Gefühle leiten uns
Du interessierst Dich für Dich selbst und Deine Beziehungen. Deshalb liest Du diesen Artikel bei »Aufklärung tut Not«. Nimm eine andere Haltung zu Deinen Gefühlen ein!
Wie geht es Dir?
Kannst Du in diesem Moment, Du hast just diesen Artikel aufgerufen, sagen, wie es Dir geht?
Wenn wir die Frage »Wie geht es Dir?« gestellt bekommen, antworten wir oft mit »Gut« oder »Alles OK« oder »Geht schon«.
Tatsächlich wissen wir dann oft nicht, wie es uns wirklich geht. Das bedeutet, wir können oft nicht sagen, welches Gefühl wir aktuell haben. Das ist nicht grundsätzlich problematisch. Denn manchmal sind wir ohne konkretes Gefühl oder mit mehreren Gefühlen konfrontiert.
Phänomene jedweder Art lösen bei uns Gefühle aus. Und die Phänomene, die ich meine, erzeugen unsere Mitmenschen bei uns entweder durch eine Handlung oder durch eine Aussage, also, wenn sie etwas zu uns sagen. Und das schaffen sie oft, obwohl sie es gar nicht beabsichtigen.
❗️Wie geht es Dir also jetzt? Versuche innezuhalten und zu ergründen, was bei Dir in diesem Moment ist.
😉Vielleicht bist Du müde oder einsam. Kannst Du ein Gefühl ausmachen?
Deine Haltung zu Deinen Gefühlen
Darfst Du Gefühle überhaupt haben?
Wirklich?
Du solltest ehrlich mit Dir selbst sein! Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass wir, fast jeder, nur wenige Gefühle als für uns erlaubt erachten.
Anders formuliert, gewähren wir uns nur eine Hand von Gefühlen ohne Abstriche. Das bedeutet, wir verbieten uns, bestimmte Gefühle zu haben.
Ja, aber warum?
Das ist Wahnsinn, möchte man meinen. Warum verbieten wir uns, Gefühle zu haben? Es ist doch nur zu menschlich, Gefühle zu erleben.
Und dennoch haben wir alle, oder die meisten von uns, Gründe, unsere Gefühle zu beseitigen, wegzuschieben oder zu unterdrücken.
Wir machen als Kind die Erfahrung, dass uns ein bestimmtes Gefühl nicht weiterbringt
Und/Oder uns wird von unseren Eltern (Mutter/Vater) ein Gefühl untersagt oder suggeriert, dass es sich als Mädchen (Frau) bzw. Junge (Mann) nicht schickt, ein bestimmtes Gefühl zu haben
Gibt es negative Gefühle?

Bild von Geno Crescoli (Öffnet in neuem Fenster) bei Pixabay
Obwohl die Frage schon die Antwort suggeriert, ist es für Dich wichtig, Dich mit der Antwort ernsthaft auseinanderzusetzen.
Nein!
Es gibt negative Gefühle nicht. Das ist eine Erfindung, von der ich nicht sagen kann, wer für sie (die Erfindung) verantwortlich ist.
Ziemlich sicher resultiert sie aus der Konfrontation mit irgendeinem Gefühl irgendeiner Person, wo und wann auch immer sie stattgefunden haben mag.
Körperliches Erleben von Gefühlen
Selbstverständlich erleben wir Gefühle, wenn wir sie merken, auch körperlich. Das kann ein triftiger Grund sein, beispielsweise Traurigkeit nicht haben zu wollen. Doch der wesentliche Grund für unsere Neigung, unsere eigenen Gefühle - unsere eigenen - zu bewerten, ist ein anderer. Nichts anderes bedeutet es, wenn wir Gefühle als negativ bezeichnen. Wir bewerten sie.
Warum bewerten wir Gefühle?
Wir machen Erfahrungen. In unserer Kindheit erfahren wir Gefühle und wir erleben, wie unsere Mütter und Väter mit unseren Gefühlen umgehen.
Wir kommen irgendwann zu einem Ergebnis.
Gefühl A ist nicht nützlich
Gefühl B ist nützlich
Denn wir erfahren, ob unsere Eltern uns mit unseren Gefühlen akzeptieren bzw. annehmen. Wir erfahren, ob wir mit unseren Gefühlen auf irgendeine Weise weiterkommen.
Tröstet uns unsere Mutter oder unser Vater, wenn wir traurig sind? Kann unser Vater merken, sehen und vor allem anerkennen, wenn wir überfordert sind?
Was macht Phänomene aus?
Phänomene stehen in einem engen Zusammenhang mit unseren Beziehungen, also auch mit Deinen Beziehungen. Es ist also nicht von Wetter-Phänomen die Rede.

Bild von JHGilbert (Öffnet in neuem Fenster) bei Pixabay
Phänomene, die bezüglich unserer Beziehungen relevant sind, erzeugen unsere Mitmenschen durch ihr Verhalten. Oder sie sagen etwas zu uns und wir sind mit Gefühlen konfrontiert.
Komplexität der Phänomene
Mir wurde mit der Zeit klar, dass diese Art der Phänomene oft nicht leicht zu identifizieren ist. Anders gesagt, ist es oft eine Herausforderung, den Kern eines Phänomens zu identifizieren.
Erschwerend kommt hinzu, dass Phänomene oft mehrere Teil-Phänomene beinhalten.
Beispiel
Unser Partner kommt zum wiederholten Male verspätet von der Arbeit; also später als wir es erwarten (dürfen).
Allein dadurch ergeben sie mindestens 2 Teil-Phänomene.
Unser Partner entspricht nicht unserer Erwartung
Erneut kommt unser Partner zu spät
Aufgrund des 1. Phänomen können wir enttäuscht sein. Das zweite Phänomen mag bei uns Frustration auslösen. Weitere Phänomene sind in einer solchen Situation durchaus möglich.
Bedenke also, dass eine Handlung oder eine Aussage ein Phänomen erzeugt, welches schnell 10 Teil-Phänomene und damit verbundene Gefühle erzeugt.
Beim Umgang mit solchen Phänomenen stehen wir nach meiner Erfahrung immer vor einer Herausforderung: herauszubekommen, welches Phänomen für uns das für uns entscheidende Phänomen ist. Oder anders gesagt, was für uns der Kern eines Phänomens ist.
Wozu sind Gefühle gut?
Das ist erst einmal eine recht absurde Frage. Denn, wie ich schon einmal ausgeführt habe, kommen wir ja in unserer Kindheit zu der Entscheidung, dass diverse Gefühle nicht gut sind, sondern negativ.
Für viele Männer, und auch Frauen, ist es also abwegig, diese Frage überhaupt zu stellen. Es ist für viele Mitmenschen völlig normal und Teil ihrer Identität, die meisten Gefühle nicht zu erleben bzw. nicht erleben zu müssen. Wenn jemand perfekt darin ist, seine Gefühle zu beseitigen (Öffnet in neuem Fenster), dann wird er nicht mitbekommen, dass ihm (oder ihr) etwas fehlen könnte.
Im Erwachsenenalter jedoch werden alle Gefühle gebraucht; nicht nur für die eigene Lebensgestaltung, sondern auch für die Beziehungsgestaltung.
Bis zum nächsten Mal
Freundliche Grüße
Michael