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Du brauchst Feedback!

Ich weiß: Nichts schmerzt Autor:innen mehr, als ein ungerechtes oder vernichtendes Feedback. Ich selbst bin eh nicht kritikfähig – kenne den Schmerz also besonders gut. Aber ich weiß auch: Es muss sein! Zum Glück gibt es eine Methode, wie das Feedback fair und für beide Seiten hilfreich erledigt werden kann. Versprochen.

Als Journalist hat mich die – zunächst vernichtende – Kritik des Chef-Reporters der Stuttgarter Nachrichten wirklich voran gebracht. Als freier Mitarbeiter der Wochenzeitschrift „Die Woche“ bekam ich nach jeder Text-Abgabe mehr als eine Stunde lehrreiche Kritik zu hören. Beides war hilfreich aber sehr schmerzhaft.

In einem Kurs für Creative Writing bei Hanne Landbeck von Schreibwerk (Öffnet in neuem Fenster) habe ich schließlich gelernt, wie ein gutes Feedback auszusehen hat. Mit „gut“ ist gemeint, ein für beide Seiten hilfreiches Feedback. Die drei Stufen dieser Methode habe ich in meinen Seminaren immer wieder geprüft und konnte erleben, wie hilfreich es wirklich ist.

Die Magie der Methode ist, dass dabei beide Seiten maximal lernen. Wer das Feedback bekommt, lernt seine Schwächen aber auch seine Fehler kennen. Und auch wer das Feedback gibt, trainiert dabei seinen Schreibmuskel. Klar: Wer in einem fremden Text einen unrunden Satz oder eine besondere Qualität findet und gut formuliert, schärft den eigenen Sprachstil sowie den Umgang mit Wörtern und Sätzen. Jedenfalls, wenn das Feedback wertschätzend formuliert ist.

Voraussetzung dafür ist nur, dass du dir möglichst bald wohlmeinende Kolleg:innen suchst, mit denen du wechselseitig diese Art des Feedbacks übst. Ich verspreche dir, dass immer beide davon profitieren.

Einige Vereinbarungen

Bevor ihr dann startet, könnt ihr einige Regeln vereinbaren, die bei einem Feedback immer passen sollten. Diese richten sich hier an beide Seiten.

Doch dazu noch eine Bemerkung: Falls du keine Kolleg:innen hast, mit denen du so etwas besprechen kannst, kannst du trotzdem davon profitieren. Denn es genügt schon, wenn die feedback-gebende Person diese Regeln und die Methode kennt. Wenn du beim nächsten Feedback, oder wenn du einfach nur mal so nach deiner Meinung zu etwas gefragt wirst, diese Regeln „heimlich“ anwendest, wirst du erkennen, wie sich dein Gegenüber deinen Anmerkungen öffnet und diese dankbar umsetzt. Und du hast zusätzlich deinen Teil gelernt.

Das hilft dir zwar nicht für die Feedbacks deiner Texte. Aber es ist besser als nichts.

Es geht damit los, was Feedbackgebende beachten sollten:

  • Feedback nur geben, wenn Feedback gewünscht ist. Nur, wenn die feedback-nehmende Person darum bittet oder es im Workflow wirklich dran ist, sollte ein Feedback gegeben werden.

  • Fehler entstehen durch „Textblindheit“. Niemand kann einen perfekten Text schreiben. Was woanders „Betriebsblindheit“ heißt, nenne ich „Textblindheit“ unter der alle Autor:innen leiden. Es gibt also keinen Grund zu glauben, jemand wäre besser oder schlechter.

  • Erstleser:in vs. Besserwisser:in. Im Feedback muss klar sein, dass sich Schreibende schon intensiver mit dem Text beschäftigt haben als die Lesenden. Also können sie nur Hinweise geben – die die Schreibenden dann verwenden oder nicht.

  • Der Text muss aufmerksam und bis zum Ende gelesen werden. Erst wenn ein Content-Stück in seiner Gesamtheit erfasst wurde, sollte darüber geurteilt werden. Kritik während des Lesens ist meist inkompetent.

  • Die Stilfrage beachten. Schreiben ist eine individuelle Arbeit; entsprechend individuell ist das Ergebnis. Also bitte keine Stilfragen diskutieren.

  • Vergiss Rechtschreibung und Grammatik. Für die Lesung nach Schreibfehlern braucht es ein Korrektorat. Das wird manchmal verwechselt. Aber merke: Schreibfehler brauchen kein Feedback sondern müssen schlicht korrigiert werden.

Es gibt aber auch etwas, das Feedbacknehmende beachten sollten:

  • Feedback geben ist Arbeit. Niemand kritisiert dich zum Spaß. Es kostet Zeit und Energie, einen Text zu lesen und offen darüber zu reden. Sei also immer dankbar.

  • Es sind Vorschläge, keine Gottesurteile. Du hast dich länger mit der Thematik und dem Text beschäftigt als jeder andere Mensch auf der Welt. Deshalb bist du der Experte. Nimm die Vorschläge wohlwollen auf und prüfe sie. Aber entscheide selbst, ob du sie umsetzt.

Kurz gesagt, geht es beim Feedback um ein wohlmeinendes Gespräch über den Inhalt, den Schreibfluss und die Formulierungen in einem Text. Die Basis dafür sind die drei F-Fragen.

Die drei F-Fragen

Ein guter Anhaltspunkt sind die drei folgenden Feedback-Fragen. Diese müssen nicht formelhaft nacheinander abgearbeitet werden. Doch sie bieten einen guten Rahmen.

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