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Bildungsrevolution! Oder geht's auch ne Nummer kleiner?

Liebe Leserinnen und Leser, liebe Expeditions-Mitglieder, 

das Thema Bildung, so hört man immer wieder, sei für hochentwickelte Länder eine lebenswichtige Ressource. Wissen müsste also schon lange das neue Öl sein, eine Währung, mit der wir in der Zukunft für die Erhaltung unseres erstaunlichen Wohlstands sorgen könnten. 

Doch selbst, wenn man sich - einig in der Sache - zu wirklich wirksamem Handeln in Sachen Bildungssystem durchringen könnte, bleibt ja immer noch die komplexe Fragestellung: Welche Bildung wollen wir? Oder anders: Wie gebildet sollen denn die Menschen sein, die in Zukunft für blühende digitale und industriell 4.0-ige Landschaften sorgen sollen?

Der Traum von einem neuen Bildungssystem

Eltern, Lehrende, Politiker, Unternehmerinnen und natürlich auch die, die selbst in der Vorschule, Schule, in Ausbildung und Studium und "on the job" lernen wollen oder müssen, beschäftigt die Frage, wie wir unser oft gescholtenes Bildungssystem zeitgemäß weiterentwickeln wollen. 

Da sollen dann einerseits die Wertschöpfung unserer Wirtschaft, andererseits die Entwicklung der persönlichen Potenzials verwirklicht werden. Da sollen Höchstleister und Benachteiligte gleichermaßen gefördert werden. Da sollen Menschen ihr Privatleben und ihr Berufsleben in einer gesunden Weise verbinden können, ohne an Burn-out oder Bore-out zu erkranken....man könnte diese Liste der anspruchsvollen Entwicklungsarbeit beliebig lange weiterführen. Und hätte dann die systemimmanenten Probleme wie Föderalismus, sich selbst erhaltende Kultus-Bürokratie, demografische Realitäten wie Lehrer:innen-Mangel und die Kompliziertheit des universitären Systems aus Forschung und Lehre wahrscheinlich noch gar nicht in die Beobachtung eingeschlossen. 

Endmonster Bildung?

Bildung ist so eng mit dem Thema Arbeit verflochten, dass man es kaum links liegen lassen kann. Für viele ist es aber ein Phänomen, das Benno Löffler und Fabian Schünke in ihren launigen Gesprächen über Wertschöpfung gerne ein "Endmonster" nennen. Ein Projekt, dass man - sobald man sich der unendlichen Schwierigkeiten und Details gewahr wird - mal lieber ausblendet, es gar nicht erst in Angriff nimmt. 

Mir fiel dazu gerade der Kalenderspruch vom Elefanten ein, den man in ganz vielen kleinen Stücken verzehrt. Das ist natürlich in vielerlei Hinsicht ein doofes Bild, aber sagt er im Kern doch auch, dass es nur zwei Möglichkeiten gibt:  Entweder vor dem jeweiligen Monster-Thema kapitulieren oder es über einen langen Zeitraum (Wie lange würde man eigentlich an einem Elefanten essen?), in vielen einzelnen Experimenten und Exkursionen erkunden.

Es ist ja nicht so, dass man (geschweige denn unsere noch kleine Denk-Community) das Problem Bildung "lösen" könnte. Das kann in Gänze und endgültig niemand. Schon allein deswegen, weil man sich mit jedem Lösungsversuch ja bekanntlich Folgeprobleme einhandelt. Aber könnten nicht alle Akteure, also die Wirtschaft, die Politik und die Zivilgesellschaft durch eine lebhafte Debatte, durch Aufklärung und durch Tausende kleine Veränderungsversuche zu einer neuen, vielfältigeren und gerechteren Bildungslandschaft beitragen?

Ideen und Initiativen zuhauf

In der noch sehr kleinen und eher punktuell aktiven Expeditions-Gruppe "Schule, Lernen, Bildung" (u.a. ein Slack-Kanal, ein Miro Board (Öffnet in neuem Fenster)) haben wir angefangen, Initiativen und Praxisbeispiele für Alternativen zum industriellen Schulsystem zu sammeln. Wenn man diese Suchbrille aufsetzt, bekommt man schnell das Gefühl, dass da schon jede Menge kreative und engagierte Menschen dabei sind, Schule neu zu denken.

Sie sind in der Minderheit und natürlich scheitern auch viele Initiativen. Selbstverständlich sind nicht alle neuen Ideen in Sachen Bildung gut und/oder praxistauglich. Und nicht selten stört auch die Tatsache, dass alternative Bildungsangebote einem kleinen, zahlungskräftigen, akademisch-geprägten Klientel vorbehalten zu sein scheinen.

Aber wie bei vielen der großen, gesellschaftlichen Themen gilt die Hypothese: Je mehr Öffentlichkeit, je breiter der Diskurs, je sichtbarer die Möglichkeiten, desto größer die Chancen auf echte Veränderung. 

