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01.07.2019, 01:55

mein geliebtes kind. eines meiner lieblingslieder heißt „und dann warten“. meine füße und knöchel sind voll wasser vom sitzen und warten. vom hoffen und bangen. ich sollte hier nicht sitzen. ich sollte liegen. ich habe dich vor nicht sechs tagen entbunden und mein körper erinnert mich daran mit dicken füßen. heute nacht konnte ich das erste mal seit freitag nachmittag wirklich schlafen und liegen. und auch, wenn ich in dieser zeit nicht unmittelbar bei dir sein kann, erhole ich mich, um so viel bei dir sein zu können wie möglich. ich habe verstanden, dass ich mit dir gemeinsam betroffen bin: du schwerkrank, ich erschöpft. und dass das sein darf. und dass wir alle gesund werden müssen. körperlich zunächst. dann emotional. und ich bin froh, dass das warten macht, dass ich zeitweise mehr fühle als ich ertragen kann. aber ich fühle etwas. und ich weiß, dass du das auch tust. dass du fühlst, dass wir da und stark für dich sind. und dass wir alles dafür tun, dass wir das hier gesund überstehen. und dass das wasser in meinen füßen das kleinste problem ist. ich liebe dich, deine mama.

Fritzi ist sechs Tage alt und eine Krankenschwester ruft mir auf dem Stationsflur hinterher, dass irgendwann ja auch mal gut sein müsse mit dem Weinen.

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Kategorie Briefe an Fritzi

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