Kommunikation zwischen Mann und Frau

Du interessierst Dich für Dich selbst und Deine Beziehungen. Deshalb liest Du diesen Artikel bei »Aufklärung tut Not«. Glaube nicht, dass es eine männliche und eine weibliche Kommunikation gibt!

Hallo, und willkommen, bei »Aufklärung tut Not«,

die Kommunikation zwischen Mann und Frau ist oft Thema in unterschiedlichsten Medien. Das ist für mich nicht verwunderlich. Denn die Kommunikation zwischen Frau und Mann kann sehr missverständlich sein. Damit kann sie sich auf eure Beziehungen in Partnerschaft oder Ehe störend auswirken.

In einem Artikel aus dem Jahre 2018 (Öffnet in neuem Fenster) bei der “Kölnischen Rundschau” wird schon in der Überschrift die These aufgestellt, dass Kommunikation ein Beziehungskiller ist. Und es wird versucht, zu erklären, warum Frauen anders sprechen als Männer. Auch dieser Artikel gibt mir Anlass, mich ein wenig näher mit der Kommunikation zwischen Frau und Mann zu beschäftigen. Dabei nehme ich einen weiteren Artikel zum Thema auf.

Ich bedanke mich ausdrücklich für die Unterstützung aller Aufklärung-tut-Not-Mitglieder, die damit meine Aufklärung auch in der Zukunft möglich machen.

Michael

Beziehungskiller Kommunikation

Selbstverständlich kann Kommunikation kein Beziehungskiller sein. Für den Verlauf eurer Beziehung seid ihr als Paar jeweils zu 50 % verantwortlich. Dies gilt auch für eure Kommunikation. Das 4 Ohren Modell (Öffnet in neuem Fenster) ist durchaus hilfreich, denn es weist darauf hin, dass wir in einem Gespräch im Wechsel Sender und Empfänger sind.

Mit eurem Verhalten als Sender (Öffnet in neuem Fenster) und eurem Verhalten als Empfänger nehmt ihr nicht nur Einfluss auf eure Kommunikation, sondern auch auf die Entwicklung eurer Beziehung in eurer Partnerschaft oder Ehe.

Kommunikation zwischen Mann und Frau im Beruf

Der Artikel geht zunächst auf die Kommunikation zwischen Mann und Frau im beruflichen Kontext ein. Es wird behauptet, dass Frauen auch bei Gesprächen mit Kollegen die Frage “Wie geht es Ihnen?” stellen und damit nach deren Befinden fragen. Männer halten das angeblich eher für unpassend. Diese Behauptung wird mit einer angeblichen statistischen Wahrscheinlichkeit hinterlegt.

Wie geht es Ihnen? ist zweifellos eine Frage. Doch ist es wirklich ein No-Go, eine solche Frage einem Kollegen zu stellen. Ich frage mich das wirklich. Halten Männer dies im allgemeinen wirklich für ein No-Go? Ich weiß es nicht!

Aus meinen eigenen Erfahrungen im Beruflichen kann ich das weder verneinen noch komplett bejahen. Es ergeben sich für mich Zweifel, ob dies eine Frage von Frausein und Mannsein ist. Ich kann nur für mich sagen, dass ich die Frage für kein No-Go halte.

Es ist meines Erachtens auch nicht entscheidend. Viel wichtiger ist doch, wie Männer auf solche Fragen tatsächlich reagieren. Eines ist gewiss. Eine solche Frage sollte Frau oder Mann nur stellen, wenn er oder sie wirklich eine qualifizierte Antwort möchte.

Small Talk über Dinge, nicht über wirklich Persönliches

Bei Small Talk auf der Arbeit sprechen Männer laut Artikel eher über Dinge wie Autos oder Computer als über wirklich Persönliches wie die eigenen Gefühle (Öffnet in neuem Fenster). Hmhm … warum sollten Männer, die in ihren Beziehungen in Partnerschaft oder Ehe mit ihren Partnerinnen oder Ehefrauen nicht über ihre Gefühle sprechen, dies im beruflichen Kontakt machen? Oder anders gefragt: Wie sollte es ihnen gelingen, sich selbst mit ihren Gefühlen wahrzunehmen und entsprechend ihre Kommunikation zu gestalten?

❗Möchtest Du auf dem laufenden bleiben? Neue Artikel, Videos und Podcast-Folgen in Dein Postfach.

Frau und Mann sprechen verschieden

Laut Artikel bei der Rundschau sprechen Männer eher direkt aus, was sie sich wünschen, während Frauen dies eher mit einer Botschaft auf der Sachebene (Öffnet in neuem Fenster) wie Es ist kalt im Zimmer machen. Der Artikel stellt damit eine Behauptung auf, die lediglich anhand des Beispiels zur Kommunikation im Beruf erklärt wird. Das ist meines Erachtens ein wenig dünn. Es ist aus meiner Sicht und Erfahrung sogar sehr gewagt, vom Beruflichen auf das Private zu schließen.