Zeigen, was geht. Und was es braucht.

In der aktuellen Sendung des Community Radios (Playlist und Link weiter unten) habe ich Julia Henke, selbst Mutter einer siebenjährigen Zweitklässlerin, Fragen gestellt - und im Messenger-Pingpong interessante Antworten erhalten. Am Ende standen zwei ganz konkrete Vorschläge, wie man Eltern, Lehrkräften und Bildungs-Gestalter:innen neue Einblicke verschaffen könnte.

Auf der einen Seite, so Julia, könnte es hilfreich sein, allen Beteiligten die Unterscheidung zwischen "Wissen" und "Können" vor Augen zu führen. Und zu zeigen, dass beides seinen Platz in einer modernen Bildungslandschaft hat. Das heißt auf der einen Seite, dass man auf Fachwissen nicht ganz verzichten kann, dass aber auch Übungsräume geschaffen werden müssen, in denen Kinder, Jugendliche und Erwachsene sich zu Könner:innen entwickeln dürfen.

Als zweite Umsetzungsidee schlug Julia Formate vor, in denen Unternehmerinnen und Unternehmer aus unserem Netzwerk (und darüber hinaus), Eltern und Lehrern ganz konkret erklären, wie die Mitarbeitenden in ihren Betrieben Probleme lösen. Und was somit von den Team-Mitgliedern der Zukunft erwartet wird. 

Unser Vorschlag an Euch alle: Lasst uns doch gemeinsam nach Ideen suchen, die nicht monströs, "life-changing" oder revolutionär sind, sondern mit denen wir im Kleinen das System irritieren und sehen, was fruchtet. Einen ersten Versuch der gemeinsamen Suche nach kleinen, schnell umsetzbaren Interventionen und Aktionen wollen wir in der nächsten WeSession unternehmen - hier kommt der Veranstaltungshinweis:

WeSession am Mittwoch, 09.11., 18-19:15 Uhr. Zu Gast: Nina Mülhens von DigitalSchoolStory

Expedition Arbeit, die Community zur Gestaltung der Arbeitswelt, setzt sich ein für mehr sinnstiftende, selbstbestimmte und wirksame Arbeit. Das für bessere Arbeit auch zeitgemäße Bildung und neue Ideen in Schulen eine entscheidende Rolle spielen, liegt auf der Hand.

Wo aber anfangen? Vielen erscheint die Herausforderung, Schule neu zu denken, so große, dass sie gar nicht erst beginnen, sich zu engagieren. Im Podcast „Mark up“ von Mark Poppenborg sprach Mark zuletzt mit Nina Mülhens. Sie hat mit dem Angebot „DigitalSchoolStory“ (Öffnet in neuem Fenster) ein niederschwelliges Video-Storytelling-Angebot für Schulen geschaffen, das sich derzeit in ganz Deutschland verbreitet.

In der Session wollen wir ganz konkret nach solchen Ideen suchen und von Ninas Projekt lernen. Die Session ist öffentlich, also sind auch Nicht-Mitglieder, Community-Interessierte, Eltern und Lehrer eingeladen.

Hier (Öffnet in neuem Fenster) zum Projekt Digital School Story.

Und hier (Öffnet in neuem Fenster) zum Zoom-Diskussions-Raum.

Community Radio No. 152: Hinterbühnengespräche 2-1, Sören Krüger // Schule neu denken, Julia Henke

  • 00:00 SHOW INTRO Florian Städtler

  • 05:03 LIVE DABEI: Die Veranstaltungshinweise

  • 09:08 HINTERBÜHNENGESPRÄCHE von und mit Jungwirth & Knecht und ihrem Gast Sören Krüger, Teil 1

  • 40:43 NACHGEHAKT: Schule neu denken. Ein Audio-Pingpong mit Julia Henke

  • 01:03:18 SHOW OUTRO Florian Städtler…Mitglied werden!

Hier geht's zum Podcast auf Spotify. (Öffnet in neuem Fenster)

Es gäbe noch so viel mehr zu berichten - ich verweise auf unser Community Intranet Moin! und die LinkedInGruppe, wo wir den Kontakt zu den Netzwerk-Interessierten und Schnuppernden pflegen.

Ich freue mich auf Eure Rückmeldungen und immer mehr Beiträge von Euch für Euer Community Radio. 

Viele Grüße, bleibt gesund, gut gelaunt und ausreichend skeptisch.

FSt/Florian

P.S. Wenn Ihr mal drei Minuten Zeit habt und Euch der Expedition Arbeit-Podcast gefällt, dann geht doch mal auf Apple Podcasts (Öffnet in neuem Fenster) und schreibt eine kurze Rezension inklusive Sterne - das hilft, dass noch mehr Leute das Community Radio kennenlernen und dann vielleicht auch Mitglied werden. DANKE!

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