Thema der Woche: Die Frauen-Nationalmannschaft vor der WM
von Christoph Fetzer
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Das Ticket nach Mailand ist gelöst, jetzt will Deutschland auch eine erfolgreiche WM spielen. © City-Press
Er hat das M-Wort in den Mund genommen. Frauen-Bundestrainer Jeff MacLeod sprach auf einer Pressekonferenz im Vorfeld der Weltmeisterschaft tatsächlich von einer Medaille. Nun muss man das sicher nicht auf die Goldwaage legen. Eigentlich sollte jede Mannschaft, die bei einem Turnier startet, nach dem besten Ergebnis streben, auch wenn eine Medaille bei weitem nicht für alle realistisch ist. Aber in diesem Fall zeigt MacLeods Aussage, dass die Ansprüche der deutschen Nationalmannschaft mittlerweile auch bei den Frauen gestiegen sind.
Die Entwicklung ging rasant. 2022 war Deutschland eigentlich schon abgestiegen, im entscheidenden Spiel gegen Dänemark traf Tanja Eisenschmid 0,1 Sekunden vor Ende zum 3:2 und sicherte buchstäblich in letzter Sekunde den Klassenerhalt. 2023 qualifizierte sich Deutschland als Gruppenzweiter für das Viertelfinale, vor einem Jahr sogar noch souveräner als Gruppenerster mit vier Siegen in vier Spielen. Das Viertelfinale ging nur knapp mit 0:1 gegen Tschechien verloren, im Spiel um Platz fünf hätte Deutschland beinahe die Schweiz geschlagen, am Ende hieß es 2:3 nach Verlängerung.
Von WM zu WM hat Deutschland einen Schritt nach vorne gemacht. Für die Olympia-Qualifikation gilt das gleiche. 2021 in Füssen war die Mannschaft noch am Boden. Als Favorit ging Deutschland ins Turnier, vermasselte sich aber schon durch das 0:3 im ersten Spiel gegen Österreich die Quali. Vor zwei Monaten in Bremerhaven ein ganz anderes Bild: Deutschland wurde der Favoritenrolle dieses Mal gerecht, trat selbstbewusst auf, schlug nacheinander Österreich, die Slowakei und Ungarn und qualifizierte sich für die Olympischen Spiele, zum ersten Mal seit 2014.
Mit fast der identischen Mannschaft, die vor einem Jahr WM-Sechste wurde und anschließend die Olympia-Qualifikation schaffte, tritt Deutschland jetzt bei der Weltmeisterschaft im tschechischen Budweis an. Das Team ist eingespielt, die Chemie auf dem Eis und in der Kabine stimmt, die Philosophie von Trainer Jeff MacLeod - bei der WM 2023 als Co-Trainer zum ersten Mal dabei und dann zum Head Coach aufgestiegen - haben die Spielerinnen verinnerlicht. Die deutsche Mannschaft ist gewachsen, sie ist tief besetzt, hat mit Sandra Abstreiter und Laura Kluge mittlerweile zwei PWHL-Profis und mit den Welcke-Schwestern Lilli und Luisa sowie Svenja Voigt und Nina Jobst-Smith gut ausgebildete College-Spielerinnen (Nina Christof fällt dieses Mal verletzt aus). Die anderen Leistungsträgerinnen spielen entweder im europäischen Ausland (Emily Nix, SDE HF/Schweden) oder können in der Bundeswehr-Fördergruppe unter professionellen Bedingungen trainieren.

Laura Kluge wechselte nach der Olympia-Qualifikation im Februar zu den Toronto Sceptres in die nordamerikanische Profiliga PWHL.
Dass Deutschland einen Platz unter den ersten drei der schwächeren Gruppe B belegt, sich fürs Viertelfinale qualifiziert und damit auch den Klassenerhalt holt, davon kann man mittlerweile fast schon ausgehen. Und doch kann der spezielle Modus, der in diesem Jahr ein letztes Mal angewandt wird, dafür sorgen, dass das Turnier für Deutschland im Viertelfinale schon wieder vorbei ist. Die Teams der stärkeren Gruppe A sind alle automatisch für die K.o.-Phase qualifiziert. Deutschland muss die Gruppe B gewinnen, um im Viertelfinale einem Duell mit den absoluten Topnationen Kanada und den USA aus dem Weg zu gehen. Die drei anderen Gegner in einem möglichen Viertelfinale - Tschechien, Finnland und die Schweiz - kann Deutschland schlagen, wenn alles passt. Ein Sieg gegen Kanada oder die USA wäre eine Sensation.
Viel kommt also gleich auf das erste Gruppenspiel am Mittwoch um 11 Uhr gegen Schweden an. Das sind die beiden Teams, die die besten Chancen auf den Gruppensieg haben - und damit auch darauf, Kanada und den USA erst einmal aus dem Weg zu gehen. Eine Medaille bedeutet das zwar noch lange nicht. Aber ein Schritt in diese Richtung wäre gemacht.
Die deutschen Spiele (live und kostenlos bei Magenta Sport):
Mittwoch, 9. April, 11 Uhr: Deutschland - Schweden
Samstag, 12. April, 15 Uhr: Deutschland - Norwegen
Montag, 14. April, 11 Uhr: Deutschland - Ungarn
Dienstag, 15. April, 15 Uhr: Deutschland - Japan