# 11 Gedanken erweitern
Und wie war die vergangene Woche? Hat das Taucher-Training funktioniert? Ich fand es ziemlich anstrengend, weil ich sehr starke innere Kräfte gefühlt habe, die meine Hand immer wieder in Richtung Handy gelenkt haben. Ich werde noch viel trainieren müssen.

Aber mein Gedankenraum fühlt sich schon etwas erweitert an. Immerhin.
Und nun möchten wir diesen Raum weiter ausdehnen.
“Der beste Weg, eine gute Idee zu haben, ist, viele Ideen zu haben.“ (Linus Pauling)
Je mehr Perspektiven, Assoziationen und Ideen wir zu einem Thema entwickeln, desto leichter finden wir wirklich gute kreative Lösungen – selbst bei festgefahrenen Problemen. Oft entstehen die besten Einfälle dort, wo ich sie vorher nie gesucht hätte. Außerdem hilft ein trainierter Ideengeist dabei, Blockaden zu überwinden und mutig neue Wege zu gehen.
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Diese Woche: Gedanken erweitern
Die meisten klassischen Kreativ-Methoden haben genau das zum Ziel: mehr Gedanken zu einem Thema zu entwickeln. Du kennst sicherlich Brainstorming und Mindmaps. Die muss ich hier nicht vorstellen.
Vielmehr muss ich die Rahmenbedingungen beschreiben, die das Erweitern von Gedanken noch hilfreicher machen. Es gibt nämlich drei Regeln, die dir dabei helfen, möglichst schnell und kreativ bestehende Ideen zu vermehren.
💡 1. Clarity: Gedanken ordnen, bevor du sie erweitern kannst
Bevor Brainstorming sinnvoll funktioniert, hilft es, Klarheit über das Ziel der Ideensammlung zu haben. Dabei musst du dich nicht sklavisch an ein Nutzwert-Ziel hängen. Aber es ist hilfreich, vorher noch einmal über das Ziel oder den Zweck der Kreativ-Übung nachzudenken. Die Rahmenbedingungen einmal kurz durchdenken, damit sie als Rahmen hilfreich sind.
Vor allem, wenn du Team arbeitest: Formuliere, wofür ein kreatives Projekt entwickelt wird. Und beschreibe die vorhandenen Rahmenbedingungen. Und lass dann die Synapsen glühen.
➡️ Praktischer Tipp: Starte dein Brainstorming immer mit einer klaren Frage oder einem "Creative Briefing" in einem Satz. Die Frage könnte sein: „Wie könnte ich X erreichen?“
🌱 2. Ressource: Schatzsuche und Querverbindungen herstellen
Die Vielfalt zufälliger und gesteuerter Impulse spielt eine zentrale Rolle beim Gedanken-Erweitern. Dafür habe ich einen Artikel auf dem Contentman (Öffnet in neuem Fenster) geschrieben. Im Grunde geht es darum, das Ziel von möglichst unterschiedlichen und vielleicht sogar fernen Perspektiven zu erreichen.
Der Begriff Disjointed Learning drückt das am besten aus: Du bist demnach perfekt auf neue Ideen vorbereitet, wenn du ganz unterschiedliche Dinge lernst. So kann deine Leidenschaft für Modelleisenbahnen oder für das Paarungsverhalten der Borkenkäfer ein großes Plus für kreative Gedanken rund um Social Media sein.
➡️ Praktischer Tipp: Wende beim Brainstorming die Methode der „Zufallskombination“ an: Ziehe zwei Begriffe aus verschiedenen Bereichen (z. B. „Honigbienen“ und „Social Media“) und finde Verbindungen. Das führt oft zu überraschend guten Ideen!
✨ 3. Emergenz: Den Ideen Zeit geben, zu wachsen
Gedanken erweitern bedeutet auch, dem Unbewussten Raum zu geben. Anders gesagt: Kreativität benötigt Zeit. Versuche zwischendurch einen Spaziergang oder einen Powernap zu machen. Oder tagträume vor dich hin.
Ein Notizbuch (ob digital oder analog), in das du dabei die guten Ideen schreibst, wird helfen.
➡️ Praktischer Tipp: Plane nach einem Brainstorming bewusst eine Ruhepause oder Schlafphase ein. Oft „emergiert“ dann erst die beste Idee.
Hier die Rahmenbedingungen im Schnelldurchlauf
1. Klarheit: Formuliere, worum es dir geht – Ziel, Zweck, Rahmen.
2. Ressourcen: Nutze verschiedenste Inputs und Sichtweisen – je bunter, desto besser.
3. Emergenz: Gönn dir Pausen. Oft tauchen nach dem Loslassen die besten Ideen auf.
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Das CREATIV Modell: A wie Artistry
Das CREATIV Modell nutzt das Prinzip, dass Kreativität auch ein Handwerk ist – und kein spontaner Geistesblitz. A wie „Artistry“ steht für das bewusste Gestalten und Trainieren deiner schöpferischen Fähigkeiten. Wer regelmäßig kreativ arbeitet, entdeckt, dass sich mit Übung, Routinen und kleinen Challenges der eigene Ideenmuskel stärkt.