Denn im Beruf müssen Arbeitnehmer und Selbständige meistens klar umrissene Anforderungen erfüllen und Lösungen finden. Somit kommt der berufliche Kontext Männern oft entgegen, denn hier ist es durchaus hilfreich und erwünscht, in der Sprache kurz und knapp zu bleiben.

Frau und Mann übersetzen unterschiedlich?

Dass Frauen im Beruflichen eine nüchterne Sprache zugestanden wird, ist laut der zitierten Kommunikationstrainerin als Fortschritt zu werten.

Das würde andererseits bedeuten, dass Frauen sich im Beruflichen an die Sprachgewohnheiten der Männer anpassen. Hmhm … einen Fortschritt kann ich da nicht so ohne weiteres erkennen.

Aus dem vorher Gesagten heraus stellt der Artikel dann die Frage, warum Frau und Mann unterschiedlich übersetzen. Mit dieser Frage kann ich gelinde gesagt nichts anfangen. Denn übersetzen ist eine Verstandesleistung und bei der Kommunikation zwischen Mann und Frau sollte es innerhalb ihrer Beziehungen mehr um Gefühle, Bedürfnisse und Grenzen gehen.

Übersetzen geht in Richtung Interpretieren und Spekulieren oder Codieren und Decodieren (Öffnet in neuem Fenster). Beides sind Verhaltensweisen, die auch durch das 4 Ohren Modell (Öffnet in neuem Fenster) von Friedemann Schulz von Thun Nahrung bekommen. Es ist wohl kaum ein Zufall, dass es aus dem Sender Empfänger Modell (Öffnet in neuem Fenster) heraus entwickelt wurde. Mit der oft geäußerten Forderung, wir müssten Nachrichten entschlüsseln, geht einher, dass ihr euch mit der Interpretation von Nachrichten (Aussagen) öfter irrt als euch wahrscheinlich bewusst ist.

Hormone als Ursache für verschiedene Kommunikation von Mann und Frau

Es ist eigentlich egal, in welchem Zusammenhang das Verhalten von Frauen und Männern untersucht wird. Grundsätzlich gibt es mindestens eine Studie, die belegt, dass die ‘Biologie’ ihren Teil zum Verhalten von Mann und Frau beiträgt.

Dies gilt laut Artikel bei der Rundschau auch für die Kommunikation. Männer sprechen direkt und ‘aggressiv’, weil sie mit dem Hormon Testosteron ‘gesegnet’ sind. Für mich liest sich dies immer so, dass wir Menschen als vernunftbegabte Wesen, die Zugriff auf ihr Verhalten haben, dennoch einem Hormon erliegen. Ich frage mich, wie es einem Hormon gelingen kann, Einfluss auf die Art unseres Sprechens zu nehmen.

Belege für Unterschiede im Sprachstil

Laut Artikel lassen sich unterschiedliche Sprachstile bei Frauen und Männern also belegen. Die Folge dieser Unterschiede sind oft Missverständnisse, die auch entstehen, weil wir angeblich nicht nicht kommunizieren (Öffnet in neuem Fenster) können.

Lob oder Kritik

Missverständnisse entstehen laut der im Artikel zitierten Kommunikationstrainerin oft, wenn es um Lob oder Kritik geht. Diesen Umstand bezieht der Artikel allerdings augenscheinlich auf die Kommunikation im Beruflichen.

Diese Erkenntnis ergab sich aus vielen Gesprächen mit ihren Klienten, so die Trainerin. Leider wird der Begriff Beziehungsebene zur Erklärung eher mit Beziehung an sich gleich gesetzt; auch das ist wenig hilfreich, denn beim Thema Kommunikation hat die Beziehungsebene (Öffnet in neuem Fenster) im 4 Ohren Modell eine wichtige Bedeutung.

Es wird die These aufgestellt, dass Menschen mit indirekter Kommunikation (Es ist kalt im Zimmer anstatt Mach bitte das Fenster zu!) die Beziehung wichtig ist. Da davon die Rede ist, dass Frauen indirekt kommunizieren, wäre Frauen also die Beziehung wichtig und gleichzeitig ein Lob als wertschätzende Rückmeldung.

Auf der einen Seite bin ich mir sicher, dass Männer ebenso gerne wertgeschätzt werden. Im Artikel wird dies mehr oder weniger verneint; Männer, die direkt und kurz formulieren, würden ihr Bedürfnis nach Lob eher gar nicht erkennen.

Auf der anderen Seite ist die Nachricht “Es ist kalt im Zimmer” nicht nur mit indirekter Kommunikation zu verbinden. Es handelt sich vielmehr um überhaupt keine qualifizierte Kommunikation; maximal um eine Behauptung.

