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Was in deinem Gehirn passiert, wenn dein Herz gebrochen wird

Jeden Freitag erzähle ich dir von Erkenntnissen aus Neurowissenschaft und Psychologie, die du kennen solltest. Heute: über nicht erwiderte Liebe, Schmerz und Kokain.

Es ist jetzt ein paar Jahre her, dass ich zum letzten Mal unglücklich verliebt war. Wobei die ganze Sache überhaupt nicht unglücklich startete. Ich war sehr verliebt. Und wie das so ist, wenn man verliebt ist (Öffnet in neuem Fenster), habe ich an kaum etwas anderes gedacht. Mein Gehirn hat den Dopamin-Haushalt aber sowas von hochgefahren. Und weil Dopamin wenig mit Genuss und mehr mit Antizipation zu tun hat, malte ich mir regelmäßig (im Sinne von: mehrfach täglich, stündlich?) aus, wie unsere gemeinsame Zukunft aussehen könnte – eine Zukunft als Paar. Wie wir ins Theater gehen würde, ins Kino, wie wir zusammen kochen, die Familien des jeweils anderen kennenlernen würde. Wie kreativ man plötzlich ist.

Irgendwann passierte es: Wir fingen was miteinander an. Strike! Ein, zwei Monate sahen wir uns ziemlich oft, verbrachten mal Tage zusammen, mal Nächte. Ich erzählte meiner damaligen Mitbewohnerin: Ich. Bin. Verliebt.

Ihr ahnt schon, wie die Geschichte weitergeht. Oder eben: nicht weitergeht. Long story short: Sie entschied sich gegen mich. Ich gehe jetzt nicht ins Detail, wie sich das angefühlt hat – ihr kennt das wahrscheinlich alle. Man redet nicht umsonst von einem gebrochenen Herzen. Und was bricht, tut weh. Eigentlich aber müssten wir von einem gebrochenen Gehirn sprechen.

Aua!

Abgelehnt zu werden, tut physisch weh (Öffnet in neuem Fenster). Ich überdramatisiere hier nicht. Wenn wir zurückgewiesen werden – vor allem, obwohl wir verliebt sind – ähnelt die Aktivität im Gehirn der von körperlichen Schmerzen (Öffnet in neuem Fenster) verblüffend. Der sekundäre somatosensorische Kortex und die dorsale posteriore Inselrinde werden aktiviert.

Das Gehirn verarbeitet emotionale und körperliche Schmerzen zwar nicht exakt auf die gleiche Weise, aber die Reaktionen auf beides sind sehr ähnlich. Wenn jemand zum Beispiel körperlichen Schmerz empfindet, werden im Gehirn Opioide freigesetzt, die den Schmerz hemmen. Wenn eine Person sich von anderen gekränkt oder abgelehnt fühlt, scheint das Gleiche zu passieren (Öffnet in neuem Fenster). Ob wir gut mit Trennungen oder sozialer Ablehnung klarkommen, hängt maßgeblich davon ab, wie viel Opiode wir produzieren. Studien haben sogar nahegelegt, dass jemand, der kürzlich zurückgewiesen wurde, Paracetamol (Öffnet in neuem Fenster) einnehmen könnte, um den Schmerz über die harte Abfuhr zu lindern. So schlimm war es bei mir glücklicherweise nicht. Ich kam auch ohne Schmerzmittel zurecht.

Es steht viel auf dem Spiel

Schon 2005 wollten Wissenschaftler:innen (natürlich war Helen Fisher dabei, ich habe sie letzte Woche schon erwähnt) wissen, welche Regionen im Gehirn besonders aktiv sind, wenn unser Herz gebrochen wird. Also haben sie fMRT-Scans von Menschen, denen kürzlich das Herz gebrochen wurde, mit fMRT-Scans von Menschen verglichen (Öffnet in neuem Fenster), die glücklich verliebt waren. Und sie fanden Unterschiede.

Bei Menschen, deren Liebe vor kurzem zerbrochen ist, war das ventrale Striatum/Putamen/Pallidum deutlich aktiver. Normalerweise bringt man diese Regionen mit Risiko und Belohnung in Verbindung. Sie scheinen besonders aktiv zu sein, wenn man Glücksspiel betreibt. Und: Je mehr auf dem Spiel steht, desto aktiver sind diese Regionen. Und wann steht schon mehr auf dem Spiel als bei der Frage, mit wem wir unsere Zukunft verbringen? Eben.

2010 hatte Fisher dann eine etwas verrücktere Idee (Öffnet in neuem Fenster).

Erstmal eine Line Liebe ziehen?

Fisher wollte die Gehirnaktivitäten von Menschen, deren Herz gerade gebrochen wurde, nicht nur mit glücklichen Menschen vergleichen, sondern mit Menschen, die gerade auf Kokainentzug waren. Warum auch nicht?

Sie ließ also ihre Teilnehmer:innen einen Fragebogen ausfüllen, die sogenannte Passionate Love Scale (Öffnet in neuem Fenster), um herauszufinden, wie sehr sie verliebt waren. Dabei sollten sie an die Person denken, die gerade ihr Herz gebrochen hat.

Anschließend interviewten sie die Teilnehmer:innen. Sie wollten wissen, wie oft sie typische Verhaltensweisen an den Tag legen. Sprich: plötzliches Schluchzen, Weinen über die verlorene Liebe, starkes Trinken.

Schließlich legten sie die Probant:innen in ein fMRT-Gerät, zeigten ihnen Bilder ihrer verlorenen Liebe (wie fies kann eine Studie sein?), und schauten, wie das Gehirn reagierte. Die "Ich wurde gerade abserviert"-Regionen des Gehirns leuchteten wieder auf. Es waren, wie oben erwähnt, die gleichen Regionen, die aktiviert werden, wenn ein Glücksspieler die Würfel für ein großes Blatt fallen lässt. So weit, so erwartbar.

Als sie die Scans von ihren Teilnehmer:innen aber mit Menschen verglichen, bei denen das Hochgefühl eines Kokainrausches unterbrochen wurde, wurde es spannend.

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