Besonders hilfreich dabei sind tägliches Skizzieren, Wörter assoziieren oder Mini-Challenges. Durch kontinuierliche Praxis werden kreative Prozesse zur Gewohnheit – und der Gedankenraum wächst automatisch weiter.
Probiere zum Beispiel aus, jeden Tag eine kleine kreative Aufgabe zu bewältigen – egal ob es darum geht, drei ungewöhnliche Synonyme für ein Alltagswort zu finden oder eine kurze Notiz über eine Beobachtung zu schreiben. Durch diese kleinen Rituale wird Kreativität Schritt für Schritt zum festen Bestandteil deines Alltags. So wird der Prozess des Gedanken-Erweiterns weniger zur Ausnahme und mehr zur Routine, die dir langfristig immer mehr neue Zugänge zu deinen eigenen Ideen und Lösungen eröffnet.
Der tägliche Kreativ-Impuls
In dieser Woche setzen wir ganz auf Kreativität durch Wiederholung:
Wähle eine kreative Herausforderung, auf der du schon länger herumdenkst. Vielleicht möchtest du ein Buch schreiben, weißt aber nicht genau, worüber. Oder du weißt nicht, wohin du in diesem Jahr in den Urlaub fahren willst.
Nehme Stift und Papier (mindestens DIN A4). Schreibe das Thema in die Mitte und arbeite eine Mindmap aus.
Morgen tust du genau das Gleiche: ein Stück Papier, eine Mindmap und das gleiche Thema in der Mitte.
Und so geht das die ganze Woche.
Kommt dir das merkwürdig vor? Genau darin liegt das Geheimnis: Mit jeder neuen Mindmap bringst du dein Gehirn dazu, andere Assoziationswege zu gehen. Du findest frische Blickwinkel und verknüpfst Ideen, die beim ersten Versuch vielleicht noch gar nicht aufgetaucht sind.
Am Ende der Woche hast du nicht nur viele Varianten und Möglichkeiten, sondern mit hoher Wahrscheinlichkeit mindestens einen überraschenden Geistesblitz.
Wiederholung ist ein perfekter Dünger für die Kreativität – probiere es aus!
Der KI-Impuls
Wenn es mal schnell gehen muss, kannst du ein Brainstorming, eine Mindmap oder diese drei Tools (Öffnet in neuem Fenster) zusammen mit der KI nutzen. Du kannst etwa sagen: „Bitte wende die SCAMPER-Methode auf Thema XY an“. Jede KI kennt diese Tools und wird dir Ideen liefern.
Allerdings wird das Ergebnis wieder ziemlich generisch daherkommen. Denn ChatGPT oder Gemini weiß dann nicht, was du weißt und schon gar nicht, was du willst. Weiter oben haben wir beim “Gedanken erweitern” die drei wichtigen Rahmenbedingungen genannt: Klarheit, Ressourcen und Emergenz. Auch eine KI benötigt Klarheit und Ressourcen. Zwar kannst du die Erholung vergessen. Aber sie muss ausreichend wissen, um gut zu antworten.
Deshalb kommt hier die vermutlich wichtigste Regel für gutes Prompten:
Kontext
Erwartung
Das ist DAS Frame für jeden Prompt.
1. Kontext
Gib der KI ausreichende Hintergrundinformationen: Worum geht es, was ist das Umfeld? Nur so kann sie sinnvolle, passende Vorschläge machen. In welche Richtung soll sie denken? Welche Informationen sind wichtig? Welche Ressourcen stehen ihr zur Verfügung?
2. Erwartung
Formuliere klar, was du als Antwort willst. Möchtest du eine Liste, eine Mindmap, ein kurzes Abstract, eine lange Ausarbeitung? Je genauer du das Ziel definierst, desto brauchbarer werden die KI-Ideen sein.
Und wenn es um neue Ideen geht, stresse sie ruhig: Verlange nicht „ein paar Ideen” oder fünf Ideen, sondern gleich 20. Und wenn da nur eine dabei ist, die dir gefällt, nimm diese eine und verlange 20 weitere Ideen, die in diese Richtung gehen. Erst, wenn nur noch Grütze herauskommt, hast du alles, was die KI beitragen kann.
Ein Beispiel:
Nicht:
„Liefere mir Ideen, wie ich mit der Renaissance von Modelleisenbahnen auf TikTok zum Influencer werde“.
