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#228 Matthias Förtsch – Revolution im Klassenzimmer: Warum Schule anders sein muss

Schon beim Betreten dieser Schule merkt man: Hier ist etwas anders. Das typische Schrillen der Schulglocke? Fehlanzeige. Statt Taktung und starren 45-Minuten-Einheiten prägen Flexibilität und Offenheit den Schulalltag. Schülerinnen und Schüler lernen dort, wo es für sie am besten passt – auf dem Teppich, in Sitzecken oder in kleinen Rückzugswaben an den Wänden. Matthias Förtsch, Schulleiter des Gymnasiums am Bischof-Sproll-Bildungszentrum in Biberach, packt die Dinge an und stellt sein Bildungssystem auf den Kopf. Oder auf die Füße? Matthias vertraut auf die Eigenmotivation der Jugendlichen: „Ich glaube, sie bringen eine hohe intrinsische Motivation mit – sie wollen einfach Dinge wissen.“

Diese Offenheit steht im Kontrast zur traditionellen Vorstellung von Schule, die Matthias als „Doing School“ bezeichnet: Aufgaben erledigen, kurz vor der Prüfung noch schnell lernen und das Gelernte danach wieder vergessen. Doch dieses Modell hält er für veraltet. Die Welt verändert sich rasant und Schule muss sich anpassen. „Wir entlassen die Schülerinnen und Schüler in eine Zukunft, die grundlegend anders aussieht als heute. Da gibt es einen gewaltigen Zeitversatz“, sagt Matthias.

Ein zentrales Thema in Matthias Schule ist die Digitalisierung. Wir müssen verstehen, wie digitale Möglichkeiten unser Zusammenleben und unsere Kommunikation grundlegend verändern“, so Matthias. Die Corona-Pandemie habe gezeigt, dass viele Schulen zwar gezwungen waren, den Unterricht digital zu gestalten, doch die Lernkultur selbst sei dabei oft unverändert geblieben.

Matthias fordert, dass Schulen nicht nur Wissen vermitteln, sondern den jungen Menschen ermöglichen, diese komplexe und digitalisierte Welt aktiv mitzugestalten. „Wir müssen sie in die Lage versetzen, die Gesellschaft zu verändern“, sagt er. Hierbei betont er auch die Bedeutung der Zusammenarbeit aller Beteiligten – Schüler, Lehrer, Eltern und externe Partner. In seiner Schule beispielsweise arbeiten Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit Lehrkräften an neuen Lernformaten und setzen sich kritisch mit Themen wie der Nutzung von Künstlicher Intelligenz auseinander.

Ein wichtiger Punkt in Matthias pädagogischem Konzept ist die Förderung von Zuversicht. „Wir müssen die Schülerinnen und Schüler nicht nur für Prüfungen vorbereiten, sondern sie stark machen für die Herausforderungen von morgen“, erklärt er. Es gehe darum, sie zu ermutigen, die Zukunft nicht als Bedrohung zu sehen, sondern als etwas, das sie selbst gestalten können.

Matthias und seine Schule sind ein Beispiel dafür, dass es auch in einem trägen Schulsystem möglich ist, innovativ und zukunftsorientiert zu arbeiten. Die Schule der Zukunft, so Matthias, müsse den einzelnen Menschen in den Mittelpunkt stellen und ein Umfeld schaffen, in dem echte, tiefe Lernprozesse stattfinden können – abseits der traditionellen Strukturen und Prüfungsformate.

Mit Leidenschaft und Entschlossenheit treibt Matthias diesen Wandel voran und zeigt: Bildung ist mehr als nur Wissensvermittlung. Sie ist die Grundlage dafür, dass die kommenden Generationen die Welt gestalten können – mit Mut, Zuversicht und dem festen Glauben, dass die Zukunft in ihren Händen liegt.

Zu Gast: Matthias Förtsch, (Öffnet in neuem Fenster)Schulleiter am Gymnasium des Bischof-Sproll-Bildungszentrum (Öffnet in neuem Fenster) in Biberach. Er ist zudem Autor und Coach für die Themen Schulentwicklung und Kultur der Digitalität. 

Folge 217 mit Micha Pallesche – Was bedeutet Zukunft für Schule? (Öffnet in neuem Fenster)

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