Nawalny-Witwe lustig

Der Tod von Kremlkritiker Alexej Nawalny istnoch keine Woche her, die Umstände sind noch immer ungeklärt. Nun hat sich Russlands Ex-Präsident Dmitrij Medwedew in einem Interview zum Tod geäußert – allerdings lediglich, um verbal gegen den Verstorbenen und vor allem dessen Witwe auszuteilen.

Über den Verstorbenen könne er nichts Gutes sagen, sagte Medwedew zunächst in dem von ihm auf seinem Telegram-Kanal veröffentlichten Gespräch. Dann widmete er sich Julia Nawalnaja. »Schauen Sie sich das lächelnde, glückliche Gesicht der Nawalny-Witwe an: Es hat den Anschein, als ob sie all die Jahre darauf gewartet hat, um ihre politische Karriere zu starten«, behauptete Medwedew.

Die Verleumdung ist eine Reaktion auf Nawalnajas Ankündigung, den Kampf ihres Mannes fortzuführen. Auf vielen Bildern in den vergangenen Tagen ist der Witwe die Trauer anzusehen. Anfang der Woche hatte sie dann eine Videobotschaft veröffentlicht, in der sie sich nicht nur trauernd, sondern auch kämpferisch gab. Sie werde die Umstände des Todes ihres Mannes aufklären und die Verantwortlichen benennen, versprach Nawalnaja darin.

Medwedew droht der Ukraine massiv
(Öffnet in neuem Fenster)
Nawalny war am 16. Februar nach Behördenangaben in einem Straflager in der sibirischen Arktisregion Jamal ums Leben gekommen. Der durch einen Giftanschlag im Jahr 2020 und wiederholte Einzelhaft im Lager geschwächte Politiker soll bei einem Rundgang auf dem eisigen Gefängnishof zusammengebrochen und trotz Wiederbelebungsversuchen gestorben sein. Zum Zeitpunkt seines Todes war er 47 Jahre alt. Die Todesursache ist unklar. Die Behörden verweigern Nawalnys Angehörigen und Anwälten bislang den Zugang zu seinem Leichnam.

In seinem Videointerview verkündete Medwedew auch neue Drohungen in Richtung Ukraine. Er kündigte an, die Hauptstadt Kiew u (Öffnet in neuem Fenster)nd die Hafenstadt Odessa könnten mögliche neue Kriegsziele werden. “Wo sollen wir aufhören? Ich weiß es nicht”, sagte Medwedew. “Wird es Kiew sein? Ja, wahrscheinlich sollte es Kiew sein. Wenn nicht jetzt, dann nach einiger Zeit, vielleicht in einer anderen Phase der Entwicklung dieses Konflikts.” Auch Odessa soll die russische Armee einnehmen, es sei “unsere russische, russische Stadt”.

Medwedew galt einst als Reformer, hat sich seit dem Beginn des Krieges vor zwei Jahren aber als Scharfmacher neu erfunden. Gegenwärtig ist er stellvertretender Vorsitzender des russischen Sicherheitsrates.

Das Team Nawalnys hatte für das nun veröffentlichte Video von Medwedew nur einen knappen Kommentar übrig: “Drecksack. Mieser Drecksack”.

Rafah im Fokus: Israels kontroverse Bodenoffensive

Laut Ministerpräsident Benjamin Netanyahu soll sich in Rafah (im Süden des Gazastreifens) die „letzte Bastion der Terrororganisation Hamas" befinden.

In der Stadt an der Grenze zu Ägypten halten sich nach UN-Angaben in der einst 200.000 Einwohner zählenden Stadt inzwischen mehr als 1,4 Millionen palästinensische Binnenflüchtlinge auf. Hunderttausende waren vor wenigen Wochen dem Aufruf der israelischen Armee gefolgt, sich vom beschossenen Norden hierher zu begeben. Der israelische Verteidigungsminister sagte, hier im Süden sei eine „sichere Zone“.

Viele Menschen, die nun in Rafah ausharren, sind bereits mehrfach geflohen. Traumatisierte und erschöpfte Männer, Frauen und Kinder würden in ein immer kleiner werdendes Gebiet gedrängt, während die israelischen Bombardements und heftige Bodenkämpfe andauern. So beschreiben die Vereinten Nationen die Lage vor Ort.

