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Drei Bücher, ein Thema: Comics mit Natur

In meinem ersten Post über Comics (Öffnet in neuem Fenster) habe ich euch schon vorgeschwärmt: Es gibt inzwischen so viele megagute Comics für Kinder - und ich habe bisher komplett daran vorbeigelesen! Damit ist jetzt aber Schluss, und ich werde euch hier immer mal wieder neue Kindercomics vorstellen. Diesmal sind drei Bücher dran, in denen die Natur eine Rolle spielt. Und wenn ihr weitere gute Comics kennt (ob mit oder ohne Natur): Schreibt mir! Als Mitglieder*innen könnt ihr mir Nachrichten schicken und meine Beiträge kommentieren.

Lylian, James Christ, Aureyre Lorien: Die Giganten

"Die Giganten" ist eine auf sechs Bände angelegte Comic-Reihe, von der die ersten drei Bände bereits erschienen sind und der vierte Band im September folgen wird. In jedem Band entdeckt ein Kind an einem anderen Ort der Welt, dass es mit einem riesigen Naturgeist verbunden ist, einem Giganten. Im ersten Band findet Erin in Schottland zum Pflanzen-Giganten Yrso, im zweiten Band Siegfried in Deutschland zum Wasser-Giganten Adryel. Gleichzeitig weckt Bösewicht Crossland mit seiner Crew in Grönland den Giganten Alyphar, der ein übermächtiger Gegner zu sein scheint. Gemeinsam wollen sie die anderen Giganten überwältigen und deren Welt und die ihrer verbündeten Kinder zerstören. Um das zu verhindern, schließen sich die Giganten und die Kinder zusammen.

Ich warne euch vor: Wenn ihr die ersten Bände kauft, kann das Warten auf die Folgebände schwer werden. Diese Comics sind der Wahnsinn! Die Geschichten sind stark, die Figuren divers, und die Zeichnungen sind beeindruckend, stellenweise überwältigend. Sie leben nicht nur von den kraftvollen Naturriesen, sondern auch von dem Größenunterschied zu den Menschenkindern: So sieht man manchmal von den Giganten nur Details, dafür die Kinder nah; manchmal die Kinder als winzige Figuren neben den Wesen in voller Größe. Den Eindruck, den die Darstellung auf die Kinder machen, sollte man nicht unterschätzen; ich würde die Reihe daher nicht uneingeschränkt schon ab 7 empfehlen - dafür begeistert sie auch ältere Kinder (sagt meine Tochter mit 11) und Erwachsene (sage ich).

Carlsen Verlag, ab 7 Jahren (für sanfte Gemüter eher ab 8 oder 9 Jahren), 12 Euro.

Cover des Comics "Die Giganten - Erin" von Lylian, Drouin und Lorien aus dem Carlsen Verlag

Fabien Grolleau, Jérémie Royer: Charles Darwin und die Reise auf der HMS Beagle

Charles Darwin kennen wir heute vor allem für seine Evolutionstheorie. Die Grundlage für seine wissenschaftlichen Entdeckungen lieferte eine mehrjährige Reise auf dem Forschungsschiff "Beagle". In starken Bildern - mal in kleinen Kacheln, dann wieder im starken Querformat oder auch seitenfüllend - erzählt dieser Comic die Geschichte des jungen, ständig seekranken angehenden Wissenschaftlers während der fast fünfjährigen Reise und natürlich seine wichtigste Entdeckung: die verschiedenen Finken auf den Galapagos-Inseln. Besonders die Naturdarstellungen haben es mir angetan, egal ob Eislandschaft, gebirgiger Dschungel oder das unendliche Meer: Sie vermitteln eindringlich, wie sehr die Reisenden der Natur ausgeliefert waren, die sie erforschten.

Was heute allerdings oft vergessen oder zumindest nicht miterzählt wird, sind die Umstände der damaligen Zeit, in der Darwin reiste: Mitte des 19. Jahrhunderts war Sklaverei allgegenwärtig; Menschen indigener Völker galten als unterentwickelt und wurden mit brutalen Methoden zwangsmissioniert, "umerzogen", misshandelt oder umgebracht. Dieser Comic blendet diesen Teil der Geschichte nicht aus, was vermutlich auch der Grund ist, warum ihn der Knesebeck Verlag gar nicht als Kinderbuch herausgebracht hat. Für interessierte, ältere Kinder finde ich ihn aber gerade deshalb so empfehlenswert.

Knesebeck Verlag, ab 12 Jahren (meine Einschätzung), 28 Euro.

Cover des Comics "Charles Darwin und die Reise auf der HMS Beagle" von Fabien Grolleau und Jérémie Royer aus dem Knesebeck Verlag.

Anke Kuhl: Lehmriese lebt!

Anke Kuhl ist die Meisterin des frechen Kindercomics, und dieser hier macht keine Ausnahme. Olli und Ulla finden am Bach eine Menge allerbesten Lehm und bauen daraus einen Lehmriesen. Was sie nicht ahnen: Über Nacht wird der Riese lebendig und bringt Chaos in die spießige Stadt. Der Förster lässt ihn im Wald Unkraut zupfen (Farn, Ahorn und alles andere, was keine Douglasie ist), der Friseur will, dass er einer Kundin die Haare wäscht, und die Kuh am Eisstand besteht darauf, dass er das Eis bezahlt, das sie ihm gegeben hat. Das alles klappt natürlich nicht so, wie es soll, und vor lauter Frust wütet der Lehmriese erst im Supermarkt und setzt sich dann aufs Rathausdach, von wo ihn die Feuerwehr herunterspritzen will. Olli und Ulla wollen zuerst gar nicht zugeben, dass sie den Lehmriesen gebaut haben. Aber kaputtspritzen lassen wollen sie ihn auch nicht. Doch erst als sich herausstellt, dass der Lehmriese - wie die Figur des Golems aus jüdischen Legenden - nur auf seine Erschaffer*innen hört, dürfen die Kinder das Kommando übernehmen und ihren neuen Spielgefährten retten.

Was für eine herrlich schräge Geschichte! Die Erwachsenen sind allesamt so, wie Kinder sie oft sehen: fürchterlich erwachsen und langweilig begriffsstutzig. Der Friseur ist übrigens ein Käfer, der Feuerwehrmann ein Vogel, und einer der Supermarktbesucher trägt ein Einhorn. Wer sich da beim Lesen wundert, ist eindeutig zu erwachsen für dieses Buch.

Reprodukt Verlag, ab 6 Jahren, 18 Euro.

Cover von "Lehmriese lebt!" von Anke Kuhl aus dem Reprodukt Verlag.

Kategorie Drei Bücher, ein Thema

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