Sondern:
Kontext: „Ich bin 30 Jahre alt und weiß alles über Modelleisenbahnen. Diese erleben eine Art Renaissance, da sie zum Entspannen ein optimales Hobby sind. Das habe ich HIER und HIER gelesen. Nun möchte ich das nutzen, um auf TikTok für Aufmerksamkeit zu sorgen und zum ersten deutschen Modelleisenbahn-Influencer zu werden. Ich suche nach kreativen Ansätzen für eine Strategie, Themen rund um Modelleisenbahnen, Formate und weitere Zielgruppen.“
Erwartung: „Wenn du mehr Informationen benötigst, stelle mir entsprechende Fragen. Immer eine Frage nach der anderen. Wenn du genug Informationen hast, liefere mir zuerst 10 weitere Zielgruppen, 10 spannende Formate für TikTok und 20 Themenideen. Im Anschluss werden wir gemeinsam eine Strategie entwickeln.“
Auf diese Weise bekommt die KI eine klare Richtung und vielseitige Ressourcen an die Hand. Du wirst sehen, wie sie mit dir zusammen spannende Impulse entwickelt.
Dein creativGPT
In der vergangenen Woche hast du eine Anleitung zum Bau eines eigenen Custom GPT und einige Infos dazu bekommen. Die Links dazu, im Anhang.
Dieses Mal möchte ich dir einen wichtigen Gedanken mitgeben:
Mäßige dich beim Input!
Es gibt drei gewichtige Gründe, warum die Informationen und Beispiele, die du der KI mitgibst, gut kuratiert sein sollten.
1. Verwirre nicht!
Stelle dir vor: Jemand erklärt dir wortreich den Weg durch ein riesengroßes Gebäude. Nebenbei erwähnt er oder sie die wunderbaren Wandgemälde und erzählt immer wieder Details über die Geschichte und die Familien der Handwerker, die beim Bau des Gebäudes geholfen haben.
Nun: Denkst du, du wirst den Weg finden?
Vermutlich nicht. Und auch eine KI wird sich angesichts der überflüssigen Informationen verlaufen. Jede Wette.
Das liegt nicht (nur) daran, dass zu viele Informationen ablenken. Sondern, dass die Konsistenz von Informationen sinkt, je umfassender und vielfältiger sie sind. Je mehr Dokumente du mit der KI teilst, umso mehr steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich widersprechen. Auch eine KI kann daran verzweifeln.
2. Beachte das Kontext-Fenster
Das Kontext-Fenster beschreibt die Menge an Informationen, die eine KI verstehen und im Gedächtnis behalten kann. Legst du mehr Informationen vor dieses Fenster, als durch es hindurch passen, gehen Teile verloren. Und zwar ohne, dass die KI dich warnt.
Daher ist es wichtig, prägnante, relevante und gut strukturierte Informationen bereitzustellen. Fokussiere dich auf die wichtigsten Aspekte deines Projekts oder deiner Anfrage und vermeide unnötige Abschweifungen. So hilfst du der KI , zielgerichtete, konsistente und qualitativ hochwertige Ergebnisse zu liefern – statt beliebigen Unsinn.
3. Lass Kreativität zu
Je detailreicher du die KI beauftragst, umso enger werden ihre Grenzen, in denen sie frei arbeiten kann. Für sehr einfache, klar umrissene und wiederkehrende Tasks ist das wünschenswert. Für kreative Aufgaben benötigt auch eine KI ausreichend Freiraum.
Vergiss also den häufig formulierten Ratschlag, möglichst viele Informationen in das LLM zu stopfen. Je klarer und fokussierter die wirklich nötigen Details formuliert sind, umso besser wird die KI ihre kreative Stärken einsetzen können.
Ein Schritt nach dem anderen
Das war’s. Denk dran: Dein Gedankenraum ist wie ein sehr beweglicher Muskel. Je öfter du ihn dehnst und herausforderst, desto weiter und beweglicher wird er.
Viel Vergnügen mit all den Tipps. Und wenn du die alten Newsletter lesen oder Zugriff auf die für die KI aufbereiteten Daten haben möchtest: Das Abonnement findest du hier (Öffnet in neuem Fenster).
Paul Jonas
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Hier nun die Daten für dein creativGPT:
Eine (längliche) Anleitung: https://www.contentman.de/content-marketing/wie-du-dein-eigenes-customgpt-baust-nicht-nur-fuer-kreative-koepfe/ (Öffnet in neuem Fenster)
Ein (von dir zu individualisierender) Prompt für das Custom GPT: https://www.contentman.de/anweisungen-fuer-ein-customgpt-creativgpt/ (Öffnet in neuem Fenster)
Mein CREATIV Custom GPT: https://chatgpt.com/g/g-O8Dnd0os4-creativ (Öffnet in neuem Fenster)
Den Zugang zu den Dokumenten für dein eigenes CustomGPT bekommst du direkt nach der Anmeldung. Falls du den Link verloren hast, schicke mir eine E-Mail an paul@contentman.de (Öffnet in neuem Fenster)