Gestern berichtete das Wall Street Journal, dass Ägypten aus Sorge vor einer Massenflucht aus Rafah in der Wüste Sinai ein großes Auffanglager baue, umzäunt von hohen Betonmauern. Hier würden mehr als 100.000 Menschen in Zelten Platz finden. Der Bericht beruft sich auf ägyptische Beamte; der Gouverneur der Region dementierte, dass es sich bei dem Bau um ein potenzielles Flüchtlingslager handelt.

International reißt die massive Kritik an Israels Plänen nicht ab. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock warnte Israel vor einer „humanitären Katastrophe mit Ansage“.

Am Donnerstag drängte sie bei einem Besuch in Israel auch darauf, dass die Hamas kapitulieren solle. Sie rief arabische Staaten, die deutlich engere Beziehungen zu der islamistischen Terrororganisation pflegen, dazu auf, Druck auszuüben, damit sich diese ergebe. Die Hamas sei das Grundübel in dieser Situation. 

Ein solches Vorgehen (gemeint ist Israels Offensive in Rafah) dürfe „nicht ohne einen glaubwürdigen Plan zur Gewährleistung der Sicherheit und Unterstützung von mehr als einer Million Menschen, die dort Schutz suchen, stattfinden“, sagte US-Präsident Joe Biden.

Der Sprecher des US-Außenministeriums, Matthew Miller, ergänzte: „Wir haben sowohl öffentlich als auch persönlich verdeutlicht, dass wir keine Militäroperation in Rafah unterstützen können, bis Israel einen humanitären Plan entwickelt hat, der umgesetzt werden kann und umgesetzt wird.“

UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths: „Die Vorstellung, dass Menschen aus Gaza an einen sicheren Ort evakuiert werden könnten, ist eine Illusion. Wir hoffen, dass Israels Verbündete und alle, die sich um Israels Sicherheit sorgen, das Land gerade gut beraten.“ 

Ob die harsche internationale Kritik Israels Entscheidung beeinflusst, ist nicht abzusehen.

In den vergangenen Monaten gab es wegen des militärischen Vorgehens Israels immer wieder empörte Reaktionen. Konsequenzen gab es allerdings nicht.

Israels Ministerpräsident Netanyahu wiederholte zumindest am Mittwoch sein Ziel, die Hamas auszulöschen, was auch immer es dazu braucht – auch eine militärische Operation in Rafah. Militärischer Druck sei der einzige Weg, die Freilassung der von der islamistischen Hamas in den Gazastreifen verschleppten israelischen Geiseln zu erreichen.

Die bisher 112 befreiten Geiseln seien durch eine Kombination aus „starkem militärischem Druck und standhaften Verhandlungen“ freigekommen. Ob es am Ende zu einer Bodenoffensive kommt, ist aktuell nicht abzuschätzen.

Alarmierender Klimabericht: Erderwärmung erreicht kritischen Meilenstein

Und nun zu einem traurigen Rekord. Laut dem europäischen Klimawandeldienst Copernicus hat die Erderwärmung innerhalb eines Zeitraums von zwölf Monaten mehr als 1,5 Grad betragen.

Im Zeitraum von Februar 2023 bis Januar 2024 lag die globale Durchschnittstemperatur bei 1,52 Grad über dem Referenzwert im vorindustriellen Zeitalter, also 1852-1900. Also der Zeit, in der es noch Postkutschen und Brieftauben gab.

Mitverantwortlich für dieses Rekordjahr ist auch das Wetterphänomen El Niño, das gerade vorherrscht.

Dabei ist der östliche Pazifik wärmer als üblich, was zu ungewöhnlichem Wetter wie stärkerem Regen oder in anderen Regionen zu Dürren führt. Dieser Effekt verstärkt die ohnehin schon bedenkliche Erderwärmung und verschlimmert sie in manchen Jahren.

Laut dem Potsdam-Institut für Klimafolgen würden die globalen Durchschnittstemperaturen zwar wieder etwas sinken, wenn das Wetterphänomen El Niño vorbei ist. Allerdings sei das Rekordjahr „eine eindeutige Warnung an die Menschheit, dass wir uns schneller als erwartet auf die vereinbarte 1,5 Grad-Grenze zubewegen“, so der Direktor des Instituts, Johan Rockström.

Die Weltgemeinschaft hatte sich 2015 im Pariser Klimaabkommen darauf geeinigt, dass die Erderwärmung 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter nicht überschreiten darf, um die schlimmsten Folgen des Klimawandels abzuwenden.

Wissenschaftler:innen warnen seit Langem, dass weltweit landwirtschaftlich nutzbare Flächen verloren gehen, Gletscherschmelze und steigende Meeresspiegel sorgen dafür, dass ganze Regionen im Meer versinken. Die Folgen: Hungersnöte, kriegerische Auseinandersetzungen um knappe Ressourcen – und Massenflucht von vielen Millionen Menschen aus Weltregionen, die dann unbewohnbar wären.

7. “I care for you!” - Good News: EU verbietet „Greenwashing“ in der Werbung

Werbeslogans auf Produkten, die Klima- oder CO2-Neutralität betonen, sind weit verbreitet. Produzenten greifen häufig auf selbst erstellte Etiketten zurück, die Begriffe wie „klimaneutral“ oder „umweltfreundlich“ tragen. Doch hinter vielen dieser Etiketten verbirgt sich eine Praxis, die als Greenwashing bekannt ist. Greenwashing bezeichnet die irreführende Darstellung von Produkten oder Dienstleistungen als umweltfreundlicher als sie tatsächlich sind. Vergangenen Monat beschloss das Europäische Parlament ein Gesetz, um Greenwashing entgegenzuwirken.

Die EU geht davon aus, dass 53 Prozent der aktuellen Umweltlabel falsche Informationen enthalten oder auf vage Kriterien zurückgehen. Etwa 40 Prozent der aktuellen Kennzeichen sollen sogar gänzlich erlogen sein.

Damit soll nun Schluss sein: Die neuen Vorschriften zielen vor allem darauf ab, die Kennzeichnung von Produkten klarer und vertrauenswürdiger zu gestalten, indem sie allgemeine Umweltaussagen wie „natürlich“, „biologisch abbaubar“, „klimaneutral“ oder „öko“ verbieten, sofern diese nicht wissenschaftlich nachgewiesen werden können.

Darüber hinaus wird auch die Verwendung von Nachhaltigkeits-Siegeln reguliert. Damit reagiert die EU auf die Verwirrung, die durch die Vielzahl dieser Siegel entstand und die oft einen Vergleich erschwert. Zukünftig sind in der EU nur noch Nachhaltigkeitssiegel erlaubt, die auf offiziellen Zertifizierungssystemen basieren oder von staatlichen Stellen eingeführt wurden. Ein weiterer Bestandteil des Gesetzes ist die Verpflichtung zur Angabe von Informationen über die erwartete Lebensdauer eines Produktes. Ein weiteres wichtiges Ziel der neuen Vorschriften ist es, die Garantieinformationen für Verbraucher klarer zugänglich zu machen. Hierfür wird ein neues, einheitliches Etikett eingeführt, um Produkte mit einer längeren Garantiezeit deutlich hervorzuheben. „Das Gesetz macht Schluss mit irreführender Werbung mit vermeintlich umweltfreundlichen Produkten“, sagte Anna Cavazzini, grüne Europaabgeordnete und Vorsitzende des Ausschusses für Binnenmarkt und Verbraucherschutz. Es dürfe „nicht mehr der Anschein entstehen, dass das Baumpflanzen im Regenwald die industrielle Produktion eines Autos“ klimaneutral mache.

Ein Gesetz gegen Greenwashing, das echte Nachhaltigkeit fördert und Verbraucher vor irreführenden Umweltclaims schützt - das sind definitiv Good News

8. Juli’s Corner: ElterndDaSein in heutigen Zeiten - Umarme das Chaos!

Umarme das Chaos! Die Welt ist gerade ein Durcheinander. Dagegen können auch die Super(ordnungs)kräfte einer Marie Kondo oder eines Donald Trumps bei mir nichts ausrichten. 

Mit meinen drei Kindern lernte ich, das Chaos zu umarmen und den Alltag mit ihnen zu genießen und zu meistern. Seitdem schreibe ich hier auf Instagram und veröffentliche seit knapp 8 Monaten mein Online-Magazin auf Steady. Instagram nutze ich hauptsächlich fürs Netzwerken und mich (digital) auszutauschen.

Es bringt mir eine gewisse Ordnung in die wilde Faktenlage und unseren unaufgeräumten Alltag, aber auch in einige (z.T. sehr persönliche Themen). Ich sage immer - mein drittes Mädchen brachte mir die Gelassenheit, die mir vorher fehlte. Mit ihr bin ich merklich entspannter.

Gelassenheit und drei Kinder bedeuten nicht, dass Dinge einfacher werden, aber man lernt mit den Widrigkeiten des Lebens umzugehen. Und wow, bitte wie schnell passiert mittlerweile etwas - das erstmal aufzunehmen, zu verarbeiten und richtig einzuordnen, in einer Welt, wo Fake News und KI an der Tagesordnung sind!! 

Auf der Dankenskarte meiner zweiten Tochter schrieb ich: Chaos, Nähe, Meilensteine, Lebensfreude, Familie. Dies ist ein Teil von mir und macht vieles in meinem Alltag mittlerweile aus. Fakt ist: Egal, wie gut ich strukturiert bin und vorentlaste - der Alltag als Rushhour ist voll und unvorhersehbar. 

Dazu gehört auch, dass ich nicht immer so super eingegrooved bin, wie es hier vorkommen mag und dann passiert es ja doch, dass ich aus der Haut fahre… Für das neue Jahr nahm ich mir vor, mehr im Innen als im Außen zu leben. 

Wie ich trotzdem mit meinem Ärger in solchen Situationen umgehe und wie ich in 7 Schritten zu einer gelassenen Eltern-Kind-Beziehung komme, erfahrt ihr in den kommenden Ausgaben genau hier❣️

9. Forscherin Hanna Monyer über Smartphones und Gedächtnisleistung (vor allem bei Kindern) - dem Zweijährigen das Handy geben, um ihn ruhigzustellen, ist keine gute Idee

Zur Person: Hannah Monyer, Jahrgang 1957, studierte als Stipendiatin der Studienstiftung des deutschen Volkes in Heidelberg Medizin und arbeitete zunächst in einer Kinder- und Jugendpsychiatrie. Seit 2002 ist sie Ärztliche Direktorin der Abteilung Klinische Neurobiologie an der Universitätsklinik Heidelberg. Sie erforscht Gehirnfunktionen. Ihr Schwerpunkt liegt dabei auf Mechanismen, die für Gedächtnis und Kognition zuständig sind.

Das Büro ist klein für eine international beachtete Wissenschaftlerin, ein Stuhl, ein schwarzer Sessel, ein Schreibtisch, auf dem Papierchaos herrscht. Hannah Monyer ist 66 Jahre alt, Ärztliche Direktorin der Abteilung Klinische Neurobiologie am Universitätsklinikum in Heidelberg und Abteilungsleiterin am Deutschen Krebsforschungszentrum, sie hat für ihre Arbeit das Bundesverdienstkreuz am Bande erhalten und den Leibniz-Preis gewonnen, die höchste Auszeichnung für Wissenschaftler in Deutschland. 

Monyer stammt aus Rumänien, sie gehörte dort zur deutschsprachigen Minderheit der Siebenbürger Sachsen und kam 1975 nach Deutschland, weil sie unbedingt hier Medizin studieren wollte. Seit mehr als 30 Jahren erforscht sie, wie und warum wir Menschen uns Dinge merken, wie wir lernen und wann uns das Gedächtnis im Stich lässt. Um zu verstehen, wie sich Erinnerungen bilden, experimentiert sie unter anderem mit Mäusen, deren Hirnströme sie misst.

Hannah Monyer ist Gedächtnisforscherin. Sie sagt, warum Smartphone und Internet eine Gefahr für unser Erinnerungsvermögen sein können. Und was Menschen tun können, die ihr Gedächtnis trainieren wollen:
„Zu einer meiner frühesten Kindheitserinnerungen zählt, als ich drei Jahre alt war, der Aufenthalt im Haus meiner Großeltern, in Großlasseln, auf Rumänisch Laslea Mare, eine Gemeinde in Transsylvanien. Dort haben wir vorübergehend gewohnt und ich weiß noch, wie es roch: nach Bohnerwachs, mit dem meine Oma jedes Wochenende die Dielen polierte. Ich erinnere mich, dass draußen überall Dahlien blühten und wie ich geweint habe, als ich vier war und mit meinen Eltern wegzog, vom Land in die Stadt. Ich wollte, dass die Möbel in unserer neuen Wohnung wieder genauso stehen wie vorher.
Ich erinnere mich besonders an diese Situation, weil ich mich sehr geliebt fühlte. Und die Forschung zeigt, dass emotionale Erlebnisse gut im Gedächtnis bleiben. Gerüche sind die stärksten Auslöser, um Szenen aus der Vergangenheit hervorzurufen. Es gibt eine Nervenbahn, die von der Nase direkt zum Gefühlskern des Gehirns führt, der auch daran beteiligt ist, Erinnerungen zu formen.
Als Erwachsene erinnern wir Erlebnisse erst ab dem Alter von drei bis vier Jahren. Erinnerungen verändern sich, der Mensch vermengt Fragmente früher Erfahrungen mit später erworbenem Wissen über die eigene Kindheit. Das ist bei mir nicht anders, aber bei einigen Details bin ich überzeugt, dass sie stimmen. Etwa wie es war, bei meinen Großeltern unter dem Apfelbaum zu liegen. Als ich nach Jahrzehnten aus Deutschland in das Dorf zurückkehrte, schien mir dort alles klein zu sein. In meiner Erinnerung war es so groß. Das lag nicht nur daran, dass ich mittlerweile erwachsen war und sich die Dimensionen verändert haben, sondern weil die Zeit für mich bedeutsam war.
Das Internet gab es damals noch nicht, heute leben wir in einer digitalen Welt. 1998 erreichten Google durchschnittlich 9800 Suchabfragen am Tag, inzwischen sind es rund neun Milliarden. Ein großer Teil des Wissens ist jederzeit verfügbar.

Wer sich eine Website nur kurz anschaut, wird sich den Inhalt schlecht merken können. Er nutzt die Informationen nur oberflächlich und wird schnell vergessen, was er gelesen hat. Es ist zwar aufwendiger und dauert länger, etwas im Lexikon nachzuschlagen, aber wer sich Mühe geben muss, wer sich Wissen erschließen muss, ist klar im Vorteil. Er behält die Information länger. Die Belohnung steigt mit der Herausforderung. 

Ich google selten, ich schaue auch kaum auf mein Smartphone. Eigentlich nur einmal morgens, einmal mittags, einmal abends. Wenn ich eine E-Mail erhalte, gibt mir das Handy oder der Computer keinen Hinweis. Wie Sie sehen, habe ich auch jetzt kein Handy dabei. Sie sind zu mir gekommen, Sie wollen mit mir reden. Ich möchte in diesem Moment nicht wissen, wer sonst noch mit mir sprechen will. Ich halte es für gefährlich, wenn die Gedanken permanent durch etwas Neues unterbrochen werden.

Jemand, der in der digitalen Welt aufgewachsen ist, macht sich nicht mehr die Mühe, neues Wissen abzuspeichern, weil er davon ausgeht, es immer und überall abrufen zu können. Das assoziative Gedächtnis könnte deswegen leiden. Es ermöglicht uns, neue Informationen wegen ihrer Ähnlichkeit oder Verbindung mit bereits vorhandenem Wissen zu speichern und hervorzuholen. Wenn ich aber weniger Informationen gespeichert habe, kann ich weniger assoziieren. Erinnern ist nichts Passives, sondern ein aktiver Prozess, der stark abhängig ist von dem, was wir schon wissen. Wenn wir das Gedächtnis nicht auf Trab halten, wird es nach und nach verkümmern. Ich merke das auch: Wenn ich über ein Jahr lang kein Rumänisch rede, fällt es mir schwer, die Worte auszusprechen.

Handys und Tablets sind heute so etwas wie externe Festplatten für das Gehirn. Dort speichern wir Telefonnummern, Geburtstage, für wichtige Termine gibt es auf dem iPhone ein Programm, das »Erinnerungen« heißt, wir schicken uns selbst Nachrichten, die unserem Gedächtnis auf die Sprünge helfen sollen. Aber alles nützt nichts, wenn das Handy  mal ins Klo fällt, da sind nicht nur die Telefonnummern weg. Ich will die digitale Welt nicht verteufeln, es ist hilfreich, Wissen auszulagern. Die Frage ist, wenn ich mir A und B und C nicht mehr merken muss, was merke ich mir stattdessen? Ich kann die gewonnene Zeit nutzen, um anderes zu lernen. Das sollte ich sogar. Leider vermute ich, dass sich die meisten Menschen nicht so verhalten.

Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass das Gehirn ungenutzte Synapsen abschaltet, also die Verbindungsstellen zwischen zwei Nervenzellen im Gehirn. Die Information fließt nicht mehr von einer Zelle zur anderen. Und was einmal weg ist, ist weg. Für das Gehirn gilt: Use it or lose it. Zwar kann das Gehirn neue Synapsen bilden, aber mit zunehmendem Alter wird dies immer schwieriger.

Manchmal sitzen Mädchen und Jungen schon im Kindergartenalter stundenlang vor Smartphones oder anderen elektronischen Geräten. Experten sind sich einig, dass es negative Folgen für die Entwicklung von Kindern hat, wenn sie immer wieder ausgiebig Zeit vor dem Bildschirm verbringen.

Wir wissen tatsächlich nicht genau, wie es sich auf das Gehirn auswirkt, dafür fehlen uns Langzeitstudien. Aber wenn ich im Supermarkt eine Mutter sehe, die ihrem vielleicht zweijährigen Sohn das Handy gibt, um ihn ruhigzustellen, kann ich mit Gewissheit sagen: Gut ist es nicht. Vor allem weil Kinder so nicht die Fähigkeit entwickeln, in Ruhe bei einer Sache zu bleiben, sich nur auf diese zu konzentrieren, in einen Flow zu geraten, wie ich das nenne. Für mich hat ein Flow eine spirituelle Dimension. Im Flow zu sein heißt, losgelöst zu sein von Zeit und Raum, mit einer Sache zu verschmelzen, körperlich, emotional, kognitiv. Ein Kind, das malt, das ganz bei der Sache ist und gleichzeitig bei sich, das selbstvergessen handelt, ein solches Kind ist im Flow. Kinder, die zu sehr dem Tempo der digitalen Geräte ausgesetzt sind, lernen nicht, diesen Zustand zu erreichen. Sie versetzen ihr Gehirn durch die Flut an Signalen in einen dauerhaften Alarmzustand. Das Gehirn hat nur begrenzte Kapazitäten, es wählt früh aus, welche Reize weiterverarbeitet werden, und das sind dann oft die des Smartphones.

Es gibt Wissenschaftler, die vor einer sogenannten digitalen Demenz warnen und sagen: Wenn wir ständig digitale Geräte nutzen, schädigen wir unsere Hirnstrukturen, der Dauergebrauch wirke sich negativ auf unser Denken und Lernen aus.
Der Erinnerungsprozess besteht aus drei Schritten: Aufnahme der Information, Verfestigung im Kurz- oder Langzeitgedächtnis, Abrufen der Information. Je aufmerksamer ich mich einer Sache widme, desto besser nehme ich sie auf. In Ruhephasen spielt das Gehirn das, was wir gelernt haben, immer wieder innerlich ab, im Zeitraffer, um es zu verdichten und zu stabilisieren: Es wird gespeichert. Alle drei Schritte, also die Wahrnehmung, das Merken und das Erinnern, können durch Reize von außen verändert oder gestört werden. Wenn wir ständig in das Handy gucken, ist unsere Aufmerksamkeitsspanne kürzer. Digitale Geräte ermöglichen uns Multitasking: Wir können an einer Videokonferenz teilnehmen und zugleich einfach eine E-Mail schreiben. 
Aber können wir das wirklich? Richtig gut und effizient kann der Mensch nur dann etwas erledigen, wenn er sich auf eine Sache konzentriert. Natürlich verrichten wir im Alltag immer wieder mehrere Dinge simultan, es ist kein Problem, wenn man spazieren geht und sich dabei Gedanken macht. Im Gegenteil, die Bewegung kann für den Kreativitätsprozess förderlich sein. Aber zwei kognitive Aufgaben können Menschen gleichzeitig kaum erfüllen, ohne dass die Leistungskurve sinkt. Und bei mehr als zwei Aufgaben fällt sie steil ab. Ich habe meinen Studentinnen und Studenten verboten, Musik zu hören, während sie im Labor arbeiten. Ich treibe jeden Tag eine Stunde Sport, nie mit Kopfhörern. Ich horche beim Sport in mich hinein und suche meinen Rhythmus. Auch essen tue ich nie vor dem Fernseher. Mir würde etwas verloren gehen, wenn ich das Essen mit einer anderen Tätigkeit kombinieren würde.
Um mein Gedächtnis fit zu halten, spiele ich Klavier und seit zwei Jahren Cello. Beim Musizieren aktivieren sie motorische, auditive und visuelle Areale im Gehirn – sehr wirkungsvoll. Und ich habe gerade mit Spanisch begonnen. Italienisch habe ich mit 30 angefangen, das fiel mir leichter. Jetzt muss ich Vokabeln sechsmal statt dreimal wiederholen. Wiederholung ist wichtig. Wenn man etwas auswendig gelernt hat und aufhört, es zu wiederholen, sind nach sechs Wochen 80 Prozent vergessen. Ich möchte unbedingt noch Russisch lernen. Das klingt seltsam in dieser Zeit, aber ich würde gern Dostojewski im Original lesen. Vielfalt ist gut, um das Gedächtnis zu stärken.

Das Gelernte muss verfestigt werden, darf aber keine Routine werden. Das Alte gibt Sicherheit, das Neue fordert heraus. Wenn man etwas Neues gelernt hat, ist man in den ersten Minuten danach besonders anfällig für Einwirkungen von außen. Man sollte sich daher Zeit nehmen und die Augen schließen. Das muss nicht lange sein, ein, zwei Minuten, ansonsten kann es passieren, dass alles gleich wieder verschwunden ist. Und da sind wir wieder bei der Mediennutzung: Die Gleichzeitigkeit von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft durch das fortwährende Weiterklicken, ohne innezuhalten, ohne das Gewesene aufzubereiten und mit dem Kommenden zu kombinieren, darauf ist unser Organismus nicht ausgerichtet.Wir sind darauf optimiert, das Alte zu suchen, es zu bearbeiten und aufzubereiten.

Es lohnt sich also immer, das eigene Gehirn zu trainieren. Das Schädlichste ist es, das Gehirn in jungen Jahren nicht zu trainieren. Bei Kindern gibt es Zeitfenster, in denen sie sich mit geringem Aufwand bestimmte Fähigkeiten aneignen, sie saugen Wissen auf. Die Fähigkeit, eine Sprache akzentfrei zu lernen, nimmt aber schon mit neun Jahren ab. Es hat lange gedauert, bis das Bildungssystem darauf reagiert und den Englischunterricht in der Grundschule eingeführt hat. Mit 20 lässt das Gedächtnis nach, man sagt, die großen Entdeckungen in der Mathematik, in der Physik werden bis zum 30. Lebensjahr gemacht. Natürlich gibt es wie überall auch hier Ausnahmen.
Der französische Philosoph Paul Valéry hat einmal gesagt: Das Gedächtnis ist die Zukunft der Vergangenheit. Das beschreibt die Aufgabe des Gedächtnisses sehr gut. Letztlich bestimmt das Gedächtnis, wer wir sind oder was wir sein wollen. Mein Traum war, in Heidelberg Medizin zu studieren. Ich hatte auf dem Internat viel von Oxford und Cambridge gehört, und ich dachte, Heidelberg sei das deutsche Oxford.

10. Koch-Inspiration des Monats: Graupenrisotto mit Huhn (für ein 1 Baby und 1 Erwachsenen), Zubereitungszeit: 35min.

Zutatenliste: 120g Hähnchenbrustfilet | 2 Möhren | 2EL Rapsöl | 120g Perlgraupen | 300ml Möhrensaft | 2EL saure Sahne | 2EL gehackte Petersilie | Sojasauce | Pfeffer + Currypulver

1. Das Hähnchenbrustfilet waschen, trocken tupfen und in kleine Würfel schneiden. Die Möhren waschen, schälen und grob raspeln.

2. 1 EL Öl in einem Topf erhitzen. Das Fleisch darin rundherum sanft andünsten, aber nicht bräunen. Möhrenraspel etwa 2 min. mitandünsten.

3. Die Perlgraupen einstreuen und kurz andünsten, dann den Möhrensaft und 150ml Wasser angießen. Das Risotto einmal aufkochen lassen. Zugedeckt bei schwacher Hitze ca. 25 min. köcheln lassen, bis die Graupen weich sind. Dabei öfter umrühren und bei Bedarf noch etwas Wasser nachgießen.

4. Für das Baby 1 Stückchen Hähnchenbrust (ca. 25g) mit gut einem Viertel vom Graupenrisotto pürieren. 1 EL Öl unterrühren.

5. Für die Mama saure Sahne und Petersilie unter das restliche Risotto ziehen. Mit Sojasauce, Pfeffer und Currypulver abschmecken.

11.Schlusswort - dieses Mal aus der Rubrik “Garten”:

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