Einstieg in den Gewaltkreislauf - Wenn Täter zuschlagen
Mit meinem Artikel »Gewaltkreislauf - Verantwortungsabgabe in Perfektion (Öffnet in neuem Fenster)« gehe ich darauf ein, welchen Tatgewinn Täter, also männliche Partner oder Ehemänner, durch ihren Übergriff erzielen.
In diesem Artikel möchte ich klarstellen, dass Männer, die zuschlagen, schon vorher in den Gewaltkreislauf eintreten.
Wie kann er seine eigene Ehefrau schlagen?
In der Öffentlichkeit führt »Häusliche Gewalt« nach wie vor ein Schattendasein. Das liegt daran, dass die meisten Taten gar nicht in der Öffentlichkeit bekannt werden.
Im Grunde entsteht ein kurzzeitiges Interesse in der Öffentlichkeit immer nur dann, wenn auf irgendeine Weise »Spektakuläres« durch Medien in die Öffentlichkeit gezerrt werden kann. Die Schlagzeilen betreffen dann Morde oder Tötungen von Frauen durch ihren Partner oder Ehemann oder Ex-Partner oder Ex-Ehemann.
Diese Taten im sogenannten Hellfeld bestimmen nicht nur die öffentliche Wahrnehmung, sondern auch einen Großteil des gesellschaftlichen Umgangs mit »Häuslicher Gewalt« und der Debatte über »Häusliche Gewalt«.
»Wie kann der seine Ex-Partnerin umbringen?«
Diese Frage, oder so ähnlich, stellen wir uns, wenn wir von einem neuerlichen Mord durch einen Mann erfahren.
Bei körperlichen Übergriffen, ohne tödliche Folgen, fragen wir uns, wie es ein Mann fertigbringt, seine Partnerin, die er (angeblich) liebt, zu schlagen, also körperlich zu verletzten und damit ihre Gesundheit zu gefährden.
Entpersonalisierung des Opfers
Vor seiner Tat durchläuft ein Täter mehrere Phasen, in denen er Entscheidungen trifft, mit denen er die nächste Phase im Gewaltkreislauf möglich macht. Letztendlich folgt ein Täter also einem Programm, dessen Inhalt er kaum beeinflussen kann. Das heißt allerdings nicht, dass er für seine Übergriffe nicht allein verantwortlich ist.
Am Ende des Gewaltkreislaufs entscheidet ein Täter, seine Partnerin oder Ehefrau zu entpersonalisieren. Dadurch nimmt er sie nicht mehr als Person wahr; auch nicht als die Person, die er liebt.
Nur durch seine Entpersonalisierung ist er später dazu in der Lage, seine Partnerin oder Ehefrau körperlich zu verletzen, ihr in den Bauch zu treten, ihr ins Gesicht zu schlagen oder sie zu würgen.
Wenn er das erste Mal überhaupt zuschlägt, trifft er auch die Entscheidung, seine Partnerin oder Ehefrau nicht mehr als Person wahrzunehmen. Wenn er schließlich zuschlägt, erreicht er einen Tatgewinn (Öffnet in neuem Fenster).
Fortan durchläuft er seinen Gewaltkreislauf und vor jeder erneuten Tat nimmt er seiner Partnerin das Menschliche und Verletzliche durch seine Entpersonalisierung.
Da seine Entpersonalisierung fester Bestandteil seines Gewaltkreislaufs ist, bringt er es immer wieder fertig, seine Partnerin oder Ehefrau körperlich zu verletzen.
Beenden des Gewaltverhaltens
Erst wenn er sich Unterstützung organisiert, beispielsweise durch einen Gewaltberater oder Phaemoberater, kann er daran arbeiten, seinen Gewaltkreislauf zu beenden, indem er ihn verlässt.
Oder das betroffene Opfer, seine Partnerin oder Ehefrau, verlässt den Täter und geht zum Beispiel in ein Frauenhaus, sodass der Täter nicht mehr zuschlagen kann.
Eines muss klar gesagt werden. Täter sind allein nicht in der Lage, ihr Gewaltverhalten zu beenden, da sie die Dynamik ihres eigenen Handelns im Gewaltkreislauf nicht verstehen, die Wirkung auf sich selbst völlig falsch einschätzen. Wenn sie ihrer Partnerin immer und immer wieder versprechen, nicht mehr zuzuschlagen, gehen sie davon aus, das auch hinzubekommen.