Ein Sprachmuster ist nicht gut oder schlecht

Der Artikel (Öffnet in neuem Fenster) führt den Begriff Sprachmuster ein, indem die Kommunikationstrainerin mit folgendem Satz zitiert wird:

Es gibt bei Sprachmustern kein Gut oder Schlecht

Sprachmuster ist ein Begriff, der im Zusammenhang mit Beratung und Verkauf genutzt wird, für eure Beziehungen in Partnerschaft oder Ehe wenig hilfreich ist. Denn es geht in einer Liebesbeziehung nicht darum, etwas zu verkaufen. Es geht um Kontakt und Verständigung durch Kommunikation; darauf solltet ihr euch in eurer Beziehung konzentrieren.

Gute Kommunikation ergibt sich nicht von selbst

Frau und Mann werden nur selten erleben, dass sich die Kommunikation zwischen ihnen einfach ergibt. Die Feststellung im Artikel ist aus meiner eigenen Erfahrung und aufgrund meiner Weiterbildung als wahr zu bezeichnen. Deswegen gibt es ATN.

Deshalb habe man auch im Privaten zwei Optionen: Entweder man wartet Jahr um Jahr darauf, dass Mann endlich versteht, was Frau meint – oder aber man versucht zu übersetzen. Für Margit Hertlein definitiv die lohnenswertere Option.

Der anschließende Rat, zwischen Mann und Frau eine Übersetzung zu versuchen, halte ich wiederum für verfehlt. Die Verantwortung für eine gute Kommunikation liegt beim Sender und beim Empfänger einer Nachricht. Das bedeutet allerdings etwas völlig anderes als hier angedeutet wird. Der Sender sollte beginnen, sich klarer auszudrücken. Der Empfänger sollte sich nach dem Empfang einer Nachricht selbst wahrnehmen und sich selbst merken, anstatt zu spekulieren. Dabei ist es völlig egal, ob Frau und Mann Sender oder Empfänger sind.

Beispiel zur Kommunikation zwischen Mann und Frau

In dem Artikel Frauen reden anders Männer auch (Öffnet in neuem Fenster) wird ebenfalls behauptet, dass sich Frauen bei der Kommunikation zwischen Mann und Frau zurückhaltend äußern und Männer direkt. Auch hier bezieht sich das auf den beruflichen Kontext.

Es findet sich allerdings ein schönes Beispiel für die Kommunikation an sich, welches ich dazu nutzen möchte, zu analysieren, was alles verkehrt laufen kann.

Unter der Überschrift Frauen sind zurückhaltend höflich – Männer oft sehr direkt ihrer Ausdrucksweise heißt es über Frauen:

Statt sich klar zu artikulieren, bevorzugen sie Konjunktive in der Kommunikation, während Männer diesen missverstehen.

Anschließend ist folgende Frage zu lesen:

»Wäre es Ihnen möglich, mir die Unterlagen heute noch vorbeizubringen?«

Und es heißt dann im Artikel:

Für viele Frauen ist das eine höflich gestellte Frage. Für die meisten Männer heißt das jedoch:
“Ich brauche die Unterlagen nicht unbedingt heute. Es geht auch morgen noch.”

Frauen drücken sich demnach nicht klar aus, weil sie mit der Frage »Wäre es Ihnen möglich, mir die Unterlagen heute noch vorbei zu bringen?« mit dem Wort Wäre den Konjunktiv nutzen.

Keine Nachricht

Dazu ist zu sagen, dass eine Frage keine Nachricht im eigentlichen Sinne ist. In meinem Tutorial “Fragen vermeiden (Öffnet in neuem Fenster)” zeige ich auf, wie es als Sender besser geht. Eine Frage beinhaltet nur eine Botschaft; nämlich den Wunsch nach einer Information. Mit einer Frage ist eine klare Botschaft auf der Selbstoffenbarungsebene (Öffnet in neuem Fenster), Appellebene (Öffnet in neuem Fenster) oder Beziehungsebene (Öffnet in neuem Fenster) nicht ausgedrückt.

Kommunikation zwischen Mann und Frau – Fazit

Die Idee, dass die Kommunikation zwischen Mann und Frau sich aufgrund grundsätzlich unterschiedlichen Kommunikationsverhaltens auszeichnet, ist immer wieder mal populär. Doch letztendlich verhindert diese Behauptung mehr als sie ermöglicht.

Kommunikationsverhalten wird meines Erachtens weniger durch das Geschlecht bestimmt. Eine größere Bedeutung kommt der generellen Neigung zu, zu interpretieren. Außerdem spielen die beiden Ausrichtungen Isolation und Konfluenz eine wesentliche Rolle bei der Kommunikation zwischen Mann und Frau.

Bis zum nächsten Mal

Freundliche Grüße